Wer neben dem Job lernt, muss die knappe Zeit effektiv nutzen. Welche Strategien und Methoden dabei helfen.
Recherchieren, um Lösungen für Fallstudien aus dem Arbeitsalltag zu finden, Materialien und Übungsaufgaben auf Lernplattformen bearbeiten und wissenschaftliche Literatur für die Abschlussarbeiten sichten – wer berufsbegleitend studiert, macht das größtenteils allein und selbstständig. Das erfordert viel Disziplin, intrinsische Motivation und Selbstorganisation.
Bei dieser Herausforderung helfen evidenzbasierte Strategien und Methoden – die allerdings nicht immer für alle Lernstoffe und Menschen gleichermaßen passen. Denn manche können Informationen besser visuell oder auditiv, andere durch kommunikativen Austausch oder direkte Anwendung aufnehmen. Sich allein auf einen Sinneskanal zu beschränken, ist jedoch nicht sinnvoll – besonders effektiv ist die Kombination. Eine Metaanalyse von John Hattie zeigt, dass Lernen dann erfolgreich ist, wenn es bewusst strukturiert und methodisch vielfältig gestaltet wird. Eine weitere Erkenntnis der Studie: Der Erfolg hängt weniger von der investierten Zeit, sondern maßgeblich von der Qualität der Lernstrategien ab.
Wissen wiederholt abrufen
Durch empirische Forschung ist belegt, dass passive Lernformen – etwa reines Lesen oder das wiederholte Anschauen von Vorlesungsvideos – dem aktiven Abrufen von Wissen unterlegen sind. Eine klassische Studie von Henry Roediger und Jeffrey Karpicke zeigt, dass Gelerntes durch regelmäßiges Selbsttesten langfristig deutlich besser behalten wird. Insbesondere für das digitale Selbststudium bedeutet das: Lerninhalte sollten aktiv erinnert und verarbeitet werden, etwa durch eigene Zusammenfassungen und Notizen, Karteikarten‑Apps oder das Erklären in eigenen Worten. Statt Textstellen zu markieren, ist es effektiver, sich selbst abzufragen. Noch besser: Anderen seine Erkenntnisse aus einem Script oder einer Vorlesung vermitteln – dann wird gegebenenfalls deutlich, welche Zusammenhänge noch nicht verinnerlicht sind. Besonders hilfreich ist der Austausch mit anderen Lernenden, zum Beispiel bei einem gemeinsamen Projekt im berufsbegleitenden Studium.
In Intervallen lernen
Über mehrere kleine Einheiten verteiltes Lernen wirkt nachhaltiger als kurzfristiges Intensivlernen. Digitale Formate eignen sich dafür besonders gut. Online-Plattformen wie die Lernumgebung des C3L – Center für lebenslanges Lernen der Universität Oldenburg strukturieren das Material in Lernpfaden. Dabei wird der Stoff in Meilensteine oder Kapitel eingeteilt. Solche Intervalle ermöglichen flexibles Lernen und fördern die Motivation durch wiederholte Erfolgserlebnisse.
Gerade wer allein und online lernt, sollte regelmäßige Auszeiten, klare Tagesabschlüsse und kurze Entspannungsübungen einplanen. Achtsamkeitsbasierte Interventionen helfen Studierenden, den Lernstress zu senken, wie eine Studie von Bassam Khoury und weiteren Forschenden zeigt. Wer dem Gehirn keine Pausen gönnt, kann sich schlecht konzentrieren und weniger merken. Auch ein kompletter Ruhetag kann sinnvoll sein.
Gut geplant ist halb gelernt
Effektives Selbststudium setzt ein gut strukturiertes Zeitmanagement voraus. Gerade wer nicht über die beste Selbstkontrolle verfügt, profitiert von Planungshilfen, wie Studien zur Selbstregulation zeigen. Unrealistische Lernziele sind dagegen ein zentraler Risikofaktor für Prokrastination. Umsetzbare Umfänge und klar definierte Zeitfenster wirken dem entgegen. Wichtig ist zudem, dass alle Arbeitsmaterialien rechtzeitig bereit liegen. Auch das Umfeld muss stimmen, um ruhig, konzentriert und ohne Störungen lernen zu können. Meist geben Job und das private Umfeld vor, wann Zeit für das berufsbegleitende Studieren bleibt. Wer es dennoch einrichten kann, sollte dann lernen, wenn es zum individuellen Biorhythmus passt: Lerchen können sich morgens oder vormittags besser konzentrieren, Eulen abends oder nachts.
Fazit: Gerade beim digital gestützten Selbstlernen sind evidenzbasierte Strategien hilfreich. Gelerntes aktiv abrufen, vielfältige Methoden nutzen, Stoff sinnvoll verteilen und eine realistische Zeitplanung – all das erhöht nachweislich den Studienerfolg. Wer reflektiert, wie er oder sie Wissen und Kompetenzen am besten erwirbt, kann das Lernen durch passende Formate und Umgebungen nach und nach immer effektiver gestalten.