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Migrationsökologie
Die Migrationsökologie befasst sich mit der wissenschaftlichen Erforschung von Tierwanderungen. Wichtige Forschungsfragen behandeln die genetische Grundlage des Migrationssyndroms, welche spezifischen Fähigkeiten Tiere für die Wanderungen benötigen, wie proximate und ultimate Mechanismen die räumliche und zeitliche Verteilung und Häufigkeit von wandernden Tieren innerhalb des Jahreszyklus beeinflussen, die Wechselwirkungen zwischen den Tieren und ihrer biotischen und abiotischen Umwelt und wie die wandernde Tiere auf die Energie- und Stoffkreisläufe innerhalb und zwischen Ökosystemen einwirken.
Aktuelles
25.10.2024 - Nonnensteinschmätzer besendert – nicht nur aus Spaß!
In einem aktuellen Artikel im Jahresbericht der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Helgoland stellen wir den besenderten Nonnensteinschmätzer, eine Seltenheit in Deutschland, von Helgoland aus dem Herbst 2023 vor (Peter et al. 2024). Durch das Verhalten dieser Vögel auf Abwegen können wir etwas über die Evolution von Zugwegen, z.B. der Etablierung neuer Überwinterungsgebiete, lernen (Dafour et al. 2022), wie sich dies beim Gelbbrauen-Laubsänger, einer mittlerweile „häufigen Seltenheit“ schon andeutet (Schmaljohann & Karwinkel 2020,).
Die Artikel der OAG Helgoland sind auf Anfrage bei den Autoren, oder hier (https://www.oag-helgoland.de/index.php/jahresbericht-der-oag/) erhältlich.
Peter A, Karwinkel T, Dierschke J & Schmaljohann H (2024) Zur Evolution neuer Zugrouten: Was wir von Helgoländer Seltenheiten lernen können. Ornithologischer Jahresbericht Helgoland 34, 114-119
Dufour P, Åkesson S, Hellström M, Hewson C, Lagerveld S, Mitchell L, Chernetsov N, Schmaljohann H & Crocher, PA (2022) The Yellow-browed Warbler (Phylloscopus inornatus) as a model to understand vagrancy and its potential for the evolution of new migration routes. Movement Ecology 10, 59. https://doi.org/10.1186/s40462-022-00345-2
Schmaljohann H & Karwinkel T (2020) Neues über das Wanderverhalten des Gelbbrauen-Laubsängers Phylloscopus inornatus. Ornithologischer Jahresbericht Helgoland 30, 106-111
13.09.2024 - Vogelzug von Norwegen über die Nordsee
Im September 2024 haben wir in Kooperation mit BirdLife Norwegen und der Beringungsstation in Lista (Norwegen) ein Projekt gestartet, um die Nordseequerung von Singvögeln zu untersuchen. Dazu haben wir drei neue Motus-Radio-Empfangsstationen in Hanstholm (Dänemark), an der Südspitze Norwegens in Lindesnes und an der Beringungsstation in Lista selbst installiert. In diesem und nächsten Jahr sollen insgesamt 100 Singvögel mit Radiosendern ausgestattet werden. Ziel ist es die Bedeutung und die Anteile von langen oder kurzen Nordseequerungen zu untersuchen um abschätzen zu können, wie gravierend ein anthropogener Eingriff in die Nordsee, z.B. durch Offshore-Windkraft, für die Populationen sein könnten.
08.09.2024 - Neue Publikation zu Nisthilfen für bedrohte Zugvogelart
Künstliche Nisthilfen werden häufig zur Unterstützung bedrohter Arten eingesetzt. Oft kommt es aber auf die richtige Anbringung an, ob die Nisthilfen tatsächlich angenommen werden. In einer Studie basierend auf der Bachelorarbeit von Gianna Allera und in Kooperation mit dem Institut für Landschaftsökologie an der Universität Münster und der Nabu Naturschutzstation Münsterland wurde untersucht, welche Faktoren die Besetzung künstlicher Nester durch die Mehlschwalbe Delichon urbicum beeinflussen. Wir fanden heraus, dass die Nester oft erst nach einigen Jahren angenommen werden. Die Rate der besetzten Nisthilfen wurde positiv von der Anzahl der Nisthilfen an einem Standort beeinflusst, und negativ durch umliegende versiegelte Flächen und südliche Ausrichtung. Die Empfehlungen der Studie ermöglichen, dass künstliche Nisthilfen künftig effizienter für den Schutz der Mehlschwalbe eingesetzt werden können.
Allera G, Heim RJ, Förster A, Heim W (2024) Landscape structure and site factors influence whether the northern house martin Delichon urbicum occupies artificial nests. Ecology and Evolution 14: e70261. https://doi.org/10.1002/ece3.70261
01.08.2024 - Neues Tracking-Paper
Mithilfe von Barometer-Loggern und GPS Datenloggern konnten wir die Zugwege der chinesischen Rubinkehlchen-Population untersuchen. Dabei konnten wir zeigen, dass die Vögel im Herbst einen Umweg nehmen, um die Hochgebirge zu umfliegen, während sie im Frühling relativ direkt über die Berge zu ihren Brutgebieten zogen. Die Vögel flogen dabei im Schnitt in einer Höhe von 2000m, in Einzelfällen jedoch bis zu 4600m üNN.
Zhao T, Heim W, Nussbaumer R, van Toor M, Zhang G, Andersson A, Bäckman J, Liu Z, Song G, Hellström M, Roved J, Liu Y, Bensch S, Lei F, Wertheim B, Helm B. Seasonal migration patterns of Siberian Rubythroat (Calliope calliope) facing the Qinghai–Tibet Plateau. Mov Ecol 12, 54 (2024). https://doi.org/10.1186/s40462-024-00495-5
11.07.2024 - Award für Pestizid-Studie
Das von Dr. Wieland Heim initialisierte Projekt zur Untersuchung des Einflusses von Pestiziden auf Zugvögel wurde von der British Ornithologists´ Union mit dem Brenda and Tony Gibbs Award [https://bou.org.uk/funding/brenda-and-tony-gibbs-award-2024/] ausgezeichnet und mit über 20,000 Euro finanziell unterstützt. Mithilfe von Radio-Telemetriesendern soll untersucht werden, inwiefern das Zugverhalten von Feldlerchen beeinflusst wird, wenn diese mit Pestiziden in Kontakt kommen. Dafür soll das von der AG Migrationsökologie aufgebaute und betreute Netzwerk von MOTUS-Empfangsstationen genutzt werden.
Forschungsschwerpunkte
Vogelzug
Angeborenes Zugverhalten
Flug- und Rastplatzökologie
Reaktion auf variierende Umweltbedingungen
Orientierung und Navigation
Räumliche und zeitliche Organisation der Wanderung
Ökologische und evolutionäre Funktion der Wanderung