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Kultur
- Neujahrsempfang: "Air Ways"
- Heimweh und Verbrechen
20 Jahre Karl Jaspers Vorlesungen: Oskar Negt, ein Theaterstück und Alphörner
- Das Moment der Bildung
- „Welt hinter Glas“
Neujahrsempfang: "Air Ways"
Der Neujahrsempfang der Universität und der Universitätsgesellschaft Oldenburg e.V. (UGO) findet am Donnerstag, 27. Januar, in der „Wahlheimat“ des Oldenburgischen Staatstheaters, auf dem Fliegerhorst, statt. Im Mittelpunkt des Abends steht die Tanzproduktion „Air Ways“. Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr mit einem Sektempfang. Die Karten sind in drei Preiskategorien (34,-/27,-/15,- Euro) erhältlich. Mit dem Kauf einer Karte unterstützen die Gäste das 2011 startende Stipendienprogramm für Studierende der Universität Oldenburg: Je nach Preiskategorie fließen 5,-/3,- oder 1,- Euro in das Programm „Deutschlandstipendium“. Ziel ist es, ausgewählte Studierende mit monatlich 300,- Euro zu unterstützen. Davon übernimmt der Bund 150,- Euro, wenn die Universität den gleichen Betrag von privater Seite einwirbt.
Karten für den Neujahrsempfang gibt es ab dem 6. Dezember ausschließlich online. Reservierte Karten können an der Theaterkasse abgeholt werden. Auf Wunsch werden die Karten zugeschickt.
Ausgangspunkt der etwa einstündigen Tanzinszenierung „Air Ways“ bildet die Spannung zwischen Wissenschaft und Spiritualität. Das Groninger Choreographenpaar Guy Weizman und Roni Haver kreiert mit den elf TänzerInnen der Nordwest Tanzcompagnie Oldenburg neue und unvorhersehbare Bilder – musikalisch unterstützt von Chor und Staatsorchester mit Werken von Arvo Pärt und Michael Gordon. Im Anschluss an die Aufführung findet der „Plausch danach“ statt. Karten unter:
www.presse.uni-oldenburg.de/neujahrsempfang
Heimweh und Verbrechen
20 Jahre Karl Jaspers Vorlesungen: Oskar Negt, ein Theaterstück und Alphörner
Die Karl Jaspers Vorlesungen zu Fragen der Zeit, 1990 von Prof. Dr. Rudolf zur Lippe ins Leben gerufen, feiern in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Erstmals ist in der Veranstaltungsreihe am 14. Dezember, 20.00 Uhr (Campus Wechloy, Hörsaal W3 1-161), ein Theaterstück mit vier SchauspielerInnen und einem Musiker zu sehen, das Motive des Oldenburger Mediziners und Philosophen Karl Jaspers aufgreift. Gast der großen Vorlesung am 15. Dezember ist der Philosoph und Soziologe Prof. Dr. Dr. h.c. Oskar Negt (Foto), einer der profiliertesten Vertreter der kritischen Theorie.
„Heimweh und Verbrechen“ nennt sich das anlässlich des 550-jährigen Bestehens der Universität Basel entstandene Theaterstück, das auf der gleichnamigen Dissertation von Jaspers beruht. Jaspers war auf eine Reihe schrecklicher Verbrechen gestoßen, die unbescholtene Dienst- und Kindermädchen begangen hatten, um auf diese Weise wieder nach Hause zu kommen.
Zu Beginn seines Vortrags am 15. Dezember, 16.00 Uhr (Campus Haarentor, Hörsaalzentrum A14, Hörsaal 1), wird sich Negt mit Jaspers’ Dissertation und dem Gastspiel auseinandersetzen. Mit der Frage nach den menschlichen Bindungen wird er zu seinen Erörterungen überleiten, die er unter den Titel „Der politische Mensch. Demokratie als Lebensform“ gestellt hat. Negt ist außerdem Gast des Alten Gymnasiums, wo er mit SchülerInnen über „Das Problem der gebrochenen Bindungen. Heimat, Entwurzelung, Integration“ diskutiert.
Der 1934 bei Königsberg geborene Negt machte 1955 an der Oldenburger Hindenburg-Schule (dem heutigen Herbart-Gymnasium) Abitur. Nach dem Studium der Philosophie und Sozio-logie promovierte er 1962 bei Theodor W. Adorno. Danach wurde er Assistent von Jürgen Habermas, der 1998 Gast der Jaspers Vorlesungen war. Von 1970 bis 2002 war Negt Lehrstuhlinhaber für Soziologie in Hannover. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit hat er als öffentlicher Intellektueller die Geschichte der Bundesrepublik kritisch begleitet. Der jahrzehntelangen Zusammenarbeit mit dem Filmemacher und Schriftsteller Alexander Kluge entstammen mehrere herausragende Buchprojekte, die 2001 unter dem Titel „Der unterschätzte Mensch“ neu aufgelegt wurden.
Den Karl Jaspers Förderpreis der EWE Stiftung erhält in diesem Jahr der Darmstädter Philosoph Dr. Andreas Gelhard. Er studierte Philosophie, Neuere Geschichte und Komparatistik in Bonn, Paris und Bochum, wo er 2003 promovierte. Zurzeit arbeitet Gelhard als Wissenschaftlicher Leiter des Forums interdisziplinäre Forschung und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am philosophischen Institut der TU Darmstadt.
Für den musikalischen Rahmen sorgt der Baseler „Alphorn-Revolutionär“ Balthasar Streiff.
Eintrittskarten (10,- Euro) für das Gastspiel sind bei CvO Unibuch oder beim Institut für Philosophie erhältlich. (mr)
www.philosophie.uni-oldenburg.de/40435.html
Das Moment der Bildung
von Kristin Junga*
Einsam und frei ist der Anspruch an Bildung – der Idee Wilhelm von Humboldts nach. „Einsam“, das heißt freilich nicht „stilles Kämmerlein“; und „frei“ erschöpft sich nicht in der Abwesenheit sozialer Konventionen oder finanziellen Drucks. Was Humboldt einsam und frei nennt, ist etwas anderes. Bildung ist im Austausch mit anderen „Weltsichten“ möglich, also im Sprechen. Humboldt meint damit einen bewussten Wechsel der Perspektive. Beim Sprechen als Miteinandersprechen ist die andere Position immer wichtig. So wird deutlich, dass Bilden bei Humboldt im Sprechen über Weltsichten nicht „einsam“ im Sinne eines „ich ziehe mich zurück“ ist. Wer über Humboldts bildungspolitische Schriften hinaus in sein Werk schaut, wird in Humboldts Begriff der Einsamkeit den Schlüssel finden, mit dem sich verstehen und zugleich zeigen lässt, wie notwendig ein Erinnern an seine Idee ist.
Einsam bei Humboldt ist der aktive Erkenntnisprozess, der die vom Glauben und Meinen unterschiedene Vernunfterkenntnis bei Kant weiter denkt, sodass Empfindungen und Hoffnungen Teil der Erkenntnis sind. „Aha, jetzt verstehe ich Deine Position. Meinst Du etwa so?“ ist der Moment, in dem ich mir die Position meines Gegenübers vergegenwärtige (einbilde) und sie zu meiner Erfahrung mache. Das ist der Grund allen einander Verstehens und das Moment der Bildung, an das auch in der modernen Debatte zwischen Kompetenzen, Realisierungsproblemen und Schnelllebigkeit von Konzepten erinnert werden muss.
Die Einbildungskraft nennt Humboldt das Vermögen des Menschen, das im Sprechen bildet. Ihr Wirken kann nicht bestimmt werden; es kann nicht ein für alle Mal bestimmt werden, was wen wie bildet. Einsame und freie Bildung à la Humboldt ist eine eigene bewusste, erkennende Wahrnehmung der Welt; frei, weil ihr Gelingen nicht garantiert ist.
Bildung ist keine Kompetenz, die sicher „so“ oder auch „so“ erworben werden kann. Sie ist keine Fertigkeit und passt auf keine Chipkarte. Bildung ist – wie das Wort sagt – ein Prozess, der in unersetzbarer Weise das Moment der individuellen Erkenntnis in sich schließt. Auf sie gilt es zu vertrauen, gerade darin gründet die Aktualität der humboldtschen Bildungsidee.
*Dr. Kristin Junga (M. A.) promovierte kürzlich in der Fakultät IV Human- und Gesellschaftswissenschaften mit der Arbeit „Wissen – Glauben – Bilden“ über die philosophischen Hintergründe des Humboldtschen Bildungsbegriffs.
„Welt hinter Glas“
Briefbeschwerer aus Glas sind nicht nur Schreibtischdekor, sondern auch Kulturträger: Das zeigt die Ausstellung mit dem Titel „Welt hinter Glas – Briefbeschwerer als Sammlungsstücke zur Kulturgeschichte“ noch bis zum 5. Dezember im Schlossmuseum Jever. Die Sammlung basiert auf einem Projekt von 15 Studierenden der Master-Studiengänge „Europäische Geschichte“ sowie „Museum und Ausstellung“. Unter Leitung von Prof. Dr. Rudolf Holbach erarbeiteten sie die Rolle gläserner Briefbeschwerer als Zeichenträger persönlicher und kollektiver Erinnerung und Wahrnehmung und erstellten eine Präsentation. Ausgestellt werden rund 200 Exponate vom 19. Jahrhundert bis heute, die Themen wie Familien- und Geschlechterbeziehung abbilden.