Hochschulzeitung UNI-INFO

Uni-Info Kopf

Forschung


In der Hörforschung international Spitze

Sonderforschungsbereich zum aktiven Hören genehmigt

Als großen Erfolg und Bestätigung der Forschungsexzellenz an der Universität Oldenburg hat Präsident Prof. Dr. Uwe Schneidewind die Genehmigung des Sonderforschungsbereichs (SFB) „Das aktive Gehör“ durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bezeichnet. An der in den nächsten vier Jahren mit knapp fünf Millionen € geförderten Forschung sind neben Oldenburg die Universität Magdeburg und das dortige Leibniz-Institut für Neurobiologie sowie die TU Lyngby (Dänemark) beteiligt. Ziel der auch anwendungsorientierten Forschung ist die Entwicklung eines Hörgeräts, das in seiner Funktionsweise dem menschlichen Hörsystem gleicht, erklärte Prof. Dr. Georg Klump (Foto), SFB-Sprecher und Zoophysiologe an der Universität Oldenburg. Wenn es gelänge, Hörgeschädigten das Hörvermögen eines jungen Menschen zurückzugeben, wäre das ein grandioser Erfolg.

„Die Bewilligung des SFB zeigt, dass die Universität Oldenburg in Deutschland und international eine Spitzenstellung in der Hörforschung einnimmt. Damit wird einmal mehr deutlich, dass auch junge Universitäten mit flexiblen und interdisziplinär angelegten Strukturen zu herausragenden Forschungsleistungen in der Lage sind“, sagte Wissenschaftsminister Lutz Stratmann.

Dass sich in Oldenburg inzwischen der dritte Sonderforschungsbereich habe etablieren können, sei auf die Politik des konsequenten Ausbaus der Forschungsschwerpunkte zurückzuführen, betonte der Vizepräsident für Forschung, Prof. Dr. Reto Weiler. Die Neurosensorik sei einer der forschungsintensivsten Bereiche in der Universität. Der neue Sonderforschungsbereich schließe fast nahtlos an den in diesem Jahr auslaufenden SFB „Neurokognition“ an.

„Durch eine Kombination verschiedener Forschungsansätze wollen wir die in vielen Bereichen immer noch unbekannte Leistung des menschlichen Hörsystems verstehen und damit auch einen großen Schritt in der Verbesserung der Leistungen technischer Systeme bei der Signalverarbeitung in einem komplexen akustischen Umfeld mit vielen Schallquellen ermöglichen“, sagte Klump. Für Menschen mit Hörgeräten oder Cochlea-Implantaten sei es immer noch sehr schwierig, in einer Gruppe von durcheinander redenden Personen einem Gespräch zu folgen, was mit einem gesunden Gehör sonst keine Problem bereite.

Klump betonte, mit der Kombination der Grundlagenforschung im neuen SFB und der Anwendung im Kompetenzzentrum „HörTech“ habe sich ein in Deutschland einzigartiger Schwerpunkt in Oldenburg entwickelt, der international durch die Zusammenarbeit mit Forschergruppen am University College London, an der Cambridge University, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) u.a. hervorragend vernetzt sei.

Zur Verbesserung der Grundausstattung des SFB in Oldenburg leistet auch das Land Niedersachsen einen erheblichen Beitrag. Mit insgesamt 2,9 Millionen € wird der Bau einer zentralen Tierhaltungseinrichtung gefördert, in der insbesondere Mäuse, Rennmäuse und verschiedene Vogelarten gehalten werden. An ihnen sollen modellhaft die Funktionsprinzipien des Hörsystems untersucht werden. So durchlaufen zum Beispiel Rennmäuse in wenigen Jahren einen Alterungsprozess, der dem eines ganzen Menschenlebens entspricht. Durch den Vergleich der Funktion des Hörsystems alter und junger Tiere können die Forscher verstehen, welche Prozesse sich im Hörsystem des Menschen im Alter verändern.


Jahrhundertschritt

Universität an zwei Ausstellungen beteiligt

Oldenburger Landesausstellung 1905: Festplatz mit Musikpavillon und Kunsthalle von Peter Behrens.

"Jahrhundertschritt 05“ ist der Titel einer sechsmonatigen Veranstaltungsreihe, die anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Landesausstellung von 1905 in Oldenburg und der Region stattfindet. Die Universität Oldenburg gehört zu den zahlreichen Kooperationspartnern, die gemeinsam mit den Veranstaltern der Stadt Oldenburg, der Landesmuseen und der Industriemuseen Delmenhorst und Lohne eine Brücke zwischen dem Ereignis von 1905 und den heutigen Entwicklungspotenzialen der Region schlagen.

Herzstück des „Jahrhundertschritt 05“ ist die Ausstellung „Future TechArt - Zukunft verstehen“, die bis zum 31. Juli in der ehemaligen Exerzierhalle am Pferdemarkt zu sehen ist. Regionale Wissenschaft und Wirtschaft präsentieren der Öffentlichkeit aktuelle Forschungsergebnisse, Produkte und Dienstleistungsangebote. Die Universität Oldenburg ist mit dem Institut für Physik (Energie- und Halbleiterforschung und Arbeitsgruppe Akustik), dem Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM), dem Zentrum für Windenergieforschung ForWind sowie mit den An-Instituten OFFIS, LTP (Laboratory for Thermophysical Properties) und dem Hörzentrum Oldenburg vertreten. Die Themenpalette der Ausstellung reicht von Fertigungsautomation, IT-Lösungen und Kommunikationstechnologie bis hin zu Energietechnik, Biotechnologie und Umweltforschung. In einem Rahmenprogramm werden Vorträge, insbesondere von VertreterInnen des OFFIS, des Kompetenzzen-trums HörTech und des ICBM angeboten. Am Freitag, 24. Juni, 20.00 Uhr, findet ein „Zukunftsgespräch Brennpunkt Wissenschaft“ zur Bedeutung der Universität Oldenburg in der Nordwest-Region statt. Auf dem Podium diskutieren Prof. Dr. Hans-Jürgen Brumsack (ICBM), Prof. Dr. Werner Damm (Department für Informatik) und Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier (Institut für Physik).

Eingebunden in die Jubiläumsveranstaltung ist auch eine Ausstellung mit Originalplänen des Architekten, Designers und Leiters der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule Peter Behrens (1868-1940), die von der Universitätsbibliothek in Kooperation mit dem Oldenburger Architekten- und Ingenieurverein realisiert wurde. Behrens war 1904 mit der Planung der zentralen Ausstellungsbauten für die Oldenburger Landesausstellung beauftragt worden. Er konzipierte eine Kunsthalle, einen Musikpavillon, einen Skulpturengarten und zwei Firmenpavillons, die durch symmetrische Laubengänge verbunden waren. Als 1971 der bekannte Oldenburger Architekturhistoriker Prof. Dr. Kurt Asche zufällig Teile der Original-Bauzeichnungen in einem Privatarchiv fand, bestand erstmals die Gelegenheit, die gesamte Anlage zeichnerisch zu rekonstruieren. Die Ausstellung mit rund 50 Originalzeichnungen, Blaupausen und Werkzeichnungen von Peter Behrens und der bauausführenden Oldenburger Firma Westerholt ist vom 18. Juni bis 17. Juli in der Mohrmann-Halle am Pferdemarkt zu sehen.

www.jahrhundertschritt05.de


Gebündelte Kompetenz

Graduiertenkolleg TrustSoft wird eröffnet

TrustSoft „Vertrauenswürdige Software-Systeme“ - nennt sich das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Graduiertenkolleg an der Universität Oldenburg, das am Mittwoch, 22. Juni 2005, 15.00 Uhr im Konferenzsaal des Informatikinstituts OFFIS offiziell eröffnet wird. Insgesamt wurden 14 Stipendien an besonders qualifizierte NachwuchswissenschaftlerInnen aus der Informatik und den Rechtswissenschaften vergeben, die die erste von drei Kohorten des auf neun Jahre angelegten Graduiertenkollegs bilden.

TrustSoft ist das dritte Graduiertenkolleg der Universität und das erste der Fakultät II Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften. Kooperationspartner sind unter anderem die Firmen Microsoft und Sun sowie die EWE und die Kommunale Datenverarbeitung Oldenburg (KDO). Das Graduiertenkolleg bündelt die Kompetenzen der Oldenburger Informatik und Rechtsinformatik, um neue Methoden zur Erreichung der Vertrauenswürdigkeit von Software-Systemen in einem inter- und transdisziplinären Forschungsprogramm wissenschaftlich voranzubringen.

Ein Ansatz, die Vertrauenswürdigkeit von Software-Systemen zu steigern, bestehe darin, Defekte durch formale Verifikationstechniken zu entfernen, wie sie im Sonderforschungsbereich-Transregio AVACS und auch in TrustSoft erforscht würden, so Prof. Dr. Wilhelm Hasselbring, Informatiker und Sprecher des Kollegs. Ziel sei es auch, Software-Systeme so zu konstruieren, dass durch Defekte ausgelöste Fehler nicht zum Versagen des Gesamtsystems führen. Die so erreichbare Fehlertoleranz wird in zwei Vorträgen auf der Eröffnungsveranstaltung beleuchtet. Sprechen werden aus wissenschaftlicher Sicht Dr. Alexander Romanovsky (University of Newcastle, GB) und aus industrieller Sicht Jörg Möllenkamp (Sun Microsystems). Außerdem werden sich die Stipendiaten des Graduiertenkollegs vorstellen.

www.trustsoft.uni-oldenburg.de


Stiftung stützt Schwerpunkt Rechtsinformatik

Bedeutende Unternemen beteiligten sich an Gründung / Jürgen Taeger zum 1. Vorsitzenden gewählt

Die Ende 2004 gegründete Deut-sche Stiftung für Recht und Informatik (DSRI) hat ihre Tätigkeit in Oldenburg aufgenommen. Zweck der Stiftung ist die Förderung der universitären und beruflichen Ausbildung von Juristen und Informatikern, die sich mit Fragen des Informationsrechts und der Rechtsinformatik befassen. Dazu gehören die Förderung und Organisation von wissenschaftlichen Veranstaltungen und Fortbildungsseminaren, die Vergabe von Stipendien, Preisen, Beihilfen oder ähnlichen Zuwendungen sowie die Mitwirkung an Aus- und Weiterbildungsangeboten von Hochschulen.

Zu den Stiftern gehören bedeutende Unternehmen wie die DaimlerChrysler AG aus Stuttgart und der Anbieter juristischer Datenbanken, die LexisNexis GmbH aus Münster. Die bundesweit engagierte Stiftung hat sich für Oldenburg als Sitz entschieden, weil die Rechtsinformatik an der Universität einen bedeutenden Schwerpunkt bildet und ihr in der Innenstadt eine Immobilie für Büro- und Seminarräume gestiftet wurde. Auch die Entwicklung der Stadt zu einem bedeutenden Standort für IT-Unternehmen spielte eine Rolle für die Entscheidung zugunsten Oldenburgs.

Vorsitzender der Stiftung ist Prof. Dr. Jürgen Taeger, Direktor des Instituts für Rechtswissenschaften, dem Rechtsanwältin Dr. Irini Vassilaki (München) und Universitätspräsident Prof. Dr. Uwe Schneidewind zur Seite stehen. Dem Stiftungsrat steht Prof. Dr. Alfred Büllesbach von der DaimlerChrysler AG vor; weitere Mitglieder sind u.a. Jörg Menno Harms (HewlettPackard GmbH) und Prof. Ulrich Sieber (Max-Planck-Institut Freiburg).

Die Stiftung hat den DSRI-Wissenschaftspreis und den DSRI-Nachwuchspreis ausgelobt, der herausragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Rechtsinformatik auszeichnet. Zu den Themen gehören IT-Recht, EDV-Vertragsrecht, Rechtsschutz von Soft- und Hardware, Telekommunikations- und Medienrecht, Internet- und E-Commerce-Recht, arbeitsrechtliche Aspekte, Computerkriminalität sowie Datenschutzrecht.


Einfluss von Wetter und Klima auf Energieversorgung

Universität Oldenburg und Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt gründen virtuelles Institut / Ziel ist Umweltentlastung

Das wechselhafte Wettergeschehen nimmt durch die hohen Wachstumsraten von Sonnen- und Windenergie zunehmend Einfluss auf die Energieversorgung. Um diese neuen Energien wirtschaftlich einzusetzen, sind präzise Informationen über das verfügbare Angebot nötig. Verlässliche Vorhersagen der erwarteten Energieproduktion sind ebenfalls ein „Muss“ für eine erfolgreiche Anwendung.

Um die Forschung auf diesem Gebiet voranzutreiben und damit die Solar- und Windenergietechnologien verstärkt in die Energieversorgung einzubeziehen, haben die Universität Oldenburg (Institut für Physik, Abteilung Energie- und Halbleiterforschung) und drei Institute des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) aus Oberpfaffenhofen (Meteorologie) und Stuttgart (Energietechnik) das Virtuelle Institut für Energiemeteorologie (vIEM) gegründet. Der Aufbau des virtuellen Instituts wird durch die Helmholtz-Gemeinschaft mit 720.000 € für drei Jahre gefördert, wovon 375.000 € auf Oldenburg entfallen. Sprecher ist der Oldenburger Meteorologe Dr. Detlev Heinemann (Foto).

Mit der Einrichtung von virtuellen Instituten soll die wissenschaftliche Kompetenz auf wichtigen Forschungsgebieten gebündelt werden. Sie werden gemeinsam von Hochschulen und Helmholtz-Zentren getragen. Die beteiligten Partner arbeiten - ohne ein zentrales Institutsgebäude - mit einem gemeinsamen Management, treten gemeinsam nach außen auf, werben Drittmittel ein und bilden Nachwuchs aus.

Erneuerbare Energien werden zukünftig einen hohen Anteil an der gesamten Energieversorgung übernehmen. Die Abhängigkeit von Wetter und Klima und das dadurch stark schwankende zeitliche und räumliche Angebot werfen allerdings neue Fragen auf. Meteorologische Fragestellungen rücken damit weitaus stärker in den Vordergrund, als dies bislang der Fall war.

Präzise Informationen für die Solarenergie: Mittlere Tagessumme der Sonneneinstrahlung in Europa im April 2001, berechnet aus Satellitendaten (Quelle: Universität Oldenburg).

Die Energiemeteorologie als junges Forschungsgebiet ist einer der Schwerpunkte der Oldenburger Energieforschung. Sie verknüpft Know-how und Methoden aus der Meteorologie mit physikalisch-technischen Verfahren zur Charakterisierung von Energietechnologien. Ziel dieses interdisziplinären Ansatzes ist es, Energieversorgungssysteme unter dem Einfluss der schwankenden Energieflüsse von Sonne und Wind zu beschreiben. Wechselwirkungen zwischen Energienutzung und Klimasystem stehen dabei ebenfalls auf der Agenda des neuen Instituts: Kann die Energienutzung das lokale Klima beeinflussen? Wird der globale Klimawandel Folgen für die Nutzung von Sonnen- und Windenergie haben?

„Unsere Ergebnisse sollen helfen, die hochwertigen Energien von Sonne und Wind effizienter zu nutzen und somit unmittelbar zur Entlastung der Umwelt beizutragen“, erklärt Heinemann. „Mit dem virtuellen Institut bietet sich uns die Möglichkeit, wichtige Zusammenhänge an der Schnittstelle zwischen Energieforschung und der Atmosphärenphysik über die Grenzen von Disziplinen und Organisationen hinweg zu untersuchen.“

Die Energiemeteorologen setzen für ihre Forschungsarbeiten u.a. auf Satellitendaten, mit denen das Sonnenenergieangebot am Erdboden präzise bestimmt werden soll, sowie auf umfangreiche Computermodelle, die das zu erwartende Angebot an erneuerbarer Energie in Form von Energiewettervorhersagen liefern sollen. Eine wichtige Frage für die Integration von erneuerbaren Energien in die Stromnetze ist zum Beispiel, wann und wo diese zur Verfügung stehen. Hierzu müssen neue Modelle entwickelt werden. Das neue virtuelle Institut vIEM will als langfristig angelegter Verbund zur Lösung dieser Fragen wesentlich beitragen.

Für NachwuchswissenschaftlerInnen stellt das virtuelle Institut durch die interdisziplinäre Arbeitsweise in einem engen Verbund eine geradezu ideale Ausbildungsmöglichkeit dar. Ein intensiver Austausch von DoktorandInnen ist ebenso geplant wie eine Summerschool „Energiemeteorologie“.

www.viem.de

www.energiemeteorologie.de


Menschenhandel

Studie für Internationale Arbeitsorganisation ILO

Mit dem Thema „Menschenhandel und Arbeitsausbeutung in Deutschland“ befasst sich eine Studie des Sozialwissenschaftlers Norbert Cyrus, der am IBKM (Interdisziplinäres Zentrum für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen) tätig ist. Die Studie entstand im Zusammenhang eines weltweiten Sonderprogramms der Internationalen Arbeitsorganisation ILO zur Bekämpfung von Zwangsarbeit, das im Mai der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. ILO hat ermittelt, dass weltweit mindestens 12,3 Millionen Männer, Frauen und Kinder in sklavenähnliche Bedingungen gebracht und ausgebeutet werden.

Mit seiner Studie hat Cyrus das Problem auch für Deutschland nachgewiesen: „Für die Zahl der Opfer von Menschenhandel in Deutschland kann man eine Größenordnung von 15.000 ansetzen, auch wenn genaue Zahlen auf Grund der illegalen Natur der Sache schwer zu erheben sind. Hinter jedem dieser Fälle steht ein menschliches Schicksal.“ Der Oldenburger Wissenschaftler dokumentiert mehr als vierzig Fälle, in denen MigrantInnen unter Zwang zu unwürdigen Bedingungen arbeiten mussten und oft auch um den Lohn betrogen wurden. Besonders betroffen sind neben dem Sexgewerbe der Bau, die Landwirtschaft, Schlachthöfe und Privathaushalte.

Ohne die gezielte Zusammenarbeit von Strafverfolgungs-, Arbeits- und Einwanderungsbehörden sowie internationale Kooperation dürfte das Problem angesichts der zunehmenden Globalisierung nicht in den Griff zu bekommen sein, so die Schlussfolgerung der ILO. Bei hohem Angebot von und wachsender Nachfrage nach ausländischen Arbeitskräften führten immer höhere Einwanderungsbarrieren dazu, dass immigrationswillige Menschen besonders leicht Menschenhändlern zum Opfer fallen. Nach Erkenntnissen von Cyrus muss zudem vor allem der Opferschutz verbessert werden.

www.ilo.org/public/german/region/eurpro/bonn/aktuelles_globalreport.htm


Aussiedler: Wege aus der Sucht

Oldenburger Studie belegt den Erfolg von Streetwork und Case Management

Die Einwanderung nach Deutschland bringt für jugendliche AussiedlerInnen grundlegende Einschnitte in vielen Lebensbereichen mit sich. Der Verlust des vertrauten sozialen Umfelds und die Anforderungen des Bildungs- und Ausbildungssystems stellen ebenso Probleme dar wie die unzureichenden sozialen und sprachlichen Integrationsangebote. So ist es kein Zufall, dass überproportional viele männliche Aussiedler zu harten Drogen greifen, um Misserfolge zu kompensieren.

Streetwork und Case Management - also eine aufsuchende Arbeit und eine umfassende Behandlungsbegleitung - sind geeignete Methoden, die Suchthilfe für AussiedlerInnen zu verbessern und Hemmschwellen bei der Nutzung von Suchthilfeangeboten abzubauen. Das zeigt eine Studie, die im Interdisziplinären Zentrum für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen (IBKM) und der Arbeitsgruppe Devianz der Universität Oldenburg entstanden ist.

Prof. Dr. Rolf Meinhardt, Dr. Knut Tielking und Nadya Srur führten ihre Untersuchungen am Beispiel eines Bundesmodellprojekts durch, das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge finanziell gefördert und durch die Cloppenburger Drogenberatungsstelle realisiert wurde. Der Landkreis Cloppenburg weist in den letzten 15 Jahren einen Zuzug von ca. 20.000 AussiedlerInnen auf. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von knapp 14 Prozent, in einigen Gemeinden sogar bis zu 21 Prozent.

Auf Grundlage der Befragung von fast 300 Aussiedlerjugendlichen und deren Angehörigen geben die WissenschaftlerInnen zur Konzipierung zukünftiger aussiedlerspezifischer Präventionsarbeit u. a. folgende Empfehlungen:

- Sowohl die Migrationserfahrung als auch der kulturelle Hintergrund sollen bei der Arbeit mit jugendlichen AussiedlerInnen stärker als bisher berücksichtigt werden. Ein wichtiger Schritt hin zu einer effektiveren Präventions- und Beratungsarbeit ist die Einstellung von interkulturell qualifizierten MitarbeiterInnen möglichst mit eigenem Migrationshintergrund.

- Neue Konzepte sollen grundsätzlich muttersprachliches Fachpersonal einbeziehen, um durch bilinguale Angebote Sprachbarrieren abzubauen.

- Durch Case Management sollen die Ziele und Zukunftsvorstellungen der KlientInnen (speziell im beruflichen und sozialen Bereich) aktiv eingebunden werden, um Jugendliche stärker für die Teilnahme an Suchthilfe-Angeboten zu motivieren.

- AussiedlerInnenspezifische Aspekte sollen nicht nur in der Suchthilfe, sondern bei allen Integrationsmaßnahmen stärker berücksichtigt werden. Migrationsstressoren und Risikofaktoren müssen verhindert bzw. reduziert werden und mit dem Abbau von strukturellen Benachteiligungen und Rassismen einhergehen.

- Für die Suchthilfearbeit mit Aussiedlerjugendlichen sind langfristige und nachhaltige Beratungs- und Behandlungsangebote notwendig.

Die Studie bietet neben den Ergebnissen und Empfehlungen anhand der empirischen Daten Einblicke in die Lebenssituation jugendlicher AussiedlerInnen mit Drogenproblemen und ihrer Familien.

Srur, Nadya/Meinhardt, Rolf/Tielking, Knut (2005): Streetwork und Case Management in der Suchthilfe für Aussiedlerjugendliche. Schriftenreihe des IBKM, Bd. 17, ISBN 3-8142-0950-8, BIS-Verlag, Oldenburg, 13 €.


Mittel beantragen

Zur Unterstützung von Forschung und Nachwuchsförderung können bis zum 15. Juni 2005 Finanzmittel aus dem Programmhaushalt beantragt werden. In dem überarbeiteten Leitfaden sind die Bereiche aufgeführt, die besonders gefördert werden.

www.uni-oldenburg.de/forschung/6162.html

Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
Zum Seitananfang scrollen Scroll to the top of the page