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Aus Wissenschaft und Forschung

Große Probleme bei der Lagerung von Biodiesel

"Dramatischer Anstieg der Bakterien" / Studie der AG Mikrobiologie

Die Nutzung von Biodiesel auf Rapsbasis ist aus ökologischer und ökonomischer Sicht zweifelhaft - dies ist das Ergebnis einer Studie der Arbeitsgruppe Allgemeine Mikrobiologie am Fachbereich 7 Biologie unter der Leitung von Prof. Dr. Karl-Heinz Blotevogel.

Raps als nachwachsender Rohstoff erlangte seine große Bedeutung für die europäische Agrarwirtschaft nach den beiden Ölkrisen in den 70er Jahren. Pflanzenöle, die zuvor nur für die Nahrungsmittelproduktion interessant waren, wurden auf ihre Eignung als Ersatz für Dieselkraftstoff getestet. Einerseits kann der Kraftfahrzeugmotor dem neuen Kraftstoff aus Pflanzenöl angepaßt werden, andererseits kann das Pflanzenöl durch chemische Verfahren so verändert werden, daß eine Nutzung in herkömmlichen Motoren möglich ist. Im Falle des Kraftstoffs aus Rapsöl wird das Öl in einer Raffinerie aufbereitet. Am Ende des Prozesses steht Rapsölmethylester (RME), der unter der Bezeichnung Biodiesel vermarktet wird. Hervorgehoben werden in diesem Zusammenhang stets die ausgeglichene CO2–Bilanz (bei der Herstellung und Verbrennung des Kraftstoffs wird nicht mehr CO2 freigesetzt, als durch das Wachstum der Pflanze aufgenommen wird) und die gute biologische Abbaubarkeit des Biodiesels. Gerade diese biologische Abbaubarkeit bringt aber Probleme bei der Lagerung mit sich.

Die Studie erforscht das Langzeitlagerverhalten von reinem Rapsölmethylester und von unterschiedlichen Mischungen aus herkömmlichem Diesel und Biodiesel. Untersucht wurde das Wachstum von natürlich vorkommenden Mikroorganismen, die in der Lage sind, bestimmte Bestandteile des Kraftstoffs als Nährstoffe zu nutzen. Sowohl Bakterien als auch Pilze vermögen mit diesem Substrat zu wachsen, wenn sich Wasser in dem Lagertank befindet. Durch Kondensation entsteht ein Wasserfilm an den Tankwänden, der durch seine höhere Dichte am Tankboden eine Schicht unter dem Kraftstoff bildet. An der Grenzfläche von Wasser und Kraftstoff leben und vermehren sich die Mikroorganismen. Bei Lagerungstemperaturen von 25°C führen bereits geringe Beimischungen von RME zum Dieselöl zu einem dramatischen Anstieg der bakteriellen Keimzahlen. In Einzelfällen wurde eine Verzehnfachung der bakteriellen Keimzahl gegenüber herkömmlichem Diesel gemessen. Bei höheren Anteilen von RME im Diesel und im reinen Biodiesel wird insbesondere das Wachstum von Pilzen gefördert, die mit ihren stark verzweigten Zellfäden (Mycel) den Kraftstoff durchsetzen. Der starke Wuchs der Mikroorganismen rührt von der guten biologischen Abbaubarkeit der Rapsölmethylesterkomponenten her, die auch unter sauerstofffreien Bedingungen durch die Mikroorganismen verwertet werden können.

Alle Ergebnisse lassen die Schlußfolgerung zu, daß bei einem großflächigen Einsatz von reinem RME oder mit RME vermischten Dieselkraftstoffen ein erheblich höheres Risiko des mikrobiellen Bewuchses zu tragen ist, das zu großen Problemen bei der Langzeitlagerung dieser Kraftstoffe führt. Durch die Aktivitäten der Mikroorganismen werden Kraftstoffkomponenten abgebaut, Korrosionen am Tank gefördert und Biomasse gebildet. Der Kraftstoff wird erheblich verunreinigt und verliert seinen Gebrauchswert.

Zu der mehrfach geäußerten Kritik an der Studie, deren Auftraggeber der Erdölbevorratungsverband (EBV) Hamburg ist, erklärte Blotevogel, daß es ihm nicht um die Einstellung der Produktion oder die Nichtnutzung von Rapsmethylester gehe. Die Lagerungsprobleme seien grundsätzlich kontrollierbar, dies werde letztlich eine Frage der Ökonomie sein.

Mit der S-Bahn im Halbstundentakt durch Oldenburg

Studierende der Mathematik und der Raumplanung erstellten Studie / Sinnvolle Ergänzung des Nahverkehrs

Zum Thema "S-Bahn in der Region Oldenburg? - Mathematisch-raumplanerische Modelle" fand im Wintersemester 1995/96 ein Seminar unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrich Knauer (Fachbereich 6 Mathematik) und Prof. Dr. Peter Singer (Institut für öffentliche Planung am Fachbereich 3 Sozialwissenschaften) statt. Studierende der Mathematik und der Raumplanung untersuchten gemeinsam Möglichkeiten für ein schienengebundenes S-Bahn-System in Oldenburg und Umgebung. Das Projekt sei ein Beitrag der Universität zur politischen Diskussion über ein verbessertes Angebot im öffentlichen Personennahverkehr im Zusammenhang mit der vorgesehenen Kommunalisierung von Bahndiensten, so die beiden Hochschullehrer. Den Anstoß zu der Untersuchung hatte der SPD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Wulf gegeben.

Die mathematisch und grafisch ermittelten Fahrpläne lassen erkennen, daß eine stündliche Bedienung durch Schienenfahrzeuge auf den vorhandenen Strecken in das Regional- und Fernangebot der Deutschen Bahn AG integriert werden kann. Mit nur geringfügigen Modifikationen wäre sogar ein Halbstundentakt realisierbar. Dabei wurden Verbindungen von (Ocholt-) Bad Zwischenahn - Oldenburg Hbf - Sandkrug (-Huntlosen) bzw. Rastede - Oldenburg Hbf - Bookholzberg (-Hude) zugrundegelegt. Bei der Berechnung der Betriebskosten wurde von Dieselantrieb, 17stündiger Bedienung pro Tag, Fahrtgeschwindigkeit von 45 km/h sowie entsprechenden Personal- und Wartungskosten ausgegangen. Es ergaben sich Betriebskosten von 1,67 DM/km. Das heißt, daß bei einem Fahrpreis von 0,20 DM pro Kilometer eine durchschnittliche Auslastung mit acht bis neun Fahrgästen erforderlich wäre.

Der raumplanerische Anteil an der Untersuchung bestand in der detaillierten Ermittlung der Siedlungsstruktur und der kleinräumigen Bevölkerungsverteilung im Einzugsbereich der Schienenwege (500 m) innerhalb des Stadtgebietes. Trotz ungleicher Dichte in den Stadtteilen ergibt die Untersuchung, daß für fast 90.000 Einwohner Oldenburgs eine Erschließung an den schienengebundenen Nahverkehr attraktiv wäre. Auf dieser Grundlage wurden neben dem Hauptbahnhof als Zentrum des Systems zusätzliche Haltepunkte im Stadtgebiet vorgeschlagen und in den Fahrplänen berücksichtigt, die entweder dichtbesiedelte Wohngebiete erschließen oder besonders hervortretende Zielstandorte anbinden (Universität Wechloy). Mit der Erschließung der am Stadtrand entstandenen Siedlungsschwerpunkte, die z.T. zu den Nachbargemeinden gehören, erhöht sich die Auslastung. Das konzipierte System verbindet die Außenbezirke mit dem Stadtzentrentum sowie dem Nah-, Regional- und Fernverkehr und es dient dem Pendel-, Einkaufs- und Freizeitverkehr. Zur Steigerung der Attraktivität ist die Verknüpfung mit dem innerstädtischen Busverkehr zweckmäßig. Vorschläge dazu sollen in einer Fortsetzung des Seminars im Sommersemester erarbeitet werden.

Jugendliche und Radio

Vergleichsstudie Ost-West und Stadt-Land

Wie und mit welcher Motivation hören Jugendliche Radio? Mit dieser Frage beschäftigen sich der Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Boehnke von der TU Chemnitz-Zwickau und der Musikwissenschaftler Dr. Thomas Münch vom Fachbereich 2 Kommunikation/Ästhetik der Universität Oldenburg. Im Rahmen einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Hörfunkstudie wollen sie die Medienaneigung und das Hörfunkverhalten Jugendlicher erforschen. Ausgehend von der Erkenntnis, daß Jugendliche stets versuchen, pubertätsbedingten Entwicklungsdruck auszugleichen, soll untersucht werden, inwiefern Jugendliche das Medium Radio nutzen, um alterstypische Entwicklungsaufgaben zu bewältigen. Hierbei wollen Boehnke und Münch zeigen, daß Jugendliche aus dem vorhandenen Hörfunkangebot bewußt diejenigen Sendungen auswählen, die ihrer jeweils angestrebten Entwicklungsstufe entsprechen. Mit der Befragung von etwa 850 SchülerInnen der Sekundarstufe I in Stadt und Umland von Oldenburg und Chemnitz wollen die beiden Wissenschaftler einen Ost/West- und einen Stadt/Land-Vergleich ausarbeiten. Die ersten Ergebnisse sollen im Herbst 1996 auf einer Tagung in Dresden mit Medienpädagogen aus Hörfunk und Fernsehen vorgelegt werden.

Langer Winter hat Algenproduktion begünstigt

ICBM an Forschungsfahrten in Deutscher Bucht beteiligt

Ein für die Jahreszeit ungewöhnliches Phänomen entdeckten etwa 30 Wissenschaftler mehrerer Forschungsinstitute, darunter auch des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg, auf Forschungsfahrten Ende Februar/Anfang März in der Deutschen Bucht: Eingerahmt von Eisbarrieren entlang der Küste, war die Frühjahrsplanktonblüte bereits in vollem Gange. Das langanhaltende Frostwetter habe, so die Wissenschaftler, nicht nur die Wassertemperaturen gesenkt, sondern auch bei ablandigen Winden oder ruhigen Wetterlagen dafür gesorgt, daß das Sonnenlicht bis tief unter die Wasseroberfläche eindringen konnte, so daß der Einfluß der niedrigen Temperaturen mehr als kompensiert wurde. Trotz des unter 0° C kalten Wassers hätten sich daher frühzeitig außer-gewöhnlich hohe Algenbestände gebildet.

Die Untersuchungen des Planktons fanden zwischen dem 22. Feburar und dem 11. März 1996 statt. Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Technologie und Forschung (BMBF) gefördert. Untersucht wurden die Einflüsse des langen Winters auf die Planktonentwicklung vor der Küste im Zusammenhang mit meteorologischen Effekten, Strömungen und chemischen Einträgen aus den Flüssen.

Schon bei den ersten Untersuchungen wurde ein besonders hohes Aufkommen der Kieselalge Coscinodiscus wailesii entdeckt, die erst vor einigen Jahren in die Küstengewässer eingewandert oder durch Ballastwasser eingeschleppt worden ist. Nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler haben sich die ebenfalls mikroskopisch kleinen Krebstiere, das Zooplankton, auf das reichliche Nahrungsangebot eingestellt und mit einer verstärkten Eiproduktion begonnen. Die ausschlüpfenden Larven werden sich dann nachhaltig über die Algen hermachen.

Durch den Vergleich mit vorausgegangenen Untersuchungen zu anderen Jahreszeiten werde es möglich sein, so die Wissenschaftler, die wechselnden Einflüsse von Strömungen, Nährstoffeinträgen und Wetter auf die Planktonentwicklung besser zu verstehen und daraus Empfehlungen für die weitere Verminderung der Überdüngung der Küstengewässer zu geben.

Erfolgreiche Oldenburger WirtschaftsabsolventInnen

Studie belegt: Trotz Kritik im wesentlichen Zufriedenheit mit Studium

Absolventinnen und Absolventen der Oldenburger Wirtschaftswissenschaften haben in der Regel wenig Probleme, einen adäquaten Arbeitsplatz zu finden. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie am Fachbereich 4 Wirtschafts- und Rechtswissenschaften. Die Untersuchung wurde im Rahmen einer Diplomarbeit unter Betreuung von Prof. Dr. Laurenz Lachnit durchgeführt. Uni-Info gibt nachstehend den "Resultatebericht" von Lachnit in gekürzter Form wieder.

Die deutsche Hochschullandschaft ist durch große Veränderungen und Probleme gekennzeichnet. Extrem gestiegene Studierendenzahlen bei gleichzeitiger Verschlechterung der Berufsperspektiven, universitäre Arbeitsverhältnisse an der Kollapsgrenze bei gleichzeitiger Finanzkrise der öffentlichen Haushalte, permanente Hochschul- und Studienreformen ohne spürbare Verbesserung der wissenschaftlichen Wirkung - dies alles konfrontiert die Universitäten völlig berechtigt mit der Frage nach ihrer Rolle und ihren Leistungen. Universitätsrankings sowie Evaluationen sind in Mode, wenngleich hinsichtlich Methodik und Aussage in vielem noch höchst umstritten.

Ein Beitrag zu einer sachlich fundierten Beurteilung des Nutzens von Universitäten besteht sicherlich in der Klärung ihrer Ausbildungsleistung. Zu diesem Zweck müssen sich die ausbildungstragenden Organisationseinheiten und Personen in den Universitäten mit der Frage befassen, inwieweit das von ihnen gebotene Studium in Inhalt und Form so angelegt ist, daß es den betreuten Studierenden eine beruflich zukunftsfähige Ausbildung gewährleistet.

In diesem Verständnis wurde am Fachbereich 4 Wirtschafts- und Rechtswissenschaften im 2. Halbjahr 1995 eine empirische Untersuchung durchgeführt. Ziel war herauszufinden, wie der berufliche Werdegang der aus diesem Fachbereich stammenden Absolventen/Absolventinnen verläuft und wie sie das Studium hinsichtlich Qualität und Berufseignung beurteilen. Nachfolgend werden einige zentrale Ergebnisse dieser Studie berichtet, zum einen als Leistungsbericht des Fachbereiches, zum anderen aber auch als prototypisches Beispiel dafür, daß universitäre Rechenschaft im Ausbildungsbereich Sinn macht und wertvolle Anregungen zur Verbesserung der wissenschaftlichen Arbeit in Fachbereichen, Wissenschaftseinheiten und Studiengängen geben kann.

Befragt wurden Absolventen/Absolventinnen vom Wintersemester 1992/93 bis Sommersemester 1995. Verschickt wurden insgesamt 362 Fragebögen; die Beantwortung erfolgte anonym. Es kamen 92 Fragebögen zurück. Da die Antworten in etwa die gleiche prozentuale Aufteilung auf die Studiengänge des Fachbereichs aufweisen, läßt der Rücklauf von 25,4 % durchaus repräsentative Aussagen zu.

Ergebnisse

Die Ausbildungsaktivitäten des Fachbereiches Wirtschafts- und Rechts- wissenschaften umfassen außer Magister- und Nebenfachausbildungen für andere Fachbereiche drei grundständige Studiengänge, nämlich Ökonomie, Betriebswirtschaftslehre und Handelslehramt. Von den 12.675 Studierenden der Universität entfallen 2.161 im ersten Studiengang auf den FB 4, der damit der größte Fachbereich der Universität ist.

Das Durchschnittsalter der Absolventen/Absolventinnen liegt bei knapp 29 Jahren. Dieses relativ hohe Alter ist aber in Verbindung zu sehen mit dem Anteil von 58 % der Absolventen/Absolventinnen, die zusätzlich zum Studium eine abgeschlossene Berufsausbildung aufweisen. Setzt man hierfür rund drei Jahre an, stellt sich das Durchschnittsalter der Oldenburger Wirtschafts-Absolventen/Absolventinnen recht gut dar. Dieses Ergebnis deckt sich mit den Resultaten zur Studiendauer.

Die durchschnittliche Studiendauer von 10,6 Semestern liegt deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnittswert von rund 12 Semestern. Die Examensnoten bewegen sich dabei mit einem Durchschnitt von 2,13 im üblichen Rahmen.

Berufseinstieg

Außer allgemeinen Gruppenmerkmalen sollten durch die empirische Untersuchung vor allem fundierte Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie die Oldenburger Wirtschafts-Absolventen/Absolventinnen den Übergang vom Studium zum Beruf bewältigen und welchen Bewerbungserfolg sie in der Praxis erzielen.

Im Durchschnitt sind bis zur Einstellung 32 Bewerbungen nötig gewesen, was aber zu relativieren ist, da durch die Möglichkeiten der Textverarbeitung eine gestiegene Neigung zu Streubewerbungen feststellbar ist. Bemerkenswert erscheint, daß im Durchschnitt schon nach drei bis vier Vorstellungsgesprächen der endgültige Berufseinstieg gelungen ist.

Knapp 60 % der Absolventen/Absolventinnen haben die Bewerbungsaktivitäten schon vor Abschluß des Studiums begonnen. Damit wird vielleicht auch erklärbar, daß die Zeitspanne vom Studiumabschluß bis zur ersten festen Anstellung mit 3,3 Monaten relativ kurz ausfällt. Der adäquate Berufsbeginn nach dem Examen ist beim Handelslehramts-Abschluß das Referendariat, während bei den Diplom-Abschlüssen (Diplom-Ökonomie und Diplom-Kaufmann) ein brei teres Spektrum an Möglichkeiten die Regel ist. Die empirische Untersuchung hat ergeben, daß die Oldenburger Wirtschafts-Absolventen/Absolventinnen trotz der relativ kurzen Zeit der Stellensuche durchaus qualifizierte, zumeist studiumadäquate Anstellungen gefunden haben, und zwar überwiegend in unbefristeten Vollarbeitsverhältnissen.

Die Tätigkeitsbereiche verteilen sich auf Produktion/Handel (28 %), Dienstleistung (53%) sowie öffentlicher Sektor einschließlich Universitäten (19 %). Lediglich 7 % der Absolventen/Absolventinnen haben nach den Befragungsresultaten keinen adäquaten Arbeitsanschluß nach Ende des Studiums gefunden, sondern sind arbeitslos; allerdings ist aufgrund der Fragebogendetails bei diesen Fällen ein deutlicher Zusammenhang zu überlanger Studiendauer und praxisferner Fächerwahl festzustellen. Von denen, die beruflichen Anschluß gefunden haben, betrachten, wie weiteren Angaben in den Fragebögen zu entnehmen ist, 72 % das wirtschaftswissenschaftliche Studium als Stellenvoraussetzung, 9 % sind sich darüber im unklaren, 19 % verneinen die Notwendigkeit eines Studiums für diese Tätigkeit. Hinsichtlich Stellenform und Einordnung in der Unternehmensorganisation wird deutlich, daß die Oldenburger Wirtschafts-Absolventen/Absolventinnen im wesentlichen ihr Berufsleben mit vollwertigen Arbeitsrollen beginnen konnten.

Wo sie bleiben

Von besonderem Interesse ist schließlich auch die Frage, wie es um die Akzeptanz der Oldenburger Absolventen/Absolventinnen im Wettbewerb um Arbeitsplätze aussieht. 46 % der Wirtschafts-Absolventen/Absolventinnen werden überregional in anderen Bundesländern eingestellt, d.h. sie sind ganz offenkundig bundesweit im Wettbewerb um Arbeitsplätze erfolgreich. Zum anderen verbleiben 42 % der Absolventen/Absolventinnen im Raum Nordwest-Niedersachsen, was wiederum belegt, daß auch der regionale Ausbildungsauftrag der Universität Oldenburg in Gestalt einer beachtlichen Ansiedlung wirtschaftswissenschaftlich qualifizierten Nachwuchses in der Region gelungen ist.

Was sie verdienen

Einen weiteren Aspekt zur Beurteilung des beruflichen Startes der Absolventen/Absolventinnen liefert das erzielte Anfangseinkommen. Tabelle 4 gibt einen Überblick über die entsprechenden Befragungsresultate. Bei Beurteilung des durchschnittlich erzielten Jahreseinkommens von knapp 60.000 DM ist zu beachten, daß erstens in dieser Zahl auch die relativ niedrigen Lehramts-Referendariatsbezüge erfaßt sind und zweitens rund 40 % der Absolventen/Absolventinnen in der Nord-West-Region verbleiben, wo Lebenshaltungskosten und Einkommen in Relation zum Bundesdurchschnitt niedriger liegen.

Einen letzten Aspekt zur Beurteilung des Berufseinstiegs der Wirtschafts-Absolventen/Absolventinnen tragen schließlich die Antworten auf die Frage nach der beruflichen Zufriedenheit bei. 76 % bekunden, daß sie "voll und ganz" oder zumindest "im großen und ganzen" mit ihrem Beruf zufrieden sind. Bei aller Problematik einer derartig globalen Aussage bleibt doch festzuhalten, daß das Studium am Fachbereich Wirtschafts- und Rechtswissenschaften den Absolventen/Absolventinnen offenbar zu einem im wesentlichen akzeptierten beruflichen Ergebnis verholfen hat.

Kritik

Im Rahmen der Studie ist auch versucht worden, eine Einschätzung von beruflicher Verwertbarkeit und Qualität des Oldenburger Wirtschaftsstudiums zu erfragen sowie Vorschläge zur Verbesserung des Studiums unterbreitet zu bekommen. Die berufliche Verwertbarkeit wird ebenso wie die fachliche und didaktische Qualität des Oldenburger Wirtschaftsstudiums im Durchschnitt als befriedigend beurteilt. Allerdings bezeichnen 12 % die berufliche Verwertbarkeit der universitär vermittelten Qualifikationen als mangelhaft bzw. ungenügend, 13 % halten die didaktische Qualität und 8 % die fachliche Qualität des Studiums für mangelhaft.

Diese relativ kritischen Ergebnisse sind für die Ausbildungsträger im Fachbereich Wirtschafts- und Rechtswissenschaften Anlaß, sich vertieft mit diesem Problemkreis zu befassen. Ein nötiger Schritt wird darin bestehen, weitere inhaltliche Abklärungen vorzunehmen, um über dieses in der vorliegenden Studie nur global erhobene Fragenfeld konkretere Informationen zu erhalten. Die derzeit im Fachbereich durchgeführte Evaluation von Lehre und Studium im Rahmen einer überuniversitär vergleichenden Stärken-Schwächen-Analyse wird hierzu sicher weiteren Aufschluß geben.

Gewisse Problempunkte, die hinter den kritischen Signalen liegen, sind aus den Vorschlägen zu entnehmen, welche die Absolventen/Absolventinnen zur Verbesserung des Oldenburger Wirtschaftsstudiums in der Befragung unterbreiten. Am häufigsten genannt wurden hier "stärkere Praxisorientierung in den Lehrveranstaltungen" (31 %) sowie "zusätzliches Studienangebot in Bereichen, die die persönlichen Qualifikationen verbessern" (22 %).

Es wird deutlich, daß die Kritik zum Teil auf strukturelle Gegebenheiten zurückzuführen ist, welche nicht unmittelbar vom Fachbereich zu ändern sind. Hierzu zählt z.B. das Verlangen, das Fächerangebot zu erhöhen, oder nach zusätzlichem Studienangebot in Bereichen, die zur Verbesserung der persönlichen Qualifikationen der Studierenden dienen - das erste ist durch die Zahl der verfügbaren Professuren festgelegt, das zweite durch die engen Zeit- und Fächergegebenheiten der Lehrplanstruktur. Dagegen liegen andere Verbesserungsanregungen, die zugleich in hoher Nennungshäufigkeit als Problem angesprochen worden sind, wie das Verlangen nach stärkerer Praxisorientierung in den Lehrveranstaltungen oder nach vermehrtem Einsatz neuer Technologien und Lehrmethoden, eher im Gestaltungsspielraum von Fachbereich, Instituten und einzelnen Wissenschaftlern; hier sind konkrete Maßnahmen als Ausfluß der Absolventenstudie denkbar.

Trotz der kritischen Hinweise stehen die Absolventen/Absolventinnen jedoch ihrem Studium am Fachbereich Wirtschafts- und Rechtswissenschaften der Universität Oldenburg insgesamt sehr positiv gegenüber. 75 % der Absolventen/Absolventinnen würden sich wieder für ein Wirtschaftsstudium an der Universität Oldenburg entscheiden, 15 % würden eine andere Universität wählen, nur 1 % würde bei jetziger Kenntnis der Dinge eine Studiumaufnahme an einer Fachhochschule vorziehen und 9 % nicht noch einmal studieren wollen.

Die zugrundeliegende Diplomarbeit wurde von Hartmut Klostermann verfaßt.


Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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