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Gerd Gülker

 

2. November 1998   314/98

Laseroptik zum Schutz der 2000 Jahre alten Terrakotta-Armee

Oldenburg. Physiker der Universität Oldenburg führen derzeit laseroptische Untersuchungen an Fragmenten von etwa 2000 Jahre alten chinesischen Tonkriegerfiguren durch. Die aus dem Anfang des ersten Jahrhunderts v. Chr. stammenden Figuren sind Grabbeigaben für den ersten chinesischen Kaiser. Der als "Terrakottaarmee" bekanntgewordene Fund stellt seit seiner Entdeckung im Jahr 1974 die größte archäologische Sensation dieses Jahrhunderts dar: die Tonkriegerarmee des ersten Kaisers besteht aus mehr als 7000 lebensgroßen Tonsoldaten, 600 Pferden und, ehemals, 100 hölzernen Wagen.

Allerdings gehen dramatische Entwicklungen mit der Ausgrabung einher: die seit 2000 Jahren in feuchtem Lößboden lagernden, großzügig bemalten Figuren trocknen sofort nach der Freilegung aus, die einmaligen und unwiederbringlichen historischen Farbschichten rollen auf und lösen sich oft bereits in Minutenschnelle vom Untergrund ab. Aufgrund dieser Entwicklungen wurde der Ausgrabungsprozeß mittlerweile gestoppt.

In einem vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) geförderten Projekt erforschen Wissenschaftler der Arbeitsgruppe "Angewandte Optik" der Universität Oldenburg, zusammen mit dem Landesdenkmalamt in München, der Materialprüfungsanstalt in Bremen und in Kooperation mit dem Museum der Terrakottaarmee in Lintong (China) Möglichkeiten zum Erhalt dieser archäologischen Besonderheit. Leiter des Projekts ist der Oldenburger Physiker Dr. Gerd Gülker. Ziel der gemeinsamen Bemühungen ist es, die gefährdeten Farbschichten zu konservieren und vor dem Austrocknen zu schützen. Die Oldenburger Physiker werden dazu in den kommenden drei Jahren ein lasergestütztes Meßverfahren basierend auf der Methode der Holografie einsetzen.

Die Untersuchungen werden größtenteils unter einer künstlichen, sehr feuchten Bewitterung durchgeführt. Das Meßverfahren registriert kleinste Veränderungen und Bewegungen in den Farbschichten von weniger als einem Tausendstel Millimeter, lange bevor sichtbare und bleibende Schäden auftreten. Neuartige und speziell entwickelte Konservierungsmittel und -technologien, die ein Aufrollen und Ablösen der Farben verhindern sollen, können so sehr schnell auf ihre Wirksamkeit und Dauerhaftigkeit überprüft werden. Die Oldenburger Wissenschaftler sind daher zuversichtlich, mit ihren Arbeiten einen Beitrag zum Erhalt dieses kulturgeschichtlich einmaligen Fundes leisten zu können.

Kontakt: Dr. Gerd Gülker, Fachbereich Physik, Tel.: 0441/798-3511, Fax: 0441/798-3201,
e-mail:

(Stand: 19.01.2024)  | 
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