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Forschung
- In der Hörforschung
international Spitze
Sonderforschungsbereich zum aktiven Hören genehmigt
- Jahrhundertschritt
Universität an zwei Ausstellungen beteiligt - Gebündelte Kompetenz
Graduiertenkolleg TrustSoft wird eröffnet - Stiftung
stützt Schwerpunkt Rechtsinformatik
Bedeutende Unternemen beteiligten sich an Gründung / Jürgen Taeger zum 1. Vorsitzenden gewählt - Einfluss von Wetter und Klima auf Energieversorgung
Universität Oldenburg und Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt gründen virtuelles Institut / Ziel ist Umweltentlastung - Menschenhandel
Studie für Internationale Arbeitsorganisation ILO - Aussiedler:
Wege aus der Sucht
Oldenburger Studie belegt den Erfolg von Streetwork und Case Management - Mittel beantragen
In
der Hörforschung international Spitze
Sonderforschungsbereich
zum aktiven Hören genehmigt
Als
großen Erfolg und Bestätigung der Forschungsexzellenz an der Universität
Oldenburg hat Präsident Prof. Dr. Uwe Schneidewind die Genehmigung des Sonderforschungsbereichs
(SFB) Das aktive Gehör durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft
(DFG) bezeichnet. An der in den nächsten vier Jahren mit knapp fünf
Millionen € geförderten Forschung sind neben Oldenburg die Universität
Magdeburg und das dortige Leibniz-Institut für Neurobiologie sowie die TU
Lyngby (Dänemark) beteiligt. Ziel der auch anwendungsorientierten Forschung
ist die Entwicklung eines Hörgeräts, das in seiner Funktionsweise dem
menschlichen Hörsystem gleicht, erklärte Prof. Dr. Georg Klump (Foto),
SFB-Sprecher und Zoophysiologe an der Universität Oldenburg. Wenn es gelänge,
Hörgeschädigten das Hörvermögen eines jungen Menschen zurückzugeben,
wäre das ein grandioser Erfolg.
Die Bewilligung des SFB zeigt,
dass die Universität Oldenburg in Deutschland und international eine Spitzenstellung
in der Hörforschung einnimmt. Damit wird einmal mehr deutlich, dass auch
junge Universitäten mit flexiblen und interdisziplinär angelegten Strukturen
zu herausragenden Forschungsleistungen in der Lage sind, sagte Wissenschaftsminister
Lutz Stratmann.
Dass sich in Oldenburg inzwischen der dritte Sonderforschungsbereich
habe etablieren können, sei auf die Politik des konsequenten Ausbaus der
Forschungsschwerpunkte zurückzuführen, betonte der Vizepräsident
für Forschung, Prof. Dr. Reto Weiler. Die Neurosensorik sei einer der forschungsintensivsten
Bereiche in der Universität. Der neue Sonderforschungsbereich schließe
fast nahtlos an den in diesem Jahr auslaufenden SFB Neurokognition
an.
Durch eine Kombination verschiedener Forschungsansätze
wollen wir die in vielen Bereichen immer noch unbekannte Leistung des menschlichen
Hörsystems verstehen und damit auch einen großen Schritt in der Verbesserung
der Leistungen technischer Systeme bei der Signalverarbeitung in einem komplexen
akustischen Umfeld mit vielen Schallquellen ermöglichen, sagte Klump.
Für Menschen mit Hörgeräten oder Cochlea-Implantaten sei es immer
noch sehr schwierig, in einer Gruppe von durcheinander redenden Personen einem
Gespräch zu folgen, was mit einem gesunden Gehör sonst keine Problem
bereite.
Klump betonte, mit der Kombination der Grundlagenforschung im
neuen SFB und der Anwendung im Kompetenzzentrum HörTech habe
sich ein in Deutschland einzigartiger Schwerpunkt in Oldenburg entwickelt, der
international durch die Zusammenarbeit mit Forschergruppen am University College
London, an der Cambridge University, am Massachusetts Institute of Technology
(MIT) u.a. hervorragend vernetzt sei.
Zur Verbesserung der Grundausstattung
des SFB in Oldenburg leistet auch das Land Niedersachsen einen erheblichen Beitrag.
Mit insgesamt 2,9 Millionen € wird der Bau einer zentralen Tierhaltungseinrichtung
gefördert, in der insbesondere Mäuse, Rennmäuse und verschiedene
Vogelarten gehalten werden. An ihnen sollen modellhaft die Funktionsprinzipien
des Hörsystems untersucht werden. So durchlaufen zum Beispiel Rennmäuse
in wenigen Jahren einen Alterungsprozess, der dem eines ganzen Menschenlebens
entspricht. Durch den Vergleich der Funktion des Hörsystems alter und junger
Tiere können die Forscher verstehen, welche Prozesse sich im Hörsystem
des Menschen im Alter verändern.
Jahrhundertschritt
Universität
an zwei Ausstellungen beteiligt
Oldenburger Landesausstellung 1905: Festplatz mit Musikpavillon und Kunsthalle von Peter Behrens. |
"Jahrhundertschritt
05 ist der Titel einer sechsmonatigen Veranstaltungsreihe, die anlässlich
des 100-jährigen Jubiläums der Landesausstellung von 1905 in Oldenburg
und der Region stattfindet. Die Universität Oldenburg gehört zu den
zahlreichen Kooperationspartnern, die gemeinsam mit den Veranstaltern der Stadt
Oldenburg, der Landesmuseen und der Industriemuseen Delmenhorst und Lohne eine
Brücke zwischen dem Ereignis von 1905 und den heutigen Entwicklungspotenzialen
der Region schlagen.
Herzstück des Jahrhundertschritt 05
ist die Ausstellung Future TechArt - Zukunft verstehen, die bis zum
31. Juli in der ehemaligen Exerzierhalle am Pferdemarkt zu sehen ist. Regionale
Wissenschaft und Wirtschaft präsentieren der Öffentlichkeit aktuelle
Forschungsergebnisse, Produkte und Dienstleistungsangebote. Die Universität
Oldenburg ist mit dem Institut für Physik (Energie- und Halbleiterforschung
und Arbeitsgruppe Akustik), dem Institut für Chemie und Biologie des Meeres
(ICBM), dem Zentrum für Windenergieforschung ForWind sowie mit den An-Instituten
OFFIS, LTP (Laboratory for Thermophysical Properties) und dem Hörzentrum
Oldenburg vertreten. Die Themenpalette der Ausstellung reicht von Fertigungsautomation,
IT-Lösungen und Kommunikationstechnologie bis hin zu Energietechnik, Biotechnologie
und Umweltforschung. In einem Rahmenprogramm werden Vorträge, insbesondere
von VertreterInnen des OFFIS, des Kompetenzzen-trums HörTech und des ICBM
angeboten. Am Freitag, 24. Juni, 20.00 Uhr, findet ein Zukunftsgespräch
Brennpunkt Wissenschaft zur Bedeutung der Universität Oldenburg in
der Nordwest-Region statt. Auf dem Podium diskutieren Prof. Dr. Hans-Jürgen
Brumsack (ICBM), Prof. Dr. Werner Damm (Department für Informatik) und Prof.
Dr. Dr. Birger Kollmeier (Institut für Physik).
Eingebunden in die
Jubiläumsveranstaltung ist auch eine Ausstellung mit Originalplänen
des Architekten, Designers und Leiters der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule
Peter Behrens (1868-1940), die von der Universitätsbibliothek in Kooperation
mit dem Oldenburger Architekten- und Ingenieurverein realisiert wurde. Behrens
war 1904 mit der Planung der zentralen Ausstellungsbauten für die Oldenburger
Landesausstellung beauftragt worden. Er konzipierte eine Kunsthalle, einen Musikpavillon,
einen Skulpturengarten und zwei Firmenpavillons, die durch symmetrische Laubengänge
verbunden waren. Als 1971 der bekannte Oldenburger Architekturhistoriker Prof.
Dr. Kurt Asche zufällig Teile der Original-Bauzeichnungen in einem Privatarchiv
fand, bestand erstmals die Gelegenheit, die gesamte Anlage zeichnerisch zu rekonstruieren.
Die Ausstellung mit rund 50 Originalzeichnungen, Blaupausen und Werkzeichnungen
von Peter Behrens und der bauausführenden Oldenburger Firma Westerholt ist
vom 18. Juni bis 17. Juli in der Mohrmann-Halle am Pferdemarkt zu sehen.
www.jahrhundertschritt05.de
Gebündelte Kompetenz
Graduiertenkolleg TrustSoft
wird eröffnet
TrustSoft Vertrauenswürdige Software-Systeme
- nennt sich das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte
Graduiertenkolleg an der Universität Oldenburg, das am Mittwoch, 22. Juni
2005, 15.00 Uhr im Konferenzsaal des Informatikinstituts OFFIS offiziell eröffnet
wird. Insgesamt wurden 14 Stipendien an besonders qualifizierte NachwuchswissenschaftlerInnen
aus der Informatik und den Rechtswissenschaften vergeben, die die erste von drei
Kohorten des auf neun Jahre angelegten Graduiertenkollegs bilden.
TrustSoft
ist das dritte Graduiertenkolleg der Universität und das erste der Fakultät
II Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften. Kooperationspartner sind
unter anderem die Firmen Microsoft und Sun sowie die EWE und die Kommunale Datenverarbeitung
Oldenburg (KDO). Das Graduiertenkolleg bündelt die Kompetenzen der Oldenburger
Informatik und Rechtsinformatik, um neue Methoden zur Erreichung der Vertrauenswürdigkeit
von Software-Systemen in einem inter- und transdisziplinären Forschungsprogramm
wissenschaftlich voranzubringen.
Ein Ansatz, die Vertrauenswürdigkeit
von Software-Systemen zu steigern, bestehe darin, Defekte durch formale Verifikationstechniken
zu entfernen, wie sie im Sonderforschungsbereich-Transregio AVACS und auch in
TrustSoft erforscht würden, so Prof. Dr. Wilhelm Hasselbring, Informatiker
und Sprecher des Kollegs. Ziel sei es auch, Software-Systeme so zu konstruieren,
dass durch Defekte ausgelöste Fehler nicht zum Versagen des Gesamtsystems
führen. Die so erreichbare Fehlertoleranz wird in zwei Vorträgen auf
der Eröffnungsveranstaltung beleuchtet. Sprechen werden aus wissenschaftlicher
Sicht Dr. Alexander Romanovsky (University of Newcastle, GB) und aus industrieller
Sicht Jörg Möllenkamp (Sun Microsystems). Außerdem werden sich
die Stipendiaten des Graduiertenkollegs vorstellen.
www.trustsoft.uni-oldenburg.de
Stiftung stützt Schwerpunkt Rechtsinformatik
Bedeutende
Unternemen beteiligten sich an Gründung / Jürgen Taeger zum 1. Vorsitzenden
gewählt
Die
Ende 2004 gegründete Deut-sche Stiftung für Recht und Informatik (DSRI)
hat ihre Tätigkeit in Oldenburg aufgenommen. Zweck der Stiftung ist die Förderung
der universitären und beruflichen Ausbildung von Juristen und Informatikern,
die sich mit Fragen des Informationsrechts und der Rechtsinformatik befassen.
Dazu gehören die Förderung und Organisation von wissenschaftlichen Veranstaltungen
und Fortbildungsseminaren, die Vergabe von Stipendien, Preisen, Beihilfen oder
ähnlichen Zuwendungen sowie die Mitwirkung an Aus- und Weiterbildungsangeboten
von Hochschulen.
Zu den Stiftern gehören bedeutende Unternehmen wie
die DaimlerChrysler AG aus Stuttgart und der Anbieter juristischer Datenbanken,
die LexisNexis GmbH aus Münster. Die bundesweit engagierte Stiftung hat sich
für Oldenburg als Sitz entschieden, weil die Rechtsinformatik an der Universität
einen bedeutenden Schwerpunkt bildet und ihr in der Innenstadt eine Immobilie
für Büro- und Seminarräume gestiftet wurde. Auch die Entwicklung
der Stadt zu einem bedeutenden Standort für IT-Unternehmen spielte eine Rolle
für die Entscheidung zugunsten Oldenburgs.
Vorsitzender der Stiftung
ist Prof. Dr. Jürgen Taeger, Direktor des Instituts für Rechtswissenschaften,
dem Rechtsanwältin Dr. Irini Vassilaki (München) und Universitätspräsident
Prof. Dr. Uwe Schneidewind zur Seite stehen. Dem Stiftungsrat steht Prof. Dr.
Alfred Büllesbach von der DaimlerChrysler AG vor; weitere Mitglieder sind
u.a. Jörg Menno Harms (HewlettPackard GmbH) und Prof. Ulrich Sieber (Max-Planck-Institut
Freiburg).
Die Stiftung hat den DSRI-Wissenschaftspreis und den DSRI-Nachwuchspreis
ausgelobt, der herausragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Rechtsinformatik
auszeichnet. Zu den Themen gehören IT-Recht, EDV-Vertragsrecht, Rechtsschutz
von Soft- und Hardware, Telekommunikations- und Medienrecht, Internet- und E-Commerce-Recht,
arbeitsrechtliche Aspekte, Computerkriminalität sowie Datenschutzrecht.
Einfluss von Wetter und Klima auf Energieversorgung
Universität
Oldenburg und Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt gründen virtuelles
Institut / Ziel ist Umweltentlastung
Das
wechselhafte Wettergeschehen nimmt durch die hohen Wachstumsraten von Sonnen-
und Windenergie zunehmend Einfluss auf die Energieversorgung. Um diese neuen Energien
wirtschaftlich einzusetzen, sind präzise Informationen über das verfügbare
Angebot nötig. Verlässliche Vorhersagen der erwarteten Energieproduktion
sind ebenfalls ein Muss für eine erfolgreiche Anwendung.
Um
die Forschung auf diesem Gebiet voranzutreiben und damit die Solar- und Windenergietechnologien
verstärkt in die Energieversorgung einzubeziehen, haben die Universität
Oldenburg (Institut für Physik, Abteilung Energie- und Halbleiterforschung)
und drei Institute des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR)
aus Oberpfaffenhofen (Meteorologie) und Stuttgart (Energietechnik) das Virtuelle
Institut für Energiemeteorologie (vIEM) gegründet. Der Aufbau des virtuellen
Instituts wird durch die Helmholtz-Gemeinschaft mit 720.000 € für drei
Jahre gefördert, wovon 375.000 € auf Oldenburg entfallen. Sprecher ist
der Oldenburger Meteorologe Dr. Detlev Heinemann (Foto).
Mit der Einrichtung
von virtuellen Instituten soll die wissenschaftliche Kompetenz auf wichtigen Forschungsgebieten
gebündelt werden. Sie werden gemeinsam von Hochschulen und Helmholtz-Zentren
getragen. Die beteiligten Partner arbeiten - ohne ein zentrales Institutsgebäude
- mit einem gemeinsamen Management, treten gemeinsam nach außen auf, werben
Drittmittel ein und bilden Nachwuchs aus.
Erneuerbare Energien werden
zukünftig einen hohen Anteil an der gesamten Energieversorgung übernehmen.
Die Abhängigkeit von Wetter und Klima und das dadurch stark schwankende zeitliche
und räumliche Angebot werfen allerdings neue Fragen auf. Meteorologische
Fragestellungen rücken damit weitaus stärker in den Vordergrund, als
dies bislang der Fall war.
Präzise Informationen für die Solarenergie: Mittlere Tagessumme der Sonneneinstrahlung in Europa im April 2001, berechnet aus Satellitendaten (Quelle: Universität Oldenburg). |
Die Energiemeteorologie als junges Forschungsgebiet
ist einer der Schwerpunkte der Oldenburger Energieforschung. Sie verknüpft
Know-how und Methoden aus der Meteorologie mit physikalisch-technischen Verfahren
zur Charakterisierung von Energietechnologien. Ziel dieses interdisziplinären
Ansatzes ist es, Energieversorgungssysteme unter dem Einfluss der schwankenden
Energieflüsse von Sonne und Wind zu beschreiben. Wechselwirkungen zwischen
Energienutzung und Klimasystem stehen dabei ebenfalls auf der Agenda des neuen
Instituts: Kann die Energienutzung das lokale Klima beeinflussen? Wird der globale
Klimawandel Folgen für die Nutzung von Sonnen- und Windenergie haben?
Unsere
Ergebnisse sollen helfen, die hochwertigen Energien von Sonne und Wind effizienter
zu nutzen und somit unmittelbar zur Entlastung der Umwelt beizutragen, erklärt
Heinemann. Mit dem virtuellen Institut bietet sich uns die Möglichkeit,
wichtige Zusammenhänge an der Schnittstelle zwischen Energieforschung und
der Atmosphärenphysik über die Grenzen von Disziplinen und Organisationen
hinweg zu untersuchen.
Die Energiemeteorologen setzen für ihre
Forschungsarbeiten u.a. auf Satellitendaten, mit denen das Sonnenenergieangebot
am Erdboden präzise bestimmt werden soll, sowie auf umfangreiche Computermodelle,
die das zu erwartende Angebot an erneuerbarer Energie in Form von Energiewettervorhersagen
liefern sollen. Eine wichtige Frage für die Integration von erneuerbaren
Energien in die Stromnetze ist zum Beispiel, wann und wo diese zur Verfügung
stehen. Hierzu müssen neue Modelle entwickelt werden. Das neue virtuelle
Institut vIEM will als langfristig angelegter Verbund zur Lösung dieser Fragen
wesentlich beitragen.
Für NachwuchswissenschaftlerInnen stellt das
virtuelle Institut durch die interdisziplinäre Arbeitsweise in einem engen
Verbund eine geradezu ideale Ausbildungsmöglichkeit dar. Ein intensiver Austausch
von DoktorandInnen ist ebenso geplant wie eine Summerschool Energiemeteorologie.
www.viem.de
www.energiemeteorologie.de
Menschenhandel
Studie für Internationale Arbeitsorganisation
ILO
Mit dem Thema Menschenhandel und Arbeitsausbeutung in Deutschland
befasst sich eine Studie des Sozialwissenschaftlers Norbert Cyrus, der am IBKM
(Interdisziplinäres Zentrum für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen)
tätig ist. Die Studie entstand im Zusammenhang eines weltweiten Sonderprogramms
der Internationalen Arbeitsorganisation ILO zur Bekämpfung von Zwangsarbeit,
das im Mai der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. ILO hat ermittelt, dass
weltweit mindestens 12,3 Millionen Männer, Frauen und Kinder in sklavenähnliche
Bedingungen gebracht und ausgebeutet werden.
Mit seiner Studie hat Cyrus
das Problem auch für Deutschland nachgewiesen: Für die Zahl der
Opfer von Menschenhandel in Deutschland kann man eine Größenordnung
von 15.000 ansetzen, auch wenn genaue Zahlen auf Grund der illegalen Natur der
Sache schwer zu erheben sind. Hinter jedem dieser Fälle steht ein menschliches
Schicksal. Der Oldenburger Wissenschaftler dokumentiert mehr als vierzig
Fälle, in denen MigrantInnen unter Zwang zu unwürdigen Bedingungen arbeiten
mussten und oft auch um den Lohn betrogen wurden. Besonders betroffen sind neben
dem Sexgewerbe der Bau, die Landwirtschaft, Schlachthöfe und Privathaushalte.
Ohne
die gezielte Zusammenarbeit von Strafverfolgungs-, Arbeits- und Einwanderungsbehörden
sowie internationale Kooperation dürfte das Problem angesichts der zunehmenden
Globalisierung nicht in den Griff zu bekommen sein, so die Schlussfolgerung der
ILO. Bei hohem Angebot von und wachsender Nachfrage nach ausländischen Arbeitskräften
führten immer höhere Einwanderungsbarrieren dazu, dass immigrationswillige
Menschen besonders leicht Menschenhändlern zum Opfer fallen. Nach Erkenntnissen
von Cyrus muss zudem vor allem der Opferschutz verbessert werden.
www.ilo.org/public/german/region/eurpro/bonn/aktuelles_globalreport.htm
Aussiedler: Wege aus der Sucht
Oldenburger Studie
belegt den Erfolg von Streetwork und Case Management
Die Einwanderung
nach Deutschland bringt für jugendliche AussiedlerInnen grundlegende Einschnitte
in vielen Lebensbereichen mit sich. Der Verlust des vertrauten sozialen Umfelds
und die Anforderungen des Bildungs- und Ausbildungssystems stellen ebenso Probleme
dar wie die unzureichenden sozialen und sprachlichen Integrationsangebote. So
ist es kein Zufall, dass überproportional viele männliche Aussiedler
zu harten Drogen greifen, um Misserfolge zu kompensieren.
Streetwork und
Case Management - also eine aufsuchende Arbeit und eine umfassende Behandlungsbegleitung
- sind geeignete Methoden, die Suchthilfe für AussiedlerInnen zu verbessern
und Hemmschwellen bei der Nutzung von Suchthilfeangeboten abzubauen. Das zeigt
eine Studie, die im Interdisziplinären Zentrum für Bildung und Kommunikation
in Migrationsprozessen (IBKM) und der Arbeitsgruppe Devianz der Universität
Oldenburg entstanden ist.
Prof. Dr. Rolf Meinhardt, Dr. Knut Tielking und
Nadya Srur führten ihre Untersuchungen am Beispiel eines Bundesmodellprojekts
durch, das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge finanziell gefördert
und durch die Cloppenburger Drogenberatungsstelle realisiert wurde. Der Landkreis
Cloppenburg weist in den letzten 15 Jahren einen Zuzug von ca. 20.000 AussiedlerInnen
auf. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von knapp 14 Prozent, in einigen
Gemeinden sogar bis zu 21 Prozent.
Auf Grundlage der Befragung von fast
300 Aussiedlerjugendlichen und deren Angehörigen geben die WissenschaftlerInnen
zur Konzipierung zukünftiger aussiedlerspezifischer Präventionsarbeit
u. a. folgende Empfehlungen:
- Sowohl die Migrationserfahrung als auch
der kulturelle Hintergrund sollen bei der Arbeit mit jugendlichen AussiedlerInnen
stärker als bisher berücksichtigt werden. Ein wichtiger Schritt hin
zu einer effektiveren Präventions- und Beratungsarbeit ist die Einstellung
von interkulturell qualifizierten MitarbeiterInnen möglichst mit eigenem
Migrationshintergrund.
- Neue Konzepte sollen grundsätzlich muttersprachliches
Fachpersonal einbeziehen, um durch bilinguale Angebote Sprachbarrieren abzubauen.
-
Durch Case Management sollen die Ziele und Zukunftsvorstellungen der KlientInnen
(speziell im beruflichen und sozialen Bereich) aktiv eingebunden werden, um Jugendliche
stärker für die Teilnahme an Suchthilfe-Angeboten zu motivieren.
-
AussiedlerInnenspezifische Aspekte sollen nicht nur in der Suchthilfe, sondern
bei allen Integrationsmaßnahmen stärker berücksichtigt werden.
Migrationsstressoren und Risikofaktoren müssen verhindert bzw. reduziert
werden und mit dem Abbau von strukturellen Benachteiligungen und Rassismen einhergehen.
-
Für die Suchthilfearbeit mit Aussiedlerjugendlichen sind langfristige und
nachhaltige Beratungs- und Behandlungsangebote notwendig.
Die Studie bietet
neben den Ergebnissen und Empfehlungen anhand der empirischen Daten Einblicke
in die Lebenssituation jugendlicher AussiedlerInnen mit Drogenproblemen und ihrer
Familien.
Srur, Nadya/Meinhardt, Rolf/Tielking, Knut (2005): Streetwork
und Case Management in der Suchthilfe für Aussiedlerjugendliche. Schriftenreihe
des IBKM, Bd. 17, ISBN 3-8142-0950-8, BIS-Verlag, Oldenburg, 13 €.
Mittel beantragen
Zur Unterstützung von Forschung
und Nachwuchsförderung können bis zum 15. Juni 2005 Finanzmittel aus
dem Programmhaushalt beantragt werden. In dem überarbeiteten Leitfaden sind
die Bereiche aufgeführt, die besonders gefördert werden.
www.uni-oldenburg.de/forschung/6162.html