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20. August 1997   223/97

Biozidberatungsstelle stellt Tätigkeit ein

Oldenburg. "Unter Mangel an Arbeit werden die Biozidexperten auch in den nächsten Jahren nicht leiden." Das sagte der Leiter der Biozidberatungsstelle an der Universität Oldenburg, Dr. Olaf Hostrup, auf einer Pressekonferenz anläßlich der Schließung der Beratungsstelle zum 31. August nach siebenjähriger Pionierarbeit. "Auch wenn in den letzten Jahren viel an Aufklärung und Forschung geleistet wurde, stehen wir heute vor nicht weniger Arbeit als vor sieben Jahren." Das Niedersächsische Sozialministerium plant deshalb die Einrichtung einer Stelle zu Gesundheitsgefahren durch Biozidanwendungen am Landesgesundheitsamt Hannover.

Finanziert wurde die Arbeit der Biozidberatungsstelle durch die Niedersächsische Umweltstiftung. Aufgabe der Beratungsstelle war neben Forschung zu Risiken von Unkraut- und Schädlingsbekämpfungsmitteln die Beratung von BürgerInnen und Institutionen. Seit Einrichtung der Stelle 1990 wurden nahezu 4.000 Beratungen durchgeführt, dabei kamen etwa 70 % der Anfragen von Privatleuten und 30 % von den verschiedensten Institutionen, vom kleinen Unternehmen bis hin zum Ministerium.

Die Verwendung von Bioziden in Innenräumen sei das Hauptproblem, da im Haus die häufig mit verharmlosender Werbung versehenen Produkte in der Regel von Laien verwendet würden, sagte Hostrup. Aufgrund der gefährlichen Eigenschaften der Stoffe müsse besonders bei Anwendungsfehlern mit zum Teil dramatischen Gesundheitsschäden gerechnet werden. Nach einer kürzlich erschienenen Studie, die unter der Leitung von Hostrup entstand, sind heute bereits mehr als die Hälfte aller Haushalte mit Biozid-Rückstanden belastet. "Diese Befunde sind besonders erschreckend, weil der weitaus größte Teil der Biozideinsätze in Innenräumen Tieren gilt, die kein besonderes gesundheitliches Risiko darstellen.", stellte der Biologe fest.

Gesetzliche Regelungen zur Anwendung von Bioziden im Wohn- und Arbeitsbereich seien notwendig, um diese untragbare Situation aufzuheben, betonte Hostrup und fordert eine dramatische Einschränkung der Verwendung von Bioziden und ein vollständiges Verbot der Anwendung durch Laien. Statt dessen müßten qualifizierte SchädlingsbekämpferInnen verfügbar sein, deren primäre Aufgabe in der Beratung und nur in Ausnahmefällen in der Anwendung von Bioziden bestehe. Ausreichende und sinnvolle Beratung über die möglichen Gefahren sei trotz vorhandener gesetzlicher Regelungen auch im landwirtschaftlichen Bereich notwendig. Die Umweltmedizin habe sich in den letzten Jahren zwar rasant entwickelt, dennoch sei die richtige Diagnose und Behandlung nach wie vor sehr davon abhängig, an wen sich der Patient wende.

Kontakt: Dr. Olaf Hostrup, Informationsdienst Pestizide und Gesundheit, Tel.: 0441/798-3777, -3787, Fax: 0441/798-3777, -3791, e-mail: hostrup@biologie.uni-oldenburg.de

(Stand: 19.01.2024)  | 
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