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Forschung

Zellteilung alle tausend Jahre

Mikroorganismen aus Meeressedimenten des Pazifiks / Von Katrin Neuhalfen

Heribert Cypionka im Kühlraum des Bohrshciffs bei der Entnahme von Sedimentproben.

Vor zehn Jahren ahnte auch Prof. Dr. Heribert Cypionka, Paläomikrobiologe am Institut für Biologie und Chemie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg, noch nicht, dass sich tief in der Erde und vor allem unter dem Meeresboden gewaltige Mengen lebender Mikroorganismen befinden. Heute schätzt man, dass die so genannte tiefe Biosphäre fast ein Drittel der gesamten lebenden Biomasse der Erde beherbergt. Aus den chemischen Gradienten in den Sedimenten lässt sich ablesen, dass die Bakterien dort über große Zeiträume hinweg gewaltige Umsetzungen leisten. Ansonsten weiß man von den Bewohnern der Tiefe fast nichts, denn die Gewinnung einer nicht kontaminierten Probe von 300 Meter unter dem Meeresboden durch mehrere tausend Meter Wasser hindurch ist fast so schwierig wie die Beschaffung einer Probe vom Mars.

Die derzeit beste Technik der Probenahme und die Möglichkeit der Überprüfung möglicher Kontaminationen bietet das Bohrschiff „JOIDES Resolution“, mit dem Cypionka von Januar bis April 2002 zusammen mit MikrobiologenInnen, GeochemikerInnen und SedimentologenInnen aus aller Welt von Kalifornien nach Chile in den Pazifik fuhr.

Die Forschungsfahrt vor die Küste Perus fand im Rahmen des internationalen Tiefseebohrprogramms „Ocean Drilling Program“ (ODP) statt. Bisher war das ODP-Programm klassisch geologisch ausgerichtet. Die Forschungsfahrt 201 auf den Spuren Alexander von Humboldts, zwischen Peru und den Galapagos-Inseln, war die erste, die einen mikrobiologischen Schwerpunkt hatte. Die Sedimente der sieben untersuchten Standorte sind bis zu 40 Millionen Jahre alt. Ziel der Forschungsgruppe um Cypionka ist, die in den Sedimenten gefundenen Bakterien zu kultivieren und ihren Beitrag zu geologischen Prozessen zu analysieren.

Schon nach wenigen Zentimetern geht den Organismen im Sediment der Sauerstoff aus. Bakterien der tiefen Biosphäre sind so genannte Anaerobier, die ohne Sauerstoff leben. Ihre Lebensenergie beziehen sie aus chemischen Prozessen, indem sie beispielweise Methan auf- und abbauen.

Die Kultivierung der Bakterien ist eine fast unlösbare Herausforderung. Es reicht nicht, ihnen ein Milieu zu bieten, das dem in mehreren hundert Metern Sedimenttiefe entspricht. Denn die Bakterien leben nicht nur ohne Sauerstoff, sondern auch ohne Sonnenschein und Jahreszeiten. Nahrungsnachschub bekommen sie deshalb fast gar nicht. Die Verdopplungszeit der Populationen dürfte normalerweise Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende betragen. Obwohl die Forscher extrem verdünnte Nährmedien anbieten, treten in vielen Kulturen aufgeblähte Bakterien auf, die unter dem Mikroskop den Eindruck erwecken, an „Fettsucht“ zu leiden.

Um jede Teilung der Bakterien entdecken zu können, verwenden die Forscher des ICBM Fluoreszenz-Mikroskope, in denen mit Hilfe spezieller Farbstoffe einzelne Zellen zum Leuchten gebracht werden können. Molekularbiologische Techniken ermöglichen außerdem die Identifizierung der Mikroorganismen ähnlich wie in der Kriminalistik anhand des genetischen Fingerabdrucks. Untersuchungen dieser Art ergaben, dass viele Bakterien der tiefen Biosphäre Verwandte an anderen Standorten der Erde haben. Es lassen sich jedoch viele neue Arten gewinnen, deren genaue Erforschung die kommenden Jahre in Anspruch nehmen wird.

Bereits während der Forschungsfahrt 201 wurde an einem Standort ein Anstieg der Bakterienzahlen von mehreren Größenordnungen 90 Meter unter dem Meeresboden entdeckt. Hier verschwanden Methan und Sulfat gleichzeitig, offensichtlich aufgrund des Stoffwechsels der Mikroben. Bei deren Kultivierung im Labor darf man nun keinen schnellen Erfolg erwarten, sondern muss mit viel Geduld beobachten, welche der Bakterien „aufwachen“ und zu wachsen beginnen. Interessanterweise scheinen sich manche Bakterien durch Signalstoffe aufwecken zu lassen, wie Versuche mit Bakterien aus dem Zwischenahner Meer gezeigt haben: Nach Zusatz von bakterienspezifischen Pheromonen wachsen signifikant mehr Bakterien als ohne Zusatz. Diese Ent-deckung wenden die Wissenschaftler nun auch in Kultivierungsversuchen mit den besonders empfindlichen Bakterien der marinen Sedimente an.

Weil das Leben in den Tiefen der Erde bisher noch weitestgehend unerforscht ist, begrüßen Cypionka und seine Kollegen die Entscheidung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), die deutsche Beteiligung in dem internationalen Tiefseebohrprogramm, das seit Oktober 2002 unter dem neuen Namen „Integrated Ocean Drilling Program“ mit einem Schwerpunkt „deep biosphere“ angelaufen ist, für weitere zehn Jahre zu fördern.

http://www.icbm.de/pmbio
@ cypionka@icbm.de

Von der Wissenschaft in den Markt: OSC

Das OSC-Gebäude in der Industriestraße, Oldenburg.

Oldenburger Technologiefirmen erobern die Märkte“, so überschrieb „Die Welt“ einen ausführlichen Beitrag zu „Spin-offs“ im Umfeld der Universität Oldenburg und des Informatik-Instituts OFFIS. Die bisher erfolgreichste Gründung aus der Oldenburger Informatik heraus ist die OFFIS Systems and Consulting GmbH, kurz OSC. Die OSC setzt dort an, wo die Grundlagenforschung der Universität und die Entwicklung von Prototypen durch OFFIS aufhören. Haupt-Gesellschafter sind die Informatik-Professoren Hans-Jürgen Appelrath, Werner Damm und Wolfgang Nebel.

1999 startete die OSC mit vier Mitarbeitern, inzwischen bietet sie als „Holding“ das Dach für aktuell vier Töchter mit fast 60 MitarbeiterInnen: die OSC - Information Management AG, die OSC - Embedded Systems AG, die ChipVision Design Systems AG und die OFFIS CARE GmbH.

Die OSC - Information Management AG, die in diesem UNI-INFO als erste der vier Töchter vorgestellt wird, ist mit gut dreißig, durchweg hochqualifizierten, fest angestellten MitarbeiterInnen die größte der OSC-Töchter. Vorstand Horst Lütge, die Leiterin Beratung und Entwicklung, Annette Jasper, und der Leiter Vertrieb und Marketing, Dr. Jörg Ritter, sind mit der bisherigen Entwicklung sehr zufrieden und sehen für ihr Unternehmen weiterhin gute Perspektiven. Man sei in den letzten drei Jahren antizyklisch zum Markt stetig und gesund gewachsen und hätte neben einem berechenbaren Kundenstamm auch immer wieder neue Kunden und Ideen für zusätzliche Geschäftsfelder.

Als Dienstleistungen bietet die OSC Information Management AG kompetente Beratung bei Geschäftsprozess- und -strukturanalysen, Planung und Umsetzung von IT-Strategien sowie Auswahlverfahren und Einführung neuer Technologien incl. Projektleitung und Werkverantwortung. Besondere Kompetenzen haben die Berater und Entwickler bei so genannten Enterprise Ressource Planning-Systemen (unternehmensweite betriebswirtschaftliche Informationssysteme), Kundenmanagementsystemen, Dokumenten- und Workflow-Management und Geographischen Informationssystemen. Die dazu notwendigen Technologien kommen vorrangig aus den Gebieten Datenbanken, Data Warehousing und Web.

Die noch überwiegend regionalen Kunden stammen u.a. aus den Branchen Telekommunikation, Energieversorgung, Öffentliche Verwaltung, Pflanzengroßhandel, Schiffsbau und Versicherungen.

Lütge, Jasper und Ritter stellen übereinstimmend fest: „Im Umfeld der Oldenburger Informatik, konkret im IT-Quartier rund um OFFIS, fühlen wir uns pudelwohl. Wir bieten AbsolventenInnen der Universität und MitarbeiterInnen von OFFIS, aber auch QuereinsteigerInnen attraktive Arbeitsplätze mit Perspektiven. Das Beispiel der OSC Information Management und andere zeigen, dass auch der Nordwesten Entwicklungspotenzial für IT-Unternehmen hat.“

www.o-s-c.de/deutsch/einstieg.htm

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Faszination Chemie

Universität präsentiert sich im "Jahr der Chemie"

Kann denn Liebe chemisch sein? Mit einem Kusswettbewerb am Brandenburger Tor fiel in der Silvesternacht der Startschuss für das „Jahr der Chemie 2003“ - jetzt laufen auch an der Universität Oldenburg die ersten Veranstaltungen im Rahmen des Wissenschaftsjahres an: SchülerInnen können sich am Donnerstag, 6. Februar 2003, 9.00 bis 19.00 Uhr, im Großen Hörsaal auf dem Campus Wechloy von der Faszination der Chemie überzeugen. Der Fachbereich veranstaltet an diesem Tag in Zusammenarbeit mit dem Ortsverband Oldenburg der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) bereits zum zehnten Mal einen „Tag der Chemie“. Auf dem Programm, zu dem rund 300 SchülerInnen erwartet werden, stehen Experimentalvorträge und Poster mit vielen Informationen zu aktuellen Entwicklungen der Chemie und zu den Studiengängen des Fachbereichs. Schüler-Innen, die sich in diesem Fach besonders leistungsstark gezeigt haben, werden mit dem „Angelus Sala Preis“ und weiteren Sachpreisen ausgezeichnet. Die Veranstaltung wird unterstützt von der GDCh, dem Jungchemikerforum der GDCh, den Fonds der Chemischen Industrie sowie von über 50 weiteren Firmen.

Der „Tag der Chemie“ ist nur einer von zahlreichen Beiträgen, mit denen sich die Oldenburger WissenschaftlerInnen an dem offiziellen „Jahr der Chemie 2003“ beteiligen. Vom 3. bis 7. Februar können sich alle Interessierten per Internet-Lifeschaltung zum Beispiel in Veranstaltungen des Arbeitskreises von Prof. Dr. Katharina Al-Shamery klicken und wissenschaftliches Leben hautnah erfahren. Unter dem Motto „Hat der Teufel die Oberfläche erfunden?“ geht es um komplexe chemische Reaktionen an Oberflächen. Ob Internetschaltung, der Besuch des „Chemie-Trucks“ - einer Chemieausstellung auf Rädern - oder „Chemol“, die Experimentiermöglichkeit für jüngere SchülerInnen: Die Oldenburger WissenschaftlerInnen haben sich eine Menge einfallen lassen, um die Erfolge, Perspektiven und die Faszination der Chemie einem breiten Publikum vorzustellen.

Das „Jahr der Chemie 2003“ - der wohl bekannteste deutsche Chemiker, Justus von Liebig, würde übrigens in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag feiern - wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), der Initiative „Wissenschaft im Dialog“ und den Chemieorganisationen in Deutschland initiiert. Vor dem Hintergrund, dass es nahezu keinen Bereich gibt, in dem die Chemie keine Rolle spielt - angefangen beim Menschen selber, über die Materie bis hin zur der Herausforderung die Lebensqualität und Umwelt im Gleichgewicht zu halten - finden bundesweit zahlreiche Veranstaltungen statt. Ziel ist es, den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu fördern.

www.chemie.uni-oldenburg.de/jahrderchemie.html

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Informatik-Nachwuchsgruppe "Palladio"

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat im Rahmen des „Aktionsplans Informatik“, der dem drohenden Nachwuchsmangel von Professoren entgegensteuern soll, unter 80 Bewerbern den Informatiker Dr. Ralf Reussner und seine Oldenburger Forschergruppe „Palladio“ ausgewählt. Reussners Gruppe, deren Kooperationspartner die Oldenburger Informatiker Prof. Dr. Wilhelm Hasselbring und Prof. Dr. Hans-Jürgen Appelrath sind, wird mit nahezu einer Million Euro gefördert und voraussichtlich am 1. März die Arbeit aufnehmen.

Das Projekt ist nach dem italienischen Renaissance-Architekten Andrea Palladio (1508-1580) benannt und untersucht „Verfahren und Werkzeuge zur systematischen Konstruktion komponentenbasierter Software-Architekturen“. Reussner sieht in Entwicklern von Software nichts anderes als Baumeister, die auf einen Plan angewiesen sind, der die Einzelkomponenten und ihr komplexes Zusammenwirken beschreibt. Während sich aber beispielsweise eine Brücke gezielt für bestimmte Eigenschaften entwerfen lässt, stößt die Konstruktion von Software nach vorgegebenen Qualitätsattributen in der Regel an ihre Grenzen. Die Palladio-Gruppe will ein Verfahren entwickeln, das eine Vorhersage über die Zuverlässigkeit und das Zeitverhalten von Software-Systemen aus der Architektur und den Eigenschaften der Einzelkomponenten heraus erlaubt. Mit dem Verfahren sollen sich Entwurfsentscheidungen quantitativ bewerten und die Konstruktion von Software konsequenter systematisieren lassen.

Reussner, der in Karlsruhe Informatik studierte und dort auch promovierte, war zuletzt an der Monash University in Melbourne (Australien) tätig. Sein Wechsel nach Oldenburg ist allerdings gefährdet, da der Kooperationspartner, Prof. Hasselbring, einen attraktiven Ruf an die Universität Kassel erhalten hat. Nimmt er den Ruf an, wird voraussichtlich auch die Nachwuchsgruppe nach Kassel wechseln. Das würde für die Oldenburger Informatik insgesamt einen herben Verlust bedeuten, betonte Appelrath, der auch Dekan des Fachbereichs Informatik ist. Die Universität und der Fachbereich setzen auch aus diesem Grunde alles daran, Hasselbring mit einem sehr guten Angebot in Oldenburg zu halten.

se.informatik.uni-oldenburg.de

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Islamischer Feminismus - Vom Für und Wider religiöser Legitimation

Internationaler Workshop des Projekts "Geschlechterkonstruktionen und Gewalt" zu Religion, Nation, Macht, Gewalt und Geschlecht

Vom 12. bis 14. Dezember 2002 trafen sich auf Einladung des Projekts „Geschlechterkonstruktionen und Gewalt“ Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus vielen arabischen Ländern, aus Pakistan, Israel, Malaysia, Südafrika, der Türkei, Großbritannien, Polen, Nordamerika und Deutschland. Das Verhältnis von Macht, Gewalt und Geschlecht sollte sowohl im öffentlichen wie im privaten Bereich in Ländern mit islamischer Bevölkerungsmehrheit ausgelotet und vergleichend diskutiert werden.

Liegen inzwischen auch vielfältige Forschungsarbeiten aus den Ländern selbst vor und gibt es außerdem Frauengruppen, die auf nationaler wie internationaler Ebene politisch aktiv sind, so sind diese in Deutschland kaum bekannt.

Auf der Tagung präsent waren auch die vielfältigen Brüche und Widersprüche, die innerhalb der islamischen Gesellschaften und in ihrem Verhältnis zum Westen auf der Tagesordnung stehen. Bereits im Eingangsreferat wurde die Palästina-Frage aus der Genderperspektive aufgegriffen: Nahla Abdo sprach über „Feminismus, Nationalismus und die Suche nach einer Theorie“. Die Referentin, die an der Carleton University, Kanada, lehrt, verband dies mit einem vehementen Plädoyer für einen Diskurs auf säkularer Grundlage und die Relexion theoretischer Paradigmen.

Ihr Beitrag und die anschließende Diskussion skizzierte bereits zwei der Linien, die sich durch die Tagung zogen: der Umgang von Frauen mit politischer Gewalt und die Frage nach dem Feminismus als säkularer oder islamischer Bewegung. In einigen Beiträgen wurde dezidiert für einen Feminismus auf religiöser Grundlage oder auch für Bündnisse mit solchen Gruppierungen argumentiert, so etwa von Azza Karam, Leiterin des Women’s Program der „World Conference on Religion and Peace“ in New York, die auf interreligiöse Frauen-Bündnisse gegen Krieg und Gewalt setzt.

„Islamischer Feminismus“ mag auf den ersten Blick als Widerspruch in sich erscheinen. Die Konferenzbeiträge machten jedoch deutlich, dass sich im letzten Jahrzehnt ein Diskurs entwickelt hat, der die Grundlagen des Islam aus feministischer Perspektive reinterpretiert und bestrebt ist, dies in kulturell-religiöse und sozial-politische Praxis umzusetzen. Kontrovers blieb, welche Bedeutung dem beizumessen ist: Sind diese Strategien lediglich die einer intellektuellen Elite oder erreichen gerade religiös legitimierte Feminismen breite Bevölkerungsgruppen, die „westlich“ konnotierte Ideen ablehnen?

Die aus der Perspektive westlicher Gesellschaften so eindeutig scheinenden Grenzen zwischen islamischen und islamistischen oder fundamentalistischen Positionen wurden infrage gestellt. Differenziert wurde zwischen islamistisch und fundamentalistisch. Dies ist für Identifikationen und Koalitionen bedeutsam, nicht zuletzt wenn es um die Frage des Verhältnisses zur Gewalt geht.

Präsent waren beim Workshop auch Vertreter eines „männlichen Feminismus“, welche die Patriarchatskritik teilten, ohne dass dies bisher zu einer systematischen Auseinandersetzung mit Maskulinität in islamischen Gesellschaften geführt hätte. Auf dem Panel „Maskulinität und Nationalstaat im Mittleren Osten“, moderiert von der Medienwissenschaftlerin Dr. Amatalrauf Alsharki (Universität Sana`a, Jemen), bestand Konsens darüber, dass dies eines der zentralen Forschungsdesiderate darstellt. Weitgehend tabuisiert scheint jedoch die Analyse und die öffentliche Diskussion von Homosexualität.

Fazit: Während Verständigung darüber hergestellt werden konnte, dass die Erforschung des Verhältnisses von Gender, Nation und Gewalt nicht ohne eine Theorie der Maskulinität auskommt, so stand die Frage der Dekonstruktion von Geschlechtsidentitäten, die Infragestellung von Geschlechterdualität in islamischen Gesellschaften bisher nicht - oder noch nicht? - zur Debatte.

Lydia Potts/Mona Motakef

nach oben Lernerfolgskontrollen beim eLearning

Oldenburger Wissenschaftler legen Gutachten vor

Die PISA-Studie hat standardisierte Prüfungsverfahren als Methode zur Erfassung von Lernerfolgen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Doch längst nicht immer sind diese Testverfahren sinnvoll. Alternativen bieten Dokumentationsmethoden wie das Lerntagebuch oder das Lernportfolio.

Dies ist das Ergebnis eines Gutachtens zu Lernerfolgskontrollen von internetgestützter Weiterbildung. Erstellt wurde es im Auftrag des Bundesforschungsministeriums von Prof. Dr. Anke Hanft und Dr. Wolfgang Müskens vom Arbeitsbereich Weiterbildung der Universität Oldenburg. Auf annähernd 300 Seiten untersucht das Gutachten innovative Lernerfolgskontrollen und liefert Kriterien dafür, welche Methoden unter welchen Bedingungen eingesetzt werden können.

Die Untersuchungen machen deutlich, dass es häufig nicht möglich ist, Lernerfolge im Hinblick auf berufsbezogene Kompetenzen mit standardisierten Tests zu überprüfen. Inwieweit eine Person in der Lage ist, innovativ zu sein, Ideen durchzusetzen, Konflikte zu bestehen oder ein Unternehmen zu führen, lässt sich mit einer Prüfung kaum erfassen.

Sinnvoller sind hier Dokumentationsmethoden, die sehr viel mehr Aufschluss über die tatsächlichen Potenziale einer Person geben. Der Arbeitsbereich Weiterbildung der Universität Oldenburg setzt auf arbeitsplatznahe Lernprojekte, die durch Online-Tutoren betreut werden. Der Lernende wird immer wieder mit neuen beruflichen Anforderungen konfrontiert und kann so seine Kompetenzen im Handeln weiterentwickeln. Der praxisnahe Lernprozess wird dabei beispielsweise durch ein Lernportfolio dokumentiert: In ihm sammelt der Lernende Nachweise, die erkennen lassen, welche Aufgaben er im Rahmen des Lernprojekts zu bewältigen hatte und wie ihm dies gelungen ist.

Das jetzt vorgelegte Gutachten bildet den Abschluss des einjährigen Forschungsprojekts „Kompetenzbezogene Erfolgskontrollen internetgestützten Lernens (KEIL)“. Ein Anschlussprojekt wird sich mit der Zertifizierung der durch eLearning erworbenen Kompetenzen beschäftigen.

web.web.uni-oldenburg.de/projekte/keil.html

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Ein neuer, geschärfter Blick auf die Region

Detaillierte Landnutzungskarte aus Satellitendaten

Es sieht aus wie ein Foto, aber Schatten und Übergänge fehlen. Es könnte eine Karte sein, aber wo sind die vertrauten Linien und Symbole? Foto oder Karte - die Alternative ist falsch gestellt. Denn die Karte „Land Oldenburg - Oberfläche und Naturraum“ von Prof. Dr. Dietrich Hagen, Geograph an der Universität, ist aus 45 Millionen Bildinformationen erzeugt, die ein Satelliten-gestützter Sensor aus 700 km Höhe gesammelt hat.
Die verschiedenen Oberflächen der Erde reagieren unterschiedlich auf die Sonneneinstrahlung: ein Teil wird reflektiert, ein anderer absorbiert, ein weiterer gestreut. Jede Oberfläche hat ihre eigene Rückstrahlungscharakteristik, die für die Auswertung genutzt wurde. So entstand eine thematische Karte mit einer ungeheuren Vielfalt und Detailtreue. Ein Begleitheft liefert die wichtigsten Erläuterungen und Hinweise zur Interpretation.
Früher galt für das Oldenburger Land der Dreiklang „Geest - Marsch - Moor“. Die Karte zeigt, dass das Moor inzwischen nur noch in Resten existiert. Räume mit ähnlichen natürlichen Voraussetzungen wie die Ammerländer und die Cloppenburger Geest haben sich zu unterschiedlichen Landschaften entwickelt.
Mit den Mitteln der Fernerkundung ist eine schöne Karte entstanden, ein faszinierendes Bild und ein neuer Blick auf das Land Oldenburg.

Karte „Land Oldenburg - Oberfläche und Naturraum“, ISBN 3-89598-899-5, Isensee Verlag, 12,80 .

Rechtsvergleichung

Round Table Conference der Hanse Law School

Europäische Rechtsvergleichung zwischen Theorie und Praxis“ ist das Thema der „Round Table Conference“ der Hanse Law School, die am 6. und 7. März 2003 im Hanse-Wissenschaftskolleg Delmenhorst stattfindet und sich sowohl an WissenschaftlerInnen und StudentInnen als auch an praktizierende JuristInnen richtet.

Die Hanse Law School, ein gemeinsames Projekt der Universitäten Oldenburg, Groningen und Bremen, wurde zum Wintersemester eröffnet. Sie zielt auf ein neuartiges Studienkonzept, das die Aneignung von Kenntnissen aus unterschiedlichen europäischen Rechtsordnungen und unter der Perspektive des Rechts der Europäischen Union ermöglicht. Sowohl die Lehre als auch die wissenschaftliche Seite wird im Verbund der drei Universitäten gestaltet. In diesem Zusammenhang findet seit 1998 die so genannte „Round Table Conference“ statt.

Nachdem auf den vorhergehenden Konferenzen in Paris und Edinburgh methodische bzw. philosophische Aspekte des Europäischen Rechts zum Vergleich standen, stellt die für März 2003 geplante „Round Table Conference“ die praktischen Probleme der Rechtsvergleichung in den Vordergrund. Dafür wurden niederländische und deutsche ReferentInnen für die Bereiche Staatsrecht, Strafrecht, Europäisches Arbeitsvertragsrecht und kritische Rechtsvergleichung gewonnen.

Maßgeblich am SFB beteiligt

Der Oldenburger Psychologe Dr. Markus Knauff, der zurzeit eine Professur am Institut für Kognitionsforschung verwaltet, wird maßgeblich an dem neuen Sonderforschungsbereich „Raumkognition - Schließen, Handeln, Interagieren“ beteiligt sein. Der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligte und an den Universitäten Freiburg und Bremen angesiedelte Sonderforschungsbereich hat zum Ziel, die räumliche Intelligenz von Menschen zu verstehen, modellhaft abzubilden und in Robotermodelle umzusetzen. Die Forschungsthemen reichen dabei von der Erforschung menschlicher Raumkognition bis hin zu mobiler Roboternavigation. Knauff, der bisher an der Universität Freiburg wissenschaftlicher Mitarbeiter und Heisenberg-Stipendiat war, wurde am 1. Oktober 2002 mit der Verwaltung der Oldenburger Professur für allgemeine Psychologie beauftragt und gilt als herausragender Nachwuchswissenschaftler.

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Zu wenig genutzt: das HWK

Prof. Dr. Jürgen Rullkötter, Leiter der DFG-Forschergruppe BioGeoChemie des Watts, hat vor dem Senat die WissenschaftlerInnen der Universität Oldenburg aufgefordert, das Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK) in Delmenhorst besser zu nutzen. Es sei sehr bedauerlich, dass nicht häufiger von der Möglichkeit Gebrauch gemacht werde, besonders qualifizierte WissenschaftlerInnen aus dem In- und Ausland für Forschungsaufenthalte am HWK zu gewinnen.

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In Niedersachsen einsame Spitze

Auf das gute Abschneiden der Erziehungswissenschaften beim CHE-Forschungsranking (Centrum für Hochschulentwicklung) hat der bisherige Dekan des Fachbereichs 1 Pädagogik, Prof. Dr. Wolf-Dieter Scholz, hingewiesen. Das Ranking sieht die Oldenburger Erziehungswissenschaften bundesweit unter den ersten zehn und landesweit an der Spitze. Insgesamt wurden 54 Fakultäten bzw. Fachbereiche vom CHE untersucht. Bei der Zahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen belegte Oldenburg Platz 2, bei den Promotionen Platz 5 und beim Einwerben von Drittmitteln Platz 13. Die Einschätzung durch WissenschaftlerInnen anderer Hochschulen brachte die Oldenburger Erziehungswissenschaften auf Platz 10. Im niedersächsischen Vergleich gab es für Oldenburg bei allen vier Indikatoren nur erste Plätze. „Wir dürfen uns über unseren Erfolg freuen, müssen aber auch feststellen, dass wir im Bereich der Drittmitteleinwerbung mehr tun müssen“, sagte Scholz dazu.

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Forschungspool

Auch in diesem Jahr stellt die Universität für die Unterstützung bei der Drittmitteleinwerbung Mittel aus dem zentralen Forschungspool bereit. Gegenüber dem Vorjahr sind geringfügige Verfahrensänderungen vorgenommen und neue Antragstermine festgesetzt worden. Details sind dem „Leitfaden zur Beantragung von Finanzmitteln aus dem zentralen Forschungspool“ der Universität zu entnehmen, der auch im Internet abgerufen werden kann. Die neuen Antragstermine sind: 15. Februar, 15. Juni und 15. Oktober 2003. Nähere Auskünfte bei Dr. Rita Kurth, Dezernat 5 Planung, Tel. 798-2548.

@ rita.kurth@uni-oldenburg.de
www.uni-oldenburg.de/forschung/foerderungen/leitfaden.htm#3

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Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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