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8. Januar 2004  005/04

Fallen und Fettnäpfchen in deutsch-niederländischen Geschäftsbeziehungen

Oldenburg. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner der Niederlande, die Geschäftsbeziehungen sind vielfältig. Dennoch kommt es häufig zu Missverständnissen und Irritationen in der Zusammenarbeit. Diese Kommunikationsprobleme standen im Mittelpunkt eines Forschungsprojekts der Niederlandistin Ute Schürings, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Seminar für Niederlandistik an der Universität Oldenburg tätig ist. Mit Hilfe von Interviews mit Geschäftsleuten, WissenschaftlerInnen, JournalistInnen und UnternehmensberaterInnen untersuchte Schürings Kulturunterschiede im Geschäfts- und Alltagsleben, bei Verhandlung und Protokollführung sowie allgemeine Probleme der interkulturellen Kommunikation. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts, das am Zentrum für Europäische Integrationsforschung der Universität Bonn angesiedelt war, liegen jetzt in Buchform vor.*

Hierarchien seien in den Niederlanden in der Regel nicht so deutlich ausgebildet wie in Deutschland, was in der Zusammenarbeit immer wieder zu Irritationen führe, konstatiert die Oldenburger Wissenschaftlerin. Der niederländische Chef sei eine Art "Primus inter Pares", ein "Kollege mit anderen Verantwortlichkeiten". Der Vorgesetzte habe zwar das Sagen, aber z.B. formuliere er einen Auftrag in Form einer Bitte oder eines Vorschlag. So sei der Satz "Wäre es vielleicht eine gute Idee, die Sache demnächst anderes anzupacken?" in den Niederlanden - anders als in Deutschland - als eine klare Weisung zu verstehen, was bei Verhandlungen berücksichtigt werden müsse. Schürings Resümee: In der Kommunikation zwischen Deutschen und Niederländern (und auch Belgiern und Luxemburgern) kommt es im Einzelfall zwar auch maßgeblich auf die "persönliche Chemie" der Gesprächs- und Verhandlungspartner an. Daneben spielen aber auch kulturelle Einflüsse sowie das weitere Umfeld (Branche, Groß- oder Kleinstadt) eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Die Forschungsergebnisse der Niederlandistin mündeten in ein landeswissenschaftliches Proseminar, das Fragen der kulturellen Identität und der Konstruktion historischer Traditionen thematisiert - und so den Bogen von konkreten Fettnäpfchen der Alltags- und Geschäftskultur zu abstrakten Kulturkonzepten schlägt.

Ute Schürings war nach dem Studium der Niederlandistik und Romanistik drei Jahre lang Redaktionsmitglied der deutschen Ausgabe von Le Monde Diplomatique. Zurzeit arbeitet sie an einer Dissertation über Berlin-Bilder in der niederländischen Literatur.

* Ute Schürings: Zwischen Pommes und Praline. Mentalitätsunterschiede, Verhandlungs- und Gesprächskultur in den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und NRW. Agenda Verlag, Münster, 14,80 EURO.

Kontakt: Ute Schürings, Seminar für Niederlandistik, Tel.: 0441/798-4395, E-Mail:

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