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Wissenschaft und Forschung
- Der neue Minister
- Preis für gute Lehre
- Weiter Blick: Energie-Meterologie
- Hörprobleme: Tendenz steigend
- Kooperation mit Torún
- Meeres-Biotechnologie
- Wissenschaftlicher Beirat
- Interdisziplinäres Kolloquium
- Getrennter Unterricht für Mädchen und Jungen
- Raum für Junkies
- Testlauf für "Produkttechnologie"
- Gewalt und Drogen
- Ehrenpromotion für August Schick
- Preis für Historikerin
Abteilung Energie- und Halbleiterforschung auf der Hannover-Messe `98
14 Millionen Schwerhörige in Deutschland / Tagung an der Universität
TEMPUS-Projekt "Teacher for a New Century"
HWK strebtr unverwechselbares Profil an
Astrid Kaier: Kein Ende der Koedukation, sondern fruchtsbares Miteinander
Wissenschaftliche Begleitung durch die Universität
Grenzüberschreitender Studiengang startet zum Wintersemster 1998/99
1.100 TeilnehmerInnen bei Tagung an der Uni
Der neue Minister
Thomas Oppermann, Göttinger Jurist und ehemaliger Verwaltungsrichter, ist überraschend neuer Wissenschaftsminister von Niedersachsen geworden und damit Nachfolger von Helga Schuchardt, die acht Jahre das Amt bekleidete. Gegenüber der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung äußerte Oppermann, er freue sich auf den "großen Gestaltungsspielraum" in seinem Ressort.Der 42jährige studierte in Tübingen zunächst Anglistik und Germanistik, wechselte aber nach einem Amerikaaufenthalt von 1976-1978 das Studium und stieg in Göttingen auf Jura um. Dort engagierte er sich in der Juso-Hochschulgruppe. Nach den beiden Staatsexamen wurde er zunächst Verwaltungsrichter, später Rechtsdezernent in Hannoversch-Münden. Vor acht Jahren zog er erstmals als Abgeordneter in den niedersächsischen Landtag ein, wo er im Laufe der Jahre durch etliche von seiner Fraktion abweichende Positionen auf sich aufmerksam machte - so bei der Frage der Direktwahl der Bürgermeister in den Kommunen, für die er sich sehr früh eingesetzt hatte und die dann Wirklichkeit wurde. Aufsehen erregte er auch, als er 1995 ein Positionspapier für eine konsequentere Verwaltungsreform und für die Verkleinerung des Kabinetts in Niedersachsen vorlegte.
Preis für gute Lehre100
Erstmals wird in diesem Sommerse-mester an der Universität Oldenburg der "Preis für gute Lehre" vergeben. Auf die im vergangenen Semester gelaufene Ausschreibung sind 21 Vorschläge eingegangen, die sich auf Lehrende aus neun Fachbereichen beziehen. Der mit 3000 Mark dotierte Preis wurde von Präsident Prof. Dr. Michael Dax-ner gestiftet. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine aus drei Lehrenden und drei Studierenden zusammengesetzte Kommission.
Weiter Blick: Energie-Meterologie
Abteilung Energie- und Halbleiterforschung auf der Hannover-Messe `98
Einer neuen Shell-Studie zufolge werden zur Mitte des nächsten Jahrhunderts erneuerbare Energien wie Wind- und Sonnenenergie weltweit 50 Prozent des Energiebedarfs decken. Da die Verfügbarkeit dieser Energieformen vom regionalen Klima und der aktuellen Wetterlage abhängt, gewinnt ein relativ neues Forschungsgebiet zunehmend an Bedeutung: die Energie-Meteorologie.Die Energie-Meteorologie bildet einen der Schwerpunkte der Abteilung Energie- und Halbleiterforschung am Fachbereich Physik der Universität. Auf der Hannover -Messe, die vom 20. bis 25. April stattfindet, präsentiert die Oldenburger Wissenschaftlergruppe, der Prof. Dr. Jürgen Parisi (Leitung) sowie Dr. Detlev Heinemann und Dr. Hans-Peter Waldl angehören, diesen Forschungsbereich. .
Um die Ressourcen Wind- und Sonnenenergie optimal nutzen zu können, ist es wichtig zu wissen, wann die Sonne wie lange scheint und wie stark der Wind zu bestimmten Tages- und Jahreszeiten weht. Aus diesem Wissen ergeben sich die entsprechenden Schlußfolgerungen darüber, wo und in welcher Anordnung die Kraftwerksanlagen am zweckmäßigsten aufzustellen und wie sie zu betreiben sind. Daten über die Sonneneinstrahlung liefern beispielsweise Wettersatelliten. Sie messen die Strahlung, die von der Atmosphäre zurückgestreut wird. Darüber hinaus werden Daten über die Zusammensetzung der Atmosphäre benötigt. Da diese nur teilweise verfügbar sind und durch Wolken zusätzlich verändert werden, bedienen sich die Wissenschaftler zur Berechnung und Voraussage komplexer physikalischer Modelle. .
Eine ökonomische Nutzung von Windenergie setzt eine möglichst genaue Abschätzung der zu erwartenden Energieerträge von Windturbinen voraus. Dazu müssen neben dem regionalen Windklima auch die lokalen Verhältnisse berücksichtigt werden. Im flachen Nordwestdeutschland kann man auf Berechnungen mit einem Standardverfahren zurückgreifen. Schwieriger ist die Situation in den Mittelgebirgen, wo ebenfalls ein hohes Windenergiepotential vorhanden ist. Hier kommen Modelle zum Einsatz, die auch die dort auftretenden komplexen Windströmungsverhältnisse berechnen können. Mit Hilfe solcher Modelle wird die Wahl ungeeigneter Standorte vermieden, das Risiko für die Betreiber sinkt und die durchschnittlichen Erträge aus der Windenergie steigen. Auch die Anordnung der Windenergiekonverter im Windpark ist von Bedeutung, weil diese sich gegenseitig durch ihre Windschatten beeinflussen können. In Oldenburg wurde hierzu das Farm Layout Program (FLaP) entwickelt, das eine optimale Aufstellung der Windturbinen errechnet. .
Die Energieversorgungsunternehmen sind für ihre Planung des Einsatzes ihrer Kraftwerke auf möglichst exakte Energieertragsdaten angewiesen. Im Rahmen eines von der EU geförderten Projekts erproben die Oldenburger Wissenschaftler Modelle zur Vorhersage der Windenergie für ein bis zwei Tage. Dabei werden Wettervorhersagemodelle durch lokale Wetterdaten ergänzt und mit der Leistung der Windenergiekonverter verrechnet. In einem weiteren EU-geförderten Projekt unter Oldenburger Beteiligung werden die voraussichtlichen Energieerträge von Solarstromanlagen aus Satellitendaten errechnet mit dem Ziel, einen möglichen technischen Fehler der Anlage schnell zu erknnen und somit eine effiziente Nutzung dieser Technologie zu ermöglichen.
Hörprobleme: Tendenz steigend
14 Millionen Schwerhörige in Deutschland / Tagung an der Universität
Rund 300 Fachleute der Medizin, Physik, Ingenieurwissenschaften, Biologie, Psychologie und Schwerhörigen-Pädagogik sowie Hörgeräte-AkustikerInnen und Audiologie-AssistentInnen nahmen an der ersten wissenschaftlichen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie (DGA) teil, die am 11. und 12. März an der Universität stattfand. Im Mittelpunkt der Tagung standen unter anderem "Psychologische und medizinische Aspekte der Lärmbelastung", "Gleichgewichtsstörungen bei Kindern" und "Digitale Hörgeräte: Technologien und Anpaßverfahren"."In Deutschland leiden etwa 14 Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Schwerhörigkeit, von denen aber nur etwa drei Millionen mit einem Hörgerät versorgt sind", erläuterte der Tagungsleiter, DGA-Vizepräsident und Oldenburger Hochschullehrer Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier. "Dabei ist die Diagnose und Rehabilitation von Hörstörungen im Zeitalter der Digitaltechnik deutlich besser, aber auch komplizierter geworden, sodaß die verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen besonders eng zusammenarbeiten müssen."
Als ein Schwerpunktthema wurde auf der Tagung die Entwicklung und der Einsatz der neuesten Generation volldigitaler Hörgeräte diskutiert. Diese bieten zwar technisch eine Reihe von entscheidenden Vorteilen gegenüber den bisher verfügbaren Hörgeräten, aber die Anpassung des Hörgerätes an den Menschen stellt nach wie vor ein entscheidendes Problem dar, das die Audiologie nur durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit meistern kann.
Ein weiteres Schwerpunktgebiet der Tagung war die genaue Erforschung des menschlichen Hörvermögens, das sich z.B. durch die Auswertung von Tierversuchen immer präziser beschreiben läßt. So wurde beispielsweise der Einsatz von elektronischen Innenohr-Hörprothesen, sogenannten Cochlea-Implantaten, möglich, die bei beidseitiger Ertaubung zu einer teilweisen Wiederherstellung des Hörvermögens führen können.
Bei schwerhörigen oder tauben Kindern ist die Behandlung möglichst innerhalb des ersten Lebensjahres unabdingbar. Nur bei rechtzeitiger Behandlung können bleibende Entwicklungsdefizite ausgeschlossen werden. Kollmeier: "Wer blind ist, verliert den Kontakt zu den Dingen, wer aber taub ist, verliert den Kontakt zu den Menschen." Diese zentrale Rolle der verbalen Kommunikation bewußt zu machen, ist Ziel der DGA.
Daß die erste Tagung dieser Art ausgerechnet in Oldenburg stattfand, war kein Zufall: In keiner anderen europäischen Stadt sind so viele WissenschaftlerInnen unterschiedlicher Disziplinen auf dem Gebiet des Hörens aktiv. Im Zusammenhang mit der Jahrestagung hat die DGA erstmals ihren jährlichen Förderpreis in Höhe von 1.000 Mark für hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der Audiologie ausgeschrieben. Ermöglicht wird der Preis durch die Unterstützung der Firma Fiebing Hörtechnik. Mit dem Preis soll die Audiologie in Forschung, Entwicklung, Lehre und klinischer Praxis gefördert werden. Zukunftsängste hat die Audiologie-Branche nicht: Im Zeitalter von Disco und Walkman nehmen irreparable Gehörschädigungen leider nicht ab.
Kooperation mit Torùn
TEMPUS-Projekt "Teacher for a New Century"
Eine Zusammenarbeit in der Lehrer-Innenausbildung wurde jetzt zwischen dem Fachbereich Physik und dem Institut für Physik an der Nikolaus Kopernikus Universität in Torún/Polen vereinbart. Im Rahmen eines EU-Projekts der Universität Torún soll eine Modellösung für die Mathematik- und PhysiklehrerInnenausbildung in Polen einschließlich einer curricularen Reform ausgearbeitet werden. Das TEMPUS-Projekt mit dem Titel "Science-Mathematics Teacher for a New Century" läuft über drei Jahre und hat zum Ziel, durch verbesserte Aus- und Fortbildung die polnischen Mathematik- und PhysiklehrerInnen mit neueren, aktiven Lehrmethoden und mit modernen Lehrmitteln bekannt zu machen. Dazu soll neues Lehr- und Lernmaterial durch Übersetzung oder Überarbeitung von bestehenden westeuropäischen Büchern und Broschüren erprobt und schließlich in ganz Polen eingeführt werden.Neben Oldenburg sind auch Institutionen der LehrerInnenausbildung in England (King's College London, Universität Sheffield), Italien (Universität Padua) und Frankreich (Universität Marseille) sowie die "Association for Science Education" und die "Association Europeenne pour une Mathematique Culturelle et Populaire" an dem Projekt beteiligt.
Meeres-Biotechnologie
Die Universität Oldenburg beteiligt sich an dem vom Land neu eingerichteten Forschungsschwerpunkt "Meeresbiotechnologie". Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Wolfgang Krumbein und Dr. Katja Sterflinger bearbeitet dabei das Teilprojekt "Molekulare Analyse, Kultivierung und biotechnologische Verwertung von Biofilmen aus Makrobenthos-assoziierten phototrophen und chemoorganotrophen Organismen". Insgesamt sind an dem Verbundprojekt elf Hochschulen und Institute in Göttingen, Hannover, Braunschweig und Emden beiteiligt. Ziel ist es, Naturstoffe zu isolieren, die zu Medikamenten weiterentwickelt werden können, und Rohstoffe zu finden, die die Herstellung neuer Werkstoffe ermöglichen. Das Land finanziert das Vorhaben in den nächsten fünf Jahren mit insgesamt zehn Millionen Mark aus Mitteln des Niedersächsischen Vorab der Volkswagenstiftung.
Wissenschaftlicher Beirat
HWK strebt unverwechselbares Profil an
Kürzlich ist der wissenschaftliche Beirat des Hanse-Wissenschaftskollegs (HWK) zu seiner ersten Sitzung zusammengetreten. Der Beirat berät den Rektor, Prof. Dr. Gerhard Roth, bei der Berufung der Fellows und der Entwicklung des wissenschaftlichen Programms. In ihm sind international anerkannte WissenschaftlerInnen aus den Bereichen Meereswissenschaften, Neuro- und Kognitionswissenschaften und Sozialwissenschaften vertreten. Zum Vorsitzenden wurde Prof. Dr. Jan de Leeuw (Texel/Niederlande), zu seinem Stellvertreter Prof. Dr. Lutz Niethammer (Universität Jena) gewählt. Zu den Beiratsmitgliedern gehört auch die Oldenburger Soziologin Prof. Dr. Rosemarie Nave-Herz.In der Sitzung ging es um das wissenschaftliche Programm der Aufbau- und Konsolidierungsphase des HWK. Es bestand Einigkeit darin, daß das HWK möglichst schnell ein unverwechselbares Profil gewinnen müsse. Das HWK lädt jedes Jahr 25 international angesehene WissenschaftlerInnen ein, die für eine begrenzte Zeit nach Delmenhorst kommen und entweder hier oder an der Oldenburger bzw. an der Bremer Universität arbeiten. Im Gegensatz zu allen anderen Einrichtungen dieser Art beruft das HWK auch Fellows, die im Labor arbeiten.
Interdisziplinäres Kolloquium
Im Rahmen des Magisternebenfachs Frauen- und Geschlechterstudien findet im Sommersemester ein Interdisziplinäres Kolloquium statt. Wissenschaftlerinnen aus unterschiedlichen Fachgebieten werden die Bedeutung der Kategorie "Geschlecht" auf der Grundlage ihrer Arbeiten darstellen. Am 5. Mai referiert Prof. Dr. Ilse Dröge-Modelmog (Fachbereich 3 Sozialwissenschaften) über die "Gesellschaft ohne Geschlecht?", am 9. Juni ist die Geschlechterperspektive in den Kulturwissenschaften Thema (Prof. Dr. Karen Ellwanger, Prof. Dr. Silke Wenk, Fachbereich 2 Kommunikation/Ästhetik). Zum Abschluß wird Prof. Dr. Irene Pieper-Seier (Fachbereich 6 Mathematik) über die Bedeutung des Geschlechts in der Mathematik referieren. Die Vorträge finden jeweils dienstags, 18.00 Uhr, A4 4-403 statt. Das Kolloquium richtet sowohl an Studierende als auch an Lehrende, die an einer die Fachgrenzen überschreitenden Diskussion interessiert sind.
Getrennter Unterricht für Mädchen und Jungen
Astrid Kaiser: Kein Ende der Koedukation, sondern fruchtbares Miteinander
Während in Nordrhein-Westfalen Schulversuche zum getrennten Unterricht von Mädchen und Jungen ab der Sekundarstufe 1 geplant sind und die GEW-Bundesvorsitzende Eva-Maria Stange derartige Versuche verstärkt fordert, wird dieser Ansatz in einem modifizierten Konzept schon ab der 1. Klasse im niedersächsischen Schulversuch "Soziale Integration in einer jungen- und mädchengerechten Grundschule" erprobt. So finden seit dem 1. Februar 1998 in den Versuchsschulen Edewechterdamm, Friedrichsfehn, Huntlosen und Röwekampschule Oldenburg "Jungenstunden" und "Mädchenstunden" statt.Die wissenschaftliche Leitung und Verantwortung liegt bei Prof. Dr. Astrid Kaiser, Fachbereich 1 Pädagogik. Das Vorhaben wird vom Niedersächsischen Kultusministerium und dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie gefördert sowie vom Kultusministerium in Sachsen-Anhalt unterstützt.
Der Schwerpunkt der dreijährigen Schulversuche liegt im Raum Oldenburg und besteht aus einem komplexen Versuchsprogramm. Dabei soll im allgemeinen Unterricht und unter Rahmenbedingungen der Regelschule ein pädagogisches Programm zur sozialen Kompetenzförderung sowie zum Abbau entwicklungshemmender Bedingungen beider Geschlechter erprobt werden. Nach Angaben von Kaiser geht es darum, pädagogische Wege zu finden, wie an die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen von Mädchen und Jungen anknüpfend die Fähigkeit des Miteinanderumgehens am besten gefördert werden kann. Bisherige wissenschaftliche Untersuchungen hätten eindeutig bestätigt, daß Mädchen und Jungen unterschiedliches Sozialverhalten einbringen. Mädchen seien eher an den Normen ihrer Lehrkräfte orientiert, während Jungen häufiger durch Unterrichtsstörungen auffallen würden. Um beiden Geschlechtern gleichen Zugang zu den schulischen Bildungsinhalten zu ermöglichen, soll in den Mädchen- und Jungenstunden ein Ausgleich geschaffen werden.Es ist auch vorgesehen, bestimmte Inhalte, wie die Arbeit am Computer, in derartigen Stunden zu differenzieren, weil - so die Oldenburger Wissenschaftlerin - erwiesenermaßen Mädchen ohne die Anwesenheit von Jungen einen besseren Zugang zur Technik erwerben würden.
Kaiser plädiert in diesem Zusammenhang ausdrücklich nicht für ein Ende der koedukativen Schule, sondern lediglich für bestimmte Modifizierungen. Ziel müsse "ein fruchtbares Miteinander von Mädchen und Jungen sein".
Raum für Junkies
Wissenschaftliche Begleitung durch die Universität
Die Arbeitsstelle "Sucht- und Dro-genforschung" der Universität Oldenburg ist mit der wissenschaftlichen Begleitung eines Modellversuchs beauftragt worden, bei dem es um spezielle Hilfsangebote für Drogenabhängige geht. Unter dem Namen FIXPUNKT besteht in Hannover seit Dezember letzten Jahres ein sog. Gesundheitsraum, der drogenabhängigen Menschen die Möglichkeit bietet, unter hygienischen, streßfreien und würdevolleren Bedingungen als auf der offenen Drogenszene ihre mitgebrachten Substanzen zu konsumieren.Ziel der Oldenburger ForscherInnengruppe um Prof. Dr. Rüdiger Meyenberg ist es u.a., eine differenzierte Entscheidungsgrundlage für interessierte Kommunen, die in ähnlicher Weise auf Drogenproblematik reagieren wollen, zu erarbeiten. Der Hilfeansatz von FIXPUNKT mit einem niedrigstschwelligen Kontakt-, Beratungs- und Versorgungsangebot, das auch medizinische Hilfe einschließt, will einer weiteren gesundheitlichen und sozialen Verelendung der Drogenabhängigen vorbeugen und zu einem Einstieg in den Ausstieg beitragen.
FIXPUNKT ist der erste Gesundheitsraum für Drogenabhängige in Niedersachsen. Er befindet sich in Trägerschaft der Drogenberatungsstellen Hannover. Obwohl bislang in Frankfurt und Hamburg praktische Erfahrungen mit Gesundheitsräumen vorliegen, gibt es nach wie vor wenig empirisch gestütztes Wissen über die Praxis und deren Nutzen für die Betroffenen und die Kommunen. Während der einjährigen Begleitung durch die Universität sollen die Annahmebereitschaft durch die Klientel sowie gesundheitsbezogene und drogenpolitische Auswirkungen erforscht werden.
Testlauf für "Produkttechnologie"
Grenzüberschreitender Studiengang startet zum Wintersemenster 1998/99
Erste Erfahrungen für den zum Win-tersemester geplanten grenzüberschreitenden Studiengang "Produkttechnologie" der Universitäten Oldenburg und Groningen wurden jetzt in einem gemeinsamen Intensivkurs an der Universität Oldenburg gewonnen. Die organisatorische Leitung des Kurses mit dem Titel "A Unified Approach to Mass Transfer", der von Prof. Dr. Johannes Wesseling (Universität Groningen) durchgeführt wurde, lag in den Händen von Dr. Frank-Walter Schütze (Universität Oldenburg).An dem Kurs nahmen elf niederländische und neun deutsche Studierende teil. Während er für die NiederländerInnen ein wahlobligatorischer Bestandteil ihres Studiums ist, war die Blockveranstaltung für die meisten deutschen TeilnehmerInnen eine neue Erfahrung. Wie sich zeigte, stehen die Studierenden einer "Internationalisierung" ihres Studiums sehr aufgeschlossen gegenüber.
In der als grundständigem Studiengang angelegten Produkttechnologie sollen die Studierenden nicht nur in Chemie, sondern auch in Ökonomie ausgebildet werden, um in der beruflichen Praxis von den Anforderungen des Marktes her chemische Produkte entwickeln zu können. Die Studierenden beider Länder werden dabei Veranstaltungen sowohl in Oldenburg als auch in Groningen besuchen. Dieser Form der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen den Universitäten wird vor dem Hintergrund des zusammenwachsenden Europas ein immer größerer Stellenwert beigemessen.
Übereinstimmend wurde der Kurs als eine interessante Möglichkeit des gegenseitigem Kennenlernens eingeschätzt. Dennoch sind noch eine Reihe von Schwierigkeiten zu überwinden, um solche Aktivitäten zur Normalität werden zu lassen. Neben den finanziellen Zusatzbelastungen für die grenzüberschreitende Mobilität der Studierenden ist die unterschiedliche Struktur des Studienablaufes in den beiden Ländern (z.B. Blockveranstaltungen in den Niederlanden - Semesterveranstaltungen in Deutschland) gegenwärtig eines der Haupthindernisse für eine Intensivierung des Austausches.
Gewalt und Drogen
1.100 TeilnehmerInnen bei Tagung in der Uni
Vom 18. bis zum 21. März 1998 tagten mehr als 1100 SonderpädagoInnen, PsychologInnen, SozialpädagoInnen, LehrerInnen, MedizinerInnen und WissenschaftlerInnen aus dem deutschsprachigen Raum, um aktuelle Fragen der Erziehungshilfe bei Verhaltensstörungen zu erörtern. Unter dem Tagungsthema "Pädagogisch-Therapeutische Erklärungs- und Handlungsansätze" fanden mehr als 130 Einzelveranstaltungen, Workshops und Arbeitsgruppensitzungen statt.Die Veranstaltung, die inzwischen zum vierten Mal in Oldenburg stattfand, ist die größte in ihrer Art und bot Fachleuten die Möglichkeit, die neuesten Forschungsergebnisse kennenzulernen, aber auch praktisch erprobte und bewährte Verfahren zu erarbeiten. Im Mittelpunkt der Tagung stand die Beschäftigung mit Jugendlichen, die trotz durchschnittlicher Intelligenz den schulischen Anforderungen nicht gerecht werden, mit ausgeprägten Ängsten, Aggressionen, Aufmerksamkeitsstörungen oder Verweigerung reagieren, sich den sozialen Regeln des Zusammenlebens verweigern und an der Gesellschaft, den sie Erziehenden oder sich selber leiden. Diese Kinder und Jugendlichen finden sich in allen Schulformen. Sie machen etwa drei bis vier Prozent eines Jahrgangs aus.
Die Situation hat sich auch für diese Kinder verschlechtert. Es wachsen die Probleme im familiären, schulischen und außerschulischen Umfeld. Schul-unlust, Schulschwänzen und Schulverweigerung machen sich breit. Sinnloses Zerstören, zunehmende Körperverletzung, Drogenkonsum beherrschen den Alltag und stellen ErzieherInnen und LehrerInnen vor Probleme, die sie nur schwer alleine beherrschen. Hier setzte die Fachtagung an: Sie wollte den TeilehmerInnen helfen, ihre pädagogisches Handeln zu professionalisieren und effektive Handlungsansätze auszuloten und zu erproben.
Ehrenpromotion für August Schick
Prof. Dr. August Schick, Psychoakustiker am Institut zur Erforschung von Mensch-Umwelt-Beziehungen, ist mit der Ehrendoktorwürde der Baltisch-Technischen Staatsuniversität St. Petersburg ausgezeichnet worden. Die russische Universität würdigte damit nicht nur Schicks große Verdienste um die "Psychologische Akustik in der Lärmbekämpfung", sondern dankte ihm auch für die Unterstützung beim Aufbau der Akustikforschung in St. Petersburg und zahlreichen Instituten und Akademien der Wissenschaft in Rußland. Der Wissenschaftler ist u.a. Redaktionsmitglied bei den an der Technischen Universität erscheinenden Fachzeitschriften "Noise Abstracts and Reviews" und "International Journal of Acoustics and Vibration". Schick, der 1974 an die Universität Oldenburg berufen wurde, erhielt bereits mehrfach internationale Auszeichnungen - so unter anderem den japanischen-deutschen Forschungspreis und den Forschungspreis der japanischen Gesellschaft für Akustik.
Preis für Historikerin
Die Historikerin Eva Tenzer ist für ihre Doktorarbeit mit dem Fritz-Theodor-Epstein-Preis 1998 ausgezeichnet worden. Das Thema der Arbeit lautete: "Zwischen Krisenmanagement und Diskurs der Dunkelmänner. Kunstzensur in Polen 1918 -1939". Der Preis, der mit 2.500 Mark dotiert ist, wird vom Verband der Osteuropahistoriker (VOH) für herausragende Dissertationen auf dem Gebiet der osteuropäischen Geschichte verliehen.Eva Tenzer hat an der Universität Trier Geschichte und Slavistik studiert. Ihre Promotion am Historischen Seminar der Universität Oldenburg wurde von dem Osteuropahistoriker Prof. Dr. Hans Henning Hahn betreut. Es handelt sich am Historischen Seminar um die erste Dissertation auf dem hier erst seit wenigen Jahren vertretenen Fachgebiet der osteuropäischen Geschichte. Die Arbeit, die die Note "summa cum laude" erhielt, wird im Laufe des Jahres 1998 im Campus Verlag Frankfurt erscheinen.