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Kamil Marcinkiewicz

Markus Tepe

 

25. März 2013   100/13   Forschung

„Positionen, Fraktionen und Mandate“
Quantitative Textanalyse von Kurzbiografien der Bundestagsabgeordneten

Oldenburg. Kürschners Volkshandbuch begleitet die Arbeit des Bundestags seit 60 Jahren. Es enthält unter anderem die Kurzbiografien der gewählten Bundestagsabgeordneten. Die von ihnen selbst verfassten Texte sind durchschnittlich gut 100 Wörter lang. Was verraten sie über die politische Verortung der PolitikerInnen? Dr. Markus Tepe, Junior-Professor für Positive Politische Theorie / Politische Ökonomie an der Universität Oldenburg, und Dr. Kamil Marcinkiewicz, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Universität Hamburg, sind dieser Frage mit Mitteln der quantitativen Textanalyse nachgegangen. Unter dem Titel „Positionen, Fraktionen und Mandate“ haben sie ihre Forschungsergebnisse jetzt in der mda – methoden, daten, analysen. Zeitschrift für Empirische Sozialforschung veröffentlicht.
Für ihre Studie haben die Wissenschaftler die Kurzbiografien aller 622 Abgeordneten des 17. Deutschen Bundestags untersucht. Als Teil der politischen Selbstdarstellung richten sich die Texte an WählerInnen, JournalistInnen, andere Delegierte und LobbyistInnen – Adressaten also, die einen maßgeblichen Einfluss auf die politische Karriere der Abgeordneten haben. Die Kürze des Textes zwingt die Verfasser zu einer verdichteten Sprache und den Gebrauch von Signalwörtern. Um die politischen Position herauszufinden, die die Abgeordneten im Spektrum des Parlaments einnehmen, haben die Wissenschaftler die Wortwahl analysiert. Dabei griffen sie auf eine ideologische Links-Rechts-Skala zurück, die ökonomische wie gesellschaftliche Themen umfasst. Hier sind die Abgeordneten einer Fraktion ideologisch in der Regel relativ nah beieinander positioniert. Die höchste Heterogenität erzielen die Grünen, die niedrigste die CDU. Doch die Trennlinie verläuft nicht entlang der Fraktionszugehörigkeit, sondern entlang zweier sozi-kultureller Milieus: dem bürgerlich-konservativen und dem links-sozialen.
Über die Parteigrenzen und Milieus hinweg konnten die Wissenschaftler deutliche Unterschiede zwischen den Abgeordneten feststellen, die über einen Listenplatz, und denen, die über ein Direktmandat ins Parlament gezogen sind. WahlkreiskandidatInnen benutzen ein anderes Vokabular als ihre FraktionskollegInnen. Erstere legen besonderen Wert auf enge Beziehungen zur lokalen Wählerschaft und betonen Aktivitäten in ihrem Wahlkreis .
„Die quantitative Textanalyse ist flexibel genug, um Fragen jenseits der klassischen Parteienanalyse zu betrachten“, resümiert Tepe. Allerdings sei es wenig sinnvoll, sie als Alternative zur qualitativen Inhaltsanalyse zu betrachten. „Mit der quantitativen Textanalyse können Regelmäßigkeiten und systematische Unterschiede im Vokabular der Kurzbiographien beschrieben werden. Ein qualitatives Vorgehen kann dazu beitragen, die Genese dieser Texte und vor allem die Motive ihrer Verfasser zu beschreiben.“

Markus Tepe und Kamil Marcinkiewicz: „Positionen, Fraktionen und Mandate: Eine Anwendung der quantitativen Textanalyse auf die Kurzbiographien der Abgeordneten des 17. Deutschen Bundestages“, in: mda - methoden, daten, analysen. Zeitschrift für Empirische Sozialforschung , Jg. 6, Heft 2, S. 99- 132.

ⓘ www.gesis.org/publikationen/zeitschriften/mda/
 
ⓚ Kontakt:
Jun.-Prof Dr. Markus Tepe, Institut für Sozialwissenschaften, Tel.: 0441/798-4563, E-Mail: markus.tepe(Klammeraffe)uni-oldenburg.de
 
(Stand: 19.01.2024)  | 
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