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27. Mai 1999 143/99
Pädagogische Rehabilitation von Menschen nach
Schlaganfall im Rehazentrum Oldenburg
Oldenburg. Die Wahrnehmungsförderung von Menschen nach Schlaganfällen stand im Mittelpunkt eines vierzehntägigen wissenschaftlichen Projekts, das kürzlich unter der Leitung von Prof. Dr. Erich Westphal (Universität Oldenburg) im Rehabilitationszentrum Oldenburg stattfand. Kooperationspartner war die neurologische Abteilung des Zentrums mit ihrem Chefarzt Dr. Norbert Eilers. Westphal leitet an der Universität die Arbeitsstelle "Sensomotorik und Pädagogische Rehabilitation“ des Instituts für Sonderpädagogik, Prävention und Rehabilitation (Fachbereich 1 Pädagogik). Hintergrund des Projekts sind Bemühungen, mit dem Bereich „Sensomotorik in der pädagogischen Rehabilitation“ einen neuen Schwerpunkt in der Pädagogikausbildung in Oldenburg zu installieren sowie neue Tätigkeitsfelder für DiplompädagogInnen zu erschließen.
Die sensomotorischen Wahrnehmungsübungen wurden in der Gruppe, an der auch Schwestern, Krankengymnastinnen, Psychologinnen und Studierende der Universität Oldenburg teilnahmen, im Sitzen und hauptsächlich mit Handbewegungen durchgeführt. Bei diesen pädagogischen Übungen geht es besonders um die Wahrnehmung der verbliebenen Bewegungsmöglichkeiten, da die betroffenen Menschen meist „schlagartig“ stillgelegt werden. Sie müssen lernen, sich neu wahrzunehmen. Das geschieht durch Bewegung.
Über das Projekt, das bei allen Beteiligten viel Anklang fand, wurde von der Arbeitsstelle für die Patienten und die Klinik eine Broschüre mit Bildern erstellt, in der besonders die Studierenden ihre Erfahrungen vermittelten. Nachfolgend Auszüge aus zwei Berichten von Studierenden:
Frau K.
Nach meiner Schätzung war Frau K. nicht weit über vierzig Jahre alt, also (für meine Empfindung) erschreckend jung für einen Schlaganfall. Sie äußerte, die Krankheit habe sie so plötzlich und unerwartet aus dem Leben gerissen, daß sie große Schwierigkeiten habe, ihren jetzigen Zustand als real zu akzeptieren. Eines Tages, so sagte sie, sei sie an einem ganz normalen Tag aus der Badewanne gestiegen und einfach umgefallen. Der Schlaganfall habe ihr Leben radikal und eben “schlagartig” verändert. Mehrmals wiederholte Frau K. kopfschüttelnd: “Ich bin doch erst knapp über vierzig, das ist doch unbegreiflich.”
Schon zuvor, während der Übungen, hatte ich den Eindruck gewonnen, als schäme sich Frau K. für den erfahrenen “Funktionsverlust”. Obwohl sie mit bewundernswertem Willen und großer Ernsthaftigkeit an sich arbeitete, schien sie doch nie mit dem Ergebnis zufrieden zu sein, selbst wenn sie offensichtlich große Fortschritte machte. Oftmals beobachtete ich, wie sie leise mit sich schimpfte. Schwierigkeiten bereitete ihr vor allen Dingen die Koordination der linken Hand, deren Finger sie nach einer Anspannung nicht vollkommen entspannen konnte. Ich hatte jedoch den Eindruck, daß dies deutlich besser gelang, wenn sie geduldiger mit sich selbst umging.
Als ich sie vorsichtig darauf ansprach, antwortete sie, daß sie häufig sehr verzweifelt darüber sei, daß sie viele Dinge heute nicht mehr tun könne, die früher selbstverständlich für sie gewesen seien. Besonders nach ihren Besuchen zu Hause fiele ihr das auf, und dann sei sie so enttäuscht von sich, daß sie häufig die Geduld verliere. Ein weiterer Grund für ihr Schimpfen seien die Muskelschmerzen bei bestimmten Bewegungen. Ich machte sie darauf aufmerksam, daß es gute Gründe dafür gebe, versöhnlicher mit sich umzugehen und sich nicht zusätzlich zu quälen. Vergleiche sie sich nämlich nicht mit anderen und nicht mit der Frau K. aus der Zeit vor dem Schlaganfall, sondern mit der von letzter Woche, so gebe es keinen Grund zu schimpfen, sondern ganz im Gegenteil bestehe Anlaß zu einem Lob. (Karsten E.)
Herr B.
Nach dem Schlaganfall verbrachte Herr B. acht Tage auf der Intensivstation. Es wurde bei ihm festgestellt, daß ein Gefäß im Gehirn geplatzt war. Im Krankenhaus wurde er dann am Gehirn operiert, eine Narbe ist oberhalb des rechten Ohrs noch sichtbar. Er bekommt Einzelkrankengymnastik, Massage, Sportgruppe, Ergom