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Prof. Dr. Heiko Schmaljohann

0441-798-3332

A1 3-314

Post/Paket Anschrift
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Institut für Biologie und Umweltwissenschaften – A1
AG Migrationsökologie
Ammerländer Heerstr. 114-118
26129 Oldenburg
 

Sekretariat

Migrationsökologie

Die Migrationsökologie befasst sich mit der wissenschaftlichen Erforschung von Tierwanderungen. Wichtige Forschungsfragen behandeln die genetische Grundlage des Migrationssyndroms, welche spezifischen Fähigkeiten Tiere für die Wanderungen benötigen, wie proximate und ultimate Mechanismen die räumliche und zeitliche Verteilung und Häufigkeit von wandernden Tieren innerhalb des Jahreszyklus beeinflussen, die Wechselwirkungen zwischen den Tieren und ihrer biotischen und abiotischen Umwelt und wie die wandernde Tiere auf die Energie- und Stoffkreisläufe innerhalb und zwischen Ökosystemen einwirken.

Aktuelles

Motus Meeting Europe - 28.01.2025

9:00-16:00 Central European Time 

online room: https://meeting.uol.de/rooms/lpe-ure-4sq-hly/join.

For more information see also:
https://community.motus.org/t/event-2025-01-28-motus-meeting-europe/965

You are free to forward this invitation to interested colleques.
You are not obliged to join the meeting and also welcome to join only parts as you are free to login and logout whenever you want.

 

23.12.2024 - Neue Publikation: Überlebensraten und Zugwege einer vom Aussterben bedrohten Singvogelart

Zugvögel sind während ihrer jährlichen Wanderungen auf eine Reihe von Gebieten angewiesen. Sich verschlechternde Bedingungen, z.B. an einem Rastplatz, können Auswirkungen auf die gesamte Population haben. Langstreckenzieher, wie z.B. die vom Austerben bedrohte Weidenammer (Emberiza aureola), gelten dabei als besonders anfällig für solche Veränderungen. Für den katastrophalen Rückgang dieser ehemals häufigen und in Eurasien weit verbreiteten Art wird die verringerte Überlebensrate adulter Tiere aufgrund von Verfolgung an Überwinterungsorten verantwortlich gemacht. Bisher gab es jedoch keine belastbaren Daten zu aktuellen Überlebensraten der Weidenammer.

In unserer neuen Studie untersuchten wir die Überlebensraten von Populationen aus westlichen und östlichen Teilen des Brutgebiets (basierend auf Farbberingung) und verfolgten erfolgreich die Zugwege von Individuen aus zwei östlichen Populationen (mit Geolokatoren). Wir fanden moderate lokale Überlebensraten in östlichen Populationen, beobachteten jedoch keinen einzigen zurückkehrenden Vogel in westlichen Populationen. Unsere Tracking-Daten zeigen (1) einen gemeinsamen Zugkorridor östlicher Populationen durch Ostchina, (2) lange Herbst-Zwischenstopps, die wahrscheinlich zur Mauser und zum Auftanken der Reserven genutzt werden, und (3) sehr lange Aufenthalte an Überwinterungsorten. Diese Gebiete sollten bei zukünftigen Schutzmaßnahmen Priorität erhalten.

Heim W, Anisimov Y, Bastardot M, Davaasuren B, Nakul G, Anisimova V, Batbayar N, Beermann I, Dae We Aung T, Damrow L, Erdenechimeg T, Hahn S, Heim A, Heim RJ, Hölzel N, Kunz F, Levashkin A, Sander MM, Sankamethawee W, Thomas A, Kamp J (2024) Migration routes and adult survival of the Critically Endangered Yellow-breasted Bunting Emberiza aureola. Scientific Reports 14: 30593: [https://doi.org/10.1038/s41598-024-83138-4]

18.12.2024 - Neues zur Frühjahrswanderung der Rauhautfledermaus

Wandernde Fledermäuse sind bei der Überquerung ökologischer Barrieren, wie z. B. des offenen Meeres, einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko ausgesetzt, das durch energetisch anspruchsvolle Langstreckenflüge und unerwartete Schlechtwetterereignisse verursacht wird. Wie sich solche Barrieren auf die Wanderbewegungen von Fledermäusen auswirken, ist noch wenig bekannt.
Um dies zu untersuchen, haben wir im Frühjahr 2021 und 2022 an der Ostküste des Vereinigten Königreichs (UK) 44 Rauhautfledermäuse (Pipistrellus nathusii) mit Radiosendern markiert. Anschließend haben wir ihre Wanderungen nach Kontinentaleuropa mit dem MOTUS Wildlife Tracking System verfolgt.

Die Männchen verließen das Vereinigte Königreich später in der Saison als die Weibchen. Die Wanderungsgeschwindigkeit betrug ca. 70 km/Tag. Die Werte stimmen gut mit den in einem Windkanal gemessenen Geschwindigkeiten überein. Unsere Fledermäuse nutzten zudem den Wind adaptiv, um die Fluggeschwindigkeit zu verringern, wenn sie bei Rückenwind fliegen, und die Fluggeschwindigkeit zu erhöhen, wenn sie bei Seitenwind fliegen. Abflüge über dem Meer fielen mit Rückenwind zusammen, so dass die Fledermäuse ihre Fluggeschwindigkeit mehr als verdoppeln und Geschwindigkeiten gegenüber dem Boden von bis zu 16,8 m/s (60,5 km/h) erreichten. Unsere Analyse deutet darauf hin, dass Fledermäuse Höhen mit günstigen Windverhältnissen auswählen und Höhen von mehreren hundert Metern, möglicherweise bis zu 2.500 m, aufsuchen.

Lagerveld, S., de Vries, P., Harris, J. et al. Migratory movements of bats are shaped by barrier effects, sex-biased timing and the adaptive use of winds. Mov Ecol 12, 81 (2024).
doi.org/10.1186/s40462-024-00520-7

25.10.2024 - Nonnensteinschmätzer besendert – nicht nur aus Spaß!

In einem aktuellen Artikel im Jahresbericht der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Helgoland stellen wir den besenderten Nonnensteinschmätzer, eine Seltenheit in Deutschland, von Helgoland aus dem Herbst 2023 vor (Peter et al. 2024). Durch das Verhalten dieser Vögel auf Abwegen können wir etwas über die Evolution von Zugwegen, z.B. der Etablierung neuer Überwinterungsgebiete, lernen (Dafour et al. 2022), wie sich dies beim Gelbbrauen-Laubsänger, einer mittlerweile „häufigen Seltenheit“ schon andeutet (Schmaljohann & Karwinkel 2020,).

Die Artikel der OAG Helgoland sind auf Anfrage bei den Autoren, oder hier (https://www.oag-helgoland.de/index.php/jahresbericht-der-oag/) erhältlich.

Peter A, Karwinkel T, Dierschke J & Schmaljohann H (2024) Zur Evolution neuer Zugrouten: Was wir von Helgoländer Seltenheiten lernen können. Ornithologischer Jahresbericht Helgoland 34, 114-119

Dufour P, Åkesson S, Hellström M, Hewson C, Lagerveld S, Mitchell L, Chernetsov N, Schmaljohann H & Crocher, PA (2022) The Yellow-browed Warbler (Phylloscopus inornatus) as a model to understand vagrancy and its potential for the evolution of new migration routes. Movement Ecology 10, 59. https://doi.org/10.1186/s40462-022-00345-2

Schmaljohann H & Karwinkel T (2020) Neues über das Wanderverhalten des Gelbbrauen-Laubsängers Phylloscopus inornatus. Ornithologischer Jahresbericht Helgoland 30, 106-111

13.09.2024 - Vogelzug von Norwegen über die Nordsee

Im September 2024 haben wir in Kooperation mit BirdLife Norwegen und der Beringungsstation in Lista (Norwegen) ein Projekt gestartet, um die Nordseequerung von Singvögeln zu untersuchen. Dazu haben wir drei neue Motus-Radio-Empfangsstationen in Hanstholm (Dänemark), an der Südspitze Norwegens in Lindesnes und an der Beringungsstation in Lista selbst installiert. In diesem und nächsten Jahr sollen insgesamt 100 Singvögel mit Radiosendern ausgestattet werden. Ziel ist es die Bedeutung und die Anteile von langen oder kurzen Nordseequerungen zu untersuchen um abschätzen zu können, wie gravierend ein anthropogener Eingriff in die Nordsee, z.B. durch Offshore-Windkraft, für die Populationen sein könnten.

08.09.2024 - Neue Publikation zu Nisthilfen für bedrohte Zugvogelart

Künstliche Nisthilfen werden häufig zur Unterstützung bedrohter Arten eingesetzt. Oft kommt es aber auf die richtige Anbringung an, ob die Nisthilfen tatsächlich angenommen werden. In einer Studie basierend auf der Bachelorarbeit von Gianna Allera und in Kooperation mit dem Institut für Landschaftsökologie an der Universität Münster und der Nabu Naturschutzstation Münsterland wurde untersucht, welche Faktoren die Besetzung künstlicher Nester durch die Mehlschwalbe Delichon urbicum beeinflussen. Wir fanden heraus, dass die Nester oft erst nach einigen Jahren angenommen werden. Die Rate der besetzten Nisthilfen wurde positiv von der Anzahl der Nisthilfen an einem Standort beeinflusst, und negativ durch umliegende versiegelte Flächen und südliche Ausrichtung. Die Empfehlungen der Studie ermöglichen, dass künstliche Nisthilfen künftig effizienter für den Schutz der Mehlschwalbe eingesetzt werden können. 

Allera G, Heim RJ, Förster A, Heim W (2024) Landscape structure and site factors influence whether the northern house martin Delichon urbicum occupies artificial nests. Ecology and Evolution 14: e70261. https://doi.org/10.1002/ece3.70261

Forschungsschwerpunkte

Vogelzug

Angeborenes Zugverhalten

Flug- und Rastplatzökologie

Reaktion auf variierende Umweltbedingungen

Orientierung und Navigation

Räumliche und zeitliche Organisation der Wanderung

Ökologische und evolutionäre Funktion der Wanderung

 

Webmaster (Stand: 27.01.2025)  |  Kurz-URL:Shortlink: https://uol.de/p88859
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