Bericht Ratjen

Erfahrungsbericht Lars Ratjen

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Diesen Erfahrungsbericht findet man auch auf den Seiten des ISO.


Mein Entschluss nach Castellón zu gehen fiel circa 3 Monate bevor es losging. In Kontakt hierzu kam ich über einen meiner Professoren. Glücklicherweise war zu diesem Zeitpunkt auch gerade eine Studentin aus Castellón zu Gast in Oldenburg. Mit ihr konnte ich mich also zunächst schon einmal austauschen und sie gab mir einige Tipps und beantwortete Fragen. Vor allem sagte sie ich solle noch so viel wie möglich spanisch lernen bevor es losgeht. Leider hatte ich dafür aber keine Zeit, und so fuhr ich lediglich mit guten Englischkenntnissen nach Spanien.

Mein Flug führte mich von Hannover nach Valencia, dem nächst gelegenen Flughafen. Und so stand ich nun in Valencia. Leider war es zu meiner Ankunft schon so spät, dass ich im nächsten Hotel schlafen musste. Also bin ich mit dem Taxi zum Flughafenhotel gefahren, wo ich meine erste Nacht in Spanien verbrachte.

Der nächste Schritt war vom Flughafenhotel, welches nicht direkt am Flughafen lag, zum Hauptbahnhof zu gelangen. Glücklicherweise befand sich eine S-Bahnstation direkt hinter dem Haus. Also rief ich meine Bekannte in Castellón an, die mir schon vorher angeboten hatte die ersten Tage bei ihrer Familie zu wohnen. So fand ich dann auch unter Mithilfe eines netten Spaniers meinen Weg zum Hauptbahnhof und schließlich auch in den richtigen Zug nach Castellón. Die Zugfahrt führte mich durch die levantische Umgebung von Valencia und Castellón. Eine schöne, gebirgige Landschaft mit schier endlosen Orangenplantagen und vielen Kleinstädten auf dem Weg. Zugegeben sehen die Häuser in solchen kleinen Städten immer etwas gewöhnungsbedürftig und unfertig aus, aber mit der Zeit freundet man sich mit diesem südländischen, legeren Stil an.

Angekommen in Castellón traf ich dann auf meine Bekannte, die mich mit dem Auto am Bahnhof abholte. Zunächst fuhren wir dann auch erst mal ein klein wenig durch die Stadt.

Die Stadt Castellón hat ungefähr 250.000 Einwohner, allerdings auf einer Fläche die wahrscheinlich kleiner ist als Oldenburg. Das heißt man hat hier ein bisschen Großstadtflair und die Häuser werden in die Höhe gebaut, was wirklich komisch aussieht, denn gelegentlich stehen auch niedrigere Häuser dazwischen. Aber ich habe mich daran schnell gewöhnt. Die Stadt hat eine alte Kathedrale auf dem Platz vor dem „Mercado Central“. Die Innenstadt wirkt sehr eng, dadurch aber natürlich auch entsprechend urig und symphatisch, mit vielen Geschäften und dicht aneinandergereihten Neonreklamen.

Mein Zuhause für die ersten Tage befand sich aber nicht in der Stadt sondern in einem Vorort, dem Hafen der Stadt, El Grao. Das ist für diese Region sehr typisch, die Städte liegen etwa 5 km vom Wasser entfernt und haben ihre eigene kleine Hafenvorstadt direkt am Meer.

Ich wurde sehr herzlich aufgenommen, und die Gastfreundschaft in Spanien ist wirklich bemerkenswert. Hier lernte ich auch die ersten Gewohnheiten der Spanier kennen. Vor allem was das Essen angeht, denn hier gilt es viel Zeit mitzubringen. Ein gepflegtes Mittagessen, üblicherweise gegen 14.00 Uhr, oder ein Abendessen, gegen 21.00 Uhr können gerne bis zu 2 Stunden dauern.

In den ersten Tagen widmeten wir uns der Suche nach einer Wohnung für mich. Von einer Wohnungsorganisation der Uni, der sogenannten PIAC, wurde eine Liste mit privaten Wohnungen herausgegeben. Studentenwohnheime waren nämlich kaum bezahlbar (weit über 300 € pro Monat). Also klapperten wir viele, viele Wohnungen ab, bevor wir schließlich am vierten Tag der Suche erfolgreich waren. Zu diesem Zeitpunkt (Anfang November) waren es übrigens noch angenehme 25-30° bei wunderbarem Sonnenschein (dies sollte sich aber noch ändern).

Meine eigene Wohnung befand sich mitten in der Innenstadt. Mein Vermieter war ein spanischer Geschäftsmann, außerdem wohnten noch zwei Arbeiter aus Argentinien mit mir in der Wohnung. Obwohl mein Vermieter auch Englisch und Deutsch sprach redeten er und meine Mitbewohner von Anfang an fast nur spanisch mit mir, so dass ich schneller spanisch lernte als ich es mir erträumt hätte, als Unterstützung hatte ich mir einen autodidaktischen Spanischkurs gekauft. Die Wohnung war im Vergleich relativ teuer (200€), es gab teilweise Wohnungen ab 70€. Allerdings hatte ich hier aber auch eine komplette Küche, Waschmaschine, Internet, zwei Badezimmer und sogar eine Putzfrau. Leider haben die spanischen Wohnungen selten Heizungen, so auch diese nicht, was sich im Verlauf des Winters als Nachteil herausstellen sollte.

Als ich meine Wohnung weitestgehend bezogen hatte ging es dann auch zum ersten Mal in die Uni. Ich war in Castellón um in einem Arbeitskreis eines Professors, der mit meinem Professor in Deutschland befreundet war, ein chemisches Laborpraktikum durchzuführen.

Ich hatte also keine Kurse zu besuchen, sondern mehr oder weniger zu „arbeiten“. Ebenso besuchte ich keinen Sprachkurs, da ich mitten ins laufende Semester ankam. Wie sich herausstellen sollte lernte ich aber auch dadurch, dass alle im Labor gut Englisch sprachen schneller spanisch, weil ich jeden Tag neue Wörter aufschnappte. Sowieso war die Atmosphäre in meiner Arbeitsgruppe sehr gut. Denn es war ein bunter Haufen von Doktoren, bzw. Chemikern (z.B. aus Indien und Marokko, sowie aus vielen Regionen Spaniens).

Übrigens sollte man in Spanien nicht erwarten, dass jeder Englisch redet, das ist sogar eher die Ausnahme, weswegen es durchaus sinnvoll ist schon vorher ein paar Brocken zu können.

Nachdem die Aufnahme in Stadt und Unialltag also geklappt hatte, machte ich mich daran meine ersten Erfahrungen mit ERASMUS-Studenten zu machen. Dafür gibt es geplante Aktivitäten, die vom Büro der „AEGEE“ ausgegeben werden. Dazu zählen z.B. Treffen mit anderen Studenten oder auch Reisen. Ich bin z.B. mit dieser Organisation nach Madrid gefahren.

Generell sollte man sich die Zeit nehmen und auch mal reisen (leider war das bei mir nicht so viel möglich). Unbedingt sollte man nach Madrid und Barcelona fahren, beides schöne Städte.

Wenn man erst mal mit einigen Studenten in Kontakt gekommen ist, kann man auch eine Menge unternehmen und abends ausgehen. Castellón bietet viele kleine Bars (teilweise sehr versteckt), und auch einige Diskotheken (vor allem in der „Lagasca“).

Mein Tagesablauf war meist bestimmt durch das Arbeiten im Labor und am Abend habe ich mich sehr oft mit Freunden und ERASMUS-Studenten getroffen.

Die Universität bot einige Einkaufsmöglichkeiten an (z.B. Apotheken, Kiosk, etc.). Die Mensa war eigentlich durchgehend recht gut und oft gab es auch einige typische Gerichte.

Zum Essen allgemein ist zu sagen, dass man in den Supermärkten wirklich hervorragend einkaufen kann, das Angebot an frischem Fleisch und Gemüse ist wirklich riesig. Vor allem aber kann man in dieser Region Spaniens hervorragend Fisch einkaufen. Jeder noch so kleine Supermarkt bietet eine Fischtheke. Ebenso gibt es Gemüsehändler, oder auch einen großen Markt in der Stadt. Die Lebenshaltungskosten weichen eigentlich kaum von denen in Deutschland ab. Die Wohnungen sind im Allgemeinen aber etwas billiger.

Wenn man sich um Auslandsbafög bewirbt (wie ich auch) sollte man unbedingt vorher einen Sprachkurs belegen, da man sonst vorher kein Geld bekommt. Das bedeutet, dass ich erst zum Ende meines Aufenthaltes, bzw. wieder in Deutschland, das Geld bekam. Das hing damit zusammen, dass mein Professor mir dann gegen Ende eine Unterschrift für Sprachkenntnisse im Spanischen ausstellte.

Ich habe Spanisch wirklich schnell gelernt, ein Sprachhörbuch und einfaches Zuhören und Unterhalten bringen einen enorm weiter, vor allem wenn man wie ich kaum die Möglichkeit hatte einen Kurs zu machen. Das ist wirklich nicht schlimm. Im Nachhinein bin ich auch gar nicht traurig keinen Kurs belegt zu haben, da ich in meiner Zeit im Labor wahrscheinlich ähnlich viel gelernt habe.

Als Tipps zum Schluss sollte noch gesagt sein, dass man sich am besten ganz schnell die deutsche Hektik abgewöhnen sollte. In Spanien läuft alles etwas lockerer. Die Menschen stören sich nicht daran wenn man mal zu spät kommt. Und auch das Arbeiten kann ruhig mal etwas später angefangen werden. Allerdings heißt das nicht, dass Spanier faul sind. Wenn sie spät anfangen zu arbeiten hören sie auch erst spät auf.

Zum Nachtleben sollte erwähnt werden, dass es auch hier gilt sich Zeit zu lassen. Die meisten Parties sind erst ab 2.00 Uhr richtig gut, und Diskotheken machen manchmal erst um 1.00 Uhr auf und schließen um 9.00 Uhr.

Die Geschäftszeiten in Spanien sind auch etwas anders: meist von 9.30 Uhr – 14.00 Uhr und von 17.00 – 21.00 Uhr. Große Supermärkte haben aber durchgehend geöffnet.

Außerdem könnte es wichtig sein sich aus Deutschland ein altes Mobiltelefon mitzunehmen, damit man in Spanien nur eine neue Karte kaufen muss, die inländischen Handytarife sind nämlich ganz gut.

Abschließend kann ich es nur empfehlen einen Auslandsaufenthalt zu machen. Mir hat gerade Spanien sehr gut gefallen.

(Stand: 20.06.2024)  | 
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