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Nachrichten aus der Universität

Vielseitiger Vielschreiber

Die ersten beiden Bände der Tucholsky-Gesamtausgabe erscheinen im Herbst, der letzte im Jahr 2003

Mit einem von Michael Hepp zusammengestellten Marginalienband hat in diesen Tagen der Rowohlt-Verlag das Erscheinen der Oldenburger Gesamtausgabe der Werke Kurt Tucholskys (1890 - 1935) angekündigt und damit die Bedeutung dieses großen literarischen und zeithistorischen Projektes unterstrichen. Allerdings werden die 22 Bände nicht - wie bei der Ossietzky-Gesamtausgabe - gleichzeitig auf den Buchmarkt kommen, sondern in Etappen bis zum Jahr 2003. Die ersten beiden Bände präsentiert der Verlag bereits im Herbst auf der Frankfurter Buchmesse im Rahmen einer großen Tucholsky-Matinee am 5. Oktober, 2003 soll als letzter das Register zur Ausgabe erscheinen. Die Oldenburger HerausgeberInnen Antje Bonitz, Dirk Grathoff, Michael Hepp und Gerhard Kraiker hoffen zumindest, diesen Zeitplan einhalten zu können.

Der Politologe Kraiker und der Literaturwissenschaftler Grathoff gehören auch zu den Herausgebern der Ossietzky-Gesamtausgabe, die vor zwei Jahren komplett auf dem Markt erschien und bundesweit ein fast ausschließlich positives bis überschwengliches Echo fand. Die umfangreichen philosophischen, historischen und politologischen Arbeiten an dieser achtbändigen Ausgabe bilden die Basis für die neue, ungleich umfangreichere Gesamtausgabe der Werke des vielseitigen Vielschreibers Tucholsky, der in der "Weltbühne" mit Ossietzky eng zusammenarbeitete. Wie die Ossietzky-Ausgabe wird auch das neue Werk vornehmlich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell gefördert. Sie ermöglicht u.a. in der Universitätsbibliothek die Unterhaltung der Tucholsky-Forschungsstelle mit zwei wissenschaftlichen Stellen.

Die beiden jetzt fertiggestellten Bände enthalten die 1920 veröffentlichten Texte (Bd. 4) und die Briefe der Jahre 1933 und 1934 (Bd. 20). Insgesamt sind 15 Text- und sechs Briefbände geplant. Nach dem heutigen Wissensstand wird die Gesamtausgabe über 3200 Texte enthalten, das sind etwa die Hälfte mehr als in den bisher veröffentlichten Sammelbänden, mit gut 2000 Texten.

Konzeptionell gehen die Herausgeber-Innen bei der Textveröffentlichung - ebenso wie bei den Briefen - streng chronologisch vor. Eine andere als diese Möglichkeit gibt es nach Angaben der HerausgeberInnen kaum, weil die Texte des Satirikers, Ironikers, Humoristen, Journalisten, Publizisten, aber auch exponierten politischen Schriftstellers nur selten eindeutig einem literarische Genre zuzuordnen sind.

Die Kommentare zu den Tucholsky-Texten dienen vor allem zur Aufhellung der zeitgeschichtlichen Zusammenhänge. Die dafür nötigen Informationen werden in der Regel Zeitungen der Weimarer Republik entnommen, in denen über die Ereignisse berichtet wurde, auf die sich Tucholskys Anspielungen beziehen. Dafür steht in der Tucholsky-Forschungsstelle eine umfangreiche Sammlung von Zeitungen der Weimarer Republik zur Verfügung.

Mehr als zehn WissenschaftlerInnen arbeiten schon jetzt an dem Tucholsky-Projekt mit. Nicht alle kommen aus Oldenburg. So war an dem Brief-Band 1933 - 1934 neben Bonitz auch der Schweizer Tucholsky-Kenner Gustav Huoncker beteiligt. Der Textband 1920 wurde von der Historikerin Bärbel Boldt und der Sozialwissenschaftlerin Gisela Enzmann-Kraiker (beide Oldenburg) und dem Berliner Germanisten Christian Jäger zusammengestellt und kommentiert. Preis pro Band: DM 68,-.

Niemand will kandidieren

Wie soll es weitergehen - Dreier-Modell oder hauptamtliche Frauenbeauftragte?" Diese Frage war Hauptthema auf der Frauenvollversammlung am 25. Juni. Hintergrund der Diskussion: Bisher ist keine Wissenschaftlerin bereit, für das Amt der Frauenbeauftragten im September zu kandidieren. Damit wäre aber das sogenannte Dreiermodell, bei dem aus jeder Statutsgruppe (Wissenschaftlerinnen, Mitarbeiterinnen aus Technik und Verwaltung, Studentinnen) eine Beauftragte gewählt wird, für die nächste Amtszeit nicht praktikabel. Jetzt rückt ein anderes Modell in den Blickpunkt: eine hauptamtlich eingestellte Frauenbeauftragte. Das Niedersächsische Hochschulgesetz sieht eine solche Regelung ausdrücklich vor. Es kann sowohl eine Frau innerhalb der Hochschule gewählt oder die Stelle extern für vier Jahre ausgeschrieben werden.

Endlich Semesterticket?

AStA: "In greifbare Nähe gerückt"

In greifbare Nähe gerückt ist nach Angaben des AStA die Einführung eines Semstertickets für Oldenburger StudentInnen. Derzeit führt das Ökologiereferat Verhandlungen mit dem Ziel, ein Ticket nicht nur für das Gebiet des Verkehrsverbundes Bremen / Niedersachsen zu erreichen, sondern darüber hinaus auch für Ostfriesland und das Emsland. Das würde bedeuten, daß für eine noch nicht feststehende Summe, die von allen StudentInnen bei der Rückmeldung zu zahlen wäre, ein halbes Jahr lang Bahn und Busse beliebig lange und beliebig häufig benutzt werden könnten. Angepeilter Termin der Einführung: Sommersemester 1997.

Die Universität Oldenburg gehört zu den letzten Hochschulen in Norddeutschland ohne Semesterticket. Erste Angebote der Oldenburger VWG 1993, das Busnetz halbjährlich zum Preis von 15 Mark nutzen zu dürfen, waren von dem damaligen ASTA als zu hoch abgelehnt worden. In Bremen zahlen die StudentInnen z. Z. 70 Mark für die Nutzung von Bahn und Bussen in der Region - ein Betrag, den der Oldenburger AStA mit dem Argument zu drücken hofft, daß das Busnetz in Oldenburg wesentlich kleiner sei.

Nicht allein die geringe Größe macht die Oldenburger VWG unattraktiv. Auch die Anbindung der Universität ans Busnetz ist mangelhaft. Wer vom Bahnhof aus die Hochschule erreichen will, muß sich auf einen Fußmarsch zum Lappan und danach auf ein Stadtrundfahrt gefaßt machen, bis er die Universität erreicht, die immerhin soviel Angehörige hat wie eine Kleinstadt Einwohner. Bemühungen der Universität und sogar des Rates der Stadt, eine Direktanbindung zu erreichen, die auch mit der Ankunft der Hauptreisezüge abgestimmt ist, haben bisher nicht gefruchtet.

Ingenieurwissenschaften: Jein und Nein

Unterschiedliche Aussagen aus der Landesregierung

Mit sehr unterschiedlichen Aussagen sind Mitglieder der Landesregierung zum ingenieurwissenschaftlichen Studiengang in Oldenburg an die Öffentlichkeit getreten.

Wissenschaftsministerin Helga Schuchardt sagte in einem Interview mit der NWZ am 7. Juni, der neue Fachbereich werde in der mittelfristigen Finanzplanung des Landes bleiben. Wann er aber tatsächlich installiert wird, sagte die Ministerin nicht. Wie Ministerpräsident Gerhard Schröder begründete sie den Aufschub mit der geringen Studienplatznachfrage und der Haltung des Wissenschaftsrates, der zur Zeit keine Zustimmung für das Großprojekt erteilen würde.

Beim "5. Niedersachsen-Dialog" in Nordenham äußerte sich indes der Staatssekretär im Niedersächsischen Wirtschaftsministerium, Alfred Tacke, völlig ablehnend zu dem einst vom Kabinett beschlossenen Studiengang.. Laut NWZ vom 25. Juni sagte er, um Ingenieurwissenschaften bezahlen zu können, müßten zwei Drittel der vorhandenen Studiengänge in Oldenburg abgeschafft werden. Das Haushaltsdefizit Niedersachsens sei bestenfalls noch drei Jahre durchzuhalten. Universitäten müßten deshalb dazu übergehen, das benötigte "Geld am Markt" zu verdienen.

Trotz solcher Äußerungen kann die Universität mit der Aufnahme der Eckprofessuren für Ingenieurwissenschaften im nächsten Jahr rechnen - nicht zuletzt wohl deshalb, weil sie vor zwei Jahren einer Delegation aus der Region "ehrenwörtlich" versprochen wurden. Das bestätigte noch einmal Ministeriumssprecherin Uli Göttrup. Einschränkend fügte sie hinzu, es werde aber keine zusätzlichen Stellen für wissenschaftliches Personal geben, sondern nur Sachmittel, aus denen befristete Stellen finanziert werden könnten. Über die Höhe der Summe machte sie keine Angaben.

Programm der Begegnungen

Eine Besichtigung des Kabelwerkes Waskönig + Walter war die erste Veranstaltung eines Programms, das den Kontakt zwischen Universität, Wirtschaft und Universitätsgesellschaft vertiefen und damit größeres gegenseitiges Verständnis bewirken soll. 60 Personen nahmen an der Besichtigung teil, wobei die Universität "relativ schwach" vertreten war, wie es in einer Mitteilung der Universitätsgesellschaft dazu heißt. Peter Waskönig, Vorsitzender der Universitätsgesellschaft und heute Vorsitzender des Beirates des Unternehmens, stellte das Kabelwerk mit seinen 350 MitarbeiterInnen selbst vor. Die zweite Begegnungsveranstaltung ist für den 11. September beim Fachbereich Physik vorgesehen. Anschließend findet die Mitgliederversammlung der Universitätsgesellschaft statt.

Appelrath bleibt OFFIS-Vorsitzender

Informatikinstitut zieht positive Bilanz / Nationale und internationale Reputation

Der alte Vorstand des Informatik-Instituts OFFIS ist auch der neue: die Mitgliederversammlung wählte die Professoren Dr. Hans-Jürgen Appelrath, Dr. Werner Damm und Dr. Peter Jensch für die Amtszeit 1996-98 erneut in den dreiköpfigen Vorstand. Auch die Rollenverteilung bleibt unverändert. Appelrath ist Vorsitzender, Jentsch und Damm fungieren als Stellvertreter.

Der Vorstand konnte in seinem Jahresbericht eine erfolgreiche Bilanz ziehen. OFFIS ist weiter gewachsen und beschäftigt aktuell 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ca. 60 wissenschaftliche Hilfskräfte. Die nationale und internationale Reputation habe OFFIS eine Reihe inhaltlich und "vom Finanzvolumen interessanter Projekte" beschert, sagte Appelrath. Die zahlreichen Kooperationen in der Region untermauerten den satzungsgemäßen Auftrag, zur Strukturverbesserung im Raum Weser-Ems beizutragen.

Nach den Aufbaujahren - im Juli besteht der Trägerverein für das Institut fünf Jahre - stehe nun eine verstärkte Profilbildung in voraussichtlich drei Schwerpunkten an. Diese zielen auf den Entwurf komplexer, in technische Anwendungsumgebungen eingebettete Systeme, des weiteren auf Informations- und Komrnunikationssysterne im Gesundheitswesen und auf die betriebswirtschaftliche Informatik.

Umfassende Bestandsaufnahme der Artenvielfalt nötig

Universität Oldenburg als Gastgeber der Deutschen Zoologischen Gesellschaft / Diebstähle überschatteten Jahrestagung

Vom 27. Mai bis 1. Juni trafen sich rund 500 Zoologen an der Universität Oldenburg zur 89. Jahresversammlung der Deutschen Zoologischen Gesellschaft (DZG). Die Schwerpunkte wurden von zwei Studiengruppen der DZG gesetzt: "Zoologische Systematik" und "Neurobiologie".

Am Beispiel der Einzeller wurden neue stammesgeschichtliche Erkentnisse an Hand molekularer und ultrastruktureller Methoden vermittelt. Was sich durch elektronenmikroskopische Untersuchungen schon abzeichnete, wird in neuerer Zeit durch Analysen mit molekularbiologischen Methoden bestätigt: die Einteilung der Einzeller in wenige Verwandtschaftsgruppen ist weit davon entfernt, die wahren stammesgeschichtlichen Verhältnisse widerszuspiegeln. Diese aufzudecken, gehört zu den spannendsten Kapiteln moderner systematischer Forschung.

Zudem ist in letzter Zeit klargeworden, daß die Artenvielfalt auf der Erde um ein Vielfaches höher ist als bisher angenommen. Gleichzeitig wird ein Großteil davon Opfer der menschlichen Expansion, ohne daß vorher wissenschaftlich erfaßt werden kann, was da verloren geht. Es fehlt an nachwachsenden Spezialisten, da die Förderung in der Zoologie andere Schwerpunkte favorisiert. Angesichts der zunehmenden Ausweglosigkeit sind die Systematiker aller Kontinente dabei, sich hinter der "Systematics Agenda 2000" zu sammeln, die in programmatischer Form die gesellschaftliche Bedeutung der Systematik umreißt und das Ziel propagiert, unverzüglich eine umfassende Bestandsaufnahme der Artenvielfalt vorzunehmen. Joel Cracraft aus New York hielt einen leidenschaftlichen Plenarvortrag zu diesem drängenden Thema. Er spielte eine führende Rolle bei der Abfassung der Agenda 2000 in den USA und ist die treibende Kraft bei der weltweiten Propagierung und Umsetzung ihrer wissenschaftlichen Ziele.

Die Studiengruppe "Neurobiologie" stellte die integrativen Leistungen des Nervensystems auf zellulärem Niveau in den Vordergrund. Diskutiert wurde der Beitrag einzelner Zellen und Zellkompartinente in verschiedenen Nervensystemen für die Verarbeitung von Informationen, von sensorischen bis hin zu motorischen Ausgängen und Verhaltensweisen. In allen Nervensystemen, auch wenn sie sehr unterschiedlicher Struktur und Komplexität sind, stehen die Struktur-Funktionsbeziehungen einer Zelle in unmittelbarem Zusammenhang mit ihrer Aufgabe und Leistung, insbesondere, was die inter- und intrazelluläre räumlich-zeitliche Signalverarbeitung angeht.

Die Frage "Kann Naturwissenschaft Bewußtsein erklären?", die gegenwärtig mit großer Intensität gestellt wird, war Thema eines Symposiums mit namhaften Referenten aus den USA und Europa. Neue Methoden der Neurobiologie, insbesondere die nicht-invasiven, bildgebenden Techniken zur Registrierung von Gehirnaktivität, und ein beginnender, fruchtbarer Dialog zwischen den Kognitions- und den Neurowissenschaften haben die Suche nach einer Erklärung des Bewußtseins, eine der letzten wissenschaftlichen Grenzen der Menschheit, ausgelöst.

Ein weiteres Symposium behandlte die Langzeituntersuchungen aus ökologischer und ethologischer Sicht. Moderne Theorien über Prozesse, die in ökologischen Systemen bzw. in Sozialsystemen ablaufen, zeigen zunehmend, daß Momentaufnahmen von wenigen Jahren nicht ausreichen, um die vorgefundenen Muster zu erklären und Vorhersagen über zukünftige Entwicklungen zu machen. Solche Systeme müssen wesentlich länger analysiert werden, als es die Zwei- bis Drei-Jahrestakte üblicher Forschungsprojekte bisher erlauben. Nur dann werden die Gesetzmäßigkeiten deutlich, die dazu führen, daß Lebensgemeinschaften und soziale Gemeinschaften auf Dauer existieren und sich veränderten Umweltbedingungen anpassen können.

Die Tagung, in deren Verlauf der renommierte Wissenschaftspreis der DZG an den Würzburger Ameisenforscher Bert Hölldobler vergeben wurde, wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur unterstützt. Außerdem trugen sich mehr als 30 Unternehmen in die Spenderliste ein, wobei zehn Firmen und Verlage neueste Literatur und wissenschaftliche Geräte vor Ort präsentierten.

Zum Entsetzen der Veranstalter machten sich Diebe über die Ausstellungen her. Sie stahlen Geräte und Bücher im Wert vom mehreren tausend Mark. Dies sei ein beschämender Vorgang, der den Ruf der Universität schädige, sagte Prof. Dr. Horst Kurt Schminke, einer der Organisatoren. Einiges deute darauf hin, daß die Täter aus der Universität kämen. Schminke: "Sollte jemand KollegInnen oder Studierende kennen, die seit Pfingsten unerwartet einen Pentium-Rechner oder sehr teure Bücher des Fischer-Verlags besitzen, wären die Organisatoren für einen Hinweis dankbar." Es sei im Interesse aller, daß die Täter ermittelt würden.

"Kulturwissenschaftliche Geschlechterstudien"

Senat stimmt neuem Aufbaustudiengang am FB 2 zu

Mit großer Mehrheit hat der Senat der Universität die Einrichtung des Aufbaustudiengangs "Kulturwissenschaftliche Geschlechterstudien" am Fachbereich 2 Kommunikation/Ästhetik beschlossen. Stimmt das Niedersächsische Wissenschaftsministerium rechtzeitig zu, können sich bereits zum Wintersemester 1996/97 die ersten Studierenden für den neuen Studiengang einschreiben. Nach den Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Neustrukturierung der Doktorandenausbildung und -förderung soll mit dem Studiengang der Anteil von Frauen unter den Promovierenden erhöht werden, und zwar insbesondere in den Fächern Kunst- und Textilwissenschaft. Obwohl in Kunst und Textil überwiegend Frauen studieren, sind sie bei den Promovierenden eindeutig unterrepräsentiert.

Gerade vor dem Hintergrund der drastischen Reduzierung von Graduiertenfördermitteln werde ein institutionell abgesicherter Aufbaustudiengang die Einwerbung von Stipendien erleichtern können, heißt es in der Antragsbegründung. Neben besseren Chancen auf finanzielle Förderung solle der Studiengang Magister- und besonders auch Lehramtsstudierenden, die in der Vorbereitung und Durchführung ihrer Promotionsverfahren oft Probleme hätten, zu einer effektiveren Promotionsphase verhelfen. Darüber hinaus erhoffen sich die Antragstellerinnen auch eine höhere Attraktivität des Standortes Oldenburg und seines kulturwissenschaftlichen Fachbereichs für qualifizierte DoktorandInnen von außen.

Internationale Fragestellungen

Kürzlich fand die Mitgliederversammlung des Inter-University-Centers in Dubrovnik statt. Die Universität Oldenburg, die - neben mehr als 200 weiteren Hochschulen - in der Einrichtung mitarbeitet, war durch Vizepräsidentin Ina Grieb vertreten. Während in der Vergangenheit insbesondere Ost-West-Themen behandelt wurden, wird sich das Center künftig mehr mit internationalen Fragestellungen befassen, und zwar vornehmlich auf interdisziplinärer Grundlage. Die Seminare stehen sowohl WissenschaftlerInnen als auch StudentInnen offen. In der Mitgliederversammlung wurde u.a. darüber gesprochen, inwieweit Seminare auch als Studienleistungen anerkannt werden können. (Nähere Informationen erteilt das Akademische Auslandsamt.)

Keine Ausbildung mehr für Grund- und Hauptschulbereich?

Vorschlag von ProfessorInnen des FB 11 - Scharfe Kritik des Präsidenten

Als "völlig ausgeschlossen" hat Präsident Prof. Dr. Michael Daxner den Vorschlag von 14 ProfessorInnen des Fachbereichs 11 Sprach- und Literaturwissenschaften bezeichnet, die Studiengänge für Grund- und Hauptschulen, Realschulen und Sonderschulen in Oldenburg einzustellen, für die sich zur Zeit 1823 StudentInnen immatrikuliert haben. Die Ausbildung in diesen Studiengängen stelle auch die Existenzgrundlage vieler geisteswissenschaftlicher Fächer dar, die nicht im Fachbereich 11 vertreten seien, sagte Daxner. Gleichzeitig zeigte er aber auch Verständnis für die Kritik der WissenschaftlerInnen am Wissenschaftsministerium, das der Universität aufgegeben hat, die Schließung der Slawistik zu überprüfen. In Slawistik sind ca. 150 Studierende (Haupt- und Nebenfach) eingeschrieben. Landesweit will die Regierung im Rahmen ihres vom Sparen diktierten Strukturkonzeptes weniger nachgefragte Studiengänge schließen bzw. konzentrieren. Er habe bereits gegenüber dem Ministerium erklärt, daß eine bloß auf studentische Nachfrage hin orientierte Konzentrationspolitik Innovationspotentiale zerstöre, sagte der Präsident.

Bei Streichung der Slawistik, so heißt es in der Erklärung der ProfessorInnen, könne von einer Sprach- und Literaturwissenschaft europäischen Zuschnitts in Oldenburg nicht mehr geredet werden. Die Lehr- und Forschungsqualität in Oldenburg habe durch das Fehlen der Philosophie sehr gelitten. Nachdem endlich ein Institut für Philosophie in Oldenburg gegründet worden sei, solle ein geisteswissenschaftliches Fach geopfert werden. Dies hätte verheerende Folgen und "mache keinen Sinn", wie der Dekan des FB 11, Prof. Dr. Dirk Grathoff, hinzufügte, zumal das Ende der Slawistik keinen nennenswerten Sparbeitrag erbringe.

In ihrer Forderung, die Studiengänge für Grund- und Hauptschulen, Realschulen und Sonderschulen zu schließen, Slawistik aber auf jeden Fall zu erhalten, berufen sich die Unterzeichner der Erklärung auf das Evaluationsgutachten für die Germanistik vom vergangenen Jahr, nach dem das breite Studiengangsangebot nur aufrecht erhalten werden kann, wenn zusätzliche Stellen geschaffen werden. Die Stellenerweiterung werde vom Fachbereich durch Umdefinierung von Stellen zwar angestrebt, aber man müsse fürchten, daß die Sparpolitik solche Pläne unmöglich mache, meinen die ProfessorInnen.

Daxner warf den Unterzeichnern der Erklärung vor, ihre Kritik allzu sehr aus dem Blickwinkel eines Faches formuliert zu haben und warnte: "Ob ein sprach- und literaturwissenschaftlicher Fachbereich ohne stärkere Integration der übrigen Kulturwissenschaften Zukunft haben wird, bleibt dahingestellt."

Um das Fach Slawistik überhaupt am Leben zu erhalten, benötigt es nach Angaben von Prof. Dr. Rainer Grübel eine zusätzliche Lektorenstelle für Polnisch und Serbo-Kroatisch. Nur wenn diese Stelle für geschaffen würde, sei das Fach in der Ausbildung gegenüber anderen Universitäten konkurrenzfähig, sagte der Wissenschaftler.

Zwischenmenschliche Grenzen wahren

"Richtlinie gegen sexuelle Diskriminierung und Gewalt" verabschiedet

Mit deutlicher Mehrheit hat der Senat am 26. Juni für die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg eine "Richtlinie gegen sexuelle Diskriminierung und Gewalt" verabschiedet. Damit verbunden ist die Einrichtung einer entsprechenden Arbeitsstelle, die spätestens 1988 ihre Arbeit aufnehmen soll. Eine Arbeitsgruppe des Senats wird eine Konzeption für die Arbeitsstelle erarbeiten.

Sexuelle Diskriminierung und Gewalt stellten eine massive Störung des Universitätsbetriebs dar, heißt es in der Präambel der Richtlinie. Es handele sich um eine Verletzung arbeitsvertraglicher, dienstrechtlicher und hochschulrechtlicher Pflichten, die als solche verfolgt würden. Als besonders schwerwiegend werden sexuelle Diskrimierung und Gewalt unter Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen am Ausbildung- oder Arbeitsplatz und im Studium in Verbindung mit der Androhung persönlicher oder beruflicher Nachteile bzw. der Zusage von Vorteilen bewertet.

Weiter heißt es, daß sexuelle Diskrimierung und Gewalt vor allem von Männern ausgingen und sich in der Regel gegen Frauen richteten. Wenn Männer betroffen seien, sei ihnen der gleiche Schutz wie Frauen zu gewähren.

Als Beispiele für die Formen sexueller Diskrimierung und Gewalt werden genannt "sexuell herabwürdigender Sprachgebrauch", "sexuell herabwürdigende Kommentare über das Intimleben und den Körper", "pornographische und sexuell herabwürdigende Schmierereien im öffentlichen Raum", "das Kopieren, Anwenden oder Nutzen von pornographischen, sexuell herabwürdigenden Computerprogrammen im dienstlichen oder Ausbildungszusammenhang", "körperliche Übergriffe und Vergewaltigung".

Die Arbeitsstelle gegen sexuelle Diskriminierung und Gewalt soll vertrauliche Beratung sowohl für die Beschwerdeführerin als auch für Vorgesetzte anbieten. Sind Studentinnen betroffen, so ist die Universitätsleitung zuständig. Bei begründeter Beschwere sollen gegen den Beschuldigten "geeignete Maßnahmen" eingeleitet werden, die sich nach Schwere des Vorfalls differenzieren. Erwähnt werden in diesem Zusammenhang "Personal- und Versetzungsmaßnahmen".

Es ist vorgesehen, die Richtlinie allen Angehörigen und Mitgliedern der Universität bekanntzumachen und sie bei Einstellungen und Immatrikulationen auszuhändigen.

In einer Stellungnahme zeigte sich Deidre Graydon, Frauenbeaufragte der Wissenschaftlerinnen, erfreut über die Entscheidung des Senats. Sie bezeichnete die Folgen sexueller Diskriminierung als verheerend. So sei etwa die berufliche Zukunft der Betroffenen stark gefärdet. Die Richtlinie beabsichtige nicht, erwünschte Beziehungen und Kontakte an der Universität in irgendeiner Weise einzuschränken. Unterbunden werden sollten ausschließlich "unerwünschte Kontakte sowie Grenzüberschreitungen". Graydon: "Die Entwicklung einer Sensibilität bezüglich zwischenmenschlicher Grenzen ist unabdingbar, wenn wir ein Klima an der Universität schaffen wollen, in dem die Würde, die Sicherheit und die persönliche Unversehrtheit aller Hochschulangehörigen gewährleistet wird."

Lehrerfortbildung kooperiert mit Handwerk und Industrie

OFZ legt neues Programm vor

Die Kooperation mit Handwerk, Industrie, Volkshochschulen, Museen, Verbänden und Vereinen bildet einen wesentlichen Schwerpunkt im neuen Programm des Oldenburger Fortbildungszentrums (OFZ) an der Universität Oldenburg. Kürzlich wurde das neue Programmheft an alle Schulen der Region ausgeliefert. Es enthält mehr als 100 Fortbildungsangebote für die ca. 8000 Lehrkräfte im Einzugsbereich des OFZ. Mehr als ein Drittel der Kurse werden in Kooperation mit außerschulischen Anbietern durchgeführt.

Ein Beispiel dieser Kooperation ist die Veranstaltung "Die multimediale Zukunft von Kindern und Jugendlichen", die das OFZ zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildung und der Bibliothek der Universität am 13. und 14. September 1996 in Oldenburg durchführt. Mit dieser Veranstaltung möchte das OFZ nicht nur Lehrkräfte ansprechen, sondern auch Erzieher, Sozialarbeiter oder auch Polizeibeamte, die mit Jugendfragen beauftragt sind. Diese Berufsgruppen werden zunehmend mit den Auswirkungen der Medien auf die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen konfrontiert.

"Schulische Erziehung kann nur erfolgreich sein, wenn alle an der Erziehung beteiligten Gruppen eng zusammenarbeiten", sagte dazu der Leiter des OFZ, Wilm Renneberg. Auch die Lehrerfortbildung müsse sich stärker als bisher außerschulischen Sichtweisen öffnen und die Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen suchen.

Programmhefte können beim Oldenburger Fortbildungszentrum unter den Telefonnummern 0441/798-3036 oder -3039 angefordert werden. Die ersten Kurse beginnen im August, Programmende ist im Dezember 1996.

Autonome Referate festgeschrieben

In der Satzung der Studierendenschaft festgeschrieben wurden die sogenannten autonomen Referate der StudentInnen. Fortan sind somit das "Autonome feministische Referat für Lesben und andere Frauen", das "Schwulenreferat", das "Referat für Behinderte und chronisch Kranke" und die "Hochschulgruppe ausländischer StudentInnen (HGAS)" Organe der "verfaßten Studierendenschaft", die eigenständig über Gelder entscheiden könnnen, die der studentische Haushalt für sie vorsieht. Die ReferentInnen werden auf öffentlich angekündigten Vollversammlungen der betroffenen Gruppen gewählt.

Suchtstelle im AStA

Die Arbeit aufgenommen hat eine neu geschaffene Stelle für Sucht und Drogen im Sozialreferat des AStA. Mit der Veranstaltung "High noon der Sinne?! - Konsum, was tun?" stellten die StudentInnen im Juni ihre Konzeption von Suchtarbeit vor. Geplant ist, wie es in einem AStA-Statement heißt, eine "akzeptierende Suchtberatung", in der nicht die Warnung vor Drogen im Vordergrund steht, sondern die fundierte Information über die verschiedenen auf dem legalen wie schwarzen Markt erhältlichen Drogen und die mit ihnen einhergehenden Wirkungen. Im Wintersemester will der AStA eine Ringvorlesung zum Thema "Sucht und Prävention" veranstalten.

Wozu qualifiziert das Diplom-Studium?

Wozu qualifiziert der Diplom-Studiengang Sozialwissenschaften an der Universität Oldenburg?" Diese Frage wählten die beiden Studentinnen Barbara Debbeler und Doris Langner als Thema für ihre Examensarbeit. Das Ergebnis stellen sie am 5. Juli 1996 um 19 Uhr im Vortragssaal der Bibliothek vor. Die Arbeit der beiden enthält einen schriftlichen Bericht und eine Videocassette mit den Auswertungen von 23 Interviews, die sie mit Studierenden führten.

Ein Tag weniger frei

Künftig gibt es nur noch einen statt bisher zwei arbeitsfreien sogenannten BAT-Tagen (= Haushaltstagen) pro Jahr. Eine entsprechende Regelung enthält der neue Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst. Da die Änderung bereits zum 1. Juli in Kraft tritt, entfällt der Anspruch für das zweite Halbjahr 1996. Bereits erteilte Freistellungen müssen widerrufen werden. Für den Beamtenbereich gilt das gleiche.

500.000ster Gast im Uni-Bad

In diesen Tagen konnte das Schwimmbad der Universität Oldenburg den 500.000sten Badegast begrüßen. Neben einem kleinen Präsent freute sich Stefanie Hapke (Mitte, links Bademeister Rainer Luster, rechts Dr. Christian Wopp) darüber, daß sie nun bis zum Jahresende freien Eintritt ins Uni-Hallenbad hat. Das Uni-Bad ist noch bis zum Freitag, 12. Juli 1996 (einschließlich) geöffnet. Die Öffnungszeiten sind montags, mittwochs, donnerstags und freitags von 16.00 - 21.00 Uhr und dienstags von 16.00 - 19.00 Uhr. Informationen sind unter der Telefonnummer 798-2085 erhältlich.

Zukunft des Bildungswesens

140 Repräsentanten von Fernstudieninstitutionen aus 36 Ländern nahmen an einer Konferenz des International Council for Distance Education (ICDE) teil, die im Juni in Lillehammer (Norwegen) stattfand. Die Universität Oldenburg wurde durch Vizepräsidentin Ina Grieb und den Leiter des Fernstudienzentrums, Ulrich Bernath, vertreten. Thema war die Zukunft des Bildungswesens im Zeitalter elektronischer Medien. Erstmals trafen sich auch die Leiter der neu eingerichteten Zweigstellen des ICDE Generalsekretariats mit dem Leiter des Oldenburger Fernstudienzentrums und Vertretern aus Südafrika, Australien und Rußland.


(Stand: 19.01.2024)  | 
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