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Wissenschaft und Forschung

Gefährliche Mängel bei der Zulassung von Pestiziden

Studie im Auftrag des WWF: "Ausreichender Schutz ist nicht gewährleistet"

Viele Pestizide sind in Deutschland zugelassen, obwohl sie krebserregend wirken, das Erbgut, die Fruchtbarkeit oder das Nervensystem von Mensch und Tier schädigen können. Schuld daran sind gravierende Lücken im als vorbildlich geltenden deutschen Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel. Das sind Ergebnisse einer Studie, die das Institut für Angewandte Toxikologie und Umwelthygiene (Intox) an der Universität Oldenburg im Auftrag der Umweltstiftung WWF Deutschland erarbeitet hat. Ein ausreichender Schutz für Mensch und Umwelt ist danach nicht gewährleistet.

 Am Beispiel von 18 Pestizidwirkstoffen haben Dr. Heike Jacobi und Dr. Olaf Hostrup die Sicherheit des deutschen Zulassungsverfahrens überprüft. Der schwerwiegendste Mangel ist nach Auffassung der Wissenschaftler die Undurchsichtigkeit des Zulassungsverfahrens. Die toxikologischen Untersuchungsergebnisse, die ein Hersteller für die Zulassung seines Präparates vorlegen muß, unterliegen einer strengen Geheimhaltung. Ebenso bleibt sowohl dem Wissenschaftler als auch der Öffentlichkeit verborgen, wie die einzelnen Ergebnisse im Hinblick auf die Gefährdung von Mensch und Umwelt gewertet wurden. Lediglich die Gefahrenhinweise auf den Verpackungen lassen das Ergebnis der Bewertung erahnen. Gerade diese Gefahrenhinweise sind aber, so die Studie, in einigen der geprüften Beispiele nicht nur falsch, sondern darüber hinaus bei Präparaten mit gleichen Inhaltsstoffen auch noch unterschiedlich. Erkenntnisse zu krebserzeugenden oder erbgutverändernden Wirkungen von Pestiziden werden bei der Zulassung und Kennzeichnung nicht oder nur unzureichend berücksichtigt. Pestizide mit einem hohen erbgutschädigenden oder krebserzeugenden Potential wie die Phenoxyessigsäuren (z.B. 2,4-D, MCPA, Mecoprop), Dichlorvos oder Isoproturon sind ent-weder nicht eingestuft oder nicht entsprechend gekennzeichnet. Insektenvernichtungsmittel mit den Wirkstoffen Pyrethrine und Piperonylbutoxid sind teilweise mit dem Gefahrenhinweis "Irreversibler Schaden möglich" bezeichnet, andere Produkte gleicher Zusammensetzung erhalten dagegen keine Gefahrenhinweise.

 Ob diese Fehler auf mangelhafte Organisation, willkürliche Bewertungskriterien oder andere Ursachen zurückgehen, konnten die Oldenburger Wissenschaftler aufgrund der Geheimhaltung im Einzelfall nicht entscheiden. Es muß jedoch davon ausgegangen werden, daß insbesondere die AnwenderInnen, also die Landwirte, zu Fehleinschätzungen über die Gefährlichkeit der von Ihnen verwendeten Mittel geleitet werden.

 Weiter kritisieren die Wissenschaftler, daß es keine vorgeschriebenen zulassungsbegleitenden Untersuchungen gibt. So kann weder geprüft werden, ob z.B. bei Landwirten gehäuft neurologische Erkrankungen wie Morbus Parkinson auftreten, noch ist bekannt, welche Mittel wo und in welchen Umfang eingesetzt werden. "Es ist völlig unverständlich, daß giftige Chemikalien ohne systematische und verpflichtend vorgeschriebene Überwachungen zu mehreren tausend Tonnen jedes Jahr in die Umwelt eingebracht werden. Abschätzungen über die Gefährdung der Umwelt sind so praktisch unmöglich", kritisiert Hostrup.

 Unbeachtet bleiben auch mögliche Kombinationseffekte von verschiedenen Stoffen, obwohl zahlreiche Untersuchungen Kombinationswirkungen eindeutig belegen. Dies ist besonders gravierend, da viele der zugelassenen Pestizid-Präparate mehrere Substanzen enthalten. Diese Mischungen werden z.T. bewußt eingesetzt, um die Wirkung von Pestiziden zu verstärken.

 Das deutsche System für die Zulassung von Pestiziden galt bisher als vorbildlich in Europa. Angesichts der aufgezeigten Mängel hält der WWF eine Verbesserung des Zulassungsverfahrens für dringend erforderlich. Besonders vor dem Hintergrund der jetzt anstehenden Entscheidungen über die europaweite Zulassung vieler Pestizide sei der verantwortliche Landwirtschaftsminister Funke gefordert, den Schutz für Mensch, Tier und Umwelt sicherzustellen. Im Einzelnen werden folgende Forderungen gestellt:
 

  • Alle Pestizide, die krebserzeugende, erbgutverändernde oder fortpflanzungsschädigende Wirkstoffe beinhalten, sind so zu kennzeichnen, daß ihre gefährliche Wirkung für die Anwender erkennbar wird.
  • Das Zulassungsverfahren für Pestizide muß transparent werden. Unabhängige WissenschaftlerInnen, GesundheitsexpertInnen sowie Umwelt- und Verbraucherverbände sind an der Bewertung der von Pestiziden ausgehenden Risiken zu beteiligen.
  • Kombinationswirkungen sind bei der Zulassung verstärkt zu berücksichtigen. Der Einsatz von Pestiziden ist durch die AnwenderInnen zu registrieren (Aufzeichnungspflicht).
  • Untersuchungen zu umwelt- und gesundheitsgefährdenden Wirkungen sind auch bei zugelassenen Pestiziden anwendungsbegleitend durchzuführen.

  • Bilingualer Unterricht

    Arbeitsstelle im Didaktischen Zentrum gegründet

    Im Zuge der europäischen Integration gewinnt der bilinguale Unterricht immer mehr an Attraktivität. Auch an einigen niedersächsischen Schulen wird bereits bilingual unterrichtet, und zwar vorwiegend in den Fächern Geschichte, Geographie und Biologie und Politik.

    Die "Arbeitsstelle Bilingualer Sachfachunterricht" des Didaktischen Zentrums (DIZ) bietet Schulen und LehrerInnen, die sich für bilingualen Unterricht interessieren, seit dem Wintersemester ein wissenschaftliches Begleitprogramm an. Vor allem aber sollen Lehramtsstudierende, die Anglistik und ein sogenanntes "Sachfach" studieren, in die Lage versetzt werden, zukünftig auch bilingual zu unterrichten.

    In diesem Semester läuft eine didaktische Veranstaltung zur Theorie und Praxis des bilingualen Geschichtsunterrichts (Prof. Dr. Heike Rautenhaus, Dr. Klaus Schaap). Außerdem führt die Anglistik-Lektorin Deidre Graydon einen auf Geschichtsunterricht bezogenen Sprachkurs durch. Verwendet wird hier englischsprachiges authentisches Unterrichtsmaterial, das schülergerecht aufgearbeitet wird. An beiden Kursen nehmen LehrerInnen der Region teil, die bilingualen Unterricht erteilen oder künftig erteilen möchten. Dies ermöglicht Studierenden sowie Lehrenden der Universität, von der praktischen Erfahrung der und LehrerInnen zu profitieren; im Gegenzug haben LehrerInnen die Möglichkeit, sich in diesem Bereich aus- und weiterzubilden.

     Als Vernetzungsangebot stellt die Universität eine Mailing-Liste bereit. Interessierte LehrerInnen und StudentInnen können sich unter der Email-Adresse Bilingual.E-D-Request@Informatik.Uni-Oldenburg.de in die Liste eintragen.

    Komfortable Fahrräder

    Im Rahmen ihres Forschungsprojekts "Schwingungskomfort" hat die Arbeitsgruppe Fahrradforschung im Fachbereich Physik der Universität ein Computerprogramm entwickelt, mit dem sich bereits im Entwurfsstadium der Schwingungskomfort von gefederten Fahrrädern voraussagen läßt.

    Kern des Programms ist ein mathematisches Modell, das die bewerteten Schwingstärken und die Beschleunigungen an Hand und Gesäß berechnet. So können beliebig viele verschiedene Kombinationen durchgespielt werden, noch bevor mit dem aufwendigen Bau von Prototypen begonnen wird. Die Fahrradkonstrukteure können in weiten Grenzen die Geometrie der Fahrrades, den Typ und die Eigenschaften der Feder- und Dämpferelemente, die Fahrerdaten einschließlich Sitzposition und die Straßenoberflächen frei wählen.

    Bei der Entwicklung der Software wurde mit einer Reihe von Firmen kooperiert, die ihre Erfahrungen im Bau von gefederten Fahrrädern mit in die Entwicklung einbrachten. Das Modell wurde mit den Meßdaten von zwei Fahrern auf sieben Fahrrädern und 16 Straßenoberflächen abgeglichen.

    Die Arbeitsgruppe Fahrradforschung beschäftigt sich seit mehr als fünfzehn Jahren mit der Untersuchung des Fahrrades und des Fahrradfahrens.


    Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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