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02. Mai 2014 166/14 Forschung
Bedeutender Literaturwissenschaftler: Erich Auerbach- Archiv im Institut für Philosophie eröffnet
Oldenburg. Der deutsch-jüdische Intellektuelle Erich Auerbach (1892-1957) zählt zu den wichtigsten internationalen Kulturphilosophen des 20. Jahrhunderts. Seinen Schriften und Briefen ist das neue Erich Auerbach-Archiv im Institut für Philosophie der Universität Oldenburg gewidmet, das am Donnerstag, 8. Mai, 20.00 Uhr, im Bibliothekssaal (Campus Haarentor) eröffnet wird. Den Festvortrag „Deutsche Romanisten im Exil: Die nationalsozialistische Vertreibungspolitik und ihre Folgen – der Fall Erich Auerbach" hält der Freiburger Romanist und Wissenschaftshistoriker Prof. Dr. Frank-Rutger Hausmann. Einen Tag später, am Freitag, 9. Mai, 9.30 bis 12.30 Uhr, findet das Kolloquium „Erich Auerbach als Briefschreiber – Probleme und Perspektiven“ im Karl Japsers Haus (Unter den Eichen 22) statt.
„Wir begrüßen es sehr, dass die Oldenburger Forschung zu deutsch-jüdischen Gelehrten wie Hannah Arendt und Theodor W. Adorno durch das Erich Auerbach-Archiv ergänzt wird“, erklärt Prof. Dr. Gunilla Budde, Vizepräsidentin für Studium und Lehre der Universität Oldenburg. Leiter des Archivs ist Prof. Dr. Martin Vialon, Hochschullehrer für praktische Philosophie an der Universität, der im vergangenen Jahr einer der ersten Jaspers-Fellows der Karl Jaspers-Gesellschaft e.V. war. Seinen Forschungsaufenthalt in Oldenburg nutzte Vialon, um das Erich Auerbach-Archiv in die Wege zu leiten und seine Forschungen zu dem Kulturphilosophen voranzutreiben.
„Eine der ersten Aufgaben des Archivs besteht in der Edition von Auerbachs Briefen“, erklärt Vialon, der den bereits publizierten Briefen an Benedetto Croce, Werner Krauss, Walter Benjamin, Martin Hellweg, Siegfried Kracauer, Karl Vossler und Fritz Schalk neue, bisher unveröffentlichte Konvolute hinzufügen konnte. So plant er eine Gesamtausgabe von Auerbachs Briefen – etwa 550 aus privaten und öffentlichen Archiven in den USA, Israel und Europa sowie der Türkei. „Zudem widmet sich das Archiv der Edition von vergriffenen Werken Auerbachs – vor allem seinen Essays“, so Vialon. Weiter möchte er mit dem Erich Auerbach-Archiv die Kooperation mit ExpertInnen in Frankreich, Israel, USA und Brasilien ausbauen und ein internationales Forschungsnetzwerk etablieren. Aus Anlass des 125. Geburtstages von Erich Auerbach soll im Herbst 2017 eine internationale Tagung in Oldenburg stattfinden.
Zur Person Erich Auerbach:
Erich Auerbach gehört zum Kreis deutsch-jüdischer Intellektueller, die wie Hannah Arendt, Walter Benjamin und Theodor W. Adorno ins Exil vertrieben wurden. Am 9. November 1892 als Sohn eines Kaufmanns in Berlin geboren, promovierte Auerbach zunächst als Jurist. Zurückgekehrt aus dem Ersten Weltkrieg schrieb er eine vergleichende Dissertation zur Renaissancenovelle und wurde 1930 mit seiner Studie „Dante als Dichter der irdischen Welt“ auf den Lehrstuhl für romanische Philologie nach Marburg berufen. Die Nationalsozialisten suspendierten ihn 1935, worauf Auerbach nach Istanbul emigrierte und dort von 1936 bis 1947 den Lehrstuhl für europäische Literatur innehatte. Die zweite Emigration erfolgte in die USA: Auerbach lehrte 1948 am Pennsylvania State College, wurde 1949 an das Institute for Advanced Studies eingeladen und 1950 an die Yale University berufen. Er starb am 17. 10. 1957 in Wallingford bei New Haven.
Auerbachs Hauptwerk „Mimesis. Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur“ entstand im Istanbuler Exil und wurde 1946 im Schweizer A. Francke Verlag veröffentlicht. Es wurde in rund 25 Sprachen übersetzt und gilt heute als Standardwerk der Kulturwissenschaften. Die literaturhistorischen Analysen widmen sich den Wandlungen des realistischen Erzählens in der Abfolge der antiken, jüdisch-christlichen und modernen Traditionen. Auerbach bietet eine kulturphilosophische Theorie des Subjekts, die auf theologischen, philosophischen und soziologischen Prämissen beruht.
Auf den Fotos:
Erich Auerbach, Istanbul 1944; Quelle: Martin Vialon / Erich Auerbach-Archiv.
Prof. Dr. Martin Vialon; Foto: Roman Brodel.
ⓘ | www.uni-oldenburg.de/philosophie/ |
ⓚ | Kontakt: Prof. Dr. Martin Vialon, Institut für Philosophie, Tel.: 0441/798-4397, E-Mail: mlouis.vialonyahoo.de |
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