Rassismus, Fundamentalismus, Gewalt
Gründungsmitglieder
- Prof. Dr. Rudolf Leiprecht
- Prof. Dr. Yvonne Ehrenspeck-Kolasa
- Prof. Dr. Karsten Speck
- Dr. Christian Pfeil
- Ulrike Bielefeld
- Fatos Atali-Timmer
- Dr. Monika Bourmer
- A. Kadir Coban
Rassismus, Fundamentalismus, Gewalt
Arbeitsstelle Rassismus, Fundamentalismus, Gewalt: Analyse, Prävention, Forschung und Beratung für pädagogische Arbeitsfelder (ARFG)
Rassismen und Fundamentalismen, die zur Begründung von Gewaltideologien und Gewaltpraktiken dienen und dadurch eine spezifische Ausdrucksform finden, lassen sich in Deutschland, aber auch in vielen anderen Gesellschaften beobachten. Die Formationen sind vielfältig, komplex und widersprüchlich. Sie reichen von politischen Rechts-Außen-Positionen in der öffentlichen Debatte und gewalttätigen Organisationen im ‚Untergrund‘ über sektenartige Gruppierungen bis hin zu internationalen Netzwerken, in denen mit pseudo-religiösen Bezugnahmen aufgetreten und beispielsweise zu einem terroristischen ‚Dschihad‘ aufgerufen wird. Solche Phänomene lassen sich in ihrer Entstehungs- und Wirkungsgeschichte innerhalb von Ländergrenzen oder Regionen verorten, sind aber meist zugleich durch eine transnationale oder grenzüberschreitende Dimension unterlegt.
Oft haben die entsprechenden Ideologien und Praktiken ein inhaltlich-thematisches Vor- und Umfeld, das aus im Alltag eher unauffälligen Denk- und Handlungsmustern besteht, mit diskursiven und strukturellen Verhältnissen verstrickt ist und einen Resonanzboden zur Anrufung und Verstärkung bildet. Extreme Formen stellen dann besondere Zuspitzungen, Verabsolutierungen, Verdichtungen und Überhöhungen dar, die mit Autoritarismus und einer spezifischen Gewaltbereitschaft einhergehen.
Häufig liegt die Attraktivität von Gewaltideologien und Gewaltpraktiken (für neue und junge) Akteure darin, dass eine einfache Antwort auf als ungenügend empfundene Verhältnisse in ihren jeweiligen Lebenswelten suggeriert wird. Allerdings sind diese ‚Antworten‘ mit Diskursen und Praktiken verbunden, die sich gegen grundlegende Menschenrechte richten, Menschenwürde, Freiheit, soziale Gerechtigkeit und Partizipation nicht für alle Menschen zulassen und stattdessen ausgrenzende Feindbilder oder gar Begründungen zur Vernichtung anderer Menschen produzieren. Sie sind meist durchwoben von verschiedenen Formen von Antisemitismus und gekoppelt an sexistische Ideologien und Praktiken.
Auch pädagogische Arbeitsfelder müssen sich mit solchen Gewaltideologien und Gewaltpraktiken auseinandersetzen,
- weil sie damit konfrontiert sind, dass ihre Adressatinnen und Adressaten umworben und angesprochen werden;
- weil zu ihren Adressatinnen und Adressaten Kinder, Jugendliche und Eltern gehören, die in besonderer Weise zur ‚Zielscheibe‘ dieser Ideologen und Praktiken werden;
- weil unter ihren Adressatinnen und Adressaten Kinder und Jugendliche sind, die als besonders anfällig für diese Ideologien und Praktiken wahrgenommen werden;
- weil sich Peers oder Eltern an Pädagoginnen und Pädagogen vor Ort wenden und um Rat und Unterstützung bitten;
- weil sich gewaltideologische Denkmuster und/oder Aktivitäten im Kontext von Rassismen und Fundamentalismen im eigenen nahen Umfeld (vielleicht sogar im eigenen Kreis von Kolleginnen/Kollegen) entwickeln oder zu entwickeln drohen.
Die Arbeitsstelle Rassismus, Fundamentalismus, Gewalt (ARFG) betrachtet es als ihre Aufgabe, zur Analyse, zur Forschung, zur Entwicklung von Gegenkonzepten, zur Prävention und zur Beratung für pädagogische Arbeitsfelder beizutragen. Dies reicht von der Untersuchung und Evaluation bereits vorhandener Programme und Angebote, der eigenen Material- und Konzeptentwicklung, ihrer Erprobung für die politische Bildungsarbeit in schulischen und außerschulischen Handlungsfeldern bis hin zur Weiterbildung von pädagogischem Fachpersonal. Aber auch die gegenstandsbezogene Grundlagenforschung zu Orientierungen, Handlungspraxen und Medienverhalten von Kindern/Jugendlichen und Analysen zu Diskursen und Medien, auf die sich Kinder/Jugendliche im Kontext von Rassismen und Fundamentalismen beziehen, gehören zum Aufgabenbereich der Arbeitsstelle.