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05. Februar 2007 041/07 Studium und Lehre
80 Prozent der Studierenden wünschen sich eine Zukunft mit Kindern und Beruf
Experten fordern bessere Unterstützung für studierende Eltern
Oldenburg. 80 Prozent der Studierenden wünschen sich eine Zukunft mit Kindern und Beruf, 44 Prozent denken dabei an zwei Kinder – so eine Studie des Deutschen Studentenwerks. Die Verwirklichung des Wunsches rückt dann aber offensichtlich für viele in weite Ferne: Die Studienabbrecher-Studie des Hochschul-Informations-Systems HIS (2002) belegt, dass gerade Studierende mit Kind ein erhöhtes Risiko tragen, ihr Studium abzubrechen. Mit diesen Ergebnissen und ihren Konsequenzen beschäftigten sich rund 80 TeilnehmerInnen der Tagung „Studieren mit Kind. Herausforderung für Hochschulen und Standort. Daten - Fragen - Perspektiven“, die am 2. Februar in der Universität Oldenburg stattfand, und zu der HochschulvertreterInnen aus der gesamten Bundesrepublik und aus Österreich gekommen waren.
Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe (Universität Gießen) betonte, dass auch nach Abschluss des Studiums die Entscheidung häufig gegen Kinder ausfalle. Zunächst sei dies vielleicht gewollt, weil es erst mal um den Karriereaufbau gehe; im weiteren Verlauf komme es dann aber nicht selten zu ungewollter Kinderlosigkeit. Ausbildungszeiten seien – so kritisierte die Gießener Professorin mit Blick auf die Hochschulen – nicht für Familiengründung vorgesehen.
Bestätigt wird dies durch Untersuchungen an der Universität Oldenburg und an der Humboldt-Universität Berlin sowie durch Berichte aus anderen Universitäten: „Kinderziehung und Studium zusammenzubringen ist ein permanenter Balanceakt an der Grenze der Überforderung“, sagte die Erziehungswissenschaftlerin und Leiterin der Tagung, Prof. Dr. Heike Fleßner. Hauptproblem für studierende Eltern sei häufig der Bedarf an flexibler, campusnaher Betreuung – insbesondere für Kinder unter drei Jahren. Spezifische Beratungsangebote, so ein weiteres Problem, werden von studierenden Eltern häufig als unübersichtlich wahrgenommen. Die ExpertInnen kritisierten zudem scharf die drastische Kürzung der finanziellen Unterstützung für studierende Eltern durch die Ablösung des zweijährigen Erziehungsgeldes durch das einjährige Elterngeld. Hier bestehe dringender sozialgesetzlicher Korrekturbedarf.
Nach Auffassung der TagungsteilnehmerInnen sollten sich Hochschulen in ihrer Ausstattung (auch) als Orte für Kinder präsentieren – dies reiche von der gut ausgestatteten Spielecke über Still- und Wickelräume bis zu Eltern- und Kindzimmern mit Internetanschluss, wie sie bereits in Gießen und Wien vorhanden sind. Als weiteres gelungenes Beispiel gilt die Kindertageseinrichtung an der Hochschule Bremen, die ganztags geöffnet ist und von Studierenden flexibel und preiswert je nach Semesterstundenplan für 12 Stunden pro Woche genutzt werden kann. „Es gibt solche positiven Beispiele – leider sind es aber noch viel zu wenige“, sagte Fleßner.
Anlässlich der Oldenburger Tagung unterstrich Niedersachsens Wissenschaftsminister Lutz Stratmann die Bedeutung von Betreuungsangeboten: „Wir wollen, dass junge Mütter und Väter studieren, und dass junge Menschen, die studieren, auch während des Studiums Kinder bekommen können und ihr Studium nicht abbrechen müssen. Um Studienschwierigkeiten oder ein `ungewollt´ längeres Studium zu vermeiden, ist neben der Studienfinanzierung und der Studienorganisation insbesondere die Sicherstellung eines an den Bedürfnissen ausgerichteten flexiblen Kinderbetreuungsangebots von entscheidender Bedeutung. Dies gilt umso mehr für allein erziehende Studierende.“
Der Oldenburger Universitätspräsident Prof. Dr. Uwe Schneidewind unterstrich den Bedarf „intelligenter Kooperationen“ mit lokalen Bündnispartnern, um die benötigte öffentliche Kinderbetreuung zu schaffen. Außerdem betonte er die Notwendigkeit einer Organisationskultur, die studierende Eltern willkommen heiße.
An der Universität Wien, berichtete Karoline Iber, sei das Thema „Studieren mit Kind“ Chefsache: Das von ihr repräsentierte Kinderbüro ist im Rektorat angesiedelt. Die Interessen studierender Eltern müssten - so die Forderung Ibers - auf allen Ebenen, einschließlich der Finanzsteuerung der Universität, Beachtung finden.
Weitere Meldungen zu genannten Personen
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