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Gunilla Budde

 

19. Juli 2011   281/11  

„Kapitalismus: Historische Annäherungen“
Buchpublikation: Neun Wissenschaftler versuchen Begriff des Kapitalismus neu zu bestimmen

Oldenburg. Der Kapitalismus steckt seit 2007 in einer Krise. Die Gründe sind – wie bei Wirtschafts- und Finanzkrisen der Vergangenheit auch – vielfältig und nicht ausschließlich in der Ökonomie zu suchen. Das ist der Ansatz einer Sammlung historisch argumentierender Aufsätze und Essays, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven den politischen, sozialen, kulturellen und psychologischen Dimensionen des Themas nähern: „Kapitalismus. Historische Annäherungen“ heißt die von der Oldenburger Historikerin Gunilla Budde herausgegebene Textsammlung, die soeben im Göttinger Verlag Vandenhoeck und Ruprecht erschienen ist.

Budde hat für den Band acht international renommierte WissenschaftlerInnen aus Deutschland, den Niederlanden und den USA gewonnen, die den bislang ideologisch besetzten Begriff des Kapitalismus neu zu bestimmen versuchen und für Forschung fruchtbar machen wollen. So beleuchtet der Berliner Soziologe Prof. Dr. Wolf Lepenies Krisen der Finanzwelt im Rekurs auf den großen bürgerlichen Roman: Protagonisten aus Honoré de Balzacs Comédie Humaine liefern in ungeahnter Aktualität die Blaupause für Finanzjongleure heutiger Börsen. In seinem Beitrag diskutiert der Bielefelder Historiker Prof. Dr. Hans-Ulrich Wehler die deutsche Variante des staatlich eingehegten Kapitalismus. Er erinnert an Christian Jacob Kraus (1753 bis 1807), den er als frühen Ahnherrn der Sozialen Marktwirtschaft vorstellt.
Die Berliner Historikerin und Bildungsforscherin Prof. Dr. Ute Frevert untersucht den Zusammenhang von Gefühlen und Kapitalismus. Dabei thematisiert sie ebenso Emotionen als Mittel zur Steigerung von Produktivität und Umsatz sowie ihre Rolle in den Strategien der Arbeiterbewegung. Damit die Transaktionen der Finanzmärkte gelingen können, ist, wie der amerikanische Wirtschafts- und Sozialhistoriker Prof. Dr. Hartmut Berghoff (Washington D. C.) in seinem Beitrag unterstreicht, Vertrauen unabdingbar. Wird dieses Vertrauen überdehnt, verliert es jede rationale Basis und führt geradewegs in die Krise.

Buddes Beitrag trägt den Titel „Das wechselvolle Kapital der Familie“ und untersucht die Veränderungen des Selbst- und Fremdbildes von Unternehmern im Prozess der Kapitalistischen Entwicklung. Dabei stellt sie die wichtige, doch sich wandelnde Rolle der Unternehmerfrauen im Spannungsfeld von Familie und Firma heraus. Die Berliner Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Gudrun Krämer relativiert Max Webers These von der protestantischen Ethik und dem „Geist“ des Kapitalismus und stellt eine Reihe historischer Beispiele vor, in denen eine Art „muslimischen Puritanismus“ zum Tragen kommt. Auch der amerikanische Historiker Charles S. Maier (Cambridge, MA) macht sich in seinem englischsprachigen Beitrag „Capitalism and Territory“ stark für einen Ansatz, der die unterschiedlichen Wege zum Kapitalismus berücksichtigt. Über historische und soziologische Erwägungen zum Begriff der Arbeiterklasse kommt der Amsterdamer Soziologe Marcel van der Linden zu einer Revision des klassischen Kapitalismus-Begriffs und in seinem Schlusswort plädiert der Berliner Sozialhistoriker Prof. Dr. Jürgen Kocka für eine globalgeschichtliche Öffnung des Blicks, der sich nicht nur auf westliche Spielarten des Kapitalismus kapriziert.

„Kapitalismus: Historische Annäherungen“, hg. V. Gunilla Budde, Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht, Taschenbuch, 191 Seiten, ISBN 978-3-525-30131-9, 24,95 EURO

Rezensionsexemplare können beim Verlag angefordert werden: Vandenhoeck & Ruprecht, Robert-Bosch-Breite 6, 37079 Göttingen

ⓘ www.v-r.de/de/Budde-Kapitalismus/t/1001005948/
 
ⓚ Kontakt:
Prof.Dr. Gunilla Budde, Tel.: 0441/798-4510 oder -5458, E-Mail: gunilla.budde(Klammeraffe)uni-oldenburg.de
 
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