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Forschung und Lehre
- OLB/EWE-Preis für besondere Leistungen
- Was Bakterien alles leisten
Mikrobiologen aus aller Welt tagten in Oldenburg / Highlights der Forschung - Stress, Frustration und Resignation
Psychologiearbeit über Bäuerinnen / Projekt zur Gesundheitsförderung - REIN - Rechtsinformatik bundesweit im Netz
Jürgen Taeger ( Fachbereich 4 Wirtschafts- und Rechtswissenschaften) initiiert bundesweites Multi-Media-Projekt - Die Niederlande und Deutschland
Ein Buch zum gegenseitigen Kennenlernen und Verstehen - Öko - nicht nur Schlagwort
ONNO: Ökologisches Unternehmensnetzwerk Ostfriesland
OLB/EWE-Preis für besondere Leistungen
Bereits zum zweiten Mal wurde am 25. April der OLB/EWE-Preis verliehen,
mit dem StudentInnen für besondere Leistungen ausgezeichnet werden.
Als besondere Leistungen werden herausragende Arbeiten im
Studium (Prüfungsnoten, Studienzeiten) bewertet, aber auch außergewöhnliche
Leistungen und Engagements in Projekten und besonderen Initiativen.
Die Preise gingen in diesem Jahr an zwei Arbeitsgruppen und neun EinzelbewerberInnen.
Für das Projekt 23 Internationale Aspekte der Behindertenarbeit
(Sonderpädagogik) nahmen ihn Cathleen Grieß, Sandra Haskamp,
Beate Hüttl und Jorina Voss entgegen, für die Arbeitsgruppe
Luftschiffmodell (Technik), Malte Busse, Wolfgang Dewenter, Jens Lüken
und Björn Oswald. Außerdem erhielten Ralf Beckers (Informatik),
Kolja Bredies (Pädagogik), Veit Etzold (Anglistik), Simon Giesecke
(Mathematik und Informatik), Martin Greschner (Biologie, Chemie und Informatik),
Christiane Trotzky (Germanistik und Religion) und Christian Ziegler (Sozialwissenschaften)
eine Prämie von je 1.000 Mark. Darüber hinaus wurden Maren Kruse
(Marine Umweltwissenschaften) und Frédéric Laquai (Chemie)
mit Sonderpreisen der Sponsoren bedacht.
Die Oldenburgische Landesbank (OLB) und die EWE AG ermöglichten im
vergangenen Jahr die Fortsetzung einer seit 1986 an der Universität
bestehenden Tradition, studentische Leistungen auch mit Preisen auszuzeichnen.
An der diesjährigen Preisverleihung nahmen neben Uni-Vizepräsidentin
Ina Grieb auch der EWE-Vorstandsvorsitzende Dr. Werner Brinker und der
Sprecher des OLB-Vorstandes Dr. Stepan Kaulvers als Vertreter der Sponsoren
teil.
Was Bakterien alles leisten
Mikrobiologen aus aller Welt tagten in Oldenburg / Highlights der Forschung
Weil Bakterien eher als Krankheitserreger bekannt sind, haben sie einen
schlechten Ruf. Dabei besiedeln sie praktisch jeden Punkt auf der Erdoberfläche
sowie Pflanzen, Tiere und Menschen und schaffen dabei die notwendigen
Bedingungen für den Fortbestand des Lebens. So werden die meisten
chemischen Reaktionen auf unserem Planeten natürlicherweise durch
Mikroorganismen ausgelöst. Die Leistungen von Mikroorganismen prägen
die Stoffkreisläufe in Seen und Ozeanen und ermöglichen das
Leben von Pflanzen und Tieren. Selbst mehrere hundert Meter unter dem
Meeresboden oder in heißen Tiefseequellen gibt es noch bakterielles
Leben.
Dieses riesige Forschungsfeld wird von verschiedenen Fachrichtungen der
Mikrobiologie bearbeitet, deren Vertreter sich vom 25. bis 28. März
in der Universität Oldenburg trafen. Es handelte sich um die Jahrestagung
der VAAM (Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie),
der größten mikrobiologischen Tagung in Deutschland. Rund 800
WissenschaftlerInnen aus dem In- und Ausland sowie Nachwuchskräfte,
DoktorandInnen und Studierende nahmen daran teil. Die Schwerpunktthemen
werden zugleich in Forschungsinstitutionen der Universität Oldenburg
bearbeitet:
- Aquatische Mikrobiologie: Was leisten die verschiedenartigen Mikroorganismen
in den Ozeanen und anderen Gewässern für die Stoffumsätze
und Nahrungsketten?
- Biogeochemie/Geomikrobiologie: Hier werden die gewaltigen Auswirkungen
der Mikroben auf die Gestaltung der Erdoberfläche und der globalen
Stoffkreisläufe erforscht.
- Struktur und Funktion von Proteinen: Die Vielzahl der Proteine (Eiweißmoleküle)
ermöglicht sämtliche chemische Reaktionen, die für Leben
und Leistungen der Organismen erforderlich sind.
- Horizontaler Gentransfer/Genomevolution: Wie tauschen Mikroorganismen
Gene aus, und welche Auswirkungen hat dies für die Entwicklung neuer
Eigenschaften einschließlich Pathogenität und Resistenz gegen
Antibiotika?
Daneben wurden auch Themen der Biotechnologie, der industriellen Mikrobiologie
und der Umweltmikrobiologie diskutiert.
Renommierte GastsprechInnen aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich,
Großbritannien, der Schweiz, Australien und den USA stellten in
Oldenburg Highlights der aktuellen Forschung vor. Weitere aktuelle Forschungsergebnisse
wurden in 150 Kurzvorträgen und auf 350 Postern zur Diskussion gestellt.
Die Jahrestagung der VAAM wurde von den mikrobiologischen Arbeitsgruppen am Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) und am Fachbereich Biologie der Universität Oldenburg organisiert. Es handelt sich um die AGs Paläomikrobiologie (Prof. Dr. Heribert Cypionka), Biologie Geologischer Prozesse (Prof. Dr. Meinhard Simon), Geomikrobiologie (Prof. Dr. Wolfgang E. Krumbein), Mikrobiologie (Prof. Dr. Susanne Fetzner) und Genetik (Prof. Dr. Wilfried Wackernagel).
Stress, Frustration und Resignation
Psychologiearbeit über Bäuerinnen / Projekt zur Gesundheitsförderung
Als Johanna Venema ihre Diplomarbeit im Fach Psychologie über Agrarpolitik
und Gesundheit schrieb, standen die Themen BSE und MKS (Maul- und
Klauenseuche) noch nicht auf der Tagesordnung. Gleichwohl hält sie
Ergebnisse ihrer Untersuchung keinesfalls für überholt. Die
55-jährige Wissenschaftlerin, die in ihrem anderen Beruf selbst Bäuerin
ist, bewirtschaftet gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem ältesten Sohn
einen 90-Hektar-Milchviehbetrieb im ostfriesischen Rheiderland. Als Konsequenz
aus ihrer wissenschaftlichen Arbeit hat sie ein bundesweit bislang einmaliges
Projekt zur Gesundheitsförderung von Bäuerinnen initiiert. Beteiligt
sind die Hannoversche landwirtschaftliche Krankenkasse und die Evangelische
Erwachsenenbildung.
Für ihre kürzlich abgeschlossene Diplomarbeit - Eine
qualitative Studie zur Gesundheitsförderung von Bäuerinnen
- hat Venema neun Vollerwerbsbäuerinnen zwischen 30 und 54 Jahren
aus dem Rheiderland interviewt. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Agrarpolitik
und deren Rahmenbedingungen deutliche Auswirkungen auf die Gesundheit
von Bäuerinnen hat, vor allem auf deren seelisches und soziales Wohlbefinden.
Ein weiteres Ergebnis: Bäuerinnen stehen gesundheitsfördernden
Projekten prinzipiell positiv gegenüber.
Johanna Venema konstatierte bei den befragten Bäuerinnen eine recht
hohe körperliche Belastung. Sie erleben sich zeitweise überfordert,
stark ermüdet und körperlich erschöpft. Die Reihe der belastenden
Emotionen, die durch die veränderten politischen Bedingungen ausgelöst
wurden, reicht von zunehmender Unlust bei der Arbeit über Enttäuschung
und Trauer über die schwierige wirtschaftliche Entwicklung der letzten
Jahre, Schmerzen und Neid bezogen auf die Mitmenschen, Ärger und
Wut über die politischen Entscheidungen bis zu Ängsten, großen
Sorgen und Hoffnungslosigkeit bezogen auf die Zukunft.
Ihre eigene Lebenssituation bewerten die meisten befragten Bäuerinnen
sehr kritisch. Sie empfinden Anspannungen, Stress, Nervosität und
Unsicherheit. Aufgrund der als mangelhaft erlebten Perspektiven verdrängen
sie Gedanken an die Zukunft, beschäftigen sich nicht mit agrarpolitischen
Themen oder konzentrieren sich auf ihre eigenen Angelegenheiten.
Das soziale Wohlbefinden speist sich im Wesentlichen aus einer funktionierenden
Partnerbeziehung. Umgekehrt heißt das, dass Partnerschaftsprobleme
besonders schwer wiegen. Eher problematisch wird die Beziehung zu Berufskollegen
und -kolleginnen gesehen. Vorherrschend scheint die Erfahrung der mangelnden
Solidarität, der Konkurrenz und des Neides innerhalb der Berufsgruppe
zu sein. Nur bei extrem starker Belastung wird offenbar der Austausch
mit Berufskolleginnen gesucht. Als bestehende, belastende Bedingungen
werden die soziale Kontrolle, traditionelle Wertvorstellungen und eine
mangelnde Anerkennung von Frauen innerhalb des Berufsstandes erlebt.
Vor dem Hintergrund dieser Besorgnis erregenden Befunde plädiert
die Wissenschaftlerin für eine spezielle Gesundheitsförderung
im ländlichen Raum. Wichtig sei, so Venema, das Bedürfnis nach
Vertrauen, emotionaler Sicherheit, Verlässlichkeit und Geborgenheit
zu befriedigen. Auch im ländlichen Raum sollten Menschen befähigt
werden, mehr Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu erlangen und
ihre Gesundheit so zu stärken, dass sie den zunehmenden Anforderungen
ihres Alltags gewachsen blieben.
REIN - Rechtsinformatik bundesweit im Netz
Jürgen Taeger (Fachbereich 4 Wirtschafts- und Rechtswissenschaften iniitiert bundesweites Multi-Media-Projekt
Studierende des 21. Jahrhunderts sind nicht länger ausschließlich
an traditionelle Lehrmethoden ihrer Universität gebunden. Was in
den USA längst gang und gäbe ist, soll auch in Deutschland in
Kürze Realität werden. Nämlich der Zusammenschluss lokaler
Universitäten zu einem virtuellen Campus mit multimedialem Lehrangebot,
auf das StudentInnen unabhängig von Studienort und Tageszeit zugreifen
können. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung bewilligte
2,99 Millionen Mark aus dem Förderprogramm Neue Medien in der
Bildung für ein ehrgeiziges Projekt, das unter dem Titel REIN
- Rechtsinformatik im Netz derzeit von mehreren Universitäten
bundesweit entwickelt wird. Unter der Federführung des Oldenburger
Rechtsinformatikers Prof. Dr. Jürgen Taeger, der auch Dekan des Fachbereichs
4 Wirtschafts- und Rechtwissenschaften ist, und Prof. Dr. Britta Schinzel
(Institut für Informatik und Gesellschaft der Universität Freiburg)
soll das Fach der Rechtsinformatik multimedial aufbereitet und so in die
Lehrangebote der rechtswissenschaftlichen, informatischen und wirtschaftswissenschaftlichen
universitären Ausbildung integriert werden. Rechtsinformatik umfasst
Themengebiete wie EDV-Recht, Telekommunikations- und Medienrecht sowie
Internetrecht und gehört heute u.a. in den Bundesländern Niedersachsen
und Baden-Württemberg zum Wahlpflichtstoff des juristischen Studiums.Das
Projekt bietet einen reizvollen Ansatz, um sowohl die neuen Anforderungen
an das Recht durch den Einsatz neuer Medien in allen gesellschaftlichen
Bereichen zu verdeutlichen als auch auf flexible Lernbedürfnisse
der Studierenden zu reagieren, sagte Taeger. Neben Freiburg und
Oldenburg, wo auch Prof. Dr. Peter Gorny vom FB 10 Informatik mitwirkt
und wo nun für zweieinhalb Jahre sechs Mitarbeiterinnen eingestellt
werden können, sind die Universitäten Hannover, Karlsruhe, Münster,
Darmstadt, Lüneburg, Göttingen und die FU Berlin an dem Projekt
beteiligt. Alle Projektpartner verfügen über teils langjährige
Erfahrungen in der multimedialen Lehre.
Bereits 2002 werden StudentInnen durch REIN die Möglichkeit haben,
moderne Lehrmethoden auf der Basis von Internettechnologien, virtuelle
Diskussionsräume und Rollenspiele sowie netzgestützte Betreuungs-
und Beratungsangebote auf innovative, flexible Weise zu nutzen.
Die Niederlande und Deutschland
Ein Buch zum gegenseitigen Kennenlernen und Verstehen
Während Niederländer über-wiegend negativ über Deutsche denken, stehen Deutsche den Niederländern eher positiv gegenüber. Dieser Befund einer asymmetrischen Wertschätzung, der durch wissenschaftliche Untersuchungen wiederholt bestätigt wurde, bildet eines der Hauptmotive für die Arbeit der Politologen Prof. Dr. Gebhard Moldenhauer (Universität Oldenburg, Fachbereich 3 Sozialwissenschaften, Foto) und Dr. Jan Vis (Universität Groningen) sowie ihrer WissenschaftskollegInnen diesseits und jenseits der Grenze. Seit mehr als 20 Jahren existiert eine intensive Zusammenarbeit zwischen der Groninger und Oldenburger Universität. Beteiligt sind daran insbesondere die Fächer Politik, Soziologie und Geschichte. In vielfältigen Auseinandersetzungen und Diskussionen, an denen DozentInnen und Studierende gleichermaßen teilnahmen, wurden die jeweiligen Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Länder mit ihren Bewohnern konkret erfahrbar. Dabei erwies sich nach Erkentnissen von Moldenhauer und Vis als besonders fruchtbar, wenn die Studierenden die KommilitonInnen ihrer Partneruniversität betreuten und mit ihnen auch in privaten Kontakt kamen. Damit bestätigt sich ein Ergebnis der bekannten Clingendael-Untersuchungen (die ein überwiegend negatives Deutschlandbild bei niederländischen Schülern zutage förderten): Stereotypen verlieren an Bedeutung, wenn man den anderen besser kennen lernt.
Die Ergebnisse und Erfahrungen ihrer Arbeit haben Moldenhauer und Vis
nun in einer Publikation zusammengefasst, an der außer ihnen 21
deutsche und niederländische WissenschaftlerInnen beteiligt waren.
Nachdem kürzlich eine niederländische Fassung des Buches erschienen
ist, liegt jetzt die deutsche Ausgabe vor. Jeweils im Ländervergleich
geben die ExpertenInnen (darunter neun Angehörige der Universität
Oldenburg) einen Einblick in die Bereiche Landeskunde, Deutschlandbilder
und Hollandbilder sowie Die niederländisch-deutschen
Beziehungen. Die Beiträge bieten, so die Herausgeber, grundlegende
Informationen zum besseren Verständnis der politischen, gesellschaftlichen
und kulturellen Situation der beiden Nachbarländer und tragen damit
zum Abbau der immer wieder festzustellenden Informationsdefizite bei.
Gebhard Moldenhauer, Jan Vis (Hrsg.): Die Niederlande und Deutschland - Einander kennen und verstehen, Waxmann Verlag, Münster; 440 Seiten, 68,00 DM, ISBN 3-89325-747-0.
Öko - nicht nur Schlagwort
ONNO: Ökologisches Unternehmensnetzwerk Ostfriesland
ONNO ist nicht nur ein alter ostfriesischer Vorname, ONNO steht auch
für das von der deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte
Ökologische Unternehmensnetzwerk Ostfriesland. Das Projekt
wird vom Betriebswissenschaftler Prof. Dr. Reinhard Pfriem, Fachbereich
4 Wirtschafts- und Rechtswissenschaften, geleitet.
Es gelte, so Pfriem, das Wirtschaftsprofil einer intakten Kulturlandschaft
mit gesundem Klima ohne industrielle Ballungsräume zu stärken
- um so mehr, als Ostfriesland touristisch hoch im Kurs steht. Zahlreiche
Betriebe arbeiten hier bereits nach umweltverträglichen Grundsätzen:
Landwirte betreiben ökologischen Landbau, Bauunternehmer verwenden
umweltverträgliche Baustoffe, Wind- und Sonnenkraft wird je nach
Wetterlage für die Energiegewinnung genutzt und Hotelköche servieren
Öko-Kartoffeln.
ONNO will die umweltbewusst arbeitenden Unternehmen im Wettbewerb durch Vernetzung stärken, bietet Informationen über unterschiedliche Sachgebiete an, entwickelt ökologische Qualitätsstandards, organisiert Weiterbildungen für Geschäftsleitungen und deren MitarbeiterInnen und hilft den Firmen, sich Interessenten gegenseitig zuzuleiten. Kürzlich wurde die Finanzierung des Projekts um ein weiteres Jahr von der Bundesstiftung Umwelt bewilligt. Mit Hilfe dieser Förderung soll bis Anfang 2002 die Dienstleistungsgesellschaft ONNO geschaffen werden, die sich finanziell selbst trägt. Weitere Infos unter www.onno-net.de