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Forschung
- Menschmaschinen, Roboter und die Grenzen des Sozialen
DFG-Projekt untersucht Serviceroboter im kulturellen Vergleich - Forscherinnen stärker ins Blickfeld rücken
Fünf Oldenburgerinnen im Exzellenzportal vertreten
- „Kein Verharren in Fachgrenzen“
ProfaS feierlich eröffnet / Praxisnahe Forschung zur Lehrerbildung - Oldenburger Klima-Allianz
Klimawandel und globale Armut im Visier
- „Bessere soziale Beziehungen machen glücklich“
2. Spiekerooger Klimagespräche über Glück und Klimawandel / „Neue Formen der Zusammenarbeit entwickeln“ - SFB verlängert
Menschmaschinen, Roboter und die Grenzen des Sozialen
DFG-Projekt untersucht Serviceroboter im kulturellen Vergleich
„Sind Roboter vollwertige Mitglieder der Gesellschaft?“ Die Fortschritte der Robotik-Forschung werfen ethische und juristische Fragen auf. Foto: iStockphoto |
Die Alters- und Krankenpflege wird durch die Verschiebungen des Altersgefüges in etwa 20 Jahren kaum mehr ohne Roboter auskommen. Japan ist dieser Entwicklung schon voraus. Das Land gilt als führend in der humanoiden Robotik-Forschung. Die öffentliche Hand investiert dort massiv in die Entwicklung von Pflege-Robotern, die alten und pflegebedürftigen Menschen den Alltag erleichtern sollen. Was in Japan als Hilfe willkommen ist, stößt in Europa eher auf Skepsis und Abscheu. „Die Entwicklung von Servicerobotern und humanoiden Robotern im Kulturvergleich – Europa und Japan“ nennt sich ein neues, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes, Forschungsprojekt an der Universität, das der Akzeptanz von Robotern als Interaktionspartner auf den Grund gehen will. Unter der Leitung der Soziologin Prof. Dr. Gesa Lindemann bemühen sich Dr. Gregor Fitzi und Hironori Matsuzaki seit dem Herbst um empirisch abgesicherte Antworten.
Die Fortschritte der Robotik-Forschung, so die SoziologInnen, werfen ethische und juristische Fragen auf. So sei es noch völlig unbestimmt, in welchem rechtlichen Rahmen die Pflege bedürftiger Menschen durch Roboter umgesetzt werden könne und in welchen Grenzen sie moralisch vertretbar sei. Für die Soziologie stelle die Entwicklung humanoider Roboter eine komplexe theoretische Herausforderung dar: „Sollten die vom Menschen produzierten Maschinen zukünftig komplexe Interaktionsvorgänge beherrschen, stellt sich die Frage, ob sie mit einem ‚Personen-Status’ versehen werden. Sind Roboter dann vollwertige Mitglieder der Gesellschaft oder lassen sich ‚Grenzen des Sozialen’ feststellen, die auch intelligente Maschinen nicht überschreiten können?“, so Lindemann.
Das Projekt will diesen Fragestellungen empirisch nachgehen. So soll eine teilnehmende Beobachtung in europäischen und japanischen Robotik-Laboren den Umgang der Entwickler-Innen mit den neuesten Roboter-Prototypen dokumentieren. Dabei wollen die Oldenburger ForscherInnen untersuchen, wie die WissenschaftlerInnen humanoide Roboter situativ behandeln und gleichzeitig überprüfen, welchem Druck anderer Sozialsysteme – etwa aus Politik oder Recht – sie unterliegen. In diesem Zusammenhang werden sie auch die religiösen sowie kulturellen Traditionen in den Blick nehmen, die sich auf die Akzeptanz oder Ablehnung der Interaktion mit Robotern auswirken. (mr)
www.robo-com.uni-oldenburg.de
Forscherinnen stärker ins Blickfeld rücken
Fünf Oldenburgerinnen im Exzellenzportal vertreten
Fünf Wissenschaftlerinnen der Universität Oldenburg sind in das Exzellenzportal „AcademiaNet“ aufgenommen worden, das die Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit der Verlagsgesellschaft „Spektrum der Wissenschaft“ und Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft ins Leben gerufen hat. Bundeskanzlerin Angela Merkel schaltete das Internetportal, das derzeit die Profile von rund 515 herausragenden Wissenschaftlerinnen aus dem deutschsprachigen Raum enthält, im November in Berlin frei.
Von der Universität Oldenburg sind die Chemikerin und Vizepräsidentin für Forschung, Prof. Dr. Katharina Al-Shamery, die Physikerin Prof. Dr. Ulrike Feudel, die Geowissenschaftlerin Prof. Dr. Gudrun Massmann, die Neurobiologin Prof. Dr. Christiane Richter-Landsberg und die Historikerin Prof. Dr. Tanja Susanne Scheer in dem Exzellenzportal vertreten. Vorgeschlagen wurden sie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
„Die Aufnahme von fünf unserer Professorinnen in das Exzellenzportal ist ein großer Erfolg für die Universität und auch ein sichtbarer Beweis dafür, dass wir unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beste Rahmenbedingungen für die Forschung bieten“, erklärte Präsidentin Prof. Dr. Babette Simon. Die Universität nehme bei Hochschulrankings unter Gleichstellungsaspekten seit Jahren eine Spitzenposition ein. 30 Prozent aller Professuren seien von Frauen besetzt, betonte Simon. Zum Vergleich: Bundesweit werden nur zwölf Prozent der höchstdotierten Positionen in der Forschung von Frauen bekleidet.
Das Ziel von „AcademiaNet“ sei es, so die Initiatoren, die Sichtbarkeit und Präsenz von Frauen in wichtigen, meist männlich dominierten Netzwerken zu stärken. Das Exzellenzportal wolle herausragende Wissenschaftlerinnen ins Blickfeld derer rücken, die wissenschaftliche Gremien oder Führungspositionen besetzen, über Forschung berichten, Konferenzprogramme gestalten oder ExpertInnen bei Entscheidungen hinzuziehen wollen. 13 renommierte Forschungseinrichtungen und –organisationen können Frauen aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft für das Exzellenzportal vorschlagen. (cdb)
www.academia-net.de
„Kein Verharren in Fachgrenzen“
ProfaS feierlich eröffnet / Praxisnahe Forschung zur Lehrerbildung
„Wie muss Unterricht strukturiert sein?“ Schülerin beim Biologie-Experiment. Foto: iStockphoto |
Wie können BiologielehrerInnen in ihrem Unterricht sinnvoll Experimente einsetzen? Welche Ideen haben GeschichtslehrerInnen von den Vorstellungen ihrer SchülerInnen, und welche Konsequenzen hat dies für die Planung, Durchführung und Reflexion ihres Unterrichts? Wie muss der Physikunterricht strukturiert sein, damit SchülerInnen erfolgreich lernen? Mit diesen und weiteren Fragen befasst sich das Promotionsprogramm „Prozesse fachdidaktischer Strukturierung für Schulpraxis und Lehrerbildung (ProfaS)“, das im November durch Niedersachsens Wissenschaftsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka eröffnet wurde. „Ich freue mich, dass sich die Universität Oldenburg so offensiv für die systematische Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses einsetzt. Hervorzuheben ist der gelungene Ansatz, den neuen Promotionsstudiengang mit dem Schwerpunkt der Lehrerbildung der Universität zu verknüpfen. Dieses richtungsweisende Projekt findet die volle Unterstützung des Landes“, betonte Wanka. Das Land Niedersachsen fördert ProfaS als eines von zwölf Promotionsprogrammen und gewährt acht Georg Christoph Lichtenberg-Stipendien für jeweils drei Jahre.
ProfaS untersucht Prozesse der fachdidaktischen Strukturierung von Unterricht bei (angehenden) LehrerInnen in unterschiedlichen Schulfächern und in verschiedenen Phasen der Lehrerausbildung und verankert damit eine international ausgerichtete Forschung zur Lehrerbildung in Oldenburg. ProfaS steht zugleich für einen interdisziplinären Promotionsstudiengang, an dem die Fachdidaktiken der Fächer Biologie, Chemie, Deutsch, Geschichte, Informatik, Mathematik, Physik, Sachunterricht und die Allgemeine Lehr-Lern-Forschung mitwirken. Zudem gibt es eine enge Kooperation mit der Politikdidaktik der Universität Bremen. Derzeit sind einschließlich der Stipendiaten 19 Doktorandinnen eingeschrieben. „Die interdisziplinäre Zusammenarbeit fast aller Fachdidaktiken der Universität und der Erziehungswissenschaft ist deutschlandweit einmalig. Es gibt kein Verharren in den Grenzen von Natur- oder Geisteswissenschaften – hier ist die Universität Oldenburg mit ihrer langen Tradition in der Lehrerbildung einmal mehr Vorbild“, erklärte Universitätspräsidentin Prof. Dr. Babette Simon anlässlich der Eröffnung. (tk)
www.diz.uni-oldenburg.de/44743.html
Oldenburger Klima-Allianz
Klimawandel und globale Armut im Visier
Klimawandel und globale Gerechtigkeit – angesichts dieser Herausforderungen haben sich Institutionen und Gruppierungen zur Oldenburger Klima-Allianz zusammengeschlossen. Neben dem Zentrum für Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung (COAST) der Universität sind das Forum St. Peter in Zusammenarbeit mit Misereor, das Agenda 21-Büro der Stadt, Attac, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, der Naturschutzbund und das Ökumenische Zentrum Oldenburg dabei.
Die Klima-Allianz will sich dafür einsetzen, dass politische Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Senkung der Treibhausgase geschaffen werden. Sie geht davon aus, dass diese Aktivitäten nicht vom Einsatz gegen die globale Armut zu trennen sind. Das neue Bündnis wird bei der Internationalen Klimafolgenkonferenz, die noch bis zum 10. Dezember in Cancun (Mexiko) tagt, mit vier Veranstaltungen an die Öffentlichkeit treten.
In Oldenburg lädt die Klima-Allianz zu zwei Vorträgen am 4. Dezember in die bau_werk-Halle am Pferdemarkt ein: Kardinal Óscar Rodríguez Maradiaga spricht über die Auswirkungen des Klimawandels in Zentralamerika (10.15 Uhr), Ro Alognon (Togo) und Harald Gabriel (Bioland Niedersachsen) sprechen über „Bio-Landbau oder Energiepflanzen“ (12.00 Uhr).
www.klima-allianz-oldenburg.de
„Bessere soziale Beziehungen machen glücklich“
2. Spiekerooger Klimagespräche über Glück und Klimawandel / „Neue Formen der Zusammenarbeit entwickeln“
Glück in Zeiten des Klimawandels“ war das Thema der 2. Spiekerooger Klimagespräche auf der Insel Spiekeroog im November. 30 VertreterInnen der Sozial-, Kultur-, Geistes- und Wirtschaftswissenschaften waren der Einladung des CENTOS-Vorsitzenden Prof. Dr. Reinhard Pfriem gefolgt. Sie setzten sich in vier Arbeitsgruppen mit dem Thema Glück und Klimawandel auseinander.
Nach der Diagnose der Arbeitsgruppe „Steigerungslogik moderner Wirtschaftsgesellschaften“ wird das traditionelle, auf Gewinnmaximierung fixierte Glücksmodell durch den Klimawandel prinzipiell in Frage gestellt. Er bedrohe langfristig die Existenz der Menschheit und setze sie kurzfristig immer größerem Leistungsdruck und vermehrten Zivilisationskrankheiten aus, so die WissenschaftlerInnen.
Die Gruppe „Kristallisationskerne für Neues“ erarbeitete praktische Handlungsansätze wie neue Wohnformen und Quartiere oder eine neue Wertschätzung von Lebensmitteln.
Mit praktischen Beispielen von der Staudinger-Schule in Freiburg bis zu den Schönauer Stromrebellen setzte sich die Gruppe „Wege zum glücklichen Leben“ auseinander. „Die praktische Veränderung der Welt in Richtung Nachhaltigkeit macht glücklich“, so das Fazit der Gruppe.
Die Gruppe „Sozialität, Lokalität, Transformation“ fasste ihre Thesen so zusammen: „Glücklicher werden die Menschen vor allem durch bessere soziale Beziehungen, weniger Mobilität, selbstbestimmtere Arbeitsformen und mehr Selbstversorgung. Die Idee einer solidarischen Ökonomie hilft, neue Formen der Zusammenarbeit zu entwickeln.“
Die nächsten Spiekerooger Klimagespräche finden vom 17. bis 19. November 2011 statt. Hauptsponsor der Veranstaltung war die Beluga Shipping Projekt- und Schwergutreederei Bremen GmbH. Finanzielle Unterstützung gewährte auch die Metropolregion Bremen-Oldenburg. Für drei Jahre fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück ab sofort den Transfer der Ergebnisse der Spiekerooger Klimagespräche in Wirtschaft und Gesellschaft. Am 5. Mai 2011 findet dazu eine Veranstaltung im Osnabrücker Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) statt. An dem Projekt beteiligt ist auch ecco – ecology + communication, An-Institut der Universität. (tk)
Interview zum ThemaSeit 1993 gibt es die Unternehmensberatung ecco – ecology + communication. Das An-Institut wurde u.a. von Prof. Dr. Reinhard Pfriem gegründet, um aktuelle Forschungsergebnisse im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit in die Praxis zu überführen. Ein Gespräch mit dem Geschäftsführer Christian Tönne (Foto). |
SFB verlängert
Mehr als 50 junge Wissenschaft-lerInnen der Universität Bremen, der Jacobs University und der Universität Oldenburg sind an dem Sonderforschungsbereich (SFB) „Staatlichkeit im Wandel“ beteiligt. Nun hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft ihnen exzellente sozialwissenschaftliche Forschungsleistungen bescheinigt: Der von der Universität Bremen koordinierte SFB erhält zusätzliche zwölf Millionen Euro und wird um weitere vier Jahre verlängert. Er ist damit der erste SFB mit politikwissenschaftlichem Schwerpunkt, der auf die längstmögliche Finanzierungszeit von zwölf Jahren kommt.