Bericht Albers
Erfahrungsbericht Lena Albers
Kontakt: lenaalbers@gmx.de Erfahrungsbericht.pdf
Vorbereitungen
Nachdem der Kontakt zu meinem betreuenden Professor in Cardiff hergestellt war und ich eine Zusage für mein Praktikum hatte, standen die großen Vorbereitungen bevor. Zunächst besorgte ich mir eine Kreditkarte. Ich habe mehrere Angebote der Banken verglichen und kam zu dem Schluss, dass es bei der Comdirect Bank am günstigsten ist. Man erhält ein Girokonto mit ec Karte und kann ohne Gebühren mit der zugehörigen Visakarte an jeden Automaten mit dem Visa-Zeichen im Ausland Geld abheben. Aber auch dieDeutsche Bank bietet sich an, da diese viele Partnerfilialen hat und hier in der UK zum Beispiel kostenlos bei allen Barcleys Filialen Geld abgehoben werden kann.
Als nächster Punkt stand der Versicherungsschutz auf meiner Liste. Ich habe mich gegen eine zusätzliche Auslandskranken- und Haftpflichtversicherung entschieden, da meine gesetzliche Krankenversicherung und auch meine Haftpflichtversicherung in ganz Europa zahlen. Ob und was die eigenen Versicherungen tragen, sollte man im Vorfeld in Erfahrung bringen. Jedoch bietet der DAAD auch eine kombinierte Kranken- und Haftpflichtversicherung an. Ich denke, wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte sich dort informieren.
Anreise
Nach Cardiff kommt man sehr gut und auch günstig per Flugzeug. Ist man früh genug mit seiner Planung gibt es sehr günstige Flüge nach London bei Ryanair. Aber auch British Airways bietet bezahlbare Preise. Ich bin also mit dem Flieger von Bremen nach London Stansted Airport geflogen und von dort mit dem National Express Bus nach London Victoria Station. Hier fahren zwei Linien (National Express, Terravision) alle 20 Minuten zur Victoria Station. Außerdem wurden im Flugzeug Tickets für den Zug von Stansted nach Zentrallondon angeboten. Dies ist zwar die schnellere aber auch teurere Transportmöglichkeit. Von London Victoria Station nach Cardiff Central Station kann man sehr gut in nur ca. 3 Stunden mit National Express oder Megabus fahren. Hier gibt es, wenn man früh genug ist, Tickets ab £1.
Unterkunft
Da ich noch keine Wohnung oder Zimmer hatte, habe ich mir im Voraus ein Bett im Riverhouse Backpackers gebucht. Ich kann dieses Hostel jedem sehr empfehlen. Im Vergleich zu anderen ist hier in nur £17 pro Nacht ein wunderbares Frühstück, den ganzen Tag Kaffee und Tee, Bettwäsche, Internet, saubere Badezimmer und eine sehr familiäre Atmosphäre enthalten. Am nächsten Tag machte ich mich auf die Suche nach freien Zimmern. Diese findet man zahlreich auf diversen Internetseiten, wie z.B. www.cardiff.gumtree.com, www.easyroommate.com, www.spareroom.com oder www.accommodationforstudents.com. Jedoch sollte man auch hier früh genug sein, da Ende September/Anfang Oktober die Fresher's Week beginnt, also die Einführungswoche für die Erstsemester und dann die Auswahl an Wohnungen drastisch reduziert wird. Ein großes Problem für mich war der kurze Zeitraum, den ich nur in Cardiff bleiben wollte. Die meisten Landlords (Hausbesitzer, Vermieter) vermieten ihre Wohnungen oder Häuser nur für 10 bis 12 Monate, wenn man Glück hat, für 6 Monate. Anders als in Deutschland werden hier befristete Mietverträge unterschrieben. Auch ist es oft so, dass einem ein Zimmer vom Landlord oder seinem Mitarbeiter gezeigt wird, aber man seine zukünftigen Mitbewohner nicht kennenlernt. Ich würde mir in dem Fall die Telefonnummern der Mitbewohner geben lassen und diese kennenlernen, bevor man einen Vertag unterschreibt. Eine gute Anlaufstelle für Mietangelegenheiten ist die Student Union. Diese bietet an, Mietverträge durchzulesen und auf eventuelle Fallen zu prüfen. Außerdem sollte man sich die Zimmer immer anschauen. Sie sehen auf den Fotos auf den Internetseiten meist sehr schön und geräumig aus aber die Realität sah oft ganz anders aus. Im Endeffekt hatte ich aber trotzdem eine sehr schöne Unterkunft gefunden. Ich lebte in einem großen Haus mit sechs anderen Studenten aus aller Welt zusammen. Es war immer schön abends zusammen zu sitzen oder gemeinsam zu kochen.
Leben in Cardiff
Cardiff ist eine sehr freundliche und friedliche Stadt. Ihre Größe ist mit ihren ca. 317.00 Einwohnern noch überschaubar aber trotzdem an man schon ein Hauptstadtgefühl. Im Grunde sind alle alltäglichen Bedürfnisse in fußläufiger Entfernung zu erreichen. Einerseits hat man in der Fußgängerzone die großen Shoppingzentren aber auch kleine, urige Läden in den Arkaden, andererseits kann man in den vielen Parks sehr gut ausspannen oder eine mal mehr oder weniger große Runde joggen gehen. Die Lebenskosten in Cardiff sind im Vergleich zu anderen Städten in Großbritannien recht günstig, jedoch ist es schon teurer als hier in Deutschland. Zum Einkaufen lohnt es sich zum uninahen Lidl zu gehen, aber auch Tesco oder Sainsbury\'s haben manchmal gute Angebote. Ein Abstecher in die "City Road" lohnt sich auch auf jeden Fall. Hier gibt es neben den kleinen Türken oder Pakistani Supermärkten mit ihren heimischen Sortiment auch reichlich „Take aways“ und Restaurants aus unterschiedlichsten Ländern (Pakistan, Indien, Iran, China, Japan, u.v.m.). Damit es uns nicht langweilig wurde, bin ich mit meinen Freunden so manches Wochenende durch Wales gefahren. Die Zugverbindungen sind hier recht gut und preiswert. Empfehlen kann ich, zu Beginn eine Bahnkarte zu kaufen, wodurch man auf die Preise ca. 30% Rabatt bekommt. Durch den Hauptbahnhof in Cardiff ist man mit allen Ecken Nordwestwales gut verbunden. Sehr zu empfehlen sind unter anderem Tenby, Swansea, Llantwit Major und die Halbinsel Gower mit ihren unglaublichen Küsten und Stränden. Auch die historischen Castles sind einen Besuch wert; Cardiff Castle, Caerfilly Castle, Castle Coch sind nur drei von vielen im Umland von Cardiff. Wie wär's außerdem mit einem Besuch im Brecon Beacon National Park mit seinen Bergen und Wasserfällen. Auch eine Reise nach Bristol und der mittelalterlichen Stadt Bath lohnt sich. Zudem ist ein Trip nach London einfach und schnell organisiert. Durch National Express oder Megabus ist man in drei Stunden da. Mein Highlight unserer Wochenendreisen war Dublin. Eine wunderbare und aufregende Stadt und einfach mit dem Flugzeug von Bristol aus zu erreichen. Auch für Partybegeisterte hat Cardiff mit seinen zahlreichen Clubs für jeden Geschmack einiges zu bieten. Ich persönlich kann die "Old Libary" und die "Live Lounge" empfehlen. Hier finden oft Live-Konzerte statt, mit dabei sind kleine unbekanntere Bands oder sehr gute Coverbands von bekannten Bands wie z.B. Amy Whinehouse, Madonna, The Police, The Killers, Kings of Leon u.v.m. Wer eher in eine Disco (z.B. Tiger Tiger, Buffalo‘s, Glam, Solus) geht, kommt auch auf seine Kosten. Jedoch sollte man sich auf den sehr freizügigen Kleidungsstil der einheimischen Mädchen einstellen. Man kommt sich oftmals etwas "underdressed" vor; wodurch aber leicht zwischen Einheimischen und Ausländern unterschieden werden kann. Wer es nicht so auf?s Tanzen anlegt kann auch gemütlich in den vielen Pubs (z.B. Pen & Wig, Wetherspoon) sein "Beer and Burger" genießen.
Praktikum
In der ersten Woche, die ich in Cardiff war, habe ich mich mit meinem Professor persönlich getroffen und er führte mich durch die Labore und gab mir einen kleinen Überblick über die Arbeitsgruppe und die Universität. Am Montag war dann also der erste Tag meines Praktikums. Mir wurde ein Arbeitsplatz zugeteilt und wir besprachen die chemischen Reaktionen, die ich in der nächsten Zeit untersuchen sollte. Ich sollte für mein Praktikum an der aktuellen Forschung der Arbeitsgruppe mitarbeiten. Zunächst musste ich meine Startkomponente nach Literaturreaktionen selber herstellen, aufreinigen und analysieren. Mit diesen Startkomponenten führte ich dann erste literaturbekannte Umlagerungen durch, um die Reaktionen \"kennenzulernen\". Danach wagte ich mich an noch unbekannte Reaktionen und Versuche. Nachdem ich mich in die Reaktionsklasse eingearbeitet hatte, ließ mir mein Professor im Grunde freie Hand bei meinen Ideen. Nach kurzer Absprache war er meist einverstanden mit meinen Plänen für die nächsten Versuche. Die Mitarbeiter und Doktoranden waren alle sehr
hilfsbereit und bemüht zu helfen, wo sie können. Ich hatte keinen Doktoranden, der mich betreute, sondern wurde direkt durch den Professor betreut, da ich an einem ganz neuen Thema arbeitete. Auch dieser war sehr hilfsbereit und ich konnte mit jeder Frage zu ihm kommen. Ich wurde in der Arbeitsgruppe voll akzeptiert und durfte alle Geräte und Softwares nach kurzer Einführung selbständig benutzen.
Fazit
Im Ganzen hat mir dieses Praktikum sehr viel Spaß gemacht und ich habe sehr viele neue Dinge gelernt. Nicht nur in der Chemie, sondern auch im Umgang mit fremden Leuten und einer fremden Sprache. Ich denke, durch diese Zeit wurde mein Selbstbewusstsein gestärkt und ich bin viel selbständiger geworden. Es hat mich gefreut zu sehen, wie mein Englisch immer besser wurde und wie offen all die jungen Leute aus den verschiedensten Ländern sind. Ich möchte jedem, der noch überlegt, ob er eine Zeit ins Ausland gehen soll, bei seiner Entscheidung helfen und sagen "Geh!". Diese tolle Zeit kann einem niemand nehmen und die Erfahrungen und Erinnerungen bleiben einem lange erhalten.