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09. September 2003 286/03
Schlichtungsgespräche kommen bei Schülern gut an
Oldenburger Psychologen untersuchten Erfolg von
Konfliktschlichtertrainings
Oldenburg. Das Angebot, mit Hilfe von Schlichtungsgesprächen Konflikte zu lösen, wird von SchülerInnen zunehmend intensiv genutzt. Dies ist eines der Ergebnisse der beiden Oldenburger PsychologInnen Prof. Dr. Ulrich Mees und Dr. Annette Schmitt, die im Rahmen eines vom "Forschungsverbund Friedens- und Konfliktforschung in Niedersachsen" geförderten Drittmittelprojekts den Erfolg eines Konfliktschlichtertrainings an drei niedersächsischen Schulen wissenschaftlich überprüft haben.
Im Rahmen des evaluierten Programms wurden SchülerInnen der achten Klassenstufe über ein Schuljahr hinweg zu KonfliktschlichterInnen ausgebildet. Begleitend dazu wurden jeweils zwei Lehrkräfte der beteiligten Schulen (Robert-Dannemann-Schule Westerstede, Hauptschule Delmenhorst-West und Hauptschule Bad Zwischenahn) qualifiziert, die das Programm längerfristig eigenständig weiterführen sollen. Die Ausbildung der SchülerInnen und LehrerInnen erfolgte durch die Jugendbildungsstätte "Jugendhof Steinkimmen".
Mees und Schmitt interessierten sich insbesondere für die Trainingserfolge bzw. Erfahrungen der ausgebildeten SchülerInnen und LehrerInnen, die Nutzungshäufigkeit der angebotenen Schülermediation durch die MitschülerInnen sowie die Auswirkungen des Programms auf den Umgang der SchülerInnen untereinander.
Es zeigte sich, dass immerhin ein Drittel der befragten SchülerInnen von acht Hauptschulklassen der Stufen 6 bis 9 (152 SchülerInnen) bereits ein- oder mehrmals das Schlichterangebot genutzt haben. Die häufigsten Anlässe für das Schlichtergespräch waren Beleidigungen (28%), körperliche Auseinandersetzungen (22%) sowie indirekte Formen der Aggression wie die Verbreitung von Gerüchten oder Mobbing. Gerade diese indirekten Aggressionsarten können von den SchülerInnen naturgemäß besser wahrgenommen werden als von den Lehrkräften. Etwa drei Viertel der Konflikte konnte gelöst werden, wobei sich zeigte, dass vor allem ein frühzeitiges Schlichtungsgespräch die Aufschaukelung von Konflikten verhindert.
Die befragten Lehrpersonen (39) schätzten den Erfolg des Programms überwiegend positiv ein. Sie sahen auch Verbesserungen in bestimmten sozialen Fertigkeiten wie etwa der "Teamfähigkeit" bei den SchülerschlichterInnen. Die 59 ausgebildeten SchülerschlichterInnen sahen dies ebenfalls so, berichteten allerdings auch über bestimmte Probleme, wie z. B. überhöhte Erwartungen der MitschülerInnen an die Konfliktschlichter.
Bei der Überprüfung der Wirksamkeit des Programms auf den Rückgang
von Gewaltvorfällen in der Schule verglichen die Oldenburger WissenschaftlerInnen
die Angaben von 344 im Jahr 2002 befragten SchülerInnen mit einer
Befragung von 181 SchülerInnen aus dem Jahr 1999 (also vor Beginn
des Programms) in der Schule in Westerstede. Positives Ergebnis ist, dass
in 10 von 18 möglichen Gewalttaten (wie z. B. körperliche Aggression,
Sachbeschädigung, Mobbing) ein bedeutender Rückgang zu verzeichnen
ist. Nur zwei Formen verbaler Aggression (verspotten und beschimpft werden)
haben aus Sicht der SchülerInnen eher zugenommen.
"Die Evaluation des Konfliktschlichtertrainings fällt insgesamt
sehr positiv aus. Unsere Studie verdeutlicht aber auch, wie wichtig eine
systematische Evaluation solcher Programme ist, um eventuell auftretende
Probleme erkennen und beheben zu können", so Mees und Schmitt
in diesem Zusammenhang.
Kontakt: Prof. Dr. Ulrich Mees, Tel.: 0441/798-5516, E-Mail: ,
Dr. Annette Schmitt, Tel.: 0441/798-5519, E-Mail: