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- Mit Begeisterung dabei
Sommerhochschule für Frauen und Mädchen in der Fachhochschule und der Universität - Kommentar zu "Kritik an der 'Königin der Wissenschaften', NWZ vom 17.7.1996
Briefe an die Redaktion:
Mit Begeisterung dabei
Sommerhochschule für Frauen und Mädchen in der Fachhochschule und der Universität
Ich war ganz begeistert von Informatik. Beruhigt hat mich, daß ich keine Vorkenntnisse in Programmieren haben muß, wenn ich das Fach studieren will." Aussagen wie diese verdeutlichen, daß die Sommerhochschule 1996 ein voller Erfolg war. Ziel war es, Schülerinnen und anderen interessierten Frauen Einblicke in ingenieur- und naturwissenschaftliche Studienfächer an Fachhochschule und Universität Oldenburg zu bieten.76 Teilnehmerinnen nahmen die Angebote der Sommerhochschule 1996 wahr. Eine Woche lang hörten sie Vorlesungen, führten kleine Experimente durch, wurden durch Labore geführt und erhielten Informationen zu Studienaufbau und Studienalltag. Gesprächsrunden mit Frauen, die in verschiedenen Berufsfeldern als Biologinnen, Chemikerinnen, Architektinnen oder Kapitäninnen, als Mathematikerinnen oder Vermessungsingenieurinnen, als Physikerinnen, Informatikerinnen oder Bauingenieurinnen tätig waren, rundeten den Eindruck ab.
Schon bei der ersten Sommerhochschule, die 1995 an der Fachhochschule Oldenburg veranstaltet wurde, hatte sich gezeigt, daß das Angebot von vielen jungen Frauen mit Begeisterung angenommen wurde. Häufig fragten sie nach dem Unterschied zwischen dem Studium an der Fachhochschule und dem Studium an der Universität. So entstand die Idee, die Sommerhochschule künftig gemeinsam an der Universität und der Fachhochschule durchzuführen.
Veranstaltet wurde die Sommerhochschule vom Modellvorhaben "Motivation von Frauen und Mädchen für ein Ingenieurstudium" an der Fachhochschule, den Gleichstellungsstellen und den Studienberatungen der beiden Hochschulen, dem Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung und der Berufsberatung für HochschülerInnen des Arbeitsamtes Oldenburg.
Gudrun Stenzel
Kommentar zu "Kritik an der 'Königin der Wissenschaften', NWZ vom
17.7.1996
Ich habe mich nach dem Besuch des Films über den Studiengang Sozialwissenschaften
gefragt, wer die interviewten Studierenden eigentlich zwingt, gerade dieses Studium
zu betreiben? Wenn freimütig zugegeben wird, daß z.B. das Scheitern
am Numerus clausus anderer Fächer oder deren Mathematikanteile Gründe
für die zweit- oder drittrangige "Wahl" dieses Studienfaches sind,
braucht man sich über die gegebenen Antworten nicht mehr zu wundern: Sozialwissenschaften
als Biographieparkplatz. Angesichts der von prominenten Fachvertretern seit Monaten
in der Wochenzeitung Die Zeit geführten Selbstverständnisdebatte kann
man aber auch vermuten, daß dieses Fach allmählich zu einer Geliebten
wird, mit der man sich immer weniger gerne in der Öffentlichkeit zeigt, ohne
die man aber nicht leben kann.
Zum Glück kenne ich aber immer noch zufriedene Studierende, für die dieser Studiengang erfunden werden müßte, wenn es ihn nicht geben würde, und noch mehr Studiengangswechsler, die sich noch rechtzeitig von der angesprochenen Orientierungslosigkeit befreien konnten.
Daß die Autorinnen einen Film machen mußten, um für Aufregung zu sorgen (bei wem eigentlich?), zeigt einmal mehr, wie gering das Zutrauen in Schrift und Rede als den eigentlichen Kompetenzen von Sozialwissenschaftlerinnen mittlerweile geworden ist.
Fazit: Als Verlegenheitsstudium haben die Sozialwissenschaften (nicht nur in Oldenburg) offenbar für viele - wie der Film zeigt - eine wichtige Funktion. (In welchem anderen Studiengang kann man sich so lange unbehelligt mit sich selbst und demjenigen, was einen zu interessieren scheint, beschäftigen?) Allein schon wegen mangelnder beruflicher oder akademischer Alternativen scheint dieses Fach für viele ein Auffangbecken zu sein, das mittlerweise sogar mit anderen Fächern (wie Sozialpädagogik) verwechselt wird. Wie dagegen der Lehrkörper die offensichtlichen Kränkungen durch einen überproportional hohen Anteil von Karteileichen und Verlegenheitsstudierenden verarbeitet, bleibt eine offene Frage - vielleicht für einen zweiten Film?
Dr. Reinhard Schulz