Im Dezember vergangenen Jahres markierte die traditionelle Veranstaltung „Auftakt“ den Start ins Jubiläumsjahr der Universität Oldenburg. Jetzt haben Universität und Universitätsgesellschaft Oldenburg (UGO) gemeinsam mit rund 800 geladenen Gästen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur das Ende dieses besonderen Jahres beim feierlichen „Auftakt 24/25“ im Hörsaalzentrum eingeläutet. Festredner war der Münchener Soziologe und gefragte Gegenwartsanalytiker Prof. Dr. Armin Nassehi.
„Hinter uns liegen außergewöhnliche Monate mit vielen besonderen Momenten und Begegnungen. Wir haben Menschen zu uns auf den Campus eingeladen und sind überwältigt von der Resonanz, die unsere Veranstaltungen und Aktionen gefunden haben. Ganz bewusst sind wir mit unserem Programm auch häufig in die Innenstadt gegangen – mit ebenso großem Erfolg, sei es mit einem Pop-up-Store, Ausstellungen oder Mitmachaktionen“, sagte Universitätspräsident Prof. Dr. Ralph Bruder. Videos und Bilder boten gleich zu Beginn des Festakts einen eindrucksvollen Rückblick – live begleitet von der Pianistin Olga Riazantceva-Schwarz und Richard Schwarz am Keyboard. „Studierende, Forschende und Mitarbeitende haben im Jubiläumsjahr gezeigt, was unsere Universität ausmacht: Offenheit, Vielfalt und ein enger Bezug zur Region. Ich habe keinen Zweifel, dass uns diese Qualitäten auch erfolgreich durch die kommenden Jahre bringen werden. Auf die nächsten 50!“, so Bruder.
Festvortrag über die gesellschaftliche Leistung von Wissenschaft
Im Mittelpunkt des Abends stand der Vortrag des renommierten Soziologen Prof. Dr. Armin Nassehi. Er sprach über die aktuellen gesellschaftlichen Erwartungen an die Wissenschaft – und darüber, warum diese Erwartungen häufig enttäuscht werden. „Wissenschaftliches Wissen lässt sich nicht einfach in Bereiche übertragen, in denen völlig andere Fragen vorherrschen, nämlich politische, ökonomische, rechtliche oder auch alltagsweltliche“, erklärte er. Nassehi mahnte daher, das Verhältnis von Wissenschaft und ihren Abnehmenden und Nutznießenden genau zu beobachten.
Nassehi, der jüngst in den Deutschen Ethikrat berufen wurde, forscht und lehrt seit 1998 an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seine Hauptarbeitsgebiete sind die soziologische Theorie, die Kultursoziologie, die politische Soziologie und die Wissenssoziologie. Er hat zahlreiche Publikationen vorgelegt, darunter mehr als 20 Bücher. Der Soziologe ist unter anderem Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Mitglied im Senat der Deutschen Nationalstiftung sowie im Vorstand zahlreicher Einrichtungen aus Wissenschaft, Bildung und Kultur.
Rede des Präsidenten
Universitätspräsident Bruder unterstrich in seiner Rede die großen Erfolge, die die Universität speziell im Jubiläumsjahr feiern konnte: Sie ist gleich mit drei Anträgen für Exzellenzcluster in den Bereichen Hörforschung, Meeresforschung und Tiernavigation im Rennen der Exzellenzstrategie. Die Universitätsmedizin Oldenburg erhält erstmals Planungssicherheit für ihren Ausbau durch wichtige Haushaltsentscheidungen der Landesregierung und im Bereich Energieforschung ist die Universität in maßgeblichem Umfang an dem neuen Forschungsprogramm „Transformation des Energiesystems Niedersachsen“ des Energie-Forschungszentrums Niedersachsen beteiligt. Auf diese und weitere Erfolge werde man in Zukunft aufbauen. „Wir werden uns darauf konzentrieren, das volle Potenzial unserer Universität noch besser zu nutzen. Dazu zählt unter anderem, unsere hervorragende Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften noch sichtbarer zu machen, Brücken zwischen verschiedenen Fachgebieten zu bauen und unsere Kooperationen mit den Universitäten Bremen und Groningen sowie mit der Stadt und der Region weiter zu stärken.“
Preise für hervorragende Wissenschaftler*innen
Die Forschungsstärke der Universität zeigte sich auch bei der Verleihung der UGO-Preise. Die Vorsitzende Wiebke Schneidewind überreichte den mit jeweils 5.000 Euro dotierten „Preis für exzellente Forschung“ an die Geoökologin Prof. Dr. Sinikka Lennartz und die Soziologin Prof. Dr. Gundula Zoch. Lennartz analysiert am Institut für Chemie und Biologie des Meeres den globalen Kohlenstoffkreislauf und interessiert sich insbesondere für das im Wasser gelöste organische Material als Kohlenstoffspeicher. Zoch forscht am Institut für Sozialwissenschaften zu sozialen Ungleichheiten in Beruf, Arbeit und Familie sowie zu Bildungsungleichheiten im Lebensverlauf. Den Preis für eine herausragende Promotion erhielt der Germanist Dr. Martin Sebastian Hammer, der zu mittelalterlichen Ritterepen wie „Parzival“ geforscht hat.
Musikalisch begleitet wurde der Abend von Mitgliedern des Instituts für Musik. Studierende des Ensembles „Schlagwerk Ossietzky“ unter Leitung von Gereon Voß stimmten die Gäste akustisch auf den Beginn des Festaktes ein. Auf der Bühne präsentierte die Konzertpianistin und Komponistin Olga Riazantceva-Schwarz gemeinsam mit Richard Schwarz (Keyboard, Querflöte) eine Eigenkomposition sowie den zweiten Satz (Scherzo) aus der Sonate für Flöte und Klavier von Sergej Prokofjeff. Mit Auszügen aus dem Shakespeare-inspirierten Zyklus „Romeo & Julieta“ von Joaquín Alem traten der Bandoneonist und Komponist Alem und seine New Tango Group auf. Zu späterer Stunde spielten Studierende der „Brazilian Jazz – Afro Cuban Band“ unter der Leitung von Christian Schoenefeldt zum Tanz und geselligen Ausklang des Abends im Foyer des Hörsaalzentrums.