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26. Mai 2008 216/08 Wissenschaftliche Tagung
Offenheit des Denkens
Internationaler Workshop "Die Zeitschrift ,Die Wandlung’ als frühes Zeugnis für Jaspers’ politisches Denken"
Oldenburg. Die Zeitschrift "Die Wandlung" war Gegenstand des internationalen Workshops "Die Zeitschrift ,Die Wandlung’ als frühes Zeugnis für Jaspers’ politisches Denken", der an der Universität Oldenburg mit WissenschaftlerInnen aus Birmingham, Istanbul und Bukarest im Rahmen des Jaspers-Jahres stattfand.
"Die Wandlung" war eines der wichtigsten Medien für einen demokratischen Neubeginn in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Gegründet wurde die Zeitschrift 1945 von dem Philosophen Karl Jaspers, dem Politikwissenschaftler Dolf Sternberger, dem Romanisten Werner Krauss und dem Soziologen Alfred Weber. Sie war eine der ersten deutschen Zeitschriften, die von der amerikanischen Besatzungsmacht zugelassen wurde. In den vier Jahren ihres Bestehens schrieben unter anderem Hannah Arendt, Bertolt Brecht, Jean Paul Sartre und Albert Camus in der Zeitschrift. Thomas Mann erwähnte in einem Brief, dass "Die Wandlung" "das Beste, Eindeutigste, moralisch Mutigste" sei, was ihm aus dem neuen Deutschland bisher unter die Augen gekommen sei.
Der internationale Workshop legte anhand ausgewählter Themen die Diskussionen dar, die damals in "die Wandlung" geführt wurden – mit teils heute noch aktuellen Bezügen. Schwerpunkt war unter anderem die Idee der Erneuerung der deutschen Universität, die Dr. Matthias Bormuth in seinem Vortrag: "Wandlung als Erneuerung der Universität nach 1945. Jaspers und die Medizin im Dritten Reich" fundiert darlegte. Prof. Dr. William Dodd von der University of Brimingham beschäftigte sich mit der "antifaschistischen Sprachkritik der ersten Stunden" und verglich in seinem Vortrag "das Wörterbuch des Unmenschen" von Dolf Sternberger mit Victor Klemperers Sprachanalysen. Die Diskussion um die Schuldfrage stand im Mittelpunkt des Vortrages von Prof. Dr. Antonia Grunenberg.
Der Neuanfang der Bundesrepublik und somit die Wiedergewinnung der Freiheit erfolgte aus Jaspers’ Perspektive nur durch einen öffentlichen Diskurs, von dem niemand ausgeschlossen sein konnte. Dies verdeutlichte der Vortrag "Welt und Geschichte – Überlegungen zum Neuanfang: Jaspers und die beiden Webers" von Dr. Georg Stauth von der Universität Bielefeld. Ebenfalls mit der von Jaspers geforderten Offenheit des Denkens setzte sich der Vortrag "Zur abgebrochenen Marxismusdiskussion zwischen Krauss, Jaspers und Sternberger" von Prof. Dr. Martin Vialon (Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin / Yeditepe Universität Istanbul) auseinander.
Der internationale Workshop dokumentierte, wie sich "die Wandlung" – wie von Japsers gefordert – zu einem Gesprächsforum der sittlich-politischen Erneuerung entwickelte.
ⓘ | : www.jaspersjahr2008.de |
ⓚ | Kontakt: Prof. Dr. Reinhard Schulz, Tel.: 0441/798-4402, E-Mail: reinhard.schulzuni-oldenburg.de |