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Das Dorf als urbanes Projekt? Konflikthafte Ländlichkeiten am Beispiel eines niedersächsischen Dorfes

Ein Vortrag von Claudia Oltmanns auf dem 38. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (26.-30. September 2016, Universität Bamberg) in der Sektion Land- und Agrarsoziologie. 28.09.2016, 14:15 - 17:00 Uhr Veranstaltung: Das geschlossene Dorf – Renaissance einer Sozialform? Vortrag: Das Dorf als urbanes Projekt? Konflikthafte Ländlichkeiten am Beispiel eines niedersächsischen Dorfes

Abstract

In den letzten Jahrzehnten haben viele ländliche Gebiete Europas einen sozioökonomischen Niedergang und eine Umstrukturierung erfahren. Sie haben sich von landwirtschaftlich dominierten Räumen zu multifunktionalen Räumen der Produktion und des Konsums gewandelt. Zur gleichen Zeit haben rurale Landschaften in der urbanen Vorstellungswelt symbolisch an Wert gewonnen, wobei häufig ein idealisiertes Bild des Landlebens als letzte Domäne traditioneller Werte gezeichnet wird, dass dem modernen Stadtleben entgegensteht. Der Wandel ländlicher Räume wurde in der Forschung v.a. als Urbanisierungsprozess betrachtet. Wenig Aufmerksamkeit wurde bislang den Auswirkungen ländlicher Repräsentationen und der damit einhergehenden (Neu-)Erfindung von Ländlichkeit gewidmet. In meinem Vortrag wird der Blick auf alte und neue ländliche Akteure gelenkt. Die omnipräsenten räumlichen Einschreibungen der modernen Landwirtschaft lassen sich nicht mehr in das Bild vom Dorf und dem ländlichen Leben einfügen und Landwirt_Innen fühlen sich zunehmend innerhalb der Dorfgemeinschaft isoliert. Die Dorfbewohner_Innen fahren in die nächstgelegene Stadt zum Einkauf, während die städtischen Tourist_Innen den Wanderweg erschließen. Zugezogene Städter_Innen verbinden den ländlichen Lebensstil mit einer Befreiung von urbanen Zwängen, wie etwa der geforderten Vereinbarkeit von Kind und Karriere. Erzählungen von alteingesessenen Bewohner_Innen über das Dorf sind häufig idyllisierend und rückwärtsgewandt, die in der Landwirtschaft tätigen Arbeitsmigrant_Innen werden nicht thematisiert. Hier sind einige konfligierende ländliche Lebensweisen umrissen. Theoretisch und methodisch lote ich die Möglichkeiten eines praxeologischen Vorgehens für die Ländlichkeitsforschung aus. Teilnehmende Beobachtungen habe ich mit „Bewegten Interviews“ (Feltz 2007) ergänzt, um das Beziehungsgefüge von Körper, Bewegung, Raum und Geschlecht zu analysieren. Indem dadurch das Embodiment und die Materialität von Ländlichkeit in den Blick rückt, wird ein Desiderat der Forschung aufgearbeitet (Little/Leyshon 2003).
 
Feltz, Nina: Bewegungsräume in biografischen Prozessen. Zugänge durch das „Bewegte Interview“. In: Bewegungskultur, Bd. 3. Hamburg 2007. Little, Jo/ Leyshon, Michael: Embodied Rural Geographies: Developing Research Agendas. Progress in Human Geography 27 (3) (2003). 257-272.   *** Das Programm des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie ist hier abrufbar. Das Programm der Sektion Land- und Agrarsoziologie finden Sie hier.

28.09.2016 Ganztags

Universität Bamberg

Deutsche Gesellschaft für Soziologie

(Stand: 19.01.2024)  | 
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