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"Nicht mehr in klassischen Polaritäten denken"
Halbzeitbilanz von Vizepräsidentin Gerlinde Walter
Vizepräsidentin Gerlinde Walter leitet seit dem 1.
August 2002 die Verwaltung der Universität. Nach drei Jahren liegt die Hälfte
ihrer Amtszeit hinter ihr. In einem Interview zieht die Juristin eine Zwischenbilanz.
UNI-INFO:
Frau Walter, die Hälfte Ihrer Amtszeit liegt hinter Ihnen. Hat sich Ihr Gefühl,
mit dem Sie morgens zur Arbeit kommen, in den letzten drei Jahren verändert?
WALTER:
Es dauert ja ein bisschen, bis man in einer so komplexen Einrichtung wie einer
Universität angekommen ist, die Strukturen durchblickt hat und weiß,
wer und wo was ist. Das hat sich aber schnell gegeben, und ich komme mit dem Gefühl
hierher, dass meine Projekte auf einem guten Weg sind.
UNI-INFO: Seit Beginn
an ist die Personalentwicklung - also die gezielte Förderung einzelner Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter - einer Ihrer Arbeitsschwerpunkte. Sind Sie mit dem, was bisher
erreicht wurde, zufrieden?
WALTER:
Wir sind - bedingt durch den Einstellungsstopp - leider mit erheblicher Verspätungin
das Thema gestartet. Aber inzwischen haben wir ein tragfähiges Konzept entwickelt
und mit einigen Maßnahmen bereits begonnen. Beispielsweise sind wir mitten
im Pilotprojekt Jahresgespräche, wir haben höchst erfolgreich
unsere Personalauswahlverfahren durch Assessment-Center-Anteile professionalisiert,
und die Einrichtung eines Nachwuchsförderpools im Bereich der Zentralen Verwaltung
steht unmittelbar bevor. Für die kurze Zeit ist das eine sehr positive Bilanz.
UNI-INFO:
Hat sich aus Ihrer Sicht das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Verwaltung
verändert?
WALTER: Ich denke, ja. Es geht darum, den Service für
den Wissenschaftsbetrieb zu verbessern - das ist unser Selbstverständnis.
Und wir bekommen dafür auch viel positives Feedback, besonders von neuberufenen
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die Erfahrungen an anderen Universitäten
gemacht haben.
UNI-INFO: Haben Sie für Ihre Arbeit ein persönliches
oberstes Ziel, einen roten Faden, an dem Sie sich stets
orientieren?
WALTER: Mein oberstes Ziel ist es, die knappen Ressourcen
unserer Universität noch besser einzusetzen, um mehr für die Hochschule
herauszuholen. Wir wollen uns in der Wissenschaft weiter profilieren, aber auch
in der Verwaltung best practice-Hochschule werden - in vielen Bereichen
sind wir es dank des Einsatzes aller Dezernate schon heute.
UNI-INFO: Das
neue Budgetierungsmodell für alle Einrichtungen der Universität dient
ja auch diesem Ziel. Wie sehen die ersten Erfahrungen damit aus?
WALTER:
Gut. Wir sind einerseits gerechter geworden mit der Verteilung der Ressourcen
und andererseits gezielter. Auch die Einrichtung des Programmhaushalts hat sich
als positiv herausgestellt. So können wir transparent und ressortbezogen
sehr gezielt finanziell helfen und unterstützen.
UNI-INFO: Das ist
sicher schon ganz im Sinne des neuen Leitbilds, das der Senat verabschiedet hat.
Wie soll es von der Verwaltung angenommen und umgesetzt werden?
WALTER:
Ein modernes Universitätsmanagement setzt voraus, nicht mehr in den klassischen
Polaritäten von Verwaltung auf der einen und Wissenschaft auf der anderen
Seite zu denken. Wichtig ist, dass Präsidium und Zentralverwaltung mit den
Fakultäten und Zentralen Einrichtungen zu einer wirklich guten Zusammenarbeit
finden und die gemeinsamen Ziele vor Augen haben. In diesem Sinne suchen wir den
Austausch. Und es gibt ja regelmäßige Treffs mit den Geschäftsführungen
der Fakultäten und auch, in größeren Abständen, mit den Dekaninnen
und Dekanen. D.h. wir kommunizieren, besprechen die Probleme und tauschen nicht
nur Schriftstücke aus. Das ist die beste Grundlage, das gegenseitige Verständnis
zu erhöhen. Im Übrigen wird das Präsidium auch mit der Verwaltung,
d.h. mit den Dezernaten, Zielvereinbarungen im Sinne des Leitbilds abschließen.
Wir wollen dazu beitragen, dass das Leitbild wirklich umgesetzt, ja gelebt wird.
UNI-INFO:
Wann beginnen Sie mit diesem Prozess?
WALTER: Wir haben bereits begonnen.
Die erste Zielvereinbarung wird mit dem Dezernat 3 Studentische und Akademische
Angelegenheiten abgeschlossen. Dort besteht enger Kontakt zu unseren wichtigen
Kunden, den Studierenden. Darum bemühen wir uns an dieser Stelle besonders,
den Service und die Angebote kontinuierlich zu verbessern. Ich freue mich, dass
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für diese Prozesse sehr offen sind.
UNI-INFO:
Welche weiteren Ziele haben Sie sich für die zweite Hälfte Ihrer Amtszeit
gesetzt?
WALTER: Es gibt viele Ziele. Dazu gehören die Weiterentwicklung
unseres Budgetierungsmodells und die flächendeckende Einführung unseres
neuen elektronischen Einkaufssystems EDE, das die Beschaffung sehr leicht und
schnell macht. Wichtig ist auch die kontinuierliche Personal- und Organisationsentwicklung,
um immer auf der Höhe der Zeit zu bleiben.
UNI-INFO: Stellen Sie sich
vor, Sie hätten drei Wünsche frei.
WALTER: Ein noch intensiverer
Austausch mit den Mitgliedern unserer Universität steht ganz oben. Dann hoffe
ich auf einen schnellen Baubeginn für unser neues Verwaltungsgebäude.
Und schließlich steht auf der Wunschliste ein Haltepunkt der Bahn in Wechloy.
Wir müssen besser erreichbar sein - z.B. auch, um die Kooperation mit der
Uni Bremen zu intensivieren. Wenn wir mit gemeinsamen Studiengängen und Forschungsinitiativen
noch erfolgreicher sein wollen, hängt das auch davon ab, wie schnell und
bequem man sich gegenseitig erreichen kann.