• Wie kann man den Schall am Ohr so verstärken, dass es doppelt so laut erscheint - ganz ohne Elektronik?
• Was ist der kleinste Unterschied zwischen beiden Ohren, den man soeben hören kann?
• Und was passiert, wenn man die Ohren vertauscht?

Diese und noch weitere Fragen zum Hören mit zwei Ohren kann man praktisch am "inversen Hörthron" selbst herausfinden - geöffnet 24/7 vor dem Nessy-Gebäude der Universität Oldenburg im Küpkersweg 74!

Im Video erläutert Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier die Funktionsweise.

1. Exponentialtrichter: Diese Trichterform kennt man vom Grammophon oder der Posaune, weil sie akustisch besonders günstig ist - auch wenn der Trichter beim Hörthron andersrum betrieben wird: Der auf die große Eingangsfläche des Hör-Trichters einfallende Schall wird auf die kleine Fläche am Ausgang übertragen. Das klappt am besten - und bei der Exponentialform mit den geringsten Verlusten - bei hohen Frequenzen. Beim Hörthron wird die Fläche um etwa den Faktor 100 verringert - und die Schallintensität um denselben Faktor vergrößert, was einem Gewinn von 10 dB entspricht. Das ist zienlich genau eine Verdoppelung der wahrgenommenen Lautheit - mit Hörthron klingt also alles doppelt so laut! Bitte ausprobieren!
    
2. Variabler Abstand zwischen den Ohren: Menschen haben einen Ohrabstand von ca. 16 cm und können einen Winkelunterschied von ca. 1 Grad auflösen - das entspricht einem Zeitunterscheid zwischen den Ohren von gerade mal 20 µs (20 mal dem Millionsten Teil einer Sekunde), unglaublich!!! Wenn der Abstand zwischen den Ohren vergrößert wird,  steigt im gleichen Maß der Zeitunterschied an, der zwischen den Ohren beim Schalleinfall aus einer bestimmten Richtung auftritt: Wenn wir den Unterschied zwischen den Trichtern des Hörthrons auf das zehnfache des Ohrabstands, d.h. über 1,6 m vergrößern, können wir den kleinsten hörbaren Winkelunterschied daher um das Zehnfache verbessern! Bitte ausprobieren!
    
3. Richtungstauscher: Wenn der Schall von der linken Seite auf das rechte Ohr und umgekehrt gelenkt wird, nehmen wir den Schall genau von der Gegenseite wahr: Ein Auto, das von links nach rechts am inversen Hörthron vorbeifährt, erscheint akustisch von rechts nach links - ein Widerspruch zwischen akustischer Wahrnehmung (Ohren) und optischer Wahrnehmung (Augen). Dieser Widerspruch wird größer, wenn der Trichterabstand zunimmt - gewinnt der optische oder der akustische Eindruck? Bitte ausprobieren!