Universtität wird meist mit einem langjährigen Vollzeitstudium assoziiert. Inzwischen gibt es jedoch viele kompakte Formate, in denen auch Berufstätige aktuelle Kompetenzen für den Job erwerben. So können sich Beschäftigte und Selbstständige praxisnah weiterbilden, erklärt Tim Zentner, Geschäftsführer des C3L – Center für lebenslanges Lernen der Universität Oldenburg.
Wie haben sich Nachfrage und Angebot von universitären Weiterbildungen entwickelt?
Tim Zentner: Das Interesse hat stark zugenommen. Deshalb haben wir das Angebot in den vergangenen Jahren ausgebaut, zuletzt bei den Erneuerbaren Energien und im Bereich Wirtschaft und Management. Wir reagieren auch auf den Trend, dass sich Menschen gezielter und kürzer weiterbilden wollen, um zum Beispiel eine Herausforderung im Job besser bewältigen zu können. Dabei kann es darum gehen, wie ich Innovationen im Unternehmen anstoße, ein Zertifikat für das Management in Gesundheit und Pflege erhalte oder wie ich mein Verhandlungsgeschick verbessere. Der Fachkräftemangel und grundlegende, nicht nur digitale Transformationen tragen sicherlich dazu bei, dass lebenslanges Lernen das neue Normal wird. Es ist längst üblich, für eine Weiterbildung an die Universität zurückzukehren. Statt linearer Bildungswege gibt es mehr Quereinstiege, zum Beispiel bei unserer sonderpädagogischen Qualifizierung für Lehrkräfte an privaten Förderschulen. Lebenslang Lernen ist übrigens wörtlich zu nehmen. Auch beim Gasthörstudium steigt die Nachfrage – vor allem durch Menschen, die nach dem Berufsleben die Lehrveranstaltungen an der Uni besuchen.
Welche Weiterbildungen sind besonders gefragt und warum?
Durch gesellschaftliche Entwicklungen oder gesetzliche Vorgaben haben manche Thema Konjunktur. So mussten praktisch alle Unternehmen auf die Datenschutzgrundverordnung reagieren. Entsprechend mehr Teilnehmende gab es in unserem Programm Informationsrecht. Das wird durch die umfassende Digitalisierung aber ohnehin stark nachgefragt. Gleiches gilt für das Trendthema Wasserstoff. Bei vielen Angeboten ist das Interesse dagegen über Jahrzehnte ungebrochen. Das gilt zum Beispiel für Programme zum Management von Bildung und Wissenschaft oder für Windenergietechnik und -management. Bei diesem Windstudium ist ein Netzwerk von rund 400 Alumni entstanden. Etwa doppelt so viele Absolventinnen und Absolventen haben wir bei Kontaktstudiengängen zu Themen wie Supervision und Coaching, Systemische Beratung sowie Familien- und Systemtherapie.
Wie hat sich die Art zu lernen verändert?
Online zu lernen, hat natürlich an Bedeutung gewonnen. Wir kombinieren es aber fast immer mit Präsenzworkshops. Dieser Mix ist nachweislich die effektivste Art des Lernens – und macht auch mehr Spaß als allein online zu lernen. Durch persönliche Begegnungen entsteht oft ein Netzwerk, von dem Teilnehmerinnen und Teilnehmern über ihr berufsbegleitendes Studium oder über ihre Weiterbildung hinaus profitieren. Was sich ebenfalls geändert hat: Durch die immer dynamischere Arbeitswelt wird das Lernen flexibler. Früher war die Qualifizierung mit dem Berufs- oder Hochschulabschluss beendet. Heute muss man lernen, selbst zu lernen. Nur wenn ich mich weiterbilde und immer am Ball bleibe, werde ich zukunftssicher. Das gilt für die fachliche Expertise wie für überfachliche Kompetenzen. Wenn ich zum Beispiel besser kommunizieren will oder Design Thinking anwenden möchte, belege ich ein kompaktes Training. Um mich aufs Lieferkettengesetz vorzubereiten, buche ich eine passende Weiterbildung. Diese kann ich später ebenso wie das Training in einem berufsbegleitenden Studiengang wie Betriebswirtschaftslehre oder Innovationsmanagement anrechnen lassen. Das ist möglich, weil unsere Bildungsangebote modular aufgebaut und miteinander verknüpft sind.
Weiterbildungen auf einen Blick: uol.de/berufsbegleitend
Kontakt
Manuel Karczmarzyk (C3L), T +49(0)441 798-4443, E berufsbegleitend@uni-oldenburg.de