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"Viel weiterer Blick auf unsere Universität "
Interview mit Vizepräsidentin Sabine Doering
Am 1. Januar hat die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Sabine Doering das Amt der Vizepräsidentin für Studium und Lehre angetreten. Doering wurde 2001 an die Universität berufen.
UNI-INFO: Frau Doering, Sie haben das wahrscheinlich zurzeit schwierigste Amt in der Universität übernommen. Die Studienbeiträge und die weiter andauernde Umstrukturierung der Hochschule sind zwei Themen, die für viele Aus
einandersetzungen und Unruhe sorgen. Was hat Sie für das Amt motiviert ?
DOERING: Die Erfahrungen, die ich als Institutsdirektorin in der Germanistik und als Studiendekanin der Fakultät III sammeln konnte, haben mir gezeigt, dass es viele Gestaltungsmöglichkeiten an unserer Universität gibt - sowohl im Hinblick auf die Studienstruktur als auch auf die Arbeitsbedingungen. Und ich habe im Vorfeld der Wahl sehr viel Unterstützung bekommen. Das motiviert - zumal ich mit einem engagierten Team arbeite. Das bezieht sich nicht nur auf das Präsidium selbst, sondern auch auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meiner Stabsstelle, mit denen ich eng zusammenarbeite. Dazu kommt das Bewusstsein der Verantwortung. Wenn wir an unserer Universität etwas verändern und verbessern wollen, müssen wir auch bereit sein, Verantwortung zu übernehmen.
UNI-INFO: Verschiebt sich der Blick auf die Universität, wenn man in ihrer Zentrale sitzt?
DOERING: Das geschieht sehr schnell. Ich merke, dass ich innerhalb kurzer Zeit einen viel weiteren Blick auf unsere Universität bekommen habe. Inhaltlich sehe ich jetzt noch stärker, was in den Fakultäten, in den verschiedenen Wissenschaftlichen Zentren und auch besonders in der Verwaltung an reicher, guter Arbeit geschieht. Ich entdecke sehr Vieles, auf das wir als Universität stolz sein können. Ich sehe strukturell natürlich auch, dass viele Dinge kompliziert sind, und wir in zahlreichen parallel laufenden, miteinander verflochtenen Prozessen stecken. Bei aller Freude über die schöne Vielfalt macht das die Entscheidungsfindung manchmal sehr schwierig. Aber wir sind natürlich dazu da, Wege zu finden.
UNI-INFO: Was ist die größte Hürde, die Sie in der nächsten Zeit nehmen müssen?
DOERING: Ich denke, das ist der Umgang mit den Ressourcen. Wir sehen es an der Diskussion um die Studienbeiträge, dass wir als Universität viel zu wenig Geld haben, um unsere Aufgaben auf den verschiedenen Feldern lösen zu können. Und mit diesen Möglichkeiten für gute Bedingungen für Studium und Lehre zu sorgen, das wird die Hauptaufgabe sein. Ich sehe, unter welch hohen Belastungen die Studierenden stehen, und ich sehe ebenso, wie viele Lehrende sich ganz stark engagieren und dabei an die Grenzen ihrer Möglichkeiten kommen. Hier Bedingungen zu schaffen, die für alle gut sind, ist das Ziel, aber es wird nicht einfach sein, das zu erreichen.
UNI-INFO: Eine studentische Initiative und der AStA bemühen sich, die Studierenden zum Boykott der Studienbeiträge zu bewegen. Was meinen Sie: Wird es eine qualitative Verbesserung des Studiums durch die Studienbeiträge geben?
DOERING: Die wird es ganz deutlich geben. Die Mittel, die jetzt durch die Studienbeiträge in die Fakultäten und die Zentrale fließen, werden zu einem Teil für Investitionen - sehr nötige Investitionen, etwa in der Bibliothek - ausgegeben. Vor allem aber auch für die Lehre. Ich bin mir sicher, dass wir es auf diese Weise besser schaffen, unsere quantitativen und qualitativen Lehrstandards einzuhalten. Wichtig ist dabei die Einbindung der Studierenden in die Diskussion über die Verwendung der Studienbeiträge, wie es in den Studienkommissionen und Fakultätsräten geschieht.
UNI-INFO: Werden die Studienbeiträge das Bewusstsein der Studierenden und auch der Lehrenden verändern?
DOERING: Sie haben es schon. Das merken wir stark an den Diskussionen der vergangenen Monate. Ich sehe, dass das Bewusstsein für die Kosten der Hochschulbildung steigt. Wir nehmen alle die große finanzielle Unterausstattung der Universitäten wahr. Die Diskussion unter den Lehrenden zeigt mir außerdem deutlich, wie ernst die Verantwortung für ein gutes Studium genommen wird und dass trotz der großen Bedeutung, die die Forschung für die Universität und ihr Ansehen hat, der Blick auf die Studierenden an erster Stelle stehen muss. Die Einführung der Studienbeiträge - wobei die voraussichtlichen Einnahmen ungefähr 10 Prozent unseres Haushalts betragen - hat dieses Bewusstsein verstärkt. Und auch das ist ein wichtiger Aspekt.
UNI-INFO: Gibt es für Sie ein Leben neben der Universität?
DOERING: Natürlich, wenn ich auch im Moment dafür sehr wenig Zeit finde. Neben dem Zusammensein mit Freunden sind mir die Literatur und das Theater sehr wichtig. In diesem Winter habe ich die Moderation in Oldenburg für die Literatour Nord übernommen und freue mich über die Begegnungen mit den Schriftstellern, die wir eingeladen haben. Und ich reise gern.