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Personalien
Jenseits des Marktes
Wenn
Walter Siebel, Soziologe mit dem Schwerpunkt Stadt- und Regionalforschung,
leise, ironisch, distanziert den Verhandlungen seines Faches oder seiner
Universität folgt, sich an ihnen beteiligt wie einer, der zugleich
Publikum und Regisseur ist, dann kann jeder erfahren, wie nur Selbstbewusstsein
und Anerkennung zu solcher Bescheidenheit führen können. Ein
Soziologe mit der Leidenschaft zur Genauigkeit (...und Moral, wie sein
Lieblingsautor Musil fordert), ein sozial engagierter, politischer Wissenschaftler
mit einer Abneigung gegen jeden Voluntarismus. Sein Erfolg sind die vielen
Hochschullehrer und Stadtforscher und Planer, die aus seiner Schule kommen,
seine Leistung ist die Arbeit mit einer ganzen Generation von Stadtsoziologen.
Mit seinem Pollux Hartmut Häussermann hat er Soziologiegeschichte
in die Städte eingeschrieben.
Direktor der Internationalen Bauausstellung bis 1995, Fellow am Kulturwissenschaftlichen
Institut des Wissenschaftszentrums Nord-rhein-Westfalen, 1995 der Schumacher
Preis, 2003 der Schader Preis. Früher schon Rufe nach Dortmund und
Harburg, die Siebel ablehnt. 18 Bücher, allein und mit anderen. Siebel,
der Rat-Geber.
Distanz heisst bei ihm Stil, nicht Haltung. Vermeidung gefährlicher
Nähe, wie Bloch es ausdrückt. Keinesfalls Distanzierung. Als
Stadtsoziologe souverän, ist Walter Siebel in der Hochschulpolitik
beides: konservativ, was die Ansprüche an seinen Beruf angeht, radikal,
was die Inhalte und den Realismus der Forderungen an menschliches Wohnen
und Leben betrifft. In der Hochschulpolitik hat er mir den loyalen Kritiker
gegeben, immer mit dem Hinweis, dass man dem Markt nicht sinnlos entgegenwirkt,
wenn man dass Ziel allen sozialen Handelns jenseits desselben
anvisiert. Habermas Ehrentitel, ein Intellektueller unter Beamten
zu sein, hat auch Walter Siebel verdient. Der Staat schickt ihn in den
Ruhestand, die Universität wird ihn weiter brauchen.
Michael Daxner
Ehrendoktorwürden
Hartwin
Kramer, Präsident des Oberlandesgerichts Oldenburg, wurde von
der Fakultät II Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften
für seine Verdienste um die Zusammenarbeit von Justiz und Universität
am 28. Juni 2004 mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Mit Kramer
sei ein hervorragender Jurist geehrt worden, der mit sachlichem Engagement
als Richter an exponierter Stelle die Rechtsentwicklung entscheidend mitgeprägt
habe, sagte Prof. Dr. Jürgen Taeger, Geschäftsführender
Direktor des Instituts für Rechtswissenschaften. Kramer habe als
Vorsitzender des Niedersächsischen Richterbundes und als Mitglied
des Bundesvorstands des Deutschen Richterbundes die langjährigen
Bemühungen um eine Reform der Juristenausbildung nachhaltig unterstützt.
Er hat sich dafür eingesetzt, an der Universität Oldenburg einen
juristischen Fachbereich einzurichten, und sich - nachdem dieser mit äußerst
knapper Landtagsmehrheit nach Osnabrück ging - für die Einrichtung
des juristischen Studiengangs der Hanse Law School stark gemacht, deren
Praxisbeirat er seit Januar 2004 angehört.
Der
australische Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Gerhard Schulz (Melbourne)
wird am 9.Juli 2004 mit der Ehrendoktorwürde der Fakultät III
Sprach- und Kulturwissenschaften der Universität Oldenburg ausgezeichnet.
Die Laudatio zur Ehrenpromotion wird Prof. Dr. Wolfgang Frühwald,
der Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung und ehemalige Präsident
der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), halten. Schulz ist ein international
hoch angesehener Wissenschaftler, dessen mehr als 1700 Seiten umfassende
zweibändige Geschichte der deutschen Literatur zwischen Revolution
und Restauration seit zwei Jahrzehnten zu den Standardwerken der
Literaturwissenschaft gehört. Zudem hat er sich nicht nur um das
Werk des Romantikers Novalis verdient gemacht, sondern gilt auch als großer
Kenner des deutschen Naturalismus. Der Literaturkritiker Schulz schrieb
allein für die FAZ mehr als 300 Rezensionen zu aktuellen Neuerscheinungen.
An der Universität Oldenburg ist der vielfach ausgezeichnete Wissenschaftler
seit 2001 regelmäßig Gast und bietet viel besuchte Vorlesungen
an.
Prof.
Dr. Cornelia Hamann, bisher als Hochschullehrerin der Universität
Genf tätig, hat die Professur für Angewandte anglistische Sprachwissenschaft
unter Einschluss der Theorie des Zweitspracherwerbs am Institut für
Fremdsprachenphilologien übernommen. Hamann studierte Mathematik
und Englisch an den Universitäten Freiburg und Canterbury (England).
Sie promovierte in Freiburg und habilitierte sich an der Universität
Tübingen. Von 1991 bis 2003 lehrte und forschte Hamann an der Universität
Genf und beschäftigte sich im Rahmen des Chomskyschen Paradigmas
sowohl mit theoretischen als auch mit Fragen des Spracherwerbs und der
Sprachstörungen. 1998 führten ihre Forschungsarbeiten sie an
das Max-Planck-Institut in Nijmegen (Niederlande).
Prof. Dr. Detlef Hoffmann, Kunsthistoriker am Kulturwissenschaftlichen
Institut KUNST - TEXTIL - MEDIEN, ist Organisator und Leiter der Tagung
Welt - Kunst - Pädagogik, die vom 2. bis 4. Juli 2004
an der Evangelischen Akademie Loccum stattfindet und sich mit der Kunstvermittlung
zwischen westlichen Kunst-Konzepten und globalen Fragestellungen beschäftigt.
Andreas
Rausch, Diplom-Chemiker am Institut für Reine und Angeandte Chemie,
ist in Frankfurt/Main für seine hervorragenden fachlichen Leistungen
durch ein besonders kurzes und damit effizientes Studium mit dem
Studentenpreis 2004 der Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie
e.V. (DECHEMA) ausgezeichnet worden. Rausch, der 1999 sein Studium in
Würzburg begann und ein Jahr später an die Universität
Oldenburg wechselte, fertigte seine Diplomarbeit zu Fragen der heterogen
katalysierten Aminierung von Ethanol innerhalb von sechs Monaten an. Mit
der Auszeichnung werde, so Prof. Dr. Frank Rößner, in dessen
Arbeitskreis die Arbeit entstand, erneut der exzellente Ruf der Ausbildung
in Technischer Chemie an der Oldenburger Universität bestätigt:
Bereits 1999 und 2000 erhielten Oldenburger Absolventen den DECHEMA-Preis
Adolf Schröder, Lehrbeauftragter am Institut für Politik,
Arbeitsstelle Europäische Integration und politische Bildung
(EURIPOL), ist zum Vorsitzenden des Vereins Europa-Union/Europäische
Föderalisten Oldenburg gewählt worden. Der Verein will die internationalen
Beziehungen zur EU auf allen Ebenen der Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
und Kultur fördern.