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19. August 1997 222/97
Zurück an die Basis
Oldenburg.Wenn dieses Jahr die Kinder eingeschult werden, ist unter den Lehrkräften auch eine "freiwillige Helferin". Die Oldenburger Hochschullehrerin für Pädagogik Prof. Dr. Astrid Kaiser, selbst ausgebildete Lehrerin mit zehn Jahren Schulpraxis, will sich wieder an die Basis begeben und selbst die Fächer Sachunterricht und Musik im ersten Schuljahr unterrichten. Hintergrund ihres freiwilligen Einsatzes ist der von ihr geleitete Schulversuch "Soziale Integration in einer jungen- und mädchengerechten Grundschule".
Kaiser begründet ihren ungewöhnlichen Schritt damit, daß sie als Wissenschaftlerin nicht die Lehrkräfte an den Versuchsschulen "beforschen" wolle, sondern gemeinsam mit ihnen herausfinden wolle, welche Methoden geeignet seien, dem Ziel der Gleichberechtigung tatsächlich Rechnung zu tragen.
Der Schwerpunkt des dreijährigen Schulversuchs liegt im Raum Oldenburg und besteht aus einem komplexen Versuchsprogramm mit Erprobung des an der Universität Oldenburg entwickelten Konzepts kommunikativen Sachunterrichts und diverser pädagogischer Maßnahmen einer differenzierten Koedukationspraxis ab dem ersten Schuljahr sowie Supervisionen, Elternbildungsarbeit und LehrerInnenfortbildung an den Versuchsschulen. Beteiligt sind vier Schulen, die Grundschule Edewechterdamm, die Grundschule Friedrichsfehn, die Grundschule Huntlosen und die Röwekampschule in Oldenburg. Finanziert wird der Schulversuch durch das Niedersächsische Kultusministerium und das Bundesforschungsministerium (BMFT).
Kaiser will den "Rollenwechsel" auch für die Universität fortsetzen. Nicht sie schreibt Beurteilungen über Studierende, sondern studentische Hilfskräfte schreiben Protokolle über den Unterricht ihrer Professorin und machen Videoaufnahmen, die in den Fortbildungen zum Projekt von den beteiligten Lehrkräften analysiert werden. Von dieser Methode verspricht sich die Oldenburger Pädagogin auch mehr Ertrag für die wissenschaftliche Begleitung. Kaiser: "Wenn ich selbst unterrichtet habe, kann ich unsere Forschungsergebnisse besser beurteilen."
Die Unterrichtsmaterialien sollen nach der Erprobung allen Schulen in Niedersachsen zugänglich gemacht werden. Die Materialien für den Sachunterricht sind mittwochs zwischen 16.00 und 18.00 Uhr in der der Lernwerkstatt Sachunterricht der Universität (Standort Uhlhornsweg A4-1-117) schon zu Beginn des Schuljahres einzusehen.
Kontakt: Prof. Dr. Astrid Kaiser, Tel. 0441/798-2032, e-mail: