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Kulturelles
- "Die Philosophie im Prozess der Kultur
Dieter Henrich bei den Jaspers Vorlesungen zu Fragen der Zeit / Förderpreis für Martin Mulsow
- Der 20. Juli 1944 in der Erinnerungskultur
Tagung zum Widerstand gegen deutsche Diktaturen
- Louise Farrenc und die Klassik-Rezeption
Symposium zu Ehren der französischen Komponistin
- Fremde im Visier
Private Fotografie der Wehrmachtssoldaten
- Briefwechsel vervollständigt
- Ausstellung zu Adorno
- Wi(e)derbelebt
- Poetische Skulptur
"Die Philosophie im Prozess der Kultur
Dieter Henrich bei den Jaspers Vorlesungen zu Fragen der Zeit / Förderpreis für Martin Mulsow
Am Dienstag, 15. Juni 2004, 16.00 Uhr, findet in der Aula der Universität
die diesjährige Festveranstaltung der Karl Jaspers Vorlesungen zu
Fragen der Zeit mit dem Münchener Philosophen Prof. Dr. Dr. h.c.
mult. Dieter Henrich statt. Den erstmals verliehenen Jaspers-Förderpreis
der Stiftung der Oldenburgischen Landesbank (OLB) erhält der Münchener
Philosoph und Ideenhistoriker Dr. Martin Mulsow. Am 16. Juni diskutiert
Henrich mit Repräsentanten der Wirtschaft in der OLB, am 17. Juni
mit Oldenburger Gymnasiasten im Alten Gymnasium.
In Kants 200. Todesjahr 2004 erscheint die vorläufige Vollendung
von Henrichs Lebenswerk mit der zweibändigen Ausgabe der Grundlegung
aus dem Ich. Henrich erhielt 1995 den Hölderlin-Preis, 2003
den angesehenen Hegelpreis der Stadt Stuttgart und 2004 den Internationalen
Kant-Preis. Diese Auszeichnungen markieren das Lebenswerk von Dieter Henrich,
der von Kant zu Hegel über Fichte, Hölderlin und Schelling die
deutsche idealistische Denktradition weiter entwickelt und ihre Gedanken
weithin transparent gemacht hat, um sich über die letzten Gründe
philosophischen Wissens zusammen mit den letzten Gründen zu vergewissern,
aus denen das Leben der Menschen in einem Einklang mit sich selbst zu
kommen vermag, um dann dieses bewusste Leben damit überhaupt
führen zu können.
Vor dem aktuellen Hintergrund beklemmender Sparzwänge und rasanten
Effizienzdenkens im Bildungssektor bietet der Besuch von einem der bedeutendsten
deutschen Philosophen in Oldenburg für die inner- und außeruniversitäre
Öffentlichkeit die Gelegenheit des Innehaltens. In seiner Dankesrede
Kontemplation und Erkenntnis anlässlich der Verleihung
des Hegelpreises am 26. November 2003 in Stuttgart sagte Dieter Henrich
dazu folgendes: So sehen wir, dass Hegels Projekt auch als Begründung
für ein Bildungsprogramm verstanden werden kann. Die Kontemplation,
die keinen Zweck in irgend etwas anderem hat, erweist sich in einem Staate
als das Nützlichste überhaupt, weil [...] davon eine Erneuerung
hervorgehen kann, deren Blick auf ein Ganzes geht, ohne darüber die
Wirklichkeit zu verfehlen.
Der Preisträger Martin Mulsow ist ein Spezialist für die Frühaufklärung,
dessen Habilitationsschrift Moderne aus dem Untergrund von
dem Rezensenten Kurt Flasch 2002 in der Süddeutschen Zeitung als
das beste deutsche Buch des Jahres zur Geschichte der Ideen
bezeichnet worden ist. Prof. Dr. Johann Kreuzer, Direktor des Oldenburger
Instituts für Philosophie, wird die Laudatio für Martin Mulsow
halten.
Einladungen (mit Rückantwort) für alle Veranstaltungen sind
am Info-Point der Universität, im Unibuchladen und bei der OLB erhältlich.
Der 20. Juli 1944 in der Erinnerungskultur
Tagung zum Widerstand gegen deutsche Diktaturen
Am 20. Juli 1944 entschloss sich eine kleine Gruppe von Verschwörern
zum Äußersten: der Tyrann in Deutschland sollte getötet
und sein Unrechtsregime beseitigt werden. Die Gruppe um Claus Graf von
Stauffenberg war Teil einer jahrelang im Verborgenen operierenden Widerstandsbewegung
von ganz unterschiedlicher politischer und sozialer Herkunft. Hier wirkten
militärische und zivile, adelige und bürgerliche Kräfte
sowie Vertreter der Arbeiterbewegung mit ebenso unterschiedlicher programmatischer
Zielsetzung zusammen. Diese locker verbundenen Zirkel repräsentierten
mit ihrem unbedingten Widerstand gegen das Regime des gesetzlichen
Unrechts das andere Deutschland. Auch die Gruppe um
die Münchener Weiße Rose mit der jungen Sophie
Scholl zählte dazu. Für ihren Widerstand bezahlten viele mit
ihrem Leben.
Aus Anlass des 60. Jahrestags des Attentats auf Hitler führen die
Arbeitsstelle DEFA-Filme als Quellen zur Politik und Kultur der
DDR und die Abteilung Politikdidaktik und Politische Bildung
im Institut für Politikwissenschaft am 9. Juli 2004 im Bibliothekssaal
eine wissenschaftliche Tagung durch, die den Widerstand gegen Diktaturen
in Deutschland behandelt. Als Referenten wurden die derzeit wohl renommiertesten
Zeithistoriker für diese Themenbereiche, der Leiter der Gedenkstätte
Deutscher Widerstand in Berlin, Prof. Dr. Peter Steinbach, und der
Kölner DDR-Forscher Dr. Karl-Wilhelm Fricke, gewonnen.
In
vergleichender Perspektive werden sie Inhalte und Formen des Widerstands
gegen die NS- und die SED-Diktatur beleuchten. Die historisch-politische
Analyse der vielfältigen Widerstandsbewegungen - von der Weißen
Rose über das Attentat vom 20. Juli 1944 bzw. vom Volksaufstand
am 17. Juni 1953 bis zur Bürgerrechtsbewegung in den 1980er Jahren
- mündet in die Frage nach der Deutung und Bedeutung dieser Strömungen
für die Erinnerungskultur im vereinten Deutschland.
Die Veranstalter der Tagung, die Oldenburger Politikwissenschaftler Klaus
Finke, Helmut Freiwald, Dirk Lange und Gebhard Moldenhauer, präsentieren
darüber hinaus eine Ausstellung zur Weißen Rose,
die vom 21. Juni bis 10. Juli in der Bibliothek zu sehen ist. Bei der
Eröffnung am 21. Juni, 18.00 Uhr, wird ein Zeitzeuge der Weißen
Rose anwesend sein. Am 24. Juni, 1. Juli und 8. Juli werden in einem
Begleitprogramm im Bibliothekssaal Filme zum deutschen Widerstand gezeigt.
Louise Farrenc und die Klassik-Rezeption
Symposium zu Ehren der französischen Komponistin
Ein internationales Symposium zu Ehren der französischen Komponistin
Louise Farrenc veranstaltete im Mai das Sophie Drinker Institut Bremen,
ein An-Institut der Universität Oldenburg. Die Fachgruppe Frauen-
und Geschlechterforschung in der Gesellschaft für Musikforschung
nahm den zweihundertsten Geburtstag der französischen Komponistin
zum Anlass, sich mit dem Thema Louise Farrenc und die Klassik-Rezeption
in Frankreich zu beschäftigen. Farrenc (1804-1875) gehörte
zu der in ihrer Generation relativ kleinen Zahl von MusikerInnen, die
sich in eigenen Werken - abseits des Opernbetriebs - der musique
sérieuse widmete.
Referate und Roundtables befassten sich mit dem Werk, der künstlerischen
und wissenschaftlichen Arbeit Louise Farrencs sowie mit den musikkulturellen
Bedingungen der französischen Klassik-Rezeption. Außerdem waren
Aspekte des deutsch-französischen Kulturtransfers, ins-besondere
die Rezeption nationaler Mu-siktradition im jeweiligen Nachbarland, Gegenstand
des Symposiums.
Im musikalischen Rahmenprogramm wurde das Orchesterkonzert der Société
des Concerts du Conservatoire vom 22. April 1849 nachgespielt, in dem
Farrencs 3. Sinfonie op. 36 uraufgeführt wurde und daneben Beethovens
5. Sinfonie und Die Ruinen von Athen op. 113 erklangen. Außerdem
wurden in einem Kammerkonzert unbekanntere Werke der Komponistin vorgestellt.
www.sophie-drinker-institut.de
Fremde im Visier
Private Fotografie der Wehrmachtssoldaten
"In der UdSSR" (o.l.), "Vormarsch" (o.) und "Sowjetische Kriegsgefangene" (l.). Fotos: Fotosammlung Willi Rose, Copyright Thomas Eller. |
"Fremde im Visier. Private Fotografie der Wehrmachtssoldaten im
Zweiten Weltkrieg ist das Thema eines Forschungsprojekts, das unter
Leitung des Kunsthistorikers Prof. Dr. Detlef Hoffmann und mit Förderung
der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an der Universität Oldenburg
begonnen wird. Das Projekt hat zum Ziel, eine Sammlung privater Alben
der Wehrmachtssoldaten zusammenzustellen, und zu erforschen, wie Soldaten
fremde Landschaften und Menschen fotografiert haben. Dafür sucht
die Kunsthistorikerin und Projektmitarbeiterin Dr. Petra Bopp noch Kriegsalben
und lose Fotosammlungen aus Privatbesitz.
1939 besaßen etwa zehn Prozent der deutschen Bevölkerung einen
eigenen Fotoapparat. Dies führte im Zweiten Weltkrieg zu einer Produktion
privater Fotografie, die quantitativ den millionenfachen Aufnahmen der
Propaganda-Kompanien entsprach. Es entstanden nicht nur die Familienfotos
der Frauen zuhause, sondern die Soldaten fotografierten in bisher nicht
gekanntem Ausmaß die Besetzung fremder Länder und legten dafür
spezielle Kriegsalben an.
Das Forschungsprojekt stützt sich auf die Sammlungen von meist anonymen
Alben des Fotomuseums München und des Deutsch-Russischen Museums
Berlin-Karlshorst. Fotos aus Privatbesitz sollen die Untersuchungen ergänzen.
@ petra.bopp@uni-oldenburg.de
Tel. 0441/798-2319
Briefwechsel vervollständigt
Das Hannah Arendt-Zentrum der Universität Oldenburg hat den Briefwechsel
von Hannah Arendt mit den deutschstämmigen Politikwissenschaftlern
Waldemar Gurian und Hans Morgenthau vervollständigt, indem es Gegenbriefe
aus den Nachlässen beider Wissenschaftler in der Library of Congress
erwarb. Damit sind die Briefwechsel nun vollständig im Archiv des
Zentrums vorhanden. Beide Wissenschaftler waren enge Freunde Arendts,
die mit ihnen über viele Jahre hinweg in brieflichem und persönlichem
Kontakt stand. Ebenso wie Arendt emigrierten Gurian (1902-1954) und Morgenthau
(1904-1980) während der NS-Zeit in die Vereinigten Staaten. Morgenthau
gilt als einer der Väter der Entspannungspolitik der siebziger Jahre.
Er war u.a. als Berater im US-Verteidigungsministerium tätig.
Ausstellung zu Adorno
Theodor W. Adorno. Ein Intellektueller aus Deutschland ist der
Titel einer Ausstellung, die die Landesbibliothek Oldenburg in Kooperation
mit der von Prof. Dr. Stefan Müller-Doohm geleiteten Adorno-Forschungsstelle
der Universität Oldenburg vom 8. Juni bis 31. Juli 2004 zeigt. Präsentiert
werden zahlreiche Bild- und Textdokumente, die Leben und Werk des Philosophen,
Soziologen und großen Gesellschaftskritikers wiedergeben. Die Ausstellung
wird am Dienstag, 8. Juni, 19.00 Uhr, in der Landesbibliothek mit einem
Gespräch der Adorno-Biografen Müller-Doohm und Reinhard Pabst
über Das Utopische als Erinnerungsspuren der Kindheit
eröffnet.
Im Rahmen der Ausstellung findet außerdem am Freitag, 2. Juli 2004,
11.00 Uhr, Ein Tag für Adorno mit Vorträgen und
einer Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma, Dr. Hans Wollschläger
und Prof. Dr. Müller-Doohm statt. Auf dem Programm stehen an diesem
Tag auch eine Konzertlesung, der Film Der Bürger als Revolutionär
und eine Führung.
Die Veranstaltungen finden mit Unterstützung der Oldenburgischen
Landesbank statt. Als Medienpartner fungiert das Nordwestradio.
Wi(e)derbelebt
Die Ausstellung Wi(e)derbelebt. Alte Bilder - neu gesehen,
die von Studierenden des Fachs Kunst und Medien erarbeitet wurde, ist
verlängert worden und noch bis zum 15. August im Landesmuseum für
Kunst und Kulturgeschichte zu sehen.
Poetische Skulptur
Unter dem Titel Poetische Skulptur ist vom 4. Juni bis 26.
September 2004 im Botanischen Garten der Universität Oldenburg eine
Ausstellung des Bildhauers Bernd F. Bunk (Hude) zu sehen. Gezeigt werden
13 großformatige Skulpturen, die sich im weitesten Sinn mit dem
Thema Kunst und Ökologie beschäftigen. Veranstalter sind das
Institut für Biologie und Umweltwissenschaften der Universität
Oldenburg sowie das Otto Leege Institut (Juist). Die Ausstellung wird
gefördert von der EWE.