Hochschulzeitung UNI-INFO

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Kulturelles

"Die gelehrten Frauen" von Molière

Die Komödie "Die gelehrten Frauen" von Molière wird als Sonderaufführung für die Universität und die Universitätsgesellschaft am Dienstag, 27. Januar 1998, 19.30 Uhr, im Oldenburger Staatstheater aufgeführt. Zum vierten Mal übernimmt die Universität eine gesamte Aufführung, zu der die Angehörigen und Freunde der Universität und der Universitätsgesellschaft ausdrücklich eingeladen sind. Karten sind zum Einheitspreis von 20 Mark (StudentInnen 15 Mark) an den Kassen der Cafeterien (Uhlhornsweg und Wechloy) sowie in der Ossietzky Buchhandlung in der Universität zu bekommen.

Das vorletzte Stück Molières wurde 1672 in Paris uraufgeführt, ein Jahr vor seinem Tod. Die lästernde Lasterkomödie, die am 14. November in Oldenburg Premiere hatte, wurde von Generalintendant Stephan Mettin inszeniert. Zum Stück: Im Haus Chrysales, einem biederen Bürger, herrscht Unruhe. Seine Frau Philaminte, seine Schwester Bèlise und die älteste Tochter Armande reden den ganzen Tag von Philosophie und Metaphysik, von Grammatik und Rhetorik, anstatt ihren "hausfraulichen Pflichten" nachzukommen. Als die Küchenmagd, die als einzige den Haushalt zusammenhält, wegen ihrer vulgären Sprache und der störenden grammatischen Schnitzer von Philaminte entlassen wird, probt Chrysales den Aufstand. Die einzige "Normale" in der Familie ist die jüngere Tochter Henriette, die von der Mutter gegen ihren Willen mit dem faden Schöngeist Tissotin verheiratet werden soll. Chrysale verspricht seiner Tochter zwar, endlich einmal als Autorität aufzutreten, doch er ist ein Pantoffelheld!

Robin Hood in Amerika

Robin Hood, den Rächer der Enterbten und Beschützer von Witwen und Waisen, zog es nach Amerika: Die von Dr. Kevin Carpenter, Fachbereich 11 Literatur- und Sprachwissenschaften, erstellte und organisierte Ausstellung "Robin Hood - Die vielen Gesichter des edlen Räubers" wird bis Anfang Januar an der University of Rochester (State of New York) in den USA gezeigt. Dort ist sie im Begleitprogramm einer internationalen Fachtagung der Robin Hood-Studien zu sehen.

Die Ausstellung wurde erstmals 1995 im Rahmen der Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse und danach an der Oldenburger Partneruniversität Torun (Polen) gezeigt. Die Wanderausstellung zeichnet anhand von Texten und historischen Abbildungen, Kinderbüchern und Comics aus vielen Ländern, Filmplakaten, Spielzeug und Nippes die seit 700 Jahren andauernde Transformation und Veredelung der Legende "Robin Hood" vom Wegelagerer über den Adeligen und Widerstandskämpfer zum Demokraten und sozialen Helden nach.

Musik surft um die Welt

Komponistenkolloquium mit Dinu D. Ghezzo

Das von Prof. Violeta Dinescu im Sommersemester 1997 veranstaltete Komponistenkolloquium wird sporadisch fortgeführt. Weltweite Kontakte der Komponistin ermöglichen dies. Ein langjähriger Bekannter von Dinescu ist der Musikprofessor an der New York University, Dr. Dinu D. Ghezzo, der kürzlich in Oldenburg war.

Der geborene Rumäne, erhielt seine Ausbildung in Bukarest und lebt seit den 70er Jahren in den USA, wenn er nicht gerade unterwegs ist. Er reist als Gastdozent, Pianist, Komponist oder Dirigent zwischen Universitäten in Kanada, Korea, Israel, Italien, Frankreich , Finnland, Schweden, Schweiz - kurz - rund um die ganze Welt, kreuz und quer durch die internationale Musikwelt. Angeregt durch diese schier grenzenlosen Inspirationsquellen, entwickelt Dinu D. Ghezzo ein Kompositionsprogramm, das es ermöglicht, vom heimischen Computer aus internationales Musikgeschehen direkt zu verfolgen und sogar mitzugestalten. Es kreiert über verbale Kontakte hinaus musikalische Kom-munikationen via Internet. Diesem Programm möchte sich auch Dinescu anschließen.

Laut Ghezzo dienten die technische Möglichkeiten der Zeit immer auch den Künsten - den Musikern. Bach widmete sich der Wohltemperierung des Klavieres. Heutzutage führten ebenso technische Weiterentwicklungen zu neuen musikalischen Wegen , schwärmt Ghezzo. Doch wichtig sei trotz technischer Fortschritte stets die Rückbesinnung auf die persönlichen Wurzeln. Denn das präge jede Message, ob musikalisch oder menschlich.

Viel Spaß für kleine und große Leseratten

Über 2.000 neuerschienene Kinder- und Jugendbücher fanden viele interessierte LeserInnen: Auf der diesjährigen Kinder- und Jugendbuchmesse Kibum, die am 18. November ihre Türen schloß, wurden mehr als 30.000 BesucherInnen gezählt. Dies ist nach Aussagen der Veranstalter, der Universität, der Stadt und der Volkshochschule, ein erneuter Rekord. Gefragt waren Klassiker ebenso wie die Angebote der neuen Medien. Bevor nun die Bücher von der Universitätsbibliothek für Forschungszwecke archiviert werden, gehen sie auf Wanderschaft durch mehrere Städte im Bundesgebiet.

Gamelan und Synthesizer

Uraufführung der Komposition "Mira" auf dem Kasseler Festival "Minimal Music" Als Ergebnis des künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungsvorhabens "Mira und die Stimmung des Bremer Gamelan" an der Universität Oldenburg wurde am 21. November die Komposition "Mira" im Rahmen des Kasseler Festivals "Minimal Music" uraufgeführt. Initiator und Leiter des Vorhabens war der Oldenburger Musikwissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Martin Stroh (Fachbereich 2 Kommunikation/Ästhetik). Im Rahmen des Projektes wurde das Bremer Gamelan-Orchester vermessen und drei Synthesizer mittels eines eigens geschriebenen Computerprogramms auf das Gamelan abgestimmt. Das auf diesem Instrumentarium aufbauende halbstündige Werk des Kasseler Komponisten Ullrich Götte wurde auf dem Minimal Music-Festivals in Kassel unter dessen Leitung erstmalig aufgeführt.

Gamelan, die traditionelle Musik Javas, ist durch ihren schwebend-schwirrenden Gesamtklang berühmt geworden und hat schon vor 100 Jahren Komponisten wie Claude Debussy nachhaltig beeinflußt. Bei "Mira" ist durch die Abstimmung auf das Gamelan die übliche wohltemperierte Stimmung vollkommen außer Kraft gesetzt. "Mira" ist im Stile von minimal music geschrieben und arbeitet mit komplexen Musterwiederholungen, die hohe Professionalität von den mitwirkenden 17 MusikerInnen verlangen. Ausführende waren Oldenburger StudentInnen unter Anleitung des Hochschullehrers Cornelis Teeling, ergänzt durch fünf GamelanspielerInnen aus der Gamelangruppe Arum Sih des Bremer Überseemuseums unter Leitung von Bettina Sahrmann.

Im Rahmen des Forschungsprojekts wurde auch die didaktische Aufbereitung in Form interaktiver Internet-Seiten vorgenommen, die unter https://uol.de/musik/gamelan/gamindex.html zu finden sind. Dort können die Bremer Gamelaninstrumente durch Mausklick zum Klingen gebracht werden, wobei originale Samples aus dem Museum zu hören sind.

Eine ganz andere Besinnung

von Rudolf zur Lippe *

Schon in den achtziger Jahren hatten sich Mitglieder der Universität von verschiedenen Vorstellungen zusammengefunden zu einer Initiative für einen Raum mitten im Betrieb von Lehren und Lernen und Forschen, wo eine ganz andere Besinnung ihren Ort findet. Universitäten wie die Sorbonne oder englische Colleges wurden selbstverständlich um eine Kirche, eine Kapelle als Mittelpunkt gebaut. Damit war indessen in einem Fall die Bindung der Wissenschaften an scholastische Autoritäten, im anderen an das Bekenntnis zur anglikanischen Abendmahlslehre gesetzt. Die Französische Revolution machte solchen Bindungen ein Ende, ohne auf einen Ersatz verzichten zu wollen, wenn auch der Kult des höchsten Wesens nur Statthalter blieb. Die Humboldtsche Universität verzichtete auf eine entsprechende kirchliche oder andere Institution in der Vorstellung, den religiösen Bindungen des menschlichen Denkens und Handelns in weiterer und freierer Form vielseitig nachzugehen und in selbstverständlicher Nachbarschaft zur Präsenz der Kirchen. Seit dem Nationalsozialismus, der auf eindeutige Verfügbarkeit von Forschung und Lehre zielte, seit der Sozialismus den Bruch unter seinen Vorzeichen übernahm, seit die Reformuniversität ein etwa noch lebendiges laizistisches Anliegen in äußerliche Funktionalität ummünzte, ist diese Dimension verdrängt und vertrieben.

Zusammengetan haben wir uns nicht, weil wir meinten, ihr in irgendwie vergleichbarer Form eine neue Anwesenheit geben zu sollen oder zu können. Wir wollten und wollen einen Raum, in dem die einen eine Andacht, die anderen eine stille Übung abhalten und wer immer einen Augenblick wirklicher Ruhe sucht etwas von einer anderen als der betriebsam angestrengten Konzentration versuchen kann. Dies verstehen wir allerdings zugleich als eine notwendige Geste der gesamten Universität sich an einer noch so unscheinbaren Stelle einem Bewußtsein zuzuwenden, das das Andere der Menschen gegenüber dem rationalen Wissen und Handeln gegenwärtig hält.

Die ersten naiven Schritte für eine Verwirklichung scheiterten daran, daß im Raster einer Verwaltung für ein solches Vorhaben keine Kriterien vorgesehen sind und einzelne freundliche Antworten keine Tatsachen schafften. Am ehesten findet die Dimension vielschichtiger Antworten der Menschen auf unsere Existenz in der Welt noch bei den Künsten ein Asyl, nachdem sie in der Kultur insgesamt bestenfalls als Lückenbüßer geduldet wird. Ich konnte Franz Erhard Walther, als er den Auftrag für seinen "Oldenburg-Block" im Zuge der "Kunst am Bau" für den Uhlhornsweg erhielt, dafür gewinnen, von seiner Seite her die Idee aufzugreifen. Er war bereit, zusätzlich zu den vereinbarten Kunstwerken einen Raum der Stille auszustatten, machte einen Entwurf und wählte einen verfügbaren Raum am Foyer. Während seiner verschiedenen Arbeiten und ihrer Installation griff die Universitätsleitung ein, indem sie genau diesen Raum plötzlich und ersatzlos der Buchhandlung zur Verfügung stellte, um deren Lokalität Detlev Kapplers Installation für Erich Fried freizumachen. Als Walther wiederkam, waren sein Raum und diese mögliche Alternative besetzt. Auf eine neue Intervention unserer Initiativgruppe stellte die Verwaltung für den Fall eines Umbaus im Erdgeschoß des AVZ einen Raum neben dem neu zu schaffenden Durchgang in Aussicht. Obwohl er nicht sehr geeignet zu werden versprach, gingen wir vorerst darauf ein, weil die Öffnung auf den Weidenteich der ökologischen ABM-Gruppe reizvoll war, und die Bedingung, etwas am Rande zentraler Zonen zu finden, erfüllt werden könnte. Ich schrieb damals im Uni-Info ein Plädoyer durchaus für einen "Raum der geschichtlichen Unruhe", wie ihn Kappler in unseren Alltag gesetzt hat, aber in einer ebenso entschiedenen Entsprechung zu einem lebensgeschichtlichen "Raum der Stille".

Auch diese Maßnahme wurde vollzogen, ohne daß die Verwaltung ihr Angebot berücksichtigt hatte. Als wir auf ähnliche Einrichtungen, die an anderen westdeutschen Universitäten, wie in Konstanz, inzwischen entstanden waren, hinwiesen, wurden wir auf das neue Hörsaalgebäude vertröstet. Diese Aussicht war wirklich sinnvoll. Nun behandelt jedoch der Bauausschuß, weil er offenbar nie informiert wurde, die erneute Vorlage unseres Vorhabens als lästige Bittstellerei. Ich hatte, unabhängig davon, aus den bitteren Erfahrungen der Künstler mit einem in wesentlichen Punkten verbauten Forum, wie auch die Hochschulbaukommission des Landes feststellte, der Universitätsleitung den Vorschlag unterbreitet, für eine menschlich-würdige Gestaltung des Hörsaalgebäudes künstlerische Beratung während der Planung, statt eines Schmuckes an der fertigen Konstruktion, einzubeziehen. Dieser Entwurf wurde hoffnungsvoll aufgegriffen, dann aber auf die lange Bank geschoben und stillschweigend fallengelassen - möglicherweise gleich zusammen mit dem anderen Engagement für einen Raum der Stille.

Zwischendurch hat die Bibhothek - engagiert seit je für das Werk von F.E. Walther - die Idee in ihrem Gebäude aufzunehmen versucht, ohne daß dies hätte verwirklicht werden können. Jetzt muß die Universität sich entscheiden, nach mehr als einem Jahrzehnt leerer Versprechungen. Heute sind die gesellschaftlichen Entwicklungen soweit zum Konflikt zugespitzt, daß eine Entscheidung gegen diese Geste der Anerkennung einer ergänzenden Dimension mitten im wissenschaftlichen Geschehen bedeutet, sie bewußt den fundamentalistischen und sektenhaften Besetzungen zu überlassen. Damit würde zugleich grundsätzlich zum Ausdruck gebracht, daß die akademische Welt vor einer Beschäftigung mit antirationalischen Tendenzen da ausweicht, wo Auseinandersetzung im Ringen um gemeinsamen Boden stattfinden muß. Allerdings wird unser harmloses kleines Anliegen mehr und mehr zum Ausgangspunkt für eine existentielle Frage an die Menschen der wissenschaftlichen Arbeit: Wollen wir die Intentionen und Methoden, die Ergebnisse und deren Verwendung ohne Hinweis der Wissenschaften auf die anderen Formen kultureller Reflexion einer bedenkenlosen Selbstgerechtigkeit überantworten? Oder darf wenigstens ein Beginn dazu angedeutet werden, daß wir individuelles Gewissen und Empfinden, daß wir andere Wege und Formen des Wissens, des Glaubens in gemeinsamer Besinnung dem gegenüberstellen? Dies ist die Voraussetzung für die allenthalben beschworene und verhinderte oder zerstörte civil society. Die akademische Welt täte gut daran, sich tätiger als in gelegentlichen Exkursen zur Erkenntnistheorie zu der Tatsache zu bekennen, daß Forschungsgeist und Wissensdrang tief in den Bereichen des Menschen ihre Quellen haben, die sie selber und allein weder zu erklären noch am Leben zu erhalten vermögen.

Wir erheben Anspruch auf einen Raum der Stille in geeigneter unmittelbarer Umgebung des Zentrums unserer wissenschaftlichen Öffentlichkeit.

*Prof. Dr. Rudolf zur Lippe ist Mitglied des Instituts für Philosophie

Folkwang-Schüler in der Aula

Junge Nachwuchschoreographen und Tänzer der Folkwangschule Essen stellen am 12. und 13. Dezember, 20.00 Uhr, in der Aula ausgewählte Choreographien vor, die im Laufe ihrer Studienzeit entstanden sind. Die Tänzer der internationalen Truppe brachten Vorerfahrungen aus ihren Heimatländern mit, so daß die Aufführung von einer Mischung aus unterschiedlichen Temperamenten, Stilen und Themen geprägt sein wird. Eingeladen wurden sie vom Oldenburger Universitäts Theater OUT. Eintritt: 15 Mark (ermäßigt 10 Mark).

Einen Workshop "Tanztheater und Improviation" bietet anläßlich des Auftritts am 13. und 14. Dezember 1997 Irene Ebel, Schülerin für Tanztheater an der Folkwangschule, Essen, an. Den TeilnehmerInnen wird eine Einführung in verschiedene Improvisationstechniken des Tanztheaters gegeben. Kosten: 40 Mark. Anmeldungen: Kulturbüro des Studentenwerks, Tel.: 0441/798-2658.


Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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