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    Ist digitales Lernen umweltfreundlicher als campusbasierte Formate? Adobe Stock

Digital und online lernen = Klima schützen?

Online studieren statt auf dem Campus – das kann den CO₂-Ausstoß von Hochschulen deutlich senken, wie eine neue Studie zeigt. Auf dem Weg zur umweltfreundlichen Universität sind digitale Formate ein wichtiger Baustein, aber kein Allheilmittel. 

Online studieren statt auf dem Campus – das kann den CO₂-Ausstoß von Hochschulen deutlich senken, wie eine neue Studie zeigt. Auf dem Weg zur umweltfreundlichen Universität sind digitale Formate ein wichtiger Baustein, aber kein Allheilmittel. 

Auch von Hochschulen wird erwartet, dass sie ihre Emissionen von Treibhausgasen reduzieren. Inwieweit andere Lehr- und Lernformate als der klassische Präsenzunterricht auf dem Campus dazu beitragen können, ist bislang jedoch wenig erforscht. Eine Metastudie von Olaf Zawacki-Richter und Berrin Cefa von der Universität Oldenburg bietet nun erstmals einen systematischen Überblick. Auf dem 30. Weltkongress des International Council for Open and Distance Education (ICDE) in Neuseeland wird die Untersuchung vorgestellt. 

Deutlicher Rückgang von Emissionen

Die Studie analysiert 17 Forschungsarbeiten aus den Jahren 2002 bis 2025, die die Klimabilanz von digitaler Fernlehre (Open, Distance and Digital Education, ODDE) behandeln. Das Ergebnis kurz zusammengefasst: Die Alternativen zum campusbasierten Lernen verursachen in der Regel weitaus geringere Emissionen. Den größten Einfluss hat das deutlich reduzierte Verkehrsaufkommen, da sowohl Pendelwege von Studierenden und Lehrenden als auch internationale Reisen entfallen. Der geringere Energiebedarf für Gebäude und Mensen ist ebenfalls relevant. Zudem lassen sich Onlineangebote zentralisiert und damit effizienter bereitstellen. 

In den aussagekräftigsten Studien, insbesondere vom britischen Open University Team, wurden für digital unterstützte und ortsunabhängige Lernformate über 80 Prozent weniger Emissionen ermittelt als für Präsenzveranstaltungen. Ein Anlass für viele Forschungsarbeiten war die Umstellung auf digitale Lehre infolge der Covid-19-Pandemie. Diese führte weltweit zu messbaren Rückgängen beim CO₂-Ausstoß von Universitäten. Beispielsweise sanken die Emissionen von Treibhausgasen an der Universität Bournemouth im Jahr 2020 um 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr. An philippinischen und thailändischen Hochschulen waren es bis zu 60 Prozent.

Verpuffen Einsparungen durch Rebound-Effekte?

Während die Klimaeffekte zunächst überzeugend erscheinen, weisen mehrere Studien auf sogenannte Rebound-Effekte hin. Durch das Arbeiten und Lernen im Homeoffice steigt der Energieverbrauch privater Haushalte. Da Hochschulgebäude weiterhin Grundenergie verbrauchen, etwa für Technik oder Verwaltung, bleiben die Einsparungen begrenzt. Die Verlagerung ins Digitale verursacht zudem neue Umweltbelastungen: Die Produktion und Entsorgung von Milliarden elektronischer Geräte und der Ressourcenverbrauch in Rechenzentren stehen dem geringeren Aufwand auf dem Hochschulcampus gegenüber. 

Die wenigen vorliegenden Forschungsarbeiten – jede Dritte stammt aus Großbritannien – die die Klimabilanz von Lehrformen wissenschaftlich erfassen, werden in der Metastudie als erste Annäherungen an das Themenfeld bewertet. Meist konzentrieren sich Untersuchungen auf leicht messbare Faktoren wie den Energieverbrauch und Verkehr, während komplexere indirekte Emissionen durch private Mobilität oder Homeoffice unterbelichtet bleiben. Es fehle an international anerkannten Standards und umfassenden Erhebungsinstrumenten, um die tatsächlichen Auswirkungen verschiedener Lehrmethoden konsistent zu erfassen. Deshalb brauche es mehr vergleichende Forschung, systematische Datenerhebung und verbindliche Kriterien für den ökologischen Fußabdruck von Bildungsangeboten.

Wie wird Hochschulbildung umweltfreundlicher?

Für Bildungseinrichtungen hält die Studie als zentrale Erkenntnis bereit: Alternativen zur Präsenzlehre – wenn sie nachhaltig umgesetzt und mit erneuerbarer Energie kombiniert werden – können einen erheblichen Beitrag zu einer klimafreundlichen Hochschule leisten. Dabei sind die nicht campusbasierten Formate zwar kein Allheilmittel, aber ein wichtiger Baustein. Da sowohl direkte als auch indirekte Einflüsse zu berücksichtigen sind, sollten ökologische Strategien nicht auf Lehrformate verengt werden. Das Fazit des Forschungsteams aus Oldenburg: ODDE kann gut für die Umwelt sein, aber es sind weitere Untersuchungen zu den ökologischen Rebound-Effekten der digitalen Bildung erforderlich, um eine verantwortungsvolle und fundierte Auswahl der Technologien zu ermöglichen.

Zawacki-Richter, O.; Cefa, B. (2025): Is Open, Distance, and Digital Education (ODDE) good for the environment? A systematic review of carbon footprint studies

Die Studie ist abrufbar unter https://osf.io/preprints/edarxiv/dcfx7_v1

Webmaster (Stand: 12.12.2025)  Kurz-URL:Shortlink: https://uol.de/p113576n12192
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