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Carolin Becklas im Kurzinterview
Wir sprechen heute über Open Science - ein Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt und viel diskutiert wird. Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen?
Als ich 2020 meinen ersten Verlagsvertrag unterschreiben und die Rechte an meinem Text an einen gewinnorientierten Verlag übertragen sollte, begann ich, mich intensiver mit Alternativen für die Publikation auseinanderzusetzen. Mir wurde schnell bewusst, dass viele wissenschaftliche Arbeiten hinter Paywalls von Verlagen verschwinden und so für viele Forschende und die Gesellschaft unzugänglich bleiben. Seitdem publiziere ich meine Texte Open Access und setze mich aktiv für offene Wissenschaft ein. Deshalb arbeite ich auch seit Mitte 2023 als Projektmitarbeiterin im open-access.network, wo ich Informationsmaterialien zu Open Access und Open Science erstelle.
Was verbirgt sich hinter Ihrer Initiative bzw. Ihrem Projekt und wie trägt es konkret zur Förderung von Open Science bei?
Mein Engagement für mehr Open Science gliedert sich in drei Bereiche: Erstens bin ich selbst Wissenschaftlerin und publiziere meine Arbeiten zu der Frage, wie der Klimawandel in digitalen Spielen gamifiziert wird, unter Open Access-Bedingungen. Es ist mir ein besonderes Anliegen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse für alle frei zugänglich sind – unabhängig von Zeit, Ort oder institutioneller Anbindung. Auch in meiner Lehre setze ich daher gezielt auf offene, frei verfügbare Materialien. Zweitens bin ich Mitgründerin des Forschungskollektivs oldengame, in dem wir auf Transparenz und Partizipation setzen. Wir organisieren öffentliche Veranstaltungen, die den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft fördern – offen für alle, ob mit oder ohne akademischen Hintergrund. Und drittens arbeite ich im open-access.network, einer vom BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) geförderten Informations- und Vernetzungsplattform rund um Open Access. Hier erstelle ich sowohl textliche als auch nicht-textliche Informationsmaterialien, die nicht nur frei zugänglich, sondern darüber hinaus für die Nachnutzung konzipiert sind.
Welchen (wissenschaftlichen) Anspruch verbinden Sie persönlich mit Open Science und wie manifestiert sich dieser konkret in Ihrer täglichen Arbeit?
Mein Anspruch an Open Science ist, Wissen nicht nur zu produzieren, sondern auch so aufzubereiten, dass es für alle zugänglich, verständlich und nachnutzbar ist. Außerdem ist es mir wichtig, dass Wissenschaftler*innen wieder mehr Kontrolle über den Publikationsprozess gewinnen, anstatt von profitorientierten Verlagen abhängig zu sein. Forschende weltweit sollen die Möglichkeit haben, ihre Ergebnisse frei zugänglich zu machen – ohne hohe Gebühren zahlen oder ihre Rechte an Dritte abtreten zu müssen. Im open-access.network erstelle ich daher Informationsmaterialien, die Forschende dabei unterstützen, Open Access nachhaltig in ihre Publikationspraxis zu integrieren.
Wie sähe eine ideale Open Science-Welt für Sie aus?
Eine ideale Open Science-Welt wäre eine, in der wissenschaftliche Erkenntnisse für alle frei zugänglich und nachnutzbar sind. Publikationen, Forschungsdaten und Methoden würden offen geteilt werden, sodass Wissenschaftler*innen weltweit voneinander profitieren und kollaborativ arbeiten können. Das wissenschaftliche Publizieren läge wieder stärker in den Händen der Forschenden selbst, unabhängig von profitorientierten Verlagen und ohne hohe Gebühren. Und schließlich Wissenschaft und Gesellschaft in dieser idealen Open Science-Welt enger miteinander im Austausch zusammenarbeiten, um gemeinsam Lösungen für globale Herausforderungen zu entwickeln.
Abschließend: Welchen Ratschlag haben Sie für Open Science-Neulinge?
Überlegt während eurer wissenschaftlichen Arbeit, wie ihr eure Ergebnisse offen zugänglich und leicht nachnutzbar machen könnt – davon profitieren nicht nur diejenigen, die sich für eure Arbeit interessieren, sondern auch ihr selbst. Nutzt Tools wie B!SON oder oa.finder, um geeignete Open Access-Publikationsorgane für eure Arbeit zu finden. Entscheidet euch, wenn möglich Diamond Open Access, also Journals, die weder für Autor*innen noch für Leser*innen Gebühren erheben. Wenn ihr Fragen habt, wendet euch an eure Universitäts- oder Hochschulbibliothek. Dort sitzen Expert*innen, die euch gerne beraten und wertvolle Ressourcen mit euch teilen.