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Kulturelles

"Die Philosophie im Prozess der Kultur

Dieter Henrich bei den Jaspers Vorlesungen zu Fragen der Zeit / Förderpreis für Martin Mulsow

Am Dienstag, 15. Juni 2004, 16.00 Uhr, findet in der Aula der Universität die diesjährige Festveranstaltung der Karl Jaspers Vorlesungen zu Fragen der Zeit mit dem Münchener Philosophen Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Dieter Henrich statt. Den erstmals verliehenen Jaspers-Förderpreis der Stiftung der Oldenburgischen Landesbank (OLB) erhält der Münchener Philosoph und Ideenhistoriker Dr. Martin Mulsow. Am 16. Juni diskutiert Henrich mit Repräsentanten der Wirtschaft in der OLB, am 17. Juni mit Oldenburger Gymnasiasten im Alten Gymnasium.

In Kants 200. Todesjahr 2004 erscheint die vorläufige Vollendung von Henrichs Lebenswerk mit der zweibändigen Ausgabe der „Grundlegung aus dem Ich“. Henrich erhielt 1995 den Hölderlin-Preis, 2003 den angesehenen Hegelpreis der Stadt Stuttgart und 2004 den Internationalen Kant-Preis. Diese Auszeichnungen markieren das Lebenswerk von Dieter Henrich, der von Kant zu Hegel über Fichte, Hölderlin und Schelling die deutsche idealistische Denktradition weiter entwickelt und ihre Gedanken weithin transparent gemacht hat, um „sich über die letzten Gründe philosophischen Wissens zusammen mit den letzten Gründen zu vergewissern, aus denen das Leben der Menschen in einem Einklang mit sich selbst zu kommen vermag“, um dann dieses „bewusste Leben“ damit überhaupt „führen“ zu können.

Vor dem aktuellen Hintergrund beklemmender Sparzwänge und rasanten Effizienzdenkens im Bildungssektor bietet der Besuch von einem der bedeutendsten deutschen Philosophen in Oldenburg für die inner- und außeruniversitäre Öffentlichkeit die Gelegenheit des Innehaltens. In seiner Dankesrede „Kontemplation und Erkenntnis“ anlässlich der Verleihung des Hegelpreises am 26. November 2003 in Stuttgart sagte Dieter Henrich dazu folgendes: „So sehen wir, dass Hegels Projekt auch als Begründung für ein Bildungsprogramm verstanden werden kann. Die Kontemplation, die keinen Zweck in irgend etwas anderem hat, erweist sich in einem Staate als das Nützlichste überhaupt, weil [...] davon eine Erneuerung hervorgehen kann, deren Blick auf ein Ganzes geht, ohne darüber die Wirklichkeit zu verfehlen.“

Der Preisträger Martin Mulsow ist ein Spezialist für die Frühaufklärung, dessen Habilitationsschrift „Moderne aus dem Untergrund“ von dem Rezensenten Kurt Flasch 2002 in der Süddeutschen Zeitung als „das beste deutsche Buch des Jahres zur Geschichte der Ideen“ bezeichnet worden ist. Prof. Dr. Johann Kreuzer, Direktor des Oldenburger Instituts für Philosophie, wird die Laudatio für Martin Mulsow halten.

Einladungen (mit Rückantwort) für alle Veranstaltungen sind am Info-Point der Universität, im Unibuchladen und bei der OLB erhältlich.

Der 20. Juli 1944 in der Erinnerungskultur

Tagung zum Widerstand gegen deutsche Diktaturen

Am 20. Juli 1944 entschloss sich eine kleine Gruppe von Verschwörern zum Äußersten: der Tyrann in Deutschland sollte getötet und sein Unrechtsregime beseitigt werden. Die Gruppe um Claus Graf von Stauffenberg war Teil einer jahrelang im Verborgenen operierenden Widerstandsbewegung von ganz unterschiedlicher politischer und sozialer Herkunft. Hier wirkten militärische und zivile, adelige und bürgerliche Kräfte sowie Vertreter der Arbeiterbewegung mit ebenso unterschiedlicher programmatischer Zielsetzung zusammen. Diese locker verbundenen Zirkel repräsentierten mit ihrem unbedingten Widerstand gegen das Regime des „gesetzlichen Unrechts“ das „andere“ Deutschland. Auch die Gruppe um die Münchener „Weiße Rose“ mit der jungen Sophie Scholl zählte dazu. Für ihren Widerstand bezahlten viele mit ihrem Leben.

Aus Anlass des 60. Jahrestags des Attentats auf Hitler führen die Arbeitsstelle „DEFA-Filme als Quellen zur Politik und Kultur der DDR“ und die Abteilung „Politikdidaktik und Politische Bildung“ im Institut für Politikwissenschaft am 9. Juli 2004 im Bibliothekssaal eine wissenschaftliche Tagung durch, die den Widerstand gegen Diktaturen in Deutschland behandelt. Als Referenten wurden die derzeit wohl renommiertesten Zeithistoriker für diese Themenbereiche, der Leiter der „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“ in Berlin, Prof. Dr. Peter Steinbach, und der Kölner DDR-Forscher Dr. Karl-Wilhelm Fricke, gewonnen.

In vergleichender Perspektive werden sie Inhalte und Formen des Widerstands gegen die NS- und die SED-Diktatur beleuchten. Die historisch-politische Analyse der vielfältigen Widerstandsbewegungen - von der „Weißen Rose“ über das Attentat vom 20. Juli 1944 bzw. vom Volksaufstand am 17. Juni 1953 bis zur Bürgerrechtsbewegung in den 1980er Jahren - mündet in die Frage nach der Deutung und Bedeutung dieser Strömungen für die Erinnerungskultur im vereinten Deutschland.

Die Veranstalter der Tagung, die Oldenburger Politikwissenschaftler Klaus Finke, Helmut Freiwald, Dirk Lange und Gebhard Moldenhauer, präsentieren darüber hinaus eine Ausstellung zur „Weißen Rose“, die vom 21. Juni bis 10. Juli in der Bibliothek zu sehen ist. Bei der Eröffnung am 21. Juni, 18.00 Uhr, wird ein Zeitzeuge der „Weißen Rose“ anwesend sein. Am 24. Juni, 1. Juli und 8. Juli werden in einem Begleitprogramm im Bibliothekssaal Filme zum deutschen Widerstand gezeigt.

www.uni-oldenburg.de/defa

Louise Farrenc und die Klassik-Rezeption

Symposium zu Ehren der französischen Komponistin

Ein internationales Symposium zu Ehren der französischen Komponistin Louise Farrenc veranstaltete im Mai das Sophie Drinker Institut Bremen, ein An-Institut der Universität Oldenburg. Die Fachgruppe Frauen- und Geschlechterforschung in der Gesellschaft für Musikforschung nahm den zweihundertsten Geburtstag der französischen Komponistin zum Anlass, sich mit dem Thema „Louise Farrenc und die Klassik-Rezeption in Frankreich“ zu beschäftigen. Farrenc (1804-1875) gehörte zu der in ihrer Generation relativ kleinen Zahl von MusikerInnen, die sich in eigenen Werken - abseits des Opernbetriebs - der „musique sérieuse“ widmete.

Referate und Roundtables befassten sich mit dem Werk, der künstlerischen und wissenschaftlichen Arbeit Louise Farrencs sowie mit den musikkulturellen Bedingungen der französischen Klassik-Rezeption. Außerdem waren Aspekte des deutsch-französischen Kulturtransfers, ins-besondere die Rezeption nationaler Mu-siktradition im jeweiligen Nachbarland, Gegenstand des Symposiums.

Im musikalischen Rahmenprogramm wurde das Orchesterkonzert der Société des Concerts du Conservatoire vom 22. April 1849 nachgespielt, in dem Farrencs 3. Sinfonie op. 36 uraufgeführt wurde und daneben Beethovens 5. Sinfonie und „Die Ruinen von Athen op. 113“ erklangen. Außerdem wurden in einem Kammerkonzert unbekanntere Werke der Komponistin vorgestellt.

www.sophie-drinker-institut.de

Fremde im Visier

Private Fotografie der Wehrmachtssoldaten

"In der UdSSR" (o.l.), "Vormarsch" (o.) und "Sowjetische Kriegsgefangene" (l.). Fotos: Fotosammlung Willi Rose, Copyright Thomas Eller.

"Fremde im Visier. Private Fotografie der Wehrmachtssoldaten im Zweiten Weltkrieg“ ist das Thema eines Forschungsprojekts, das unter Leitung des Kunsthistorikers Prof. Dr. Detlef Hoffmann und mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an der Universität Oldenburg begonnen wird. Das Projekt hat zum Ziel, eine Sammlung privater Alben der Wehrmachtssoldaten zusammenzustellen, und zu erforschen, wie Soldaten fremde Landschaften und Menschen fotografiert haben. Dafür sucht die Kunsthistorikerin und Projektmitarbeiterin Dr. Petra Bopp noch Kriegsalben und lose Fotosammlungen aus Privatbesitz.

1939 besaßen etwa zehn Prozent der deutschen Bevölkerung einen eigenen Fotoapparat. Dies führte im Zweiten Weltkrieg zu einer Produktion privater Fotografie, die quantitativ den millionenfachen Aufnahmen der Propaganda-Kompanien entsprach. Es entstanden nicht nur die Familienfotos der Frauen zuhause, sondern die Soldaten fotografierten in bisher nicht gekanntem Ausmaß die Besetzung fremder Länder und legten dafür spezielle Kriegsalben an.

Das Forschungsprojekt stützt sich auf die Sammlungen von meist anonymen Alben des Fotomuseums München und des Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst. Fotos aus Privatbesitz sollen die Untersuchungen ergänzen.

@ petra.bopp@uni-oldenburg.de
Tel. 0441/798-2319

Briefwechsel vervollständigt

Das Hannah Arendt-Zentrum der Universität Oldenburg hat den Briefwechsel von Hannah Arendt mit den deutschstämmigen Politikwissenschaftlern Waldemar Gurian und Hans Morgenthau vervollständigt, indem es „Gegenbriefe“ aus den Nachlässen beider Wissenschaftler in der Library of Congress erwarb. Damit sind die Briefwechsel nun vollständig im Archiv des Zentrums vorhanden. Beide Wissenschaftler waren enge Freunde Arendts, die mit ihnen über viele Jahre hinweg in brieflichem und persönlichem Kontakt stand. Ebenso wie Arendt emigrierten Gurian (1902-1954) und Morgenthau (1904-1980) während der NS-Zeit in die Vereinigten Staaten. Morgenthau gilt als einer der Väter der Entspannungspolitik der siebziger Jahre. Er war u.a. als Berater im US-Verteidigungsministerium tätig.

Ausstellung zu Adorno

Theodor W. Adorno. Ein Intellektueller aus Deutschland“ ist der Titel einer Ausstellung, die die Landesbibliothek Oldenburg in Kooperation mit der von Prof. Dr. Stefan Müller-Doohm geleiteten Adorno-Forschungsstelle der Universität Oldenburg vom 8. Juni bis 31. Juli 2004 zeigt. Präsentiert werden zahlreiche Bild- und Textdokumente, die Leben und Werk des Philosophen, Soziologen und großen Gesellschaftskritikers wiedergeben. Die Ausstellung wird am Dienstag, 8. Juni, 19.00 Uhr, in der Landesbibliothek mit einem Gespräch der Adorno-Biografen Müller-Doohm und Reinhard Pabst über „Das Utopische als Erinnerungsspuren der Kindheit“ eröffnet.

Im Rahmen der Ausstellung findet außerdem am Freitag, 2. Juli 2004, 11.00 Uhr, „Ein Tag für Adorno“ mit Vorträgen und einer Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma, Dr. Hans Wollschläger und Prof. Dr. Müller-Doohm statt. Auf dem Programm stehen an diesem Tag auch eine Konzertlesung, der Film „Der Bürger als Revolutionär“ und eine Führung.

Die Veranstaltungen finden mit Unterstützung der Oldenburgischen Landesbank statt. Als Medienpartner fungiert das Nordwestradio.

Wi(e)derbelebt

Die Ausstellung „Wi(e)derbelebt. Alte Bilder - neu gesehen“, die von Studierenden des Fachs Kunst und Medien erarbeitet wurde, ist verlängert worden und noch bis zum 15. August im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen.

Poetische Skulptur

Unter dem Titel „Poetische Skulptur“ ist vom 4. Juni bis 26. September 2004 im Botanischen Garten der Universität Oldenburg eine Ausstellung des Bildhauers Bernd F. Bunk (Hude) zu sehen. Gezeigt werden 13 großformatige Skulpturen, die sich im weitesten Sinn mit dem Thema Kunst und Ökologie beschäftigen. Veranstalter sind das Institut für Biologie und Umweltwissenschaften der Universität Oldenburg sowie das Otto Leege Institut (Juist). Die Ausstellung wird gefördert von der EWE.

www.poetische-skulptur.de

Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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