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Nachhaltige Begegnungen

Zum Abschied von Landtagspräsident Horst Milde

Wer Horst Milde, der in diesen Wochen aus dem aktiven politischen Leben ausscheidet, näher kennenlernt, gewinnt Einblicke in ein beeindruckendes, dichtes Leben: Kindheit und frühe Jugend in Breslau, die ungebrochene Beziehung zu dieser, seiner ersten Heimat, Angst und Elend des Krieges und einer Flucht mit Umwegen bis nach Ostfriesland, berufliche und politische Aufbaujahre in Leer mit sehr früher, bald darauf stetig wachsender Verantwortung in seiner neuen Heimat Oldenburg und Niedersachsen als Landtagsabgeordneter, Präsident im Verwaltungsbezirk Oldenburg, Oberbürgermeister in Oldenburg und schließlich im hohen Amt des Landtagspräsidenten. Es sind leise, oft nachdenkliche Töne, die sich mit kritischer Bestandsaufnahme gesellschaftlicher Entwicklungen mischen und private Begegnungen mit Horst Milde so nachhaltig machen.

 Aber Horst Milde erzählt nicht nur gerne, er ist auch ein aufmerksamer Zuhörer. Er urteilt selten schnell über ein Anliegen. Wenn er es aufgreift, kann man sicher sein, daß er sich darum kümmert und von sich aus Ergebnisse rückmeldet. Von wievielen Adressaten auf Führungsebenen kann man das noch feststellen?

 Horst Milde ist ein verläßlicher Mensch, geradlinig, optimistisch und tatkräftig, wie man es von einem Widder erwartet, aber auch sensibel für Zwischentöne und offen für Gegenargumente. Er ist trotz seiner politischen Karriere mit vielen Führungsaufgaben und repräsentativen Ämtern im direkten Umgang erfreulich unkompliziert und offen geblieben. Wer ihn bei offiziellen Anlässen beobachtet, stellt fest, daß er nicht nur Augen für die "wichtigen Leute" hat, sondern gerne und ganz bewußt auf die Menschen in den hinteren Reihen zugeht und sich Zeit für sie nimmt.

 Horst Milde ist kein Politiker, der es seiner Umgebung, auch nicht seiner eigenen Partei leicht macht. Er geht den Weg, den er für richtig hält, als konservativem Sozialdemokraten ist ihm der Zeitgeist oft suspekt, das Bekennen zu "preußischer Tugenden" hingegen durchaus noch zeitgemäß. Daß er damit auch in unserer Universität nicht nur auf Zustimmung stieß, hat den wechselseitigen Respekt, oft auch Zuneigung nicht verhindert. Horst Milde hat berechtigte Anliegen "seiner" Oldenburger Universität mit Nachdruck und langem Atem unterstützt. Die Universität hat ihn zu Recht wegen seiner herausragenden Verdienste zum Ehrenbürger ernannt und mit dieser höchsten, vom Senat vergebenen Auszeichnung gewürdigt.

Gerade die Informatik, in besonderer Weise OFFIS, verdankt Horst Milde sehr viel. Ohne seinen Einsatz, seine schützende Hand und geschickte Regie wären wichtige Weichenstellungen für OFFIS nicht so oder nicht rechtzeitig erfolgt, wir stünden nicht da, wo wir heute sind.

Horst Milde hat Maßstäbe gesetzt, und er hat sich um unsere Universität in besonderer Weise verdient gemacht. Wir wollen auf seine Erfahrung, seinen Rat und die nachhaltigen Begegnungen mit ihm noch nicht verzichten.

Hans-Jürgen Appelrath

"Keine Bevorzugung hausinterner Bewerber"

Stellungnahme der Mitglieder des Senats der Universität Oldenburg Prof. Dr. Freia Hoffmann, Prof. Dr. Karen Ellwanger (stellvertretend), Prof. Dr. Wiland Schmale (stellvertretend), Prof. Dr. Gisela Szagun und Prof. Dr. Silke Wenk (stellvertr.) zur Berichterstattung "Kanzler-Ausschreibung" im rundblick vom 2. Mai 1998 und in der Nordwest-Zeitung vom 6. Mai 1998.

 "In Presse-Artikeln der letzten Tage ist über die Auseinandersetzung um die Ausschreibung der Kanzlerstelle an der Carl von Ossietzky Universität in unrichtiger und polemischer Weise berichtet worden. Da die Unterzeichneten mit dem Inhalt der Meldungen ("Oldenburger Universitätssenat wieder im Clinch mit Daxner" im rundblick, "Kanzlerstelle: Senat pfeift Daxner zurück" in der Nordwest-Zeitung) namentlich in Verbindung gebracht wurden, stellen wir hiermit folgendes richtig:

 Unsere Initiative und der Beschluß des Senats zu einer umformulierten erneuten Ausschreibung der Kanzlerstelle diente lediglich einer besseren Information möglicher Bewerber. Vor allem lag dem Senat daran, den Bewerberkreis über diejenigen hinaus zu erweitern, die Erfahrungen mit der Handhabung des Globalhaushalts haben, und der Ausschreibung einen Passus hinzuzufügen, der gezielt Frauen zur Bewerbung auffordert.

 Wir haben hingegen nicht unterstellt, es würden hausinterne Bewerber bevorzugt, der jetzige und im Herbst scheidende Präsident der Universität habe seine Entscheidung bereits getroffen und wolle einen "engen Vertrauten" ("Leute seines Hofstaats" im rundblick) "ins Amt hieven" (NWZ). Im Gegensatz zum Tenor der Berichterstattung hat der Präsident, der gemäß Gesetz dem Senat einen Besetzungsvorschlag unterbreiten wird, eine 10-köpfige Findungskommission eingesetzt, die außer den Vizepräsidenten und dem bereits gewählten zukünftigen Präsidenten auch die Dekanesprecher, zwei Dezernatsleiter, einen Vertreter der Zentralen Einrichtungen, die Frauenbeauftragte und den Personalrat an der Entscheidung beteiligt. Bewerber und Bewerberinnen können also mit einem fairen Verfahren rechnen, in dem es - wie üblich - verschiedene Meinungen geben wird, wohl kaum aber einen Stellungskrieg zwischen dem noch amtierenden Präsidenten und dem Senat."

Hörsaalzentrum - nicht perfekt!

Das Betreten des Gebäudes (Nebeneingang) ist für Rollstuhlfahrer mit Handabtrieb durch weichen Bodenbelag erschwert. Vor allem bei schwacher Handmotorik. Es fehlen Ausschilderungen zu den einzelnen Räumen. Die Schilder an den Türen sind kaum zu lesen; selbständige Orientierung wird für sehgeschädigte Menschen unmöglich. Die Toilettenschüsseln in den Behindertentoiletten sind mit 47 cm zu tief, eine Haltestange allein reicht bei einigen nicht für ein sicheres Umsetzen. Für chronisch- und allergiekranke Menschen und alle Nichtraucherlnnen (Mehrheit) ist eine Raucherlaubnis im Hörsaalzentrumsfoyer nicht akzeptabel. Bitte Verbotshinweise wie in anderen Gebäuden anbringen. Die Informationstheke im Foyer ist nach DIN-Norm 24 cm zu hoch. Eine rollstuhlgerechte Verbindung von AVZ zum neuen Hörsaalzentrum fehlt. Eine entsprechende Nachrüstung käme auch Lastentransporten bei Tagungen entgegen. Der Fahrstuhl, streng nach DIN-Norm gebaut, paßt zwar für einen Menschen mit Elektrorollstuhl, weitere Helfer bzw. Angehörige aber passen kaum rein. Drehen ist nicht möglich wie z.B. im großzügigen Fahrstuhl im AVZ. In den Seminarräumen mit fester Bestuhlung haben Rollstuhlfahrerlnnen keine Tische. Für sie und vor allem für sehbehinderte Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen sind mobile Tische im vorderen bzw. hinteren Bereich erforderlich. Im großen Hörsaal fehlt eine Induktionsschleife, die das Hören mit Hörgeräten unterstützt. Aber: Nachrüstung ist möglich, wie das Beispiel Lambertikirche beweist. Zwischen den Stufen im großen Hörsaal fehlen sicht- und fühlbare Markierungen, die erst durch Kontrast und Fühlbarkeit Sicherheit erhöhen.

 Ich hoffe, daß die zuständigen Stellen bzw. Personen der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg alles daran setzen, diese und künftig deutlich werdende Mängel zu beseitigen und damit auch Menschen mit Behinderungen einen reibungslosen Studienalltag ermöglichen;

 denn: "Behindert ist man nicht, behindert wird man."

Hinrich Olsen

Leistungsbezogene Mittelvergabe - au ja!

Wir wollen, daß sich Leistung wieder lohnt! Aber klar doch, und zwar seit 16 Jahren (wenn auch leider bisher vergeblich). Nun aber, endlich, zeigt uns Leitung und Verwaltung (Dezernat 5), wie das geht, wenigstens an unserer Universität. Und wir staunen: es reichen Kriterien, die (so das offizielle Papier) einfach zu erheben sind und ohne Mehraufwand in der Verwaltung dann die Leistung der einzelnen Fachbereiche messen!

 Wenn es schon "leistungsbezogene Mittelvergabe" heißt, dann muß das ja wohl stimmen, denn nur, wo "Leistung" draufsteht, ist auch Leistung drin, wie wir wissen. Von außen wird es also Beifall geben. Die Leistung eines Fachbereichs drückt sich erschöpfend im Drittmittelaufkommen, der Absolventenzahl, der Anzahl der Promotionen und Habilitationen aus. Nun gibt es bekanntlich Fächer, in denen das Diplom als berufsqualifizierender Abschluß nicht mehr taugt. Es wird dort allgemein promoviert. Das ist eine Leistung, die hier gleich doppelt honoriert wird. Jawoll, so muß das sein!

 In einer Sitzung der Haushaltskommission gab der Vizepräsident unumwunden zu, daß durch diese Mittelverteilung keineswegs mehr Gerechtigkeit erzielt wird. Vielmehr ist, so sinngemäß wiedergegeben, die Umsetzung notwendig, weil es sonst sowieso staatlich verordnet würde. Das bleibt nun als Kernargument für diese Neuerung (für die anderen "Reformen" wird das als wichtiger Grund neben wenigen anderen auch angeführt). Dabei gibt es einen viel einsichtigeren: wenn wir uns jetzt diese Leistungskriterlen selber verordnen, so können wir später nicht mehr darüber meckern, daß es der Staat andernfalls durchgedrückt hätte. Und dieses ist gut, lenkt es uns doch dann nicht mehr von unseren eigentlichen Aufgaben ab!

 Es ist angestrebt, nach einer Anlaufzeit von wenigen Jahren die Hälfte der Haushaltsmittel so zu vergeben. Spätestens dann werden Fächer, die dem Umsatz nicht huldigen (können), in der Spirale "wenig Umsatz impliziert sinkende Mittel impliziert sinkende Attraktivität, impliziert noch weniger Mittel usw. handlungsunfähig sein, da sie jetzt schon am Rand des Existenzminimums stehen.

 Einwände und Bedenken gegen das Leistungsmachwerk werden, politisch absolut professionell, kräftig ausgemessen. Zur Verhinderung des gerade beschriebenen Effektes ist die Dekanerunde schon länger übereingekommcn, einen Minimalbedarf der einzelnen Fachbereiche festlegen, der durch solche Manipulationen nicht unterschritten werden darf. Das taucht in den Papieren des Dezernats 5 beharrlich nicht auf.

 Sind auch die Begriffe Leistung und Gerechtigkeit längst verstaubt wie angeblich Humboldtsche Ideale und Lehren einer Neudefinition zum Wohle der Menschheit? Definiert der Entwurf des Dezernats 5 gar die neue Leistung und die neue Gerechtigkeit, mit der uns die Universitätsleitung für die Zukunft rüstet? Ja, so muß es wohl sein, denn anders macht es keinen Sinn.

Prof. Dr. Gerald Schmieder, Dekan FB 6


Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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