Was ist eigentlich Versorgungsforschung? Wie funktioniert Gesundheitsversorgung und wie kommen neue Therapien und Behandlungsmethoden in die Praxis? Antworten auf diese und viele weitere Fragen erhielten Interessierte am 16. August 2024 am „Tag der offenen Tür“ im Department für Versorgungsforschung. An die 60 Besucher*innen folgten der Einladung von Departmentdirektor Prof. Mark Schweda und seinen Kolleg*innen in das Gebäude V04 am Campus Haarentor. Hier gab es den ganzen Nachmittag über die Möglichkeit, sich bei den verschiedenen Abteilungen und Arbeitsgruppen über den aktuellen Stand der Forschungsprojekte zu informieren. Das Programm war breit gefächert: Neben Vorträgen, Ratespielen, Poster- und Fotoausstellungen konnten die Gäste auch das Pflege- und Ganglabor besichtigen sowie einen Prototypen einer Mess- und Trainingsstation für ältere Menschen ausprobieren.
Von Robotern, Stolperfallen und anderen Schwierigkeiten
Vor allem die Vorträge von Professor*innen des Departments zu Themen wie „Das Haus, das krank macht? - Infektionsrisiken im Krankenhaus digital erkennen“ von Prof. Antje Wulff, „No risk, no fun? Wie Risikoeinstellungen und Gesundheit zusammenhängen“ von Prof. Lars Schwettmann oder „Altersfreundliche Städte: Oldenburger Perspektiven“ von Prof. Katrin Boerner nutzten Interessierte, um sich zu den unterschiedlichen Themengebieten zu informieren. Zum Anfassen und Ausprobieren war auch einiges dabei: Mitarbeitende der Gruppe robotische Assistenzsysteme im Pflegelabor zeigten, wie Pflegende technisch unterstützt werden können, um die körperliche Belastung in dem Berufsfeld zu reduzieren. Hierfür nutzen sie einen speziell für diese Tätigkeit programmierten Roboter, der zum Beispiel beim Aufrichten von Patient*innen in Pflegebetten hilft. Mit Hilfe einer androiden Roboter-Patientin werden diese Einsätze simuliert und ausgewertet. Im Ganglabor, das mit einem speziellen Laufband und technischem Equipment ausgestattet ist, können die Mitarbeitenden der Abteilung Geriatrie die körperliche Leistungsfähigkeit und individuelle Gangsicherheit von älteren Menschen erfassen. Am Tag der offenen Tür stellten Michel Hackbarth und Jessica Koschate-Storm die Forschung zu diesem Thema vor. Die Besucher*innen konnten das Perturbationslaufband ausprobieren und die simulierten Störungen beim Laufen, etwa durch plötzliches Stoppen des Bandes oder einen leicht wankenden Untergrund, selbst erfahren.
Informationen zur eigenen Gesundheit verstehen und nutzen
Auch beim „Self-Assessment mit digitaler Unterstützung“ der Nachwuchsgruppe „Ernährung und Funktionalität im Alter“ ging es darum, den eigenen physischen und psychischen Trainingsstand durch ausgewählte Übungen zu überprüfen. Die Station bietet in Kombination mit einer App außerdem die Möglichkeit, gezielt zu trainieren und die eigene Ernährung, beispielsweise durch ein Ernährungstagebuch, zu optimieren. Wer sich weiter körperlich betätigen wollte, konnte unter Anleitung die „Square Stepping Excercise“ ausprobieren. Das ist eine neue evidenzbasierte Übung aus Japan, die der Sturzprävention dient und dabei an ein altes Kinderspiel mit Hüpfkästchen auf der Straße erinnert: Auf einer Matte mit zehn Reihen von jeweils vier Quadraten werden erst einfache, dann immer schwierigere Kombinationen aus Schritten vorwärts, seitwärts und rückwärts ausgeführt. Bei Senior*innen soll so die körperliche und geistige Fitness gesteigert werden.
Zwischen den einzelnen Stationen und Vorträgen gab es zudem die Gelegenheit, die Abteilungen des Departments in Form von Poster-, Film- und Fotoausstellungen kennenzulernen. Das umfassende Veranstaltungsprogramm zeigte, wie die Wissenschaftler*innen der Oldenburger Versorgungsforschung den medizinischen Alltag mit seinen vielfältigen Facetten untersuchen, dabei auch die Patient*innenperspektive berücksichtigen und stets das Große und Ganze – die Optimierung der Funktionsweisen des Gesundheitssystems – nicht aus dem Blick verlieren.
Zum Department für Versorgungsforschung
Die Versorgungsforschung ist eine noch recht junge Disziplin an der Universität Oldenburg – sie wurde nach Gründung der Fakultät VI Medizin und Gesundheitswissenschaften 2012 neben der Neurosensorik als zweiten Forschungsschwerpunkt gegründet. Seitdem zeichnet sie sich besonders durch ihre interdisziplinäre und fachliche Breite aus. Zu ihren Abteilungen gehören Assistenzsysteme und Medizintechnik, Ambulante Versorgung und Pharmakoepidemiologie, Ethik in der Medizin, Allgemeinmedizin, Geriatrie, Big Data in der Medizin, Gesundheitsökonomie, Künstliche Intelligenz in der Gesundheit, Pflegewissenschaft, Präventions- und Rehabilitationsforschung. Zudem zählt das Cross-Border Institute of Healthcare Systems and Prevention (CBI) und das Oldenburger Forschungsnetzwerk für Notfall- und Intensivmedizin (OFNI) zum Department für Versorgungsforschung. Mittlerweile zählt das Department an die 100 Mitarbeitende und bildet damit eine der größten Forschungseinrichtungen im Bereich Versorgungsforschung in Deutschland. Zudem gibt es seit 2021 auch einen eigenen Masterstudiengang Versorgungsforschung.
(Petra Wilts)