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Inhalt 5/2008
Forschung
- Molekulare Spurensuche im Watt
Analyse von Torf mit Hilfe von Biomakern - Ultraschnelle Laserpulse
DFG fördert Oldenburger Physik-Arbeitsgruppe - Bewahrerin jüdischer Tradition
Dissertation über "jüdische Wohlfahrtspflege" in der Weimarer Zeit - Wohlfeile Windkraft
Windkraft günstiger als fossile Energieträger - Entwicklung ländlicher Räume
- Europäischer Tag der Meere
Molekulare Spurensuche im Watt
Analyse von Torf mit Hilfe von Biomakern
Die fertigen Bohrkerne mit den dunklen Torfschichten. |
Nach der letzten Eiszeit, die vor ca. 11.000 Jahren endete, ist der Meeresspiegel der Nordsee insgesamt deutlich angestiegen. Dabei kam es aber immer wieder zu erheblichen Schwankungen. Der steigende Meeresspiegel hatte im nordwestdeutschen Küstenbereich einen Grundwasseranstieg zur Folge, der zur Bildung ausgedehnter Moore führte, die später teilweise wieder überflutet wurden. Es entstanden Niedermoore, Übergangsmoore und seltener auch Hochmoore. Die Überreste dieser Moore liegen heute im Untergrund des Wattenmeeres. Gelangen die Torfschichten – etwa in Prieleinschnitten – wieder an die Oberfläche, werden sie durch Gezeitenströmung, Wellengang und Muscheln erodiert und in die Wattsedimente eingelagert.
Bei dem Versuch, diese Umlagerungsprozesse besser zu verfolgen und zu verstehen, versagen klassische Methoden wie die botanische Analyse von im Torf enthaltenen Pflanzenresten: Viel zu fein wird der erodierte Torf im Sediment verteilt. Vor diesem Hintergrund hat sich der Oldenburger Diplom-Umweltwissenschaftler Dr. Ralf Wöstmann im Rahmen seiner Doktorarbeit mit der Suche nach molekularen (Bio-)Indikatoren befasst, mit denen selbst hochverdünntes Material den verschiedenartigen Moorresten im Untergrund zugeordnet werden kann. Wöstmann arbeitete in dem – inzwischen abgeschlossenen – Projekt „Küstentorfe“ der AG Organische Geochemie am Institut für Chemie und Biologie des Meeres (Prof. Dr. Jürgen Rullkötter), das mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wurde.
Wöstmann untersuchte zunächst am Beispiel des Schilfrohrs (Phragmites australis) und etwa 20 weiteren torfbildenden Pflanzen aus noch vorhandenen Mooren, wie der Verwesungsprozess biochemisch verläuft. Anschließend analysierte er Proben von abgelagerten Torfen aus dem Spiekerooger Rückseitenwatt. Das Ergebnis: Die Verteilung der sogenannten n-Alkane (ein bestimmter Kohlenwasserstofftyp) stimmte bei den abgelagerten Schilftorfen und den jungen Pflanzenresten weitgehend überein, d.h. die n-Alkane können als Biomarker herangezogen werden. Daneben spielen, wie Wöstmann herausfand, auch sogenannte pentacyclische Triterpenoide als Biomarker eine wichtige Rolle, da deren Vorkommen Aussagen über die Art der Torfbildung und damit die Art der Moore erlaubt.
Wöstmann: „Mit der neuen Methode lässt sich jetzt zweifellsfrei feststellen, ob organisches Substrat, das wir im Watt finden, tatsächlich aus Torf stammt oder etwa aus Plankton besteht. Darüber hinaus lässt sich bestimmen, welcher Torfart das Material zuzuordnen ist.“
Da Torfablagerungen aufgrund ihrer Genese die besten Indikatoren für Meeresspiegelschwankungen im Wattenmeer sind, können die Ergebnisse der organisch-geochemischen Analyse von Küstentorfen als Indikatoren nacheiszeitlicher Vegetationsänderungen genutzt werden. Seine bisherigen Arbeiten bestätigten andere Forschungsergebnisse, so Wöstmann, dass der Meeresspielanstieg von erheblichen „kleinskaligen“ Schwankungen gekennzeichnet war.
Ultraschnelle Laserpulse
DFG fördert Oldenburger Physik-Arbeitsgruppe
Großer Erfolg für die Arbeitsgruppe „Ultraschnelle Nano-Optik“ am Institut für Physik der Universität: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wird ab 2009 das von Prof. Martin Aeschlimann (TU Kaiserslautern) koordinierte und von dem Oldenburger Physiker Prof. Dr. Christoph Lienau (Foto) mitinitiierte Schwerpunktprogramm „Ultraschnelle Nano-Optik“ fördern. „Zwei zukunftsträchtige und international stark beachtete Forschungsgebiete werden hier zum ersten Mal zusammengeführt: die Ultrakurzpulstechnologie und die Nano-Optik“, heißt es in der Begründung der DFG. Damit habe seine Arbeitsgruppe gute Chancen, dieses neue Forschungsfeld in Oldenburg nachhaltig zu etablieren, sagte Lienau.
Mit dem neuen Ansatz sollen sowohl theoretisch als auch experimentell Nanoobjekte wie beispielsweise Metallpartikel oder optische Medien mit sehr schnellen Laserpulsen untersucht werden. Interdisziplinär ausgerichtet, vernetzt das Programm die Fachgebiete Physik, Chemie, Elektrotechnik und Biologie. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen wichtige Aspekte der Grundlagenforschung klären und Basis für neuartige Anwendungen sein, so etwa in der Quanteninformationsverarbeitung und in der biologischen und chemischen Sensorik.
Dem Steuerungsgremium des von der DFG mit etwa sechs Millionen € zunächst drei Jahre lang geförderten Forschungsprogramms gehören neben Lienau und Aeschlimann noch vier weitere international renommierte Wissenschaftler an.
www.uni-oldenburg.de/uno
www.dfg.de
Bewahrerin jüdischer Tradition
Dissertation über "Jüdische Wohlfahrtspflege" in der Weimarer Zeit
Aufruf zur Sammlung für bedürftige Juden 1918 in Berlin. "Peah" ist der biblische Ausdruck für den Feldrain, auf dem das für die Armen übrig gelassene Getreide liegt. |
Mit einem eher unbekannten Aspekt der jüdischen Geschichte vor 1933 in Deutschland befasst sich eine Dissertation im Fach Pädagogik. Thema ist die „Jüdische Wohlfahrtspflege in der Weimarer Republik“, Verfasserin die Erziehungswissenschaftlerin Dr. Verena Hennings.
Die deutschen Juden machten kaum ein Prozent der deutschen Staatsbürger aus, die in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft lebten. „Gerade deswegen war die konfessionell gebundene jüdische Wohlfahrtspflege wichtig für den Fortbestand und Zusammenhalt des deutschen Judentums“, konstatiert Hennings in ihrer Arbeit, die von Prof. Dr. Jost von Maydell betreut wurde. Vor allem in jenen Zeiten wirtschaftlicher Not habe die Wohlfahrtspflege dazu beigetragen, die jüdische Tradition zu bewahren.
Die Ostjudenmigration, für die seit Ende des 19. Jahrhunderts Deutschland ein Durchwanderungs-, aber auch ein Einwanderungsland war, gab der jüdischen Wohlfahrtspflege einen entscheidenden Impuls, sich aus ihren traditionellen Strukturen zu lösen. Die Versorgung der Durchwanderer mit Unterkunft, koscheren Mahlzeiten, medizinischer Hilfe und Reisedokumenten sowie die Unterbringung, Hilfe bei der Arbeitssuche und Integration der Einwanderer überforderte die einzelnen jüdischen Gemeinden und Hilfsorganisationen und löste einen umfassenden Modernisierungsprozess der jüdischen Wohlfahrtspflege aus. Zunehmend gründeten sich deutschlandweit national und international zusammenarbeitende Hilfsorganisationen, deren Zusammenwirken im Laufe der Jahre stetig verbessert, zentralisiert und professionalisiert wurde. Ähnliche Entwicklungen durchliefen auch die übrigen Wohlfahrtsverbände.
„Auch wenn die jüdische Wohlfahrtspflege den anderen konfessionellen und freien Trägern gleichgestellt war, hatte sie im Weimarer Staat doch eine Sonderrolle inne“, resümiert Hennings. Dies habe nicht an der Gefährdung der jüdischen Minderheit durch den allgegenwärtigen Antisemitismus gelegen. „Die Sonderrolle der jüdischen Wohlfahrtspflege hing vielmehr mit ihrer speziellen Klientel, den ostjüdischen Ausländern, sowie ihrer Rolle als Sachwalterin der Belange und Nöte einer religiösen Gruppe zusammen.“
Die Dissertation wird demnächst veröffentlicht.
Wohlfeile Windkraft
Windkraft günstiger als fossile Energieträger
Windkraft liefert schon heute kostengünstigere Energie als fossile Energieträger – so die These des Oldenburger Physikers und ForWind-Sprechers, Prof. Dr. Joachim Peinke, die er im Rahmen der Auftaktveranstaltung zur Forschungsinitiative RAVE (research at alpha ventus) kürzlich in Berlin vertrat. Bei der erstmaligen Vorstellung der Forschungsprojekte zum Offshore-Windpark „alpha ventus“ sprach Peinke vor Fachpublikum zum Thema „Offshore – Windbedingungen. Der ‚Rohstoff’ für alpha ventus“.
Peinke geht bei seiner Abschätzung von den derzeitigen Kosten für Rohöl aus und vergleicht diese mit den Kosten für Windenergie. Bei einem aktuellen Rohölpreis von umgerechnet 73 €
pro Barrel und einer angenommenen Effizienz bei der Energiewandlung von 50 Prozent, so der Physiker, lägen die Kosten für eine Kilowattstunde (kWh) bei 9,12 Cent gegenüber 8 Cent pro kWh für Windenergie. Berücksichtige man neben dem Rohölpreis die Aufarbeitung des Rohöls in Raffinerien, den Transport zum Kraftwerk, Kraftwerkskosten und Umweltkosten, so erhöhten sich die Kosten weiter. Außerdem sei davon auszugehen, dass der Preis für Rohöl, aber auch für andere fossile Energieträger wie Gas und Kohle zukünftig ansteige, so Peinke. Der Wissenschaftler wird seine Untersuchungen zu den realen Kosten von Windenergie in einem ForWind-Forschungsprojekt vertiefen.
Entwicklung ländlicher Räume
Eine Tagung zur Entwicklung ländlicher Räume in Großbritannien und Deutschland findet vom 27. bis 29. Juni an der Universität statt. Einer der Organisatoren ist Prof. Dr. Ingo Mose, Sprecher des Arbeitskreises Ländlicher Raum in der Deutschen Gesellschaft für Geographie (DGfG) und Hochschullehrer für Regionalwissenschaften an der Universität.
Unter dem Titel „Globalisation and rural transitions in Germany and the UK“ diskutieren ReferentInnen aus beiden Ländern u.a. den demografischen Wandel im ländlichen Raum und Möglichkeiten alternativer Landwirtschaft. Auf dem Programm steht auch eine Exkursion in den Landkreis Wesermarsch, um sich vor Ort ein Bild von lokaler Projektarbeit, regionalen Innovationen und Umstrukturierungen im ländlichen Raum zu machen. Das „Anglo-German Rural Geographers Meeting“ findet zum dritten Mal statt.
Europäischer Tag der Meere |
Neugierig machen auf Meer: Darum ging es am 20. Mai in der Wilhelmshavener Nordsee-Passage. WissenschaftlerInnen des ICBM-TERRAMARE präsentierten am „Europäischen Tag der Meere“ Informationen rund um die Meeresforschung. Das Bild zeigt die Biologin Elke Ahrensfeld mit einer Schülerin. Foto: Sibet Riexinger |