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Michael Sommer

30. November 2020   201/20    Forschung

Die Stadtgesellschaft Palmyras besser verstehen

Neues DFG-Projekt zur antiken Handelsstadt

Oldenburg. Wie lässt sich die Gesellschaft der antiken Handelsstadt Palmyra verstehen – eher als griechisch-römische Polis oder als Stammesgesellschaft? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Historiker Prof. Dr. Michael Sommer, Hochschullehrer für Alte Geschichte an der Universität Oldenburg, in seinem Forschungsprojekt „Prosopographia Palmyrena. Grundlagen einer sozialen Morphologie Palmyras“. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt über einen Zeitraum von drei Jahren mit 195.000 Euro.

In ihrer Untersuchung Palmyras nehmen Sommer und sein Team insbesondere die Stadtelite in den Blick. Sie untersuchen, welche Personen dazu zählten und wie diese sich vom Rest der palmyrenischen Gesellschaft abgrenzten. Darüber hinaus wollen die Experten herausfinden, wie die Angehörigen der palmyrenischen Elite untereinander und mit anderen Eliten verflochten waren. Zu diesem Zweck werden etwa 3.000 Inschriften analysiert, insbesondere Grabinschriften und Ehreninschriften, die auf Monumenten zur Ehrung einer Person angebracht waren. Diese Texte decken einen Zeitraum von 300 Jahren bis zum Ende des 3. Jahrhunderts nach Christus ab. Das Forschungsteam möchte daraus Informationen über Lebensdaten, Berufe, Verwandtschaftsbeziehungen und den sozialen Status der Stadtbewohner gewinnen. Die Ergebnisse werden in einer Datenbank zusammengetragen und mit geographischen Daten verknüpft.

Sommers Ziel ist es, gängige Konzepte von Romanisierung – also der Übernahme römischer Kultur in andere Zivilisationen – auf den Prüfstand zu stellen. Palmyra gehörte ab dem Ende des 1. Jahrhunderts nach Christus zum Römerreich, unterhielt jedoch auch gute Beziehungen zum Partherreich, das in den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus das iranische Hochland und Mesopotamien dominierte. So konnte ein Einwohner Palmyras gleichzeitig römischer Bürger und Mitglied eines Stammes aus der Steppe sein. Entsprechend unterschiedlich ordnen Historiker die Stadtgesellschaft ein: Die einen sehen sie eher als Polis, also als halbautonomen Stadtstaat nach römischem Vorbild, der von Honoratioren geführt wird – Bürger, die aufgrund ihres Grundbesitzes und Reichtums gesellschaftliche Macht erlangten. Andere sehen Palmyra eher als Stammesgesellschaft, in der vor allem Verwandtschaftsbeziehungen darüber entschieden, wie viel Macht einzelne Bürger hatten. Sommers These: Palmyra als Städteanomalie vereint Elemente beider Gemeinschaftsformen. Dies gilt es zu überprüfen.

Bestandteil des Forschungsprojekts ist auch ein internationaler Workshop. Unter dem Titel „Prosopography in the Digital Age“ werden sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Hanse-Wissenschaftskolleg Delmenhorst über digitale Methoden bei der Untersuchung gesellschaftlicher Gruppen austauschen.

Weblinks

Kontakt

Prof. Dr. Michael Sommer, Tel.: 0441/798-4647, E-Mail:

(Stand: 19.01.2024)  | 
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