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Programm

TOLL 2024: Wie wollen wir in Zukunft lehren und lernen?

Der TOLL findet am Dienstag, 01.10.2024 im Hörsaalzentrum (A14) der Universität Oldenburg statt.

TOLL-Talk mit Begrüßung und Impulsvortrag (8:45 bis 10:00 Uhr)

Begrüßung

Grußworte von Prof. Dr. Ralf Grüttemeier (Vizepräsident für Forschung und Transfer der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)

Videobotschaft von Julia Willie Hamburg (niedersächsische Kultusministerin)

Grußwort von Matthias Welp (Amtsleiter für Schule und Bildung der Stadt Oldenburg)

Moderation: Dr. Julia Michaelis (Geschäftsführerin DiZ) 

Zuversicht und Zukunftswillen: Herausforderungen meistern, Sicherheit gewinnen

Myrle Dziak-Mahler, lernlog gGmbH, Bonn

Wir stehen in den Schulen vor zahlreichen Herausforderungen, die eine flexible und zukunftsorientierte Herangehensweise erfordern. Dieser Vortrag beleuchtet die zentrale Rolle der Zuversicht und des Zukunftswillens bei der Bewältigung dieser Herausforderungen. Durch die Förderung von Veränderungskompetenz und die Bereitschaft, Denkrichtungen zu ändern, können Unsicherheiten gemeistert und Handlungssicherheit erlangt werden. Zuversicht kann als treibende Kraft genutzt werden, um die schulische Bildung aktiv zu gestalten und eine positive Zukunft zu formen.Myrle Dziak-Mahler beleuchtet die Zukunftsherausforderungen handlungspraktisch und zeigt auf, mittels welcher Methoden es gelingen kann, Transformation alltäglich zu leben. 
Zur Person: Myrle Dziak-Mahler ist Lehrerin, Coach, Autorin, Referentin und Bildungsexpertin mit dem Fokus auf die Transformation von Schule und Lehrkräftebildung. Sie setzt sich für die Modernisierung von Bildungsprozessen ein, um den individuellen Bedürfnissen der Lernenden besser gerecht zu werden. Seit 2024 ist sie Geschäftsführerin der lernlog gGmbH in Bonn, einer Initiative der Montag Stiftung für Jugend und Gesellschaft. Zuvor war sie Kanzlerin der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft und die Gründungsgeschäftsführerin des Zentrums für Lehrkräftebildung an der Universität zu Köln.

TOLL vertieft: Workshops am Vormittag (10:30 bis 12:30 Uhr)

Workshop B1 - KI im Lehren und Lernen (Vormittagsworkshop)

Wie gehen wir mit KI beim Lehren um und wie gestalten wir das Lernen trotz und mit KI?
Mit den folgenden Beiträgen gehen wir in diesem Workshop in den TOLL-Austausch.
Moderation: Dr. Holger Lüschen, OFZ, Universität Oldenburg

Ist das wahr? – Ich frage mal die KI

Paul Blattner, Institut für Philosophie sowie Referat Studium und Lehre, Universität Oldenburg

Künstliche Intelligenz (KI) findet zunehmend Einzug in die verschiedenen Bildungseinrichtungen und wird von Studierenden, Lehrenden, Schüler*innen und Lehrkräften auf vielfältige Weise genutzt. Neben technischen und rechtlichen Herausforderungen stellt sich die Frage, wie wir KI in der Lehre und im Unterricht nutzen wollen. KI als Werkzeug wird jetzt schon unter anderem bei der Planung von Unterricht, bei der Suche nach geeigneten Methoden und Inhalten für die Lehre, als Study Buddy, um sich Inhalte zu erschließen oder zum Nachschlagen eingesetzt. Bei der Nutzung stellt sich jedoch schnell die Frage danach, was für Inhalte von der KI eigentlich produziert werden – Ist die Antwort der KI wahr oder halluziniert sie nur?
In diesem Beitrag werden wir uns dieser letzten Frage nach der Wahrheit aus philosophischer Sicht nähern und didaktische Schlüsse aus diesen Reflexionen ziehen. Die grundlegende These lautet, dass die generativen Antworten der KI weder wahr noch falsch sind. Erst in der kritischen Auseinandersetzung mit dem Gegenstand und den generativen Antworten kann ein Wahrheitswert gefunden werden. Diese philosophische Reflexion ermöglicht eine kritische Auseinandersetzung mit der KI-Nutzung und fördert die KI-Literacy von Lehrenden, Lehrkräften, Studierenden und Schüler*innen.

Umgang und Erfahrungen mit KI in berufsbildenden Schulen und am Studienseminar Oldenburg für das Lehramt an berufsbildenden Schulen

Marco Wienekamp & Andreas Zug (beide BBS Haarentor, Oldenburg) und Jens Rieger (BBS Papenburg sowie Studienseminar Oldenburg für das Lehramt an berufsbildenden Schulen)

Was passiert, wenn sich drei Fach-/PS-Leiter des Studienseminars Oldenburg für das Lehramt an berufsbildenden Schulen mit unterschiedlichen Fachbereichen und aus verschiedenen Schulperspektiven gemeinsam über aktuelle und zukünftige Einflussfaktoren, Entwicklungen und Herausforderungen bezüglich der KI im Lehren und Lernen in einen konstruktiven Austausch begeben und hierzu einen Beitrag anbieten, um weitere Interessierte in diese spannende Thematik einzubinden? Neugierig geworden? Machen Sie mit!

Workshop B2 - Beziehung und Rolle im Verhältnis von Lehren und Lernen

Was brauchen zukünftige Lehrende für die lernwirksame Gestaltung der Beziehungs- und Rollenverhältnisse im Wechselspiel von Lehren und Lernen?
Mit den folgenden Beiträgen gehen wir in diesem Workshop in den TOLL-Austausch. 
Moderation: Heinz Kaiser, ehem. Leiter Studienseminar Oldenburg für das Lehramt an berufsbildenden Schulen

Qualität der Beziehung zwischen Lehrkräften und Lernenden aus bindungstheoretischer Perspektive

Dr. Carina Hübner & Prof. Dr. Tanja Jungmann, Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik, Universität Oldenburg

Die Bindungsqualität von Kindern und Jugendlichen spielt eine entscheidende Rolle für ihre gesunde Entwicklung und ihr Wohlbefinden. Eine sichere Bindung dient als Schutzfaktor, der die Resilienz gegenüber Entwicklungsrisiken stärkt. Kinder und Jugendliche mit unsicherer oder desorganisierter Bindungsqualität zeigen hingegen häufiger Defizite in verschiedenen Entwicklungsbereichen, einschließlich sozialer Kompetenzen und schulischer Leistungen (Groh et al., 2014; van Ijzendorn, Dijkstra & Bus, 1995). Im schulischen Kontext sind stabile und positive Beziehungen zwischen Lehrkräften und Lernenden von besonderer Bedeutung, insbesondere für Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Die Qualität dieser Beziehungen beeinflusst den Lernerfolg maßgeblich (Hattie, 2016; Langer & Eisfeld, 2019). Daher ist es wichtig, dass Lehrende über Kenntnisse der Bindungstheorie verfügen und in der Lage sind, die Bindungsqualität ihrer Schülerinnen und Schüler zu erkennen und zu fördern. In diesem Beitrag werden wir kurz die Grundlagen der Bindungstheorie erläutern und dann die Ergebnisse eines Forschungsprojektes vorstellen, das die Bindungsqualität von Kindern in der Primarstufe untersucht.

Die Rolle der Lehrkraft reflektieren - Was denken Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst im BBS-System?

Dr. Astrid Dahnken, Studienseminar Oldenburg für berufsbildende Schulen

Vor dem Hintergrund einer pädagogischen Minitheorie stelle ich die Aufgabe vor, die in unseren Einführungswochen am Studienseminar von den Lehrkräften im Vorbereitungsdienst (LIV) zum Thema "Die Rolle der Lehrkraft" bearbeitet werden. Auf Grundlage einer eigenen Reflexion der Teilnehmenden möchte ich exemplarische Ergebnisse aus den letzten Jahren vorstellen und diese vor dem Hintergrund der zu vermittelnden Kompetenzen gemäß APVO-Lehr zur Diskussion stellen.

Rollenwandel in pädagogischen Kontexten: Von der Lehrkraft zur Lernbegleitung - zwei Beispiele für Beratungsangebote.

Ernst Escher (HLA Lohne), Dr. Nadja Höckesfeld & Katjana Heitmann (Studienseminar Osnabrück für das Lehramt an berufsbildenden Schulen sowie HLA Lohne)

Die Heterogenität im deutschen Schulwesen hat im Verlauf der letzten Dekade stark zugenommen. Dieser Heterogenität konnte das Bildungssystem bislang nur eingeschränkt gerecht werden. Das Studienseminar Osnabrück für das Lehramt an berufsbildenden Schulen hat vor diesem Hintergrund im November 2023 das Pilotprojekt „Personalisiertes Lernen“ gestartet. Ein Baustein des Projektes ist eine individuelle Beratung der Lehrkräfte basierend auf dem GROW-Modell nach Whitmore. Die Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst formulieren modellbasiert den jeweiligen Beratungsanlass und wählen eigenständig eine Fachleitung für die Beratung aus. Das Beratungsgespräch wird seitens des Seminars nicht protokolliert und vertraulich behandelt. Sämtliche GROW-Beratungsgespräche sind dabei außerhalb der Bewertung der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst.

Die Handelslehranstalten Lohne nehmen seit dem Schuljahr 2023/2024 an dem Innovationsvorhaben „Berufsfachschule dual“ teil. Bestandteile sind u.a. Beratungsangebote vor Beginn sowie mehrfach während des Bildungsganges. Dabei erfolgt beispielsweise eine intensive Schullaufbahnberatung hinsichtlich einer möglichst optimalen Passung zwischen vorhandenen schulischen Wahlmöglichkeiten und der Berücksichtigung der Interessen und Leistungen der Schülerinnen und Schüler. Eine weitere Verortung ist durch den eigenständigen Profilbaustein „Beratung und Coaching im beruflichen Kontext“ gegeben.

Workshop B3 - Lehren und Lernen out of the box

Geht nicht - gibt’s nicht: Innovationen und Inspirationen, um Lehren und Lernen mal ganz anders zu denken, um Freiräume außerhalb vermeintlicher Grenzen zu nutzen
Mit den folgenden Beiträgen gehen wir in diesem Workshop in den TOLL-Austausch. Einige Beiträge sind noch im Abstimmungsprozess, daher kann sich das Workshop-Angebot noch verändern.
Moderation: Gunda Hayen, Berufsbildende Schulen Wechloy, Oldenburg

Neben der Spur - Erfahrungen aus einem inklusiven künstlerischen Projektseminar

Prof. Dr. Teresa Sansour, Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik; Henriette Hinniger & Merit Christine Richter (beide Studentinnen & Seminarteilnehmerinnen), alle Universität Oldenburg

Der Beitrag fokussiert ein inklusives Hochschulseminar, bei welchem Studierende verschiedener Lehramtsstudiengänge und Menschen mit Behinderung eine gemeinsame Seminargruppe bilden. Gearbeitet wurde dabei in der Form eines sog. künstlerischen Projekts zum Thema "Neben der Spur". Das gemeinsame inklusive Arbeiten erstreckte sich über eine 3-tägige Blockphase. Um aus verschiedenen Perspektiven auf das Themenfeld „Neben der Spur“ blicken zu können, durchliefen die Teilnehmer*innen zunächst Workshops, die mittels forschender, künstlerischer und sprachfokussierender Strategien spielerische Handlungsimpulse und Denkanstöße boten. Ziel war es dabei, die Wahrnehmungen und Erkenntnisse in je eigene Gestaltungen zu überführen. Die Erfahrungen in der inklusiven Gruppe wurden abschließend in schriftlichen Statements sowie mündlich in der Gruppe reflektiert. Der Beitrag stellt das Konzept des Seminars inklusive der methodischen Herangehensweise vor und nimmt exemplarisch studentische Reflexionen in den Blick. Der Beitrag schließt mit hochschuldidaktischen Schlussfolgerungen für eine inklusionsorientierte Lehrer*innenbildung.

Herausforderungsprojekt: „Raus aus der Komfortzone“ zum „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“

Saskia Duin-Lay & Kirstin Westerholt, KGS Rastede mit 4 Schüler*innen

In diesem Beitrag wird das Herausforderungsprojekt der KGS Rastede vorgestellt, welches bereits zum dritten Mal stattfand. Im Projekt „Herausforderung“ bekommen Schüler*innen der Klassenstufen 8 die Gelegenheit, sich eine selbstbestimmte, außerschulische Herausforderung zu suchen, diese ein halbes Jahr lang zu planen und im Rahmen einer zeitlich begrenzten schulischen Auszeit von ca. zwei Wochen eigenständig umzusetzen. Begleitet werden sie dabei von erwachsenen Schüler*innen des Jahrgangs 12 sowie von Studierenden. Das Projekt bietet den Schüler*innen einen idealen Erfahrungsraum, in dem sie Fähigkeiten für eine nicht vorhersehbare Zukunft entwickeln. Herausforderungsprojekte sind lebensnah, inklusiv und integrativ. Sie vernetzen Lerninhalte zukunftsorientiert mit der Lebens- und Arbeitswelt.

Workshop B4 - Diversitätsbewusstsein als Kompetenz im Lehren und Lernen

Wie und wodurch können wir diversitätsbewusstes Handeln im Schulkontext ermöglichen?
Mit den folgenden Beiträgen gehen wir in diesem Workshop in den TOLL-Austausch. Einige Beiträge sind noch im Abstimmungsprozess, daher kann sich das Workshop-Angebot noch verändern. 
Moderation: Katharina Kaschel, DiZ, Universität Oldenburg

Vielfalt hat Mehrwert

Ingrid Deserno-Grüttemeier, BISS-Multiplikatorin und Expertin für Sprachbildung und interkulturelle Bildung, Oldenburg

Die vielfältigen Lebenswege und -erfahrungen unserer Schüler*innen und der Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte enthalten ein Potenzial, das es sowohl lerntheoretisch im Unterricht als auch im Sozialgefüge Schule zu entfalten gilt. Wir zeigen wie Mehrsprachigkeit das Lernen erleichtert, wie Vielfalt zu leben fester Bestandteil schulischer Gestalungsprozesse werden kann und wie bei Lehrkräften ein Selbstverständnis entsteht, das die Bedarfe sowie die Fähigkeiten einer Vielfalt im Klassenzimmer in Einklang bringt.

Diversitätsbewusstes Handeln - wie kann das gelingen?

Kimberly Naboa Menzel, SchlaU-Werkstatt für Migrationspädagogik, Oldenburg/München

Der Beitrag thematisiert die Bedeutung einer diskriminierungskritischen Haltung in der Schule und betont die Rolle der Lehrpersonen in diesem Prozess. Wir sehen uns an, was das Schulumfeld beeinflusst und besprechen Strategien, wie wir eine gerechtere Lernumgebung schaffen. Ziel ist es, Bewusstsein und Handlungsfähigkeit im Umgang mit Diskriminierung zu stärken.

Workshop B5 - Prüfungskultur auf dem Prüfstand

Wer prüft was, wie, womit …und warum überhaupt?
Mit den folgenden Beiträgen gehen wir in diesem Workshop in den TOLL-Austausch. 
Moderation: Dr. Julia Michaelis, DiZ, Universität Oldenburg

KI als Katalysator für eine neue Prüfungskultur?!

Benjamin Möbus, Erziehungswissenschaften, Universität Vechta

Im Spiegel eines zunehmend von künstlicher Intelligenz (KI) geprägten Bildungssystems stehen Lehrende und Bildungsinstitutionen (einmal wieder) vor der Herausforderung, traditionelle Aufgaben- und Prüfungsformate zu erhalten oder konstruktiv weiterzuentwickeln. Insbesondere wissensbasierte Prüfungen stehen im Zentrum dieses Diskurses, da generative Sprachmodelle wie ChatGPT & Co. bereits in der Lage sind, auch komplexe Aufgaben in wenigen Sekunden überzeugend (und noch immer nicht rechtssicher detektierbar) zu lösen, sodass durch KI traditionelle Bewertungsansätze zunehmend infrage gestellt werden. Basierend auf den Erfahrungen der Integration von KI in die Modulprüfungen schulpraktischer Veranstaltungen der universitären Lehrkräftebildungen werden insofern Impulse zu einer Prüfungskultur präsentiert, in welcher KI konstruktiv, aber kritisch-reflektiert, in den Prüfungsprozess integriert wird.

Hochschuldidaktische Ideen für eine zeitgemäße Prüfungskultur

Max-Simon Gründert (Hochschuldidaktik) & Susanne Schorer (Institut für Pädagogik), beide Universität Oldenburg

Die digitale Transformation hat in allen Bereichen des Lebens große Veränderungen mit sich gebracht – Prozesse der Kommunikation, Kollaboration, Wissenskonstruktion u.v.m. haben sich stark gewandelt. Bildungsinstitutionen – wie Schulen und Hochschulen – haben sich bereits auf den Weg gemacht, auf diese Veränderungen zu reagieren und ihre Lernenden darauf vorzubereiten, sich in der digitalen Welt zurechtzufinden und diese aktiv mitzugestalten. Damit einher geht ein Wandel in der Lernkultur. 
In einer sich verändernden Lernkultur werden traditionelle Formen des Prüfens in Frage gestellt. Dabei stehen u.a. folgende Fragen im Raum, die wir in unserem Beitrag diskutieren wollen: Wie lässt sich im Zeitalter des Digitalen eine zeitgemäße Prüfungskultur gestalten? Welche Formate sind kennzeichnend für eine zeitgemäße Prüfungskultur? Wie lassen sich digitale Werkzeuge im Prozess und in der Prüfung einsetzen? 

TOLL vertieft: Workshops am Nachmittag (13:30 bis 15:30 Uhr)

Workshop C1 - Selbstständig statt auswendig – Wie soll das funktionieren?

Wie stärken wir das eigenverantwortliche und selbstwirksame Lernen im Lehren?
Mit den folgenden Beiträgen gehen wir in diesem Workshop in den TOLL-Austausch. 
Moderation: Britta Wachtendorf, OFZ, Universität Oldenburg

COOL - cooperative und offene Lernformen, ein aktuelles und phasenübergreifendes Thema der Lehrkräftebildung?

Daniel Feldkamp & Tobias Schulten, Studienseminar Oldenburg für das Lehramt an berufsbildenen Schulen, Oldenburg

Das in diesem Beitrag vorgestellte COOL-Konzept steht für Cooperatives Offenes Lernen. Es ist ein Ansatz für mehr Selbständigkeit, Eigenverantwortung und Kooperation im Lernprozess. Hintergrund des strukturellen Konzeptes ist die deutlich zunehmende und schulformübergreifende Heterogenität in den Lerngruppen und die Forderung aus der Arbeitswelt nach stärkerer Berücksichtigung der Soft Skills in der schulischen Ausbildung. Ziel von COOL ist es, den eigenen Lernprozess konstruktiv, eigenverantwortlich und kompetenzorientiert zu gestalten, bspw. durch die freie Wahl der Sozialform, des Lernortes, der Methoden oder sogar der individuell festgelegten Lerninhalte. Sieben Berufsbildende Schulen aus dem Oldenburger Raum haben sich vor einiger Zeit auf den Weg gemacht, das COOLE Lernen in einem Erasmus-Projekt kennenzulernen, kritisch zu hinterfragen und europäische Perspektiven sowie Erfahrungen in der oldenburgischen Bildungslandschaft zu erproben. Das Studienseminar Oldenburg hat COOL ebenfalls im modularisierten Konzept des pädagogischen Seminars etabliert, um die Studienreferendar*innen auf ihr zukünftiges Berufsfeld umfassend vorzubereiten. Im Beitrag wird das COOL-Konzept vor- und erste Erkenntnisse aus der begleitenden Evaluation zur Diskussion gestellt.

Lernen statt Unterricht, am Nordseecampus Wilhelmshaven

Thomas Schmacker, Nordsee-Campus Wilhelmshaven

„Unterricht ist aller Übel Anfang!“ Nach diesem Leitsatz von Stefan Ruppaner, ehemaliger Rektor der Allemannenschule Wutöschingen, ist das Lernkonzept des NCW (eine „normale“ staatliche Oberschule in Wilhelmshaven) ausgerichtet. Unterricht findet hier ab Jahrgang 7 kaum noch statt. Stattdessen lernen die Kinder und Jugendlichen eigenverantwortlich und selbstorganisiert, mit iPad und an personalisierten Lernplätzen. Lehrkräfte gibt es nicht mehr, sondern Lernbegleiter*innen, deren Hauptaugenmerk auf der Beziehungsarbeit liegt. Die ersten Erkenntnisse sind positiv: Wie in Wutöschingen, scheinen die Kinder hier mehr, lustvoller und effektiver zu lernen, als hätten sie gewöhnlichen Unterricht erhalten.

Im Mittelpunkt des Impulsbeitrags stehen die Fragen: Woran erkennen wir selbstorganisiert lernende Schüler*innen? Wir helfen den Schüler*innen nicht mehr – wieso? Welche Voraussetzungen fürs selbstorganisierte Lernen bietet der NCW?  Wie sehen die ersten Ergebnisse aus?

Lernbausteine, Lern - und Aktionszeiten: individuelles und eigenverantwortliches Lernen an der IGS Flötenteich, Oldenburg

Tanja Lager-Kaup mit vier Schüler*innen, IGS Flötenteich, Oldenburg

In diesem Beitrag wird das neu eingeführtes Schulkonzept der IGS Flötenteich von einer Lehrerin und Schüler*innen vorgestellt. Das neue Konzept mit Jahrgangshäusern bietet eine innovative und vielfältige Lernumgebung, die die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Schüler*innen berücksichtigt. Durch die Kombination von selbstständigem Lernen, persönlicher Betreuung durch Lerncoaches und Fachcoaches, alternativen Prüfungsformen, dem Einsatz von Technologie und dem Logbuch als verbindlichem Kommunikations- und Bewertungstool streben wir eine ganzheitliche Bildung an, die die Schüler*innen auf das Leben in einer sich ständig wandelnden Welt vorbereitet.

Workshop C2 - Was wirkt wie: meinem Lehr-Erfolg auf der Spur…

Wie und woran bestimme ich den Erfolg meines eigenen Unterrichtshandelns?
Mit den folgenden Beiträgen gehen wir in diesem Workshop in den TOLL-Austausch.
Moderation: Marius Voß, Arbeitsstelle Schulentwicklung, DiZ, Universität Oldenburg

Rückwärtsplanung und Lesson Study

Dr. Christiane Richter, Institut für Physik, Universität Oldenburg

Als (angehende) Lehrkräfte planen wir ständig Unterricht und führen ihn durch, aber funktioniert das, was wir machen? Werden Lernprozesse durch unser Handeln ausgelöst? Die Lesson Study macht dies sichtbar – durch studentische Unterrichtsforschung und Selbstreflexion im Format SchAU plus. Sie bietet eine Form der Unterrichtsforschung, bei der das Lernen der Schüler*innen im Fokus steht, da durch Beobachtung der Lernendenhandlungen Rückschlüsse auf abgelaufene Lernprozesse gezogen werden (Mewald, 2019). In dem Format SchAU plus können Studierende mit Hilfe der Lesson Study selbsttätig reflektieren, ob diese Art der Planung von Unterricht bewirkt, dass die gewünschten Lernprozesse ablaufen. Darüber hinaus ist zu klären, wie die Kombination beider Methoden, Rückwärtsplanung und Lesson Study, funktioniert.

https://lehrkonzepte.uol.de/physikdidaktische-forschung-fuer-die-praxis-schau-plus/ 

Ponting – ein sprachbezogenes Instrument zur Förderung des Lehr- und Lernerfolgs

Silke Polewka, Institut für Evangelische Theologie und Religionspädagogik, Universität Oldenburg

Beim Ponting handelt es sich um eine praxisbasierte und -erprobte sprachbezogene Methode aus der Religionspädagogik, entwickelt von der Referentin. Lernende werden mittels einer Auswahl gezielter Impulse zur vertieften und multiperspektivischen Auseinandersetzung mit einzelnen Aussagen angeregt. Ponting bewirkt eine hohe kognitive Aktivierung, fördert je nach Auswahl der Impulse verschiedene Kompetenzen, eignet sich für alle sprachbasierten Fächer und kann als Grundlage zur Reflektion des eigenen Lernerfolgs eingesetzt werden: „Ponting geht ja immer“ (Aussage einer ehemaligen Studentin).

Fragestellungen analysieren - dem Beratungs-/Feedbackerfolg auf der Spur

Carola Junghans, Institut für Pädagogik, Universität Oldenburg

Der Beitrag richtet sich an Lehrende, die mit der Beratung von Studierenden und Referendar*innen befasst sind. Im Zentrum stehen protokollierte Fragestellungen aus dem Kontext von Unterrichtsnachbesprechungen im Praktikum und Referendariat. In einem reflexiven Zugang werden diese auf die Frage hin untersucht, welche Wirkung die gestellten Fragen bei den Befragten erzielen können und welches Rollenverständnis der Fragenden sichtbar wird.

Workshop C3 - Räume für Lehren und Lernen neu denken und gestalten

Wie und wodurch unterstützen räumliche Konzepte das Lehren und Lernen wirksam?
Mit den folgenden Beiträgen gehen wir in diesem Workshop in den TOLL-Austausch.
Moderation: Dörte Lohrenz, Arbeitsstelle Schulentwicklung, DiZ, Universität Oldenburg

DRAUSSEN - KulturRaumNatur erleben, erforschen, erkennen

Dr. Dagmar Venohr, Institut für materielle Kultur, Universität Oldenburg mit Sophie Bartsch und Jule-Schirin Luethans (Studentinnen)

Der moderne Mensch stellt sich Natur und Kultur als getrennte, gegensätzliche Räume der Erfahrung und Gestaltung vor. Durch Lernen und Lehren im Draußen wird erfahrbar, dass diese Zweiteilung nicht länger haltbar ist: Menschen und Nicht-Menschen sind gleichermaßen Natur und Kultur. Anhand autoethnografischer Forschungsmethoden findet ein aktives Umdenken statt: Die Lernenden erfahren draussen diverse Mitwelten als handelnde und gestaltbaren Vermittlungsorte.

Gemeinsam mit Studierenden aus dem Seminar „KulturNaturModeKunde – Autoethnografischer Feldforschungen“ der Universität Oldenburg möchte ich einen kleinen methodischen Einblick in Lehrpraxis und Lernergebnisse geben.

Schulbauwerkstätten und Lerndörfer - das partizipativ entwickelte Raumprogramm der Grundschule „Fliegerhorst“ in Oldenburg

Jan Reinder Freede & Britta Sellmeier, Stadt Oldenburg

Der Neubau einer Schule mit gleichzeitiger Neugründung ist eine ungewöhnliche Herausforderung. In einem großen Beteiligungsprojekt wurde für die neue Grundschule „Fliegerhorst“ in Oldenburg ein Raumprogramm entwickelt. Entstanden ist ein modernes und dabei nicht radikales Raumprogramm nach dem Cluster-Prinzip, das viele pädagogische Freiheiten bietet.

Das Churermodell - Umsetzung in einer 2. Klasse

Nina Düring & Katharina Kausch, Grundschule Halsbek, Westerstede

In diesem Beitrag wird die Umsetzung des Churermodells für eine 2. Grundschulklasse vorgestellt. Das Churermodell ist ein Konzept, das an der Pädagogischen Hochschule Graubünden entwickelt wurde. Es zielt darauf ab, die individuellen Begabungen und Talente von Schüler*innen zu erkennen und gezielt zu fördern.Das Churermodell wird dabei von vier Elementen geprägt: Umstellung des Klassenzimmers, Inputs im Kreis, Arbeit mit Lernaufgaben, freie Platzwahl. Das Schulzimmer wird zu einer Lernlandschaft. Die Tafel spielt nicht mehr die zentrale Rolle im Klassenzimmer. Der Sitzkreis spielt eine zentrale Rolle. Die Schüler*innen können ihren Arbeitsplatz selber wählen. Im Churermodell haben die Schüler*innen die Möglichkeit das Lernangebot, den Arbeitsplatz und die Lernpartner*innen zu wählen.

Lernorte neu gedacht: Wie kann Raum für Lernprozesse genutzt werden? Beispiele von zwei offenen und flexiblen Konzepten

Monika Bailey (Studienseminar Osnabrück für das Lehramt an berufsbildenden Schulen sowie HLA Lohne), Ernst Escher, Linda Hellebusch und Julia Wichary (HLA Lohne)

Die Handelslehranstalten Lohne bieten im gesamten Schulgebäude unterschiedliche räumliche Konzepte an, die von den Lernenden individuell genutzt werden können. So wurde in den Fluren Raum für die Gestaltung von Lernlandschaften genutzt. In Nischen wurden kleine Arbeitsbereiche verbaut, welche ein gewisses Maß an Ruhe ermöglichen. Für größere Gruppen steht eine Ecke mit Sitzplätzen und niedrigen Tischen zur Verfügung. Auch in der Cafeteria berücksichtigt die Ausstattung, dass der Raum auch zum eigenständigen Lernen genutzt werden kann. Das Studienseminar Osnabrück für das Lehramt an berufsbildenden Schulen hat vor dem Hintergrund des im November 2023 gestarteten Pilotprojektes „Personalisiertes Lernen“ begonnen, das Raumkonzept neu zu gestalten: Die Aula wurde so umgestaltet, dass diese sowohl weiterhin für größere Gruppen nutzbar ist, in einem durch Sichtschutz abgetrennten Bereich stehen umfangreiche Arbeitsplätze für Phasen der Eigenarbeit in ruhiger Arbeitsatmosphäre zur Verfügung. Weitere Räume sind mit Hochtischen und Hockern für Gruppenarbeiten ausgestattet. Zudem verfügt ein Teil der Räume über mobile Tische, welche flexible Anordnungen ermöglichen.

Workshop C4 - KI im Lehren und Lernen (Nachmittagsworkshop)

Wie gehen wir mit KI beim Lehren um und wie gestalten wir das Lernen trotz und mit KI?
Mit den folgenden Beiträgen gehen wir in diesem Workshop in den TOLL-Austausch.
Moderation: Hartmut Böschen, Arbeitsstelle Schulentwicklung, DiZ, Universität Oldenburg

Generativer KI misstrauen: Eine praktische Intervention

Dr. Carmen Flury & Prof. Dr. Felicitas Macgilchrist, Institut für Pädagogik, Universität Oldenburg

Studien zeigen, dass etwa 50 % der Schüler*innen ChatGPT und Co. für schulische Aktivitäten nutzen, beispielsweise als Suchmaschine. Das zeigt, dass sie der generativen KI großes Vertrauen entgegenbringen. Doch angesichts der Funktionsweise von Chatbots ist ein solches Vertrauen nicht immer gerechtfertigt. Um eine reflektierte Nutzung dieser Systeme zu unterstützen, braucht es keine „vertrauenswürdige KI“, sondern ein gewisses „Misstrauen“ in die Möglichkeiten der „KI“. In diesem Input zeigen wir eine pädagogische Intervention, mit der wir Lernende auf einfache Art und Weise zeigen, warum generative KI nicht als Suchmaschine geeignet ist, warum man ihr nicht zu sehr vertrauen sollte und wofür sie dann doch nützlich sein kann.

Virtuelles Kommunikationscenter der BBS Wechloy

Max Lindenberg & Judith Jung, BBS Wechloy, Oldenburg

Das virtuelle Kommunikationscenter (vKC) der Berufsbildenden Schulen (BBS) Wechloy verbessert die Kommunikationsfähigkeiten der Schüler*innen mithilfe von Virtual Reality (VR) und künstlicher Intelligenz (KI). Das Training ist in zwei Phasen gegliedert: In der ersten Phase lernen die SuS die VR-Technologie zu bedienen und durch Hand-Tracking ohne Controller zu navigieren. Nach dem Anlegen der VR-Brille betreten sie einen geschützten virtuellen Raum, dabei werden sie von dem virtuellen Schulmaskottchen, Willi Wechloy, durch den Lernprozess geführt. Die Schüler*innen halten eine zweiminütige Stegreifrede vor einem virtuellen Publikum, die von einer KI analysiert wird. Dazu gibt das System Feedback zu Sprechgeschwindigkeit, Lautstärke, Modulation, Blickkontakt und Füllwörtern und hilft, Stärken und Schwächen zu erkennen. Daran schließt sich eine interaktive Trainingszeit an, in der an den individuellen Förderstellen gearbeitet wird. In der zweiten Phase, die gerade entwickelt wird, simuliert eine generative KI interaktive Gespräche, die alltägliche Kommunikationssituationen oder spezifische Beratungsgespräche umfassen. Ein Schwerpunkt besteht dabei unter anderem in der Unterstützung des Sprachlernunterrichts. Die KI erzeugt dynamische Inhalte, analysiert die Gespräche in Echtzeit und gibt direktes Feedback. Am Ende des Trainings erhalten die Schüler*innen eine umfassende Auswertung, die über das Learning-Management-System Moodle einsehbar ist. Das vKC der BBS Wechloy bietet damit eine innovative, immersive und interaktive Lernumgebung, die das Lernen effektiver und ansprechender gestaltet.

Workshop C5 - Digitales Lehren und Lernen

Wie und wodurch kann Digitalisierung das Lehren und Lernen wirksam unterstützen?
Mit den folgenden Beiträgen gehen wir in diesem Workshop in den TOLL-Austausch. 
Moderation: Dr. Ines Weßels, DiZ, Universität Oldenburg

Lernerzentristisches Lernen mit digitalen Medien. Welche Schüler und Schülerinnen profitieren, welche nicht?

Gerd Hoffmann, Institut für Pädagogik, Universität Oldenburg

Ein zentraler Aspekt des pädagogischen Mehrwerts von digitalem Lehren und Lernen ist das „lernerzentristische“ Lernen. Im Gegensatz zum klassischen „lehrerzentristischen“ Ansatz fokussiert es auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler durch Unterstützung ihrer Lerngeschwindigkeit, Vorwissen, Lernstrategien und Hilfsangebote. So soll eine passgenaue Förderung des Wissens- und Kompetenzerwerbs erreicht werden.

Empirische Studien zeigen jedoch, dass dieses Ziel trotz immer leistungsfähigerer interaktiver digitaler Lehr- und Lernmedien oft nicht erreicht wird. Hemmende Faktoren sind das Lernpotenzial der Schüler, unsachgemäßer Medieneinsatz und didaktische Mängel. In meinem Promotionsprojekt an der Universität Oldenburg untersuche ich das Textverständnis von Lehramtsstudierenden in synchronen Lehrveranstaltungen. Ein überraschendes Ergebnis zeigt, dass das individuelle Selbstkonzept die Lernwirksamkeit beeinflusst. In meinem Beitrag wird die Bedeutung des Selbstkonzepts für die Wirksamkeit „lernerzentristischen“ Unterrichts beleuchtet und es werden praktische Hinweise für den digitalen Unterricht gegeben.

Einsatz und Nutzen von kollaborativen digitalen Instrumenten beim Unterrichten

Armin Schudey, Regionales Landesamt für Schule und Bildung, Osnabrück

In diesem Beitrag werden die Nutzen und der Einsatz von kollaborativen Tools wie z. B. digitale Pinnwand (Kursboard), Whiteboard, Etherpad, Kartenabfrage (Mindwendel), formatives Assessment (Classtime) vorgestellt. Diese kollaborativen Tools bieten verschiedene Einsatzmöglichkeiten beim Unterrichten, wie z. B. einen Prozess abzubilden, synchrones sowie asynchrones Arbeiten, Kommunikation zu kanalisieren sowie Projekte und Ziele darzustellen. Die vorgestellten Tools befinden sich in der Niedersächsischen Bildungscloud (NBC), die aktuell von Schulen und Studienseminaren genutzt werden kann. 

(Stand: 26.09.2024)  | 
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