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Forschung
- Neubau für zwei Forschungszentren
Neues Millionen-Projekt am Campus Wechloy
- Wenn ein Pedaltritt den Raum verkrümmt ...
- AVACS verlängert
Weitere acht Millionen für Sonderforschungsbereich - Einige hundert Mal schneller: GOLEM I
Großrechner für Chemiker und Physiker - Das Beispiel AERONAUTICUM
Wie können nichtstaatliche Museen existieren? - Zweiter Platz für ForWind
Windstudium erfolgreich beim NordWEst Award - Bürgerliche Kulturmuster
Bürgertum und Bürgerlichkeit im 20. Jahrhundert - Preis für OSSENA
Neubau für zwei Forschungszentren
Neues Millionen-Projekt am Campus Wechloy
Die beiden Forschungszentren der Universität Oldenburg, "Neurosensorik“ und "Sicherheitskritische Systeme“, erhalten in Wechloy einen Neubau. Der Wissenschaftsrat stimmte Anfang November dem Elf-Millionen-Projekt zu und gab ihm den Platz 5 in der Prioritätenliste. Insgesamt waren bundesweit 64 Anträge gestellt worden, wovon 17 vom Wissenschaftsrat und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) empfohlen wurden.
Der Vizepräsident für Forschung, Prof. Dr. Reto Weiler, rechnet mit einer Planungsphase von zwei Jahren, bis der Grundstein für das Gebäude gelegt wird. Es ist dann neben dem Tierhaus und dem EWE-Forschungszentrum für Energietechnologie das dritte größere Bauprojekt, das innerhalb kurzer Zeit in Wechloy entsteht.
Der Bau soll für beide Forschungszentren die experimentellen Möglichkeiten erweitern und die interdisziplinäre Vernetzung der Arbeitsgruppen fördern. Dadurch werde die Voraussetzung für eine national und international sichtbare Profilbildung der Hochschule geschaffen, sagte Weiler, der ausdrücklich die Verwaltung für ihren Einsatz bei der kurzfristigen Antragstellung lobte.
Die Hauptnutzfläche des Gebäudes wird 2.000 Quadratmeter betragen. 50 Prozent sollen für Labors zur Verfügung stehen. Vier forschungsintensive Arbeitsgruppen aus beiden Zentren werden dort untergebracht. Weitere Arbeitsgruppen werden nach Projektbedarf und leistungsorientiert, wie es im Antrag heißt, in den Neubau einziehen können.
Der Bau mache die Universität weiter fit im Wettbewerb mit anderen Hochschulen und werde dazu beitragen, Oldenburg immer attraktiver für außer-universitäre Forschungsansiedlungen zu machen, betonte Weiler.
Wenn ein Pedaltritt den Raum verkrümmt ...
... dann hat man es mit einer Simulation zu tun, die auf anschauliche Weise vor Augen führt, was es mit der Relativitätstheorie auf sich hat. Auf Initiative des Instituts für Physik macht zurzeit das „Einstein-Mobil” an mehreren Gymnasien der Region Station. Mit Hilfe virtueller Welten wird so die Relativitätstheorie auch im Alltag erlebbar – z.B. beim Radfahren. Bei Lichtgeschwindigkeit, die im Modell auf fahrradfreundliche 30 km/h herabgerechnet wird, verbiegen sich Straßen und Häuserfronten. Institutsdirektor Prof. Dr. Andreas Engel möchte mit dem „Einstein-Mobil” viele Schüler „für naturwissenschaftliche Phänomene begeistern und zum Physik-Studium animieren“. |
AVACS verlängert
Weitere acht Millionen für Sonderforschungsbereich
Der Sonderforschungsbereich „Automatic Verification and Analysis of Complex Systems“ (AVACS) unter Leitung des Oldenburger Informatikers Prof. Dr. Werner Damm wird für weitere vier Jahre gefördert. Das entschied der Bewilligungsausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Im Mittelpunkt der Forschung steht die automatische Fehlerdiagnose von Steuerungssystemen in Verkehrsmitteln. Partner des Sonderforschungsbereichs, der mit weiteren 8 Millionen € gefördert wird, sind die Universitäten Freiburg und Saarbrücken sowie das Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken.
Als äußerst erfreulich, wenn auch aufgrund der hervorragenden Begutachtung nicht überraschend, wertete der Vizepräsident für Forschung, Prof. Dr. Reto Weiler, die Entscheidung der DFG. AVACS habe in den ersten vier Jahren eine ausgezeichnete und auch international sehr anerkannte Arbeit geleistet, die für die Zukunft des Verkehrs und der Mobilität unserer Gesellschaft von großer Bedeutung sei. AVACS habe auch einen großen Einfluss auf die europäische Entwicklung in diesem Bereich genommen. Die Qualität der Forschung sei nur durch einen hohen Grad an Teamarbeit und Vernetzung der beteiligten Wissenschaftler erreicht worden, sagte Damm. Er freue sich sehr über die Verlängerung, die es ermöglichen werde, die Sicherheit von verkehrstechnischen Anwendungen in allen drei Bereichen – Auto, Flugzeug und Bahn – mit mathematischen Methoden zu verbessern und damit eine für die Gesellschaft sehr wichtige Arbeit zu leisten.
An den Forschungen des SFB beteiligen sich auch die University of Pennsylvania (USA), die Academy of Sciences of the Czech Republic und die ETH Zürich.
www.avacs.org
Einige hundert Mal schneller: GOLEM I
Großrechner für Chemiker und Physiker
Das Institut für Reine und Angewandte Chemie und das Institut für Physik haben den neuen „Großrechner Oldenburg für Explizit Multidisziplinäre Forschung“ (GOLEM I) in Betrieb genommen. Der rasante Anstieg der Rechenleistung und die innovative Weiterentwicklung von Simulationssoftware bedeuten oftmals eine Ergänzung und zunehmend eine Alternative zur ausschließlich experimentellen wissenschaftlichen Arbeit. Der neue Großrechner stellt dabei die Plattform zur Entwicklung neuer theoretischer Methoden und zur Durchführung numerisch anspruchsvoller Simulationen dar.
Sehr zufrieden mit dem neuen Hochleistungsrechner: die Chemiker Thorsten Klüner (r.) und Rainer Koch. Foto: Wilfried Golletz |
Hauptnutzer des Hochleistungsrechners sind die Arbeitsgruppen der Theoretischen Chemie und in zunehmendem Maße auch der Theoretischen Physik sowie ForscherInnen aus dem Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM). Dabei ist die Vielfalt der untersuchten Fragestellungen außerordentlich groß. So berechnen die Chemiker z.B. mit aufwändigen quantenmechanischen Methoden die Struktur von Molekülen und den Mechanismus chemischer Reaktionen. Erst kürzlich wurde dabei ein neuer Mechanismus zur ultraschnellen Steuerung von Nanomaschinen entdeckt.
Die Physiker hingegen untersuchen Vielteilchensysteme und Optimierungsprobleme, wie sie u.a. in der Festkörperphysik, in der Molekularbiologie, im Transportwesen oder in der Informatik auftreten. Die interdisziplinäre Breite der untersuchten Fragestellungen liefert an Schnittstellen gemeinsamer Forschungsprojekte Synergieeffekte, die konventionelle Grenzen zwischen Physik, Chemie, Biologie, Informatik und angewandter Mathematik sprengen.
Durch die Bündelung von Ressourcen und Fachwissen erhoffen sich die an GOLEM I beteiligten Arbeitsgruppen den verstärkten Ausbau des wissenschaftlichen Rechnens in Oldenburg als zukunftsweisende Strategie moderner Naturwissenschaften.
GOLEM I besteht aus 83 vernetzten und integrierten Knotenrechnern mit insgesamt 310 Prozessoren und besitzt einen Hauptspeicher von 744 GigaByte. Zur Speicherung temporärer Daten ist das System mit einer Festplattenkapazität von 24.000 GigaByte ausgestattet. Die Gesamtleistung liegt mit etwa 1.2 TFLOP (1 TFLOP = 1 Billion Fliesskommaoperationen pro Sekunde) im Vergleich zu herkömmlichen Arbeitsplatzrechnern einige hundert Mal höher. Der Nachfolgerechner GOLEM II befindet sich zur Zeit in der Planungsphase.
www.csc.uni-oldenburg.de
Das Beispiel AERONAUTICUM
Wie können nichtstaatliche Museen existieren?
Nichtstaatliche Museen sind auf ein Mindestmaß an staatlicher Unterstützung angewiesen. Darüber hinaus ist für ihren dauerhaften Fortbestand notwendig, dass sie die klassischen Museumsaufgaben wahrnehmen wie Sammeln, Bewahren, Forschen und Ausstellen und zudem eine betriebswirtschaftliche Professionalität erreichen. Das ist das Fazit eines inzwischen abgeschlossenen Forschungsprojekts unter der Leitung von Prof. Dr. Gert Reich (Institut für Technische Bildung ITB).
In dem Kooperationsprojekt arbeiteten mehrere Forschungseinrichtungen der Universität und das Deutsche Luftschiff- und Marinefliegermuseum AERONAUTICUM in Nordholz (Landkreis Cuxhaven) zusammen. Die Ergebnisse des Projekts, das von der EU von 2002 bis 2005 mit 1,45 Millionen € gefördert wurde, liegen jetzt in Buchform vor (Hrsg.: Reinhard Meiners, Gert Reich, Unternehmen Museum, BIS-Verlag der Universität Oldenburg, ISBN 978-3-8142-2069-7).
Beteiligt waren seitens der Universität – außer dem ITB – der Masterstudiengang „Museum und Ausstellung“ (Prof. Dr. Rudolf Holbach, Prof. Dr. Gudrun Gleba, Historisches Seminar), der Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Unternehmensführung und Betriebliche Umweltpolitik (Prof. Dr. Reinhard Pfriem) und das Institut für Sozialwissenschaften (Prof. Dr. Anabella Weismann).
Hintergrund des Fachprojekts ist der Umstand, dass sich sowohl die staatlichen als auch die nichtstaatlichen Museen in einer tiefgreifenden Identitätskrise befinden. Die traditionellen Museumsaufgaben stehen im Widerstreit mit den notwendig gewordenen Inszenierungs- und Serviceleistungen, die dem Museumsbesuch einen immer stärkeren „Event-Charakter“ verleihen. Dazu kommen finanzielle Probleme infolge leerer öffentlicher Kassen und einer größer werdenden Konkurrenz.
Für das AERONAUTICUM und auch andere nichtstaatliche Museen halten die WissenschaftlerInnen eine Unterstützung mit öffentlichen Mitteln auf niedrigem Niveau für unbedingt notwendig. Sie regen jedoch an, hier nicht nach dem Gießkannenprinzip zu verfahren, sondern Faktoren wie die wirtschaftliche Bedeutung für die Region stärker zu berücksichtigen. In den Museen selbst sei eine klare Ausrichtung der Werbemittel auf Zielgruppen (Touristen, Einheimische) geboten sowie eine Ausweitung von gastronomischen Angeboten und Verkaufsmöglichkeiten (Museumsshops). Zudem seien regelmäßige Sonderausstellungen für Besucher besonders attraktiv.
www.uni-oldenburg.de/itb/17672.html
Zweiter Platz für ForWind
Windstudium erfolgreich beim NordWest Award
Erfolg für das Weiterbildende Studium „Windenergietechnik und -management“ der Universität Oldenburg: bei dem NordWest Award 2007 belegte es einen der beiden 2. Plätze unter 122 Bewerbern aus dem gesamten Weser-Ems-Gebiet. Das Preisgeld beträgt 3.750 €. Der erste Preis ging an Werder Bremen für das Projekt „100 Schulen – 100 Vereine“. Unter die zehn Finalisten kam auch RegIS-online.
Auszeichnung für Windstudium (v.l.): Stephan-Andreas Kaulvers (Vorstandsvorsitzender der Bremer Landesbank), Moses Kärn (ForWind), Nicole Kadagies (Windenergie-Agentur Bremerhaven/Bremen e. V.) und Ministerpräsident Christian Wulff. |
Der regionale Förderpreis der Bremer Landesbank belohnt Initiativen, die mit besonderer Tatkraft und Kreativität die Entwicklung des nordwestdeutschen Raums fördern. Das 2006 ins Leben gerufene und stark nachgefragte Studium Windenergie – ein Gemeinschaftsprojekt des Zentrums für Windenergieforschung ForWind, der Windenergie-Agentur Bremen/Bremerhaven e.V. und der Stadt Oldenburg – wurde ausgezeichnet, weil es als innovativer Weiterbildungsstudiengang für die Weiterentwicklung der Windenergiekompetenz in der Region sorge und ein richtungweisendes Bildungsangebot schaffe, so die Jury unter Vorsitz von Ministerpräsident Christian Wulff. Bereits im letzten Jahr war das Studienangebot im Finale nominiert.
Derzeit läuft der zweite Durchgang des Studiums, an dem 24 NaturwissenschaftlerInnen, IngenieurInnen, TechnikerInnen, JuristInnen und Kaufleute teilnehmen. Wie bereits bei der Einführung 2006 gab es deutlich mehr BewerberInnen als Plätze. Die Studierenden kommen aus ganz Deutschland. Für den nächsten Kurs, der im September 2008 startet, liegen bereits mehr als 50 Anfragen vor.
Der Studiengang bietet ein vertieftes Systemwissen auf den Gebieten der Planung, Finanzierung, Realisierung und des Betriebs von Windparks. Die vermittelten Kenntnisse und Kompetenzen liefern die Basis für fundierte Entscheidungen bei Windenergieprojekten. Das Angebot unterstützt beim beruflichen Einstieg bzw. Umstieg in die Windbranche und wird zudem von Unternehmen als Programm zur Führungskräfteentwicklung genutzt.
Das Studium Windenergietechnik und -management wird finanziell gefördert von der EWE AG, wpd AG, GE Energy und der Bremer Landesbank. Weitere Unterstützung erfährt das Programm durch einen Beirat, der sich aus namhaften Unternehmen und Verbänden der Branche zusammensetzt.
Bürgerliche Kulturmuster
Bürgertum und Bürgerlichkeit im 20. Jahrhundert
Mediale Beschwörungen einer „neuen Bürgerlichkeit“ sind an der Tagesordnung. Deutlich verhaltener jedoch hat sich die historische Forschung den Phänomen von Bürgertum und Bürgerlichkeit im 20. Jahrhundert bislang gewidmet. Breiter Konsens war schließlich, dass die Hochphase von Bürgertum und Bürgerlichkeit eindeutig im 19. Jahrhundert anzusetzen sei. Lassen sich auch im 20. Jahrhundert noch Formen von Bürgerlichkeit ausmachen, namentlich nach den beiden Weltkriegen? Diese Fragen diskutierten international ausgewiesene BürgertumsforscherInnen auf einer Tagung Ende Oktober 2007 in der Evangelischen Akademie Loccum. Zu den Veranstaltern der von der ZEIT-Stiftung geförderten Tagung gehörte die Historikerin Prof. Dr. Gunilla Budde.
Die WissenschaftlerInnen beschäftigten sich mit Orten und Institutionen, in denen sich bürgerliche Kulturmuster und Praktiken ausprägten. In den Blick kamen etwa mittelständische Unternehmer, Bürgerbewegungen der 1960 und 1970er Jahre, das freiwillige soziale Jahr als „Schule der Bürgerlichkeit“, Wohltätigkeit als bürgerliches Aktionsfeld oder die bürgerliche Familie mit ihren vermeintlich „neuen Vätern“. Unter dem nicht zuletzt durch die europaweite Bildungsexpansion entstehenden Nivellierungsdruck wuchsen, so ein Befund, die Distinktionsbedürfnisse und -angebote. Und: das Bürgertum internationalisierte sich, es wurde noch mobiler, die Kommunikation grenzüberschreitender als schon im 19. Jahrhundert.
Preis für OSSENA
Das Projekt „OSSENA – Ernährungsqualität als Lebensqualität“ der Universität Oldenburg ist am 15. November mit dem „Förderpreis Ernährungskultur“ der Universität Kassel ausgezeichnet worden. Der von der Johannes Fehr GmbH & Co KG gestiftete Preis ging an drei Projekte in Deutschland und Österreich.
OSSENA ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt, das von 2003 bis 2007 am Institut für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspädagogik unter Leitung von Prof. Dr. Reinhard Pfriem sowie Prof. Dr. Thorsten Raabe durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde. Ziel von OSSENA war es, Möglichkeiten und Perspektiven einer nachhaltigen Ernährungskultur am Beispiel der Region Ostfriesland zu untersuchen.