Bericht Erythropel

Planung

Die Idee ein Auslandssemester zu machen reifte schon früh in mir, macht aber bei meinem Studiengang keinen Sinn vor dem Hauptstudium. Nach ersten Kontakten mit dem International Student Office ISO (einfach mal hingehen und freundlich beraten werden) kontaktierte ich zunächst meinen zuständigen ERASMUS-Koordinator, der mir jegliche Unterstützung zusagte (in meinem Fall Herr Prof. Martens). Speziell für Chemiker bietet sich eigentlich nur an, im Ausland die Praktika zu absolvieren, die sonst in Oldenburg selber anfallen, und gar nicht an fachspezifischen Vorlesungen teilzunehmen (dies war zumindest bei mir nicht der Fall, da auch mein Spanisch mehr als dürftig war). Nach 2-3 Gesprächen mit Herrn Prof. Martens war es perfekt, alle Papiere waren unterzeichnet und es konnte losgehen.
Sehr zu empfehlen ist immer der Kontakt mit entweder hiesigen Studenten, die an der betreffenden Uni waren (oder auch im Gastland), oder aber ausländischen Studierenden der Uni bzw. des Gastlands, an die man selber möchte.

Ankunft

Angekommen in Valencia hatte ich das Glück, dass mein spanischer Vermieter mich abholte (eine Wohnung hatte ich schon im Vorfeld durch einen Freund, der ebenfalls in Castellón war, gefunden). Der Transport ist sonst aber kein Problem, es fährt sowohl die U-Bahn (€1,70) als auch ein Bus (€2,50) zum Bahnhof, von wo aus man innerhalb einer guten Stunde mit den sog. „cercanias“ in Castellón ist (3,80€). Klassisch ist der anfängliche Aufenthalt in einem Hostal („Esperanza“) zur Wohnungssuche, die in der Regel aber schnell und leicht ist, da fast alle Zimmer möbliert sind.
Zu empfehlen sind WGs mit Spaniern, einfach um im Alltag viel Spanisch zu sprechen.

Universität

In meinem Fall wusste ich direkt zu welchem Professor ich gehen musste, in aller Regel landet man als Austauschstudent zunächst im „OCIE“, wo einem der Einstieg leicht gemacht wird, es wird zunächst alles erledigt, was relevant ist, von der Hilfe zur Anmeldung bei Kursen über das Beantragen des Studentenausweises bis zur Hilfe bei jeglichen Problemen – und das auch in Englisch.
Ansonsten ist es eine recht neue Campusuniversität am Stadtrand, die jedoch gut zu Fuß oder mit dem Bus erreichbar ist. Die Mensen sind katastrophal, wenn man Oldenburger Standards gewöhnt ist, es gibt keine große Variation, und ein Menu für 4€ ist dann auch preislich nicht sehr empfehlenswert. Es werden aber immer Mikrowellen bereitgestellt, um Mitgebrachtes zu erwärmen.
Die Bibliothek ist sehr modern mit vielen, vielen Arbeitsplätzen ausgestattet, auch ein großer Computerraum und ein Sprachenzentrum sind vorhanden, Sprachkurse gibt es meist vor dem Semester als Intensiv-Kurs mit 5x3 Std./Woche und Semi-Intensiv-Kurs mit 3x3 Std./Woche (Mo, Mi, Fr). Die Kurse kosten 55€, was für die Anzahl der Stunden spottbillig ist, und beinhalten auch einen Arbeitsteil, den man abseits des Unterrichts leisten muss (Filme gucken, evtl. Bücher lesen, „Hausaufgaben“).
Das Arbeiten im Labor war gut, ich war letztlich flexibel und mein eigener Herr, ganz so wie man sich das vorstellt. In manchen Dingen fehlte dem Labor eine „deutsche Struktur“, sprich es war teilweise recht chaotisch, aber darüber konnte ich getrost hinwegsehen. Ich wurde sehr gut von allen aufgenommen, zunächst sprach ich Englisch, aber mit der Zeit sprach ich, so wie es mir mein Spanisch erlaubte, mehr und mehr Spanisch.

Stadt & Umgebung

Castellón ist ungefähr 10km vom Strand entfernt („El Grao“), den man aber gut mit dem Bus erreichen kann, der alle halbe Stunde fährt. Castellón liegt in der autonomen Comunidad Valencia, was auch beinhaltet, dass die 1.Amtssprache „Valenciano“ ist, und nicht „Castellano“ (also Spanisch). Die Sprachen nehmen sich zwar nicht viel (valenciano ist quasi die Sprache, die die Katalanen für ihr Katalonien „geklaut“ haben, und „catalán“ nennen), gerade zu Anfang machte mir es aber zu schaffen, nicht nur eine, sondern letztlich 2 Fremdsprachen zu hören.
Castellón hat ungefähr so viele Einwohner wie Oldenburg, aber grob geschätzt nur ein Drittel bis ein Viertel der Grundfläche OLs, sprich es gibt eigentlich nur mehrstöckige Häuser in der ganzen Stadt, die recht hässlich sind, und akuten Parkplatzmangel bescheren, aber auch eine andere Atmosphäre geben. Das Wochenende geht quasi von Do. bis So., und es ist einiges los auf den Strassen, auch bei Nacht.

Kultur

Spanien hat schon eine ziemlich andere Kultur als wir in Deutschland: Mittags wird kaum vor 14h gegessen, zwischen 18h und 20h gibt es die berühmten „tapas“, kleine Häppchen, und erst ab 21h gibt es Abendessen, wobei in aller Regel zweimal am Tag warm gegessen wird. Olivenöl gehört zum Essen (ob zum Braten, als Dressing oder sonst wie) wie das Amen in der Kirche, zusätzlich gibt es speziell aus dem „Orangen-Land“ rund um Castellón Orangen und Zitronen in Hülle und Fülle.
Sehr empfehlenswert ist das Stadtfest „Magdalena“ im März, 10 Tage an denen die Uni komplett geschlossen ist und in der Stadt so richtig was los ist. Tägliche Paraden, Umzüge, Konzerte, usw. machen diese 10 Tage zu einem Muss für jeden ERASMUS Studenten.

Geld

Ich persönlich habe in Castellón durchschnittlich im Monat mehr ausgegeben als in Oldenburg (sagen wir mal ca. €700,-) , was aber auch damit zusammenhängt, dass so ein ERAMUS-Jahr kein „normales“ Jahr ist, denn es kann schon mal vorkommen, dass man 5-6 Abende pro Woche weggeht. Lebensmittel sind insgesamt ein wenig günstiger, vor allem Obst und Gemüse. Bei Mobiltelefonen verhält es sich quasi so wie in Deutschland, es gibt ein paar große Anbieter, aber alles andere als eine Prepaidkarte lohnt sich kaum (evtl. checken ob man seinen Vertrag in Deutschland für eine Zeit lang „stilllegen“ kann, O2 z.B. bietet das an).

Reisen

Das örtliche AEGEE (www.aegee.org)  bietet regelmäßig Aktivitäten und auch Wochenendtrips an (Barcelona, Madrid, Granada, Salamanca, etc.) die sehr zu empfehlen sind, einfach weil man von ortskundigen Leuten geführt wird.

Fazit

Ein Auslandssemester ist mehr als empfehlenswert, man lernt eine neue  Kultur und Sprache kennen oder vertieft seine Kenntnisse, man lernt viele, viele neue Leute kennen (aus aller Herren Länder), und all das „neben“ dem normalen Studium, was in aller Regel ja auch weitergeführt wird. Zusätzlich fördert die EU dieses auch noch finanziell!

(Stand: 19.01.2024)  | 
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