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13. Juni 2000 163/00
Pragmatischer Visionär: Bibliotheksdirektor Hermann Havekost geht in den Ruhestand
Oldenburg. Hermann Havekost, der erste Direktor der Oldenburger Universitätsbibliothek, geht nach 26 Jahren Aufbauarbeit in den Ruhestand. Am 14. Juni, anlässlich einer nach Oldenburg einberufenen Tagung des Deutschen Bibliotheksverbandes, verabschieden sich Universitätsöffentlichkeit, Fachwelt und Mitarbeiterschaft von einem Bibliothekar, der wie kaum ein anderer den Veränderungsprozess seines Berufsstandes in Deutschland verkörpert. Präsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch erklärte, der pragmatische Visionär habe mit seinen kompromisslosen Durchsetzungsstrategien die Bibliothek zu einem national wie international sehr guten Standard geführt.
Havekost studierte Jura in Mainz und war zunächst als Verlagskaufmann und Rechtsanwalt tätig, bevor er in den Bibliotheksdienst Bremens eintrat, wo er nach dem Referendariat 1968 Abteilungsleiter der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen wurde. 1974 bewarb er sich er folgreich um die Direktorenstelle in Oldenburg.
Aus der kleinen Bibliothek der Pädagogischen Hochschule, aus der die gerade gegründete Universität hervorgegangen war, entwickelte Havekost einen modernen Dienstleistungsbetrieb. Schon in den Anfängen wurde dieser Aufbau konsequent mit Hilfe der EDV bewerkstelligt. Auch gegen den Widerstand des Personals setzte er moderne Formen der Arbeitsorganisation durch, die heute keiner mehr missen möchte. Nach jahrelangen Vorbereitungen nahmen seine Planungen Anfang der 80er Jahre auch architektonische Gestalt an. Es entstand ein Neubau, an dessen benutzerfreundlichen Planung er wesentlich teil hatte und dessen Atmosphäre bis zum heutigen Tage etwas Unverwechselbares ausstrahlt. Unter einem Dach befinden sich hier nicht nur die traditionelle Universitätsbibliothek, sondern auch ein Verlag, das Druckzentrum und Studios für die Medienproduktion. Das "Bibliotheks- und Informationssystem" (BIS) sollte nach seinen Vorstellungen von vornherein auf eine solche Synthese hinauslaufen. Alle Neuerungen der Informationstechnik fanden hier sehr schnell Eingang.
Aber Havekost war nicht nur ein pragmatischer Visionär, sondern auch ein Praktiker, der sich sogar darauf verstand, als Programmierer eigene Problemlösungen zu finden. In den letzten Jahren seines Wirkens engagierte er sich auch intensiv für den Multimedia-Einsatz in Lehre und Forschung und begann dafür technische Dienstleistungen aufzubauen.
Beispielhaft auch seine Rolle als Verleger. Eher als viele Andere sah er seine Funktion nicht nur darin, das Wissen der Welt an Studierende und Lehrende über Medien zu vermitteln, sondern auch darin, die Beiträge der Oldenburger Wissenschaft nach außen weiterzugeben. So gründete er den BIS-Verlag, in dem seit 1980 etwa 1000 Titel erschienen sind.