Geschichtsbewusstsein in Wort und Bild
Geschichtsbewusstsein in Wort und Bild
Rezensionen & Essays
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Jannis Stöver: Anspruch und Umgang mit historischen Darstellungen in Graphic Novels
Beim Comic wie auch bei der Graphic Novel handelt es sich um eine Schöpfung aus zwei Kunststilen. Sowohl Zeichnerisches als auch Literarisches überschneiden sich. Durch die Vermischung zweier gegensätzlicher Kunststile wird eine Symbiose eingegangen: Zum einen werden Worte gelesen, die bei Verständnisproblemen nachgeschlagen werden können. Bilder dagegen sind für den Leser in ihrer Bedeutung vielschichtig interpretierbar. Beide ergänzen sich, indem das im Text nicht Ausgedrückte im Bild verständlich wird. Wiederum wird Abstraktes verbildlicht und Gesehenes durch Geschriebenes verstärkt. In dieser zweifach formulierten Sprache durch Wort und Bild entsteht eine vom Verfasser geschaffene Wirklichkeit.
Der Leser kann beim Lesen der Comics von einem Vorteil profitieren: Zum Verständnis des jeweiligen Kontextes kann er jederzeit auf die vorhergehenden und umliegenden Panels (einzelne Bilder) zurückgreifen. Worte wie Bilder haben ihre je eigenen Funktionen, um eine Geschichte zu erzählen. In Bezug auf die Geschichtsdarstellung im Comic funktionieren die zeichnerischen Darstellungen als bildlicher Speicher von Erinnerungen. Vergleichbar mit der Fotografie, bei der es sich um das Festhalten von Momentaufnahmen handelt. Texte sind wiederum wie Erinnerungsstützen zu betrachten.
Graphic Novels halten nicht nur Erinnerungen fest, sondern nutzen auch darstellerische Mittel, die gleichsam symbolisch für Vergangenes stehen. In schwarz-weiß gehaltenen Zeichnungen zeugen sie wie alte, zweifarbige Fotografien von einem Archiv- und Dokumentationscharakter. Durch die schlichten und zweifarbigen Zeichnungen werden ehrlichere und direktere Konturen festgelegt als in Farbdarstellungen. Der Historiker Ole Frahm stellt die Schwarz-Weiß-Darstellung in einen Zusammenhang mit Geschichte. Er betrachtet sie als Farbe des Archivs. Hierfür unterscheidet er beide Farben mit unterschiedlichen Bedeutungen: Weiß wird als eingefasste Fläche wie der Himmel oder eine Maske betrachtet, schwarz als das Erzählte bzw. Erinnerte.