Geschichte des ZFG (2001-2021)
DAS ZENTRUM
Das Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung ist eine interfakultäre Forschungseinrichtung, angebunden an die Fakultät III Sprach- und Kulturwissenschaften der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Es versteht sich als Forum für inter- und transdisziplinäre Genderforschung, das die Vernetzung von Forschungsperspektiven produktiv nutzt und eine zentrale Anlaufstelle zu Fragen der Geschlechterforschung für Forschende, Lehrende, Studierende bildet.
Die Arbeit des ZFG zeichnet sich durch wichtige Beiträge zur Grundlagenforschung sowie seine ausgeprägte internationale Ausrichtung aus, die sich in Forschungsprojekten aus zwei langjährigen Forschungsclustern manifestieren: WISSEN – INSTITUTION – GEDÄCHTNIS und TRANSKULTURALITÄT – MIGRATIONEN. Der kulturwissenschaftliche Schwerpunkt wird ergänzt durch inter- und transdisziplinär angelegte Projekte. Zu den Aufgaben des ZFG zählen weiterhin das Engagement in der forschungsbasierten Lehre sowie die Profilierung des BA Studiengangs Gender Studies.
GESCHICHTE
Das ZFG wurde im Jahre 2000 als überfakultäre wissenschaftliche Forschungseinrichtung gegründet – als das erste seiner Art in Niedersachsen und eines von zwei ersten in Deutschland. Unterstützt von der Frauengleichstellungsstelle, der Universitätsleitung und dem Senat sowie dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) mit einer zehnjährigen Förderdauer waren am Gründungsprozess zwanzig Professor*innen, wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und Stipendiat*innen beteiligt. Am 17. Mai 2001 nahmen die Direktor*innen und Mitarbeiter*innen aus den Bereichen der Erziehungs- und Sozial sowie Kulturwissenschaften die Arbeit auf, gemeinsam mit den Mitgliedern aller Statusgruppen im neu gegründeten Zentrumsrat.
Schon im Juli konnte die erste große internationale Konferenz stattfinden, die den Grundstein legte für z.T. langjährige Kooperationen, unter dem Titel „Societies in Transition – Challenges to Women’s and Gender Studies“ (Fleßner/ Potts (Hg.) 2002). Zu dem internationalen Profil trugen auch Gastprofessuren bei, die über das Maria-Goeppert-Meyer-Programm des MWK von 2001 bis zur Einstellung des Programms 2010 eingeworben werden konnten. Wissenschaftlerinnen aus Osteuropa, den USA und Neuseeland, aus Südafrika und Jemen bereicherten die Arbeit des ZFG.
Auf regionaler Ebene wurde mit der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven (FH OOW) ein „Kooperationsnetzwerk Geschlechterforschung in der Nord-West-Region“ begründet, das zwischen 2004 und 2009 zahlreiche Projekte u.a. in den Themenbereichen Gender in der Hochschullehre oder Männliche Sozialisation entwickelte und durchführte.
Die sozial- und erziehungswissenschaftlichen Schwerpunkte wurden von 2003 bis 2009 durch eine Juniorprofessur erweitert, die den Bereich „Gender, Bio-Technologien und Gesellschaft: Körperdiskurse und Geschlechterkonstruktionen“ für Forschung und Lehre aufbaute. Diese Forschungsrichtung mit ihrer Verknüpfung von Gender Studies und Naturwissenschaften konnte nach dem Wegfall bedauerlicherweise nicht fortgeführt werden. Die internationale Dimension wurde in dieser Zeit durch DAAD-geförderte Projekte ausgebaut: Politics and Gender mit Südafrika, Uganda und Jemen sowie im Rahmen des Deutsch-Arabischen Hochschuldialogs mit Marokko, Libanon und Jemen.
Ab 2009/10 änderte sich das Profil des ZFG hin zu einer kulturwissenschaftlichen Ausrichtung, die mit einem Wechsel der Direktorinnen und der Anbindung an die Fakultät III Sprach- und Kulturwissenschaften einherging. Das 10-Jährige Jubiläum wurde gebührend gefeiert unter dem Motto: „ZEHNHOCHDREI - Zehn Jahre ZFG und eine neue Fakultät“. Der Festvortrag von Prof. Dr. Cornelia Klinger (Tübingen) „Die Kategorie Geschlecht zwischen Natur, Kultur und Gesellschaft“ wies auf die übergreifende Kontinuität der Forschungsinteressen.
Mit der Neustrukturierung des ZFG war auch eine Veränderung der Personalsituation verbunden. Insgesamt bescheinigte die Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen in ihrem Evaluationsbericht 2013 zur Situation der Genderforschung an niedersächsischen Hochschulen dem Zentrum einen „gelungenen Generationenwechsel“ und eine „Leuchtturmfunktion“ für Niedersachsen.
2011 wurde auch der jährliche Genderforschungstag eingeführt, auf dem Angehörige der Universität und der Region ihre Forschungsprojekte aus den Gender- und Queer-Studies zur Diskussion stellen. In den folgenden Jahren konnte das ZFG Jahreskonferenzen ausrichten (KEG/ FG 2011, LAGEN 2013), Kooperationen ausbauen, wie mit dem Erasmus Mundus-Studiengang European Master in Migration and Intercultural Relations (EMMIR) (seit 2011), dem Helene Lange Kolleg Queer Studies und Intermedialität: Kunst – Musik - Medienkultur - Musik – Medienkultur (2013-2016) oder der LAGEN, u.a. mit der Tagung „Queering Migration Studies“ (Oldenburg 2014).
Von besonderer Bedeutung ist die Entwicklung interdisziplinärer und transnationaler Forschungsverbundprojekte: Das Projekt „Geschlechterwissen in und zwischen den Disziplinen: Kritik, Transformation und 'dissidente Partizipation' an (akademischer) Wissensproduktion“ (2015-2019) untersuchte Bedingungen der Produktion von Geschlechterwissen seit den 1970er Jahren bis heute im fächerübergreifenden Vergleich von Biologie, Informatik und Kunst- und Kulturwissenschaften. Der Forschungsverbund „Gender, Flucht, Aufnahmepolitiken. Prozesse vergeschlechtlichter In- und Exklusionen in Niedersachsen“ (2016 -2020) analysierte aus einer gendertheoretischen Perspektive Aufnahme- und Integrationspolitiken in Deutschland. Das Lehrforschungsprojekt „Transnational Perspectives in Gender Studies“ (2019-2022) verknüpft (trans-)nationale Sichtweisen auf einer Lehr- und Lernplattform.
REGELMÄßIGE AKTIVITÄTEN
Veranstaltungen: Verschiedene Perspektiven der Geschlechterforschung werden regelmäßig öffentlich präsentiert und diskutiert. Seit 2017 sind sie zusammengeführt in der dreigliedrigen Veranstaltungsreihe "Wo Gender brennt: Aktuelle Relevanz der Geschlechterforschung in Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft", bestehend aus Vorträgen, Roundtables und halbtägigen Konferenzen sowie Lunch Talks. Das Themenspektrum reichte von der Bedrohung der Gender Studies in der Gegenwart sowie speziell in einzelnen Ländern wie der Türkei über Perspektiven fächerübergreifender postkolonialer Ansätze in der Geschlechterforschung bis zu aktuellen Entwicklungen unter der Pandemie.
Genderforschungstag: Speziell zur Nachwuchsförderung bietet er jährlich die Möglichkeit zum Austausch von Projektideen und Forschungsergebnissen.
Publikationsreihen: Das ZFG gibt zwei Schriftenreihen heraus: Studien Interdisziplinäre Geschlechterforschung (seit 2002, transcript Verlag Bielefeld) sowie Oldenburger Beiträge zur Geschlechterforschung (seit 2004, BIS Verlag Oldenburg)
FLYER zur Geschichte des ZFG (2001-2021) als pdf zum download (auf Englisch)