Eine ungewöhnliche Allianz für die Meeresforschung gehen vier Extremruderinnen und Prof. Dr. Oliver Wurl und Leonie Jaeger vom Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) an der Universität Oldenburg ein. Jana Stahl, Clara Düntsch, Jana Golz und Christiane Kienl bilden das Team "Offshoare" und werden bei der World’s Toughest Row den Atlantik in einem Ruderboot überqueren. An Bord ihres Ozeanruderbootes „Alles Paletti“ werden eine Kamera und verschiedene Messgeräte angebracht, um auf der Reise Daten für die Wissenschaft zu sammeln.
Die vier Frauen wollen beim härtesten Ruderrennen der Welt von den Kanarischen Inseln aus bis in die Karibik etwa 4800 Kilometer zurücklegen. „Wir sind keines der Teams, die nur auf Schnelligkeit aus sind und sich kaum Zeit zum Essen nehmen“, sagt Jana Stahl. „Wir sehen das auch als Expedition. So nah ist man selten am Ozean. Das wollen wir genießen und hoffen natürlich darauf, Wale und Delfine zu sehen.“
Und so wollen sich die vier Ruderinnen auch Zeit nehmen, um unterwegs Messungen für die Wilhelmshavener Forschenden durchzuführen. Prof. Dr. Oliver Wurl und sein Team untersuchen die Oberflächenschicht der Meere – dort wo Ozean und Atmosphäre sich treffen. Diese Schicht ist bis zu 1 Millimeter dick, allgegenwärtig und wie die Haut des Ozeans. Alles, was Ozean und Atmosphäre austauschen – Gase, Wärme, Süßwasser und Partikel – muss diese Schicht passieren. Die Meeresoberflächenschicht bildet unter bestimmten Bedingungen einen schleimartigen Biofilm voller Algen und Mikroben. Dann verändern bestimmte Substanzen die Eigenschaften des Oberflächenfilms, so dass das Licht dort anders reflektiert wird und dadurch die Oberflächenfilme sichtbar werden. Diese sichtbaren Filme werden Slicks genannt. „Alle physikalischen, chemischen und biologischen Prozesse, die an der Grenze zwischen Ozean und Atmosphäre stattfinden, können durch Slicks beeinflusst werden“, sagt Leonie Jaeger, Doktorandin am ICBM. „Wir können nicht von großen Schiffen aus messen, weil sie das Wasser zu sehr verwirbeln und die Slicks zerstören, daher erhoffen wir uns wertvolle Daten vom Team Offshoare.“ Mit einer Kamera an Bord wird das Team eine Fotoserie der Meeresoberfläche aufnehmen, um Slicks zu dokumentieren und ihre Größe, Form und Verteilung zu erfassen. Unterhalb der Wasserlinie wird am Ruderboot eine Sonde angebracht, die kontinuierlich Wassertemperatur und Salzgehalt aufzeichnen wird. Diese Daten werden später zur Auswertung der Fotoserie benötigt, um beispielsweise Veränderungen der Wassermassen nachvollziehen zu können. Mit den Daten eines Windsensors kann später untersucht werden, wie sich verschiedene Windgeschwindigkeiten auf die Bildung von Slicks auswirken und bis zu welcher Windstärke Slicks auftreten.
Der Wettbewerb startete am 14. Dezember auf La Gomera. Dorthin reiste ICBM-Doktorandin Leonie Jaeger, um mit den Ruderinnen die Halterungen zu montieren und die Messgeräte zu installieren. „Wir haben die letzten Handgriffe erledigt. Alles ist bereit für das World’s Toughest Row! Die Spannung und Vorfreude sind im gesamten Hafen deutlich spürbar“, sagt Jaeger.