Der Umgang mit Altfahrzeugen ist trotz bestehender Regelungen und verfügbaren Recyclingtechnologien weiterhin ein komplexes und hochaktuelles Thema. Neue Materialkombinationen, neue Antriebstechnologien und steigende Anforderungen an eine effiziente Ressourcennutzung fordern Forscher unterschiedlicher Disziplinen heraus. Um aktuelle Entwicklungen in diesem Kontext zu erörtern und zu diskutieren kamen im April internationale Experten aus drei Kontinenten in Shanghai zusammen.

(vorne sitzend: Keynote speaker und Organisatoren)
Seit 2014 forscht das Team der BMBF finanzierten Nachwuchsforschergruppe Cascade Use rund um Leiterin Dr.-Ing. Alexandra Pehlken an nachhaltigem Ressourcenmanagement im Kontext des Automobilrecyclings. Dabei profitieren die Wissenschaftler und Doktoranden der Arbeitsgruppe auch von der erfolgreichen Zusammenarbeit mit Prof Chen Ming von der Jiao Tong Universität in Shanghai, China.
Bereits im Juni 2015 kamen auf Einladung von Cascade Use, mit finanzieller Unterstützung durch das DAAD Austauschprogramm IPID4all, zahlreiche Experten zu einer Konferenz ins Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK) in Delmenhorst. Unter ihnen war auch Prof. Chen mit seinen Doktoranden sowie weitere Experten, die über ihre bisherigen Forschungsergebnisse berichteten und dabei Kooperationen aufgebaut oder vertieft haben.
Die internationale Konferenz AARTI 2017 „International Symposium on Cascade Use of Automotive Parts 2017“ in Shanghai bot eine weitere Möglichkeit zum wissenschaftlichen Transfer. Nicht nur Vertreter aus China und Deutschland waren dabei, sondern auch Gäste aus Kanada und Japan zählten zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. So reiste der langjährige Kooperationspartner Prof. Steven Young aus Waterloo eigens für die von Cascade Use und der Jiao Tong Universität organsierten Konferenz an. Doch neben der Möglichkeit des gemeinsamen Austausches zwischen Wissenschaft und Wirtschaft stand auch der weitere Ausbau des „Three-Continent-Approach“ (Europa-Asien-Nordamerika) im Vordergrund. Die Gastgeber Pehlken und Chen sowie ihr Kollege Young traten als Key-Note Speaker auf und verdeutlichten ihre Kooperationsschnittpunkte sowie die Besonderheiten und Bedeutung ihrer Thematik im jeweiligen Land. Die Vorträge der Forschungsgruppenleiter wurden durch Präsentation von Experten aus Industrie und Wissenschaft ergänzt. Auch Cascade Use Doktorand Matthias Kalverkamp lieferte einen Beitrag zum Nachhaltigkeitsbeitrag des Remanufacturing.
Insgesamt vermittelten die Vorträge einen sehr guten Eindruck von der Komplexität, mit der das Automobilrecycling aktuell und in Zukunft konfrontiert ist, will es gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen in ausgleichender Weise begegnen. Die zunehmende Bedeutung kritischer Rohstoffe in Fahrzeugen sowie die Veränderungen, die durch neue Antriebstechnologien begünstigt werden, erhöhen die Komplexität für eine nachhaltigere Ressourcennutzung. Besonders Dr.-Ing. Pehlken und Prof. Young hoben dieses Themenfeld hervor. Dass innovative Technologien nicht nur weiterhin zum technischen Recycling erforderlich sind, sondern in zunehmendem Maße auch zur zielgerichteten Administration und zum erfolgreichen Management von Supply Chains in diesem Kontext, verdeutlichte Herr Jun Crane von der japanischen Firma Broadleaf mit innovativen IT-Lösungen für Reuse und Remanufacturing Supply Chains.
Besonders für die Doktoranden der Arbeitsgruppen von Dr.-Ing. Pehlken und Prof. Chen bot sich die seltene Gelegenheit sich in einer größeren Gruppe auszutauschen und zu vernetzen. Aber auch die anderen Konferenzteilnehmer nutzen die Möglichkeit zur Vernetzung untereinander und mit den Forschern und Forschergruppen.
Doktoranden-Workshop im Anschluss an die Konferenz
Die Forschungsthemen der Doktoranden standen im Anschluss an die internationale Konferenz auf dem von Dr.-Ing. Pehlken initiierten Doktorandenworkshop im Vordergrund. Neben Matthias Kalverkamp (BWL) und Clayton Burger (Informatik), ebenfalls CCU-Doktorand, konnten so auch die chinesischen Doktoranden (Maschinenbau) ihre Dissertationsinhalte vorstellen und sich in gemeinsamer Diskussion vernetzen, sowie von Forschungsergebnissen aus dem jeweils anderen Land lernen. Der Austausch führte zur Identifizierung von Forschungsfeldern, bei denen sich die Doktoranden gegenseitig ergänzen. Ziel ist es nun, diese Schnittstellen zu gemeinsamer Forschung und damit auch zu gemeinsamen Veröffentlichungen weiterzuentwickeln.
Neben dem fachlichen Austausch, der im Mittelpunkt stand, bot der Workshop auch Gelegenheit zur Entwicklung wichtiger Soft Skills für die Zusammenarbeit in internationalen Kooperationen. So wurde ein Tag zwischen Konferenz und Workshop dafür genutzt gemeinsam die historische Wasserstadt Xitang vor den Toren Shanghais zu besuchen. Außerdem standen die Doktoranden von Prof. Chen der CCU-Arbeitsgruppe auch beim Umgang mit kulturellen und kulinarischer Herausforderungen der Gruppe stets mit Rat und Tat zur Seite.
Die Professoren Chen und Young sowie CCU Leiterin Pehlken ermöglichten im Rahmen ihrer Kooperation bereits zahlreichen Doktoranden wissenschaftliche Auslandsaufenthalte. Cascade Use Doktorand Matthias Kalverkamp reiste im letzten Sommer beispielsweise für vier Monate nach Waterloo, um mit Young an Fragen zur Kreislaufführung von Produkten und Rohstoffen zu arbeiten. Die weitere Vertiefung der Zusammenarbeit ist geplant und spätestens auf der geplanten Cascade Use Konferenz im Frühjahr 2018 werden sich die Partner wieder zu einem gemeinsamen Austausch begegnen.