Prof. Dr. Katharina Al-Shamery

Kommissarische Präsidentin der Universität von 2014-2015

Prof. Dr. Katharina Al-Shamery, 1958 geboren in Eutin, studierte Chemie an der Universität Göttingen und an der Université de Paris Sud. Der Promotion 1989 an der ETH Zürich folgten ein zweijähriger Forschungsaufenthalt an der Universität Oxford und die Habilitation an der Universität Bochum. Von dort aus wechselte sie an das Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin. Ihren ersten Ruf erhielt sie 1998 an die Universität Ulm, folgte aber bereits 1999 dem an die Universität Oldenburg. Als Direktorin des Instituts für reine und angewandte Chemie initiierte sie 2006 das Frühstudium besonders begabter Schüler. 2008 folgte sie einer Einladung als Fellowship des Radcliffe Institute for Advanced Study der Havard University. Seit 2009 ist sie Honorarprofessorin an der Syddansk Universitet, Odense (Dänemark). Zudem übernahm sie Aufgaben in verschiedenen Wissenschafts- und Fachorganisationen. Unter anderem gehörte sie als erste Oldenburgerin dem Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (2013-2015) an. 2010 wurde sie zur Vizepräsidentin für Forschung gewählt, vier Jahre später zur kommissarischen Präsidentin der Universität Oldenburg ernannt. Al-Shamery ist Mitglied zahlreicher Gremien und Organisationen sowie Gutachterin und Auswahlkommissionsmitglied von diversen nationalen und internationalen Exzellenzprogrammen. Zu ihren Auszeichnungen gehören u. a. der Ernst-Haber-Bodensteinpreis der Deutschen Bunsengesellschaft (1997), das Bundesverdienstkreuz (2011) sowie ihre Berufung in die Nationale Akademie der Wissenschaft Leopoldina (2013).

Persönlicher Rückblick auf die Amtszeit

(aus „Mehr Lust als Last?”[1])

Plötzlich Präsidentin

Das Telefon klingelte am 9. Januar 2014 abends: die Nummer von Prof. Dr. Babette Simon erschien auf dem Display. Dies war nichts Ungewöhnliches, rief mich die Präsidentin immer wieder einmal an, um sich nach ihrem Arbeitstag spät noch oder am Wochenende in Ruhe mit mir auszutauschen. Dieses Mal war der Anruf kurz und inhaltsschwer. Sie teilte mir mit, dass sie den Vorsitz des Vorstands des Universitätsklinikums in Mainz übernehme, was am nächsten Tag auf einer dortigen Pressekonferenz angekündigt würde. Sie bat darum, mich für die interimsweise Leitung der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg vorschlagen zu dürfen. Laut niedersächsischem Hochschulgesetz sind Vizepräsidentinnen oder -präsidenten verpflichtet, die Aufgabe zu übernehmen. Überrumpelt sagte ich zu, ohne zu ahnen, was in den nächsten zwei Jahren auf mich zukommen sollte. Am 23. Januar war es dann offiziell. Frau Simon kündigte ihren Weggang und meine Übernahme der Geschäfte, die von der Ministerin schon vorab bestätigt war, auf dem Neujahrsempfang der Universität im Theater an. Man hätte eine Stecknadel selbst auf den obersten Rängen fallen hören können, so perplex waren alle. Meine Ernennung zum 1. April traf dann am 6. Februar ein. Im März durfte ich Frau Simon bereits vielfach vertreten.

Der Beginn war eine Herkulesaufgabe, die nicht nur damit zusammenhing, völlig unvorbereitet eine derartige Führungsrolle zu übernehmen. Ich hatte als Wissenschaftlerin nicht nur eine experimentell forschende Arbeitsgruppe zu leiten, die eines ständigen Austausches bedurfte und einherging mit der normalen Tätigkeit einer Wissenschaftlerin, wie Anträge und Gutachten schreiben, Ergebnisse publizieren, Vortragsreisen unternehmen sowie Tagungen organisieren. Darüber hinaus hatte ich vielfältige Funktionen in der deutschen Forschungslandschaft, die ich natürlich weiterführen wollte für mein Leben nach der Amtszeit. So war ich unter anderem zu diesem Zeitpunkt als erste Oldenburger Wissenschaftlerin Mitglied im Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), gehörte dort auch dem Ombudsmann-Gremium an, und war Mitglied in diversen Advisory Boards und einem Projektauswahl-Komitee für DESY, Hamburg. Später wechselte ich von der DFG zur Strategiekommission der Leibniz Gemeinschaft. Bis zum 1. Juni 2014 musste ich parallel zudem die Aufgaben als Vizepräsidentin für Forschung und Transfer weiterführen, bis mich dann Prof. Dr. Dr. h. c. Hans-Jürgen Appelrath mit Übernahme des Amtes entlasten konnte. Außerdem steckte meine Tochter in den Vorbereitungen zum Abitur, und auch mein zwölfjähriger Sohn wollte sich gelegentlich mit mir unterhalten. Mein Mann trug alles stoisch.

Die neue Führungsaufgabe hätte ich nicht unbeschadet übernehmen können, hätte ich nicht neben einem exzellenten Coach einen sehr guten Mitarbeiterstab gehabt, den ich jederzeit zurate ziehen konnte.

Meine Ausgangsposition

Was war meine Ausgangsposition? Nun, ich hatte ja bereits im Präsidium als Vizepräsidentin für Forschung und Transfer die Entwicklung der Universität mehr als dreieinhalb Jahre begleitet und dort mein ganzes Herzblut investiert. Meine Hochschule hatte sich in den vorangegangenen Jahren hervorragend entwickelt. Frau Simon hatte sie nicht nur in der Region noch sichtbarer gemacht, sondern war bei jeder wichtigen Veranstaltung in Hannover oder Berlin präsent, so dass die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg sich auch national einen Namen gemacht hatte. Nicht zuletzt die Einrichtung der European Medical School (EMS) gemeinsam mit der Partneruniversität Groningen, die erfolgreiche Einwerbung eines Exzellenzclusters in der Hörforschung mit Sprecherrolle seitens unserer Universität und der zunehmende Forschungserfolg auf Landes- und Bundesebene hatten für Furore gesorgt. Dazu gehörte aber auch das von Frau Simon gepflegte, ständige Netzwerken. Dies galt es fortzuführen und brachte viele Termine außerhalb Oldenburgs mit sich, was zur massiven Verdichtung des Terminkalenders führte. Die national diskutierten Themen wie Internationalisierung und strukturierte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses hatte Frau Simon aufgenommen und in die Universität getragen. Hochschulpolitisch hatte sich die Universität in den letzten Jahren größtenteils in ruhigeres Fahrwasser begeben. Die großen Gräben, die sich vor Einrichtung der EMS aufgetan hatten, weil ein Teil der Universität einen Ausverkauf der anderen Fakultäten befürchtete, hatten sich geschlossen. Aber nicht allen kann man es recht machen, und die Aufbauphase einer neuen Fakultät verläuft nie ganz reibungslos. In diesem Bereich gärte es immer wieder.

Ich hatte den Ehrgeiz, nicht nur verwaltend tätig zu sein, sondern wollte die positive Entwicklung der Universität weiter vorantreiben. Dabei war mir sehr bewusst, dass ich erst Autorität bei den Kolleginnen und Kollegen innerhalb und außerhalb der Universität gewinnen musste, denn ein „m.d.W.d.G.b.“ (mit der Wahrnehmung der Geschäfte betraut) im Amtstitel wird bei vielen damit assoziiert, dass man nicht die wirkliche Präsidentin, sondern eher eine Eintagsfliege ist, der man angesichts der relativ kurzen Amtszeit nicht die Beachtung schenken muss, die das Amt eigentlich erfordert.

Königlicher Besuch in der Reformuniversität

Nun, egal ob ich nur verwaltend oder gestalterisch tätig war, die Ereignisse kamen Schlag auf Schlag. Wir hatten kaum die Verabschiedungsmatinee von Frau Simon unter Beisein der niedersächsischen Wissenschaftsministerin Dr. Gabriele Heinen-Kljajić am 21. März 2014 glücklich hinter uns gebracht, da kam ein aufregender Anruf aus den Niederlanden: Seine Majestät König Willem-Alexander, König der Niederlande, Prinz von Oranien-Nassau, und Ihre Majestät, Königin Máxima, Prinzessin der Niederlande, Prinzessin von Oranien-Nassau, planten eine Reise zu den deutschen Städten im Grenzbereich ihres Landes. Oldenburg sollte dazu gehören. Man stelle sich vor: die ehemalige linke Reformuniversität goes royal! Dies musste, so hieß es aus dem Königshaus, aber bis kurz vor dem Besuch absolut geheim bleiben. Dem Telefonat folgten mehrere vorbereitende Gespräche mit immer größeren Personenkreisen, die offiziell bei uns aus Gründen der Geheimhaltung als „niederländische Delegation“ bezeichnet wurden. Es begann mit zwei Vertretern aus der Diplomatie. Die letzte Gruppe kam im großen Bus mit zusätzlichen Vertretern des Protokolls aus den Niederlanden und aus Niedersachsen, mit Pressevertretern sowie lokaler Polizei und Sicherheitsleuten. Die EMS sowie das Thema „Erneuerbare Energien“ waren für den König von Interesse. Leider gab es zu dem Zeitpunkt noch keine niederländischen Medizinstudierenden bei uns, und auch im Studienfach Niederlandistik, dem einzigen Vollstudiengang dieses Fachs in Deutschland, waren nur wenige Niederländer eingeschrieben.

Da Ministerpräsident Stephan Weil ebenfalls zugegen sein würde, hatte ich mich aus politischen Gründen entschieden, das An-Institut NEXT ENERGY der Universität zu platzieren, da auf politischer Ebene gerade Gespräche zur langfristigen Finanzierung des zeitlich befristeten, von der EWE AG finanzierten An-Instituts geführt wurden. Das niederländische Vorbereitungskomitee äußerte den Wunsch, den Besuch mit einer internationalen Tagung zu bereichern, die der König eröffnen sollte. Wir einigten uns auf einen deutsch-niederländischen Workshop. Gemeinsam mit Professor Dr. Carsten Agert, dem Leiter von NEXT ENERGY, luden wir 20 bekannte Forscherinnen und Forscher aus Deutschland ein, die Niederländer eine gleiche Anzahl aus ihrem Land. Für die Vorbereitung hatten wir nur wenige Wochen Zeit, um möglichst viele Bigshots zu gewinnen, was kurzfristig eigentlich nicht möglich ist. Erschwerend kam hinzu, dass Ostern in diese Zeit fiel und NEXT ENERGY gerade erst eine große Tagung mit vielen dieser Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern veranstaltet hatte. Daher klapperte ich jeden telefonisch höchstpersönlich ab, sodass niemand „Nein“ sagen konnte.

Am 26. Mai, dem Besuchstag, lief dann alles wie am Schnürchen. Das Wetter war phantastisch. Es waren aber nicht die befürchteten großen Menschenmassen erschienen, sodass unsere Sorgen um die frisch verlegte Tartanbahn des angrenzenden Sportplatzes unbegründet waren. Die Papparazzi hatten eine feste Ecke, von der sie Fotos machen durften. Ich war instruiert worden, wie ich dem König die Hand zu geben hatte. Als Tagungsform hatten wir uns für eine Podiumsdiskussion unter der Leitung des Wissenschaftsjournalisten und Fernsehmoderators Ranga Yogeshwar entschieden, der Arbeitsgruppensitzungen zur Erarbeitung eines gemeinsamen deutsch-niederländischen Positionspapiers folgten. Das Königspaar hörte der Podiumsdiskussion aufmerksam zu und zeigte sich auch bei der anschließenden Führung durch das Institut außerordentlich interessiert an den Forschungsarbeiten.

Am Abend war ich dann zu einem gemeinsamen Abendessen – wie andere Gastgeber dieses Tages auch – ins Schloss Wilkinghege bei Münster eingeladen. Der Kaffee nach dem Essen wurde an Stehtischen eingenommen, sodass das Königspaar Gelegenheit hatte, sich mit den Gästen zu unterhalten. Ich bin normalerweise nicht auf den Mund gefallen und Stand und Herkunft einer Person sind mir ziemlich egal, aber ich fühlte mich anfangs wie ein Backfisch, als der König zu meinem Tisch kam und mit mir sehr kenntnisreich über Erneuerbare Energien diskutierte. Auch erzählte er spannend von seiner Zeit als Pilot in Afrika für „Ärzte ohne Grenzen“ und von der Jagd auf Wilderer. Als kleines Dankeschön erhielt ich später ein gerahmtes Autogramm vom Königspaar, das ich schweren Herzens am Ende meiner Amtszeit im Präsidium zurückließ.

40 Jahre Universität und andere Termine

Mein dichter Terminkalender beinhaltete auch Festakte an anderen Universitäten, wie z. B. das 400-Jahr Jubiläum der Rijksuniversiteit Groningen, die dieses Ereignis kurz, dafür in 14 Tagen intensiv, Mitte Juni feierte. Eindrücklich verliehen die Groninger in jeder Fakultät eine Ehrendoktorwürde, was in einem eindrucksvollen Festakt begangen wurde, zu dem Präsidiumsvertreter der zahlreichen internationalen Netzwerkuniversitäten geladen waren. Diese Gäste marschierten, schwer behangen mit goldenen Amtsketten, in ihren vielfältigen Talaren – auf dem Kopf die merkwürdigsten Hüte – in die große Kirche, dem Ort der Feier, ein. Prof. Dr. Bernd Scholz-Reiter, Rektor der Universität Bremen, und ich saßen allerdings im Seitenschiff, weil wir ohne Talar, der an unseren Reformuniversitäten undenkbar ist, nicht mit einziehen durften.

Unsere Universität feierte ihr 40-jähriges Jubiläum ganz anders: mit vielen kleineren, wunderbaren Veranstaltungen über das ganze Jahr 2014 verteilt. Meine persönlichen Highlights waren der Bibliotheksball, die 70er Jahre Revue der Studierenden (teilweise mit von den Eltern geliehenen Originalkleidungsstücken), die Eröffnung der Dauerausstellung zum Leben und Wirken von Carl von Ossietzky in der Bibliothek (für die zeitweise die Nobel-Preis-Urkunde aus dem Tresor geholt wurde), das internationale Sommerfest „Offen für Vielfalt“ (angelehnt an das Universitätsmotto „Offen für neue Wege“), die 70er Jahre Feier mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universität, die Ausstellung Studierender mit dem Thema „Wolkenkuckucksburg – was wäre die Stadt ohne die Universität“ und die Universitätspredigten der Kolleginnen und Kollegen neben zahlreichen weiteren Veranstaltungen. All das war unter der Regie unserer Stabsstelle Presse & Kommunikation geplant und organisiert worden.

Ein weiteres Highlight gab es am 11. Juli 2014: Das Forschungsschiff „Sonne“ wurde in Rostock-Warnemünde von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel getauft. Die „Sonne“ ist Deutschlands modernstes Forschungsschiff von 116 m Länge und 20,6 m Breite und wurde in der Meyer-Werft in Papenburg gebaut. Da Niedersachsen den überwiegenden Anteil der Länderfinanzierung übernahm (er beträgt 10% der Betriebskosten, der des Bundes 90%), wurde der Heimathafen des Schiffes auf Wilhelmshaven festgelegt, auch wenn das Schiff fast nur im Pazifik und Indik fahren wird. Auf dem riesigen Schornstein prangt das Logo des Oldenburger Instituts für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM), dass das Forschungsdatenmanagement übernimmt. Für die Organisation der Schiffstaufe hatte das Zentrum für Marine Umweltwissenschaften (MARUM) aus Bremen beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sofort die Hand gehoben. Am Veranstaltungstag lernte ich warum. Das MARUM präsentierte sich in einer großen Ausstellung auf dem Schiff der Bundeskanzlerin, während dem ICBM eine verschämte Ecke für ein Poster zugestanden wurde. Die Führung über das Schiff für Bundeskanzlerin Angela Merkel übernahm dann auch der damalige Leiter des MARUM. Unsere Wissenschaftsministerin durfte dem Pulk um die Kanzlerin herum hinterherlaufen, ich schaute hinter der Absperrung zu. Dafür hatte ich bei der Übergabe des Schiffs an die Wissenschaft die Federführung und konnte deutlich machen, dass die Universität Oldenburg eine hervorragende Stellung in der Meeresforschung hat. Sie fand am 17. November 2014 in Wilhelmshaven unter Anwesenheit von Bundeswissenschaftsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka, dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil und der niedersächsischen Wissenschaftsministerin Dr. Gabriele Heinen-Kljajić statt.

Alltag und Netzwerkbildung

Parallel zu diesen Megaereignissen liefen natürlich die normalen zeitintensiven Amtsgeschäfte. Der Terminkalender war gespickt voll mit Präsidiumssitzungen, Jours fixes, Klausursitzungen, Telefonterminen, Berufungs- und Bleibeverhandlungen, Senatssitzungen oder Terminen im Zusammenhang mit meinen wissenschaftlichen Arbeiten, sodass ich mir sogar die biologischen Pausen von der verplanten Zeit abknapsen musste. Später kamen noch Treffen mit dem Personalrat und den Fachschaften hinzu. Wichtige Zeit verbrauchten auswärtige Sitzungen, so die des Nordverbunds (eines strategischen Zusammenschlusses sieben norddeutscher Universitäten) und der mittelgroßen Universitäten, Sitzungen der Landeshochschulkonferenz sowie der deutschen Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Daneben fuhr ich zu weiteren Strategieveranstaltungen in Berlin, um dort insbesondere die neuesten Entwicklungen zur kommenden Ausschreibung der Exzellenzinitiative zu erfahren und vor allem Netzwerke zu erweitern, auf die es besonders ankommt, wenn man erfolgreich agieren will. „Deswegen bin ich hergekommen“, erklärte mir mein Kollege von der Exzellenzuniversität Aachen bei einer Kaffeepause. Auch zur Jahrestagung der Fraunhofer-Gesellschaft in Freiburg fuhr ich. Ich ließ mich dort blicken, da wir im Gespräch mit der Gesellschaft über einen Forschungsausbau und weitere Kooperationen standen. Da wir auch ein Helmholtz-Institut des Alfred-Wegener-Instituts in Oldenburg beantragen wollten, setzte ich die Kommunikationspflege in dieser bedeutenden Forschungsinstitution ebenfalls fort. Im Oktober 2016 wurde dieser Antrag genehmigt – ein wiederum großer Schritt auf dem sehr erfolgreichen Weg der jungen Universität.

Innerhalb der Universität gab es ebenfalls einige bemerkenswerte Prozesse. Ich hatte mich entschlossen, die jährlichen Gespräche mit den Fakultäten, die Frau Simon eingeführt hatte, auch 2014 durchzuführen, da man dabei viel über Probleme an der Basis erfuhr. Forschungsreferent Thorsten Schulz hatte mir zwar vorgeschlagen, sie ein Jahr auszusetzen, doch ich hielt daran fest, bedauerte es später aber angesichts der großen Arbeitsbelastung meines Mitarbeiterstabs. Denn ein weiterer Prozess beschäftigte uns die ganze Zeit über sehr intensiv. Das Land wollte mit uns Zielvereinbarungen für die Zeit 2014-2018 abschließen. Anders als bisher üblich gab das Ministerium einen sehr detailreichen Katalog vor, der in den Vereinbarungen abzuarbeiten war. Man erhielt den Eindruck, dass die Politik damit sehr weit in die Universitäten hineinregieren wollte. Es gab auf die jeweilige Hochschule abgestimmte Passagen in einem ersten Teil, der dem Land Sanktionen bei Nichterfüllung ermöglichen sollte. Im zweiten Teil waren Absichtserklärungen zur Entwicklung der Universität formuliert, bei denen zu befürchten war, dass sie in einer späteren Vereinbarung möglicherweise in den Sanktionsteil rutschen könnten. In mehreren transparent gestalteten Diskussionsrunden unter Einbezug der Gremien erarbeiteten wir ein Papier, über das bis zum Schluss bezüglich der Sanktionen mit dem Ministerium gefeilscht wurde. Die Diskussionen zogen sich über das ganze Jahr hin. Es wurden viele Argumente bis zur Unterzeichnung der Vereinbarung kurz vor Toresschluss am 11. Dezember 2014 ausgetauscht. Dabei mussten wir eine Kröte schlucken, die uns besonders zu schaffen machte: Die vorhersehbare Nichtauslastung unserer „Orchideenfächer“ würde zu dauerhaften Streichungen von Finanzzuweisungen führen. Wir beschlossen, den Schaden in Grenzen zu halten, indem wir dafür sorgten, dass die Reduzierungen nicht allein den betroffenen Fakultäten aufgebürdet werden, sondern auch andere Bereiche die Lasten mittragen.

Profil

Die Tinte unter den Zielvereinbarungen war noch nicht ganz trocken, da mussten wir den darin vom Land eingeforderten Prozess beginnen, einen Hochschulentwicklungsplan binnen etwas mehr als Jahresfrist zu erstellen. Bei Nichterfüllen würde uns das Land als Sanktion die Wiederbesetzung freiwerdender Stellen nicht erlauben. Wir setzten einen Prozess an, bei dem in mehreren Schleifen alle Fakultäten, Verwaltungsmitarbeiter und der Senat eingebunden waren. Dabei mussten die Sitzungsrunden gut vorbereitet werden, wofür ich meinem damaligen Stab für die exzellente und effiziente Arbeit noch heute dankbar bin. In diesem Zusammenhang besonders erwähnenswert ist die Arbeit von dem inzwischen verstorbenen und kaum zu ersetzenden Vizepräsidenten für Forschung, Hans-Jürgen Appelrath, der aufgrund seiner Kontakte nicht nur den Fortbestand des Gründungs- und Innovationszentrums nach Auslaufen der Drittmittelförderung sicherte. In einem stringent geführten Verfahren führte er in mehreren Runden intensive Gespräche in den Fakultäten und konnte sich mit der gesamten Universität nach klar festgelegten Kriterien, die neben Forschung auch Lehrschwerpunkte berücksichtigten, die elf wichtigen Schwerpunktthemen der Universität erarbeiten, aus dem dann drei Profilthemen im Konsens mit dem Senat erstellt wurden:

Umwelt und Nachhaltigkeit,

Mensch und Technik,

Gesellschaft und Bildung.

Diesen Prozess konnte ich dann fast abgeschlossen an den neuen Präsidenten übergeben, wobei das Papier so gestaltet war, dass er dennoch genügend Freiräume hat, der Universität seine eigene Prägung zu geben.

Ein weiterer Meilenstein: In einer Sitzung mit den Fakultäten konnte der Vizepräsident für Verwaltung, Jörg Stahlmann, vermitteln, dass die Universität – trotz grundlegender Ressourcenknappheit – Rücklagen in den Fakultäten angehäuft hatte, die auch für übergreifende, dem Profil der gesamten Universität dienende Projekte zur Verfügung stehen müssen. Ich bewunderte, wie er mit seiner sachkompetenten, ruhigen Art der Dekaninnen und Dekanen die Zustimmung abrang, Teile dieser Mittel in einen zentralen Topf abzugeben, um damit auch das Präsidium handlungsfähiger zu machen.

Internationalisierung

Ein weiteres Arbeitspaket umfasste im Juli 2014 ein Audit zum Thema Internationalisierung, das mit umfangreichen Berichten und mehreren Diskussionsrunden intern vorbereitet worden war. Ich griff die Anregungen auch für mich auf und wollte meinen Teil beitragen. So gehörte ich zur Delegation des Landes Niedersachsen unter Ministerpräsident Stephan Weil, die Mitte November 2014 China besuchte. Mein Ziel war es hauptsächlich, die Möglichkeiten des weiteren Austauschs mit chinesischen Universitäten auszuloten und meine Kontakte in die niedersächsischen Regierungskreise zu intensivieren. Wir besuchten Shanghai, Hefei und Beijing. Von meinen Amtskollegen lernte ich, dass man werbewirksam ein Memorandum of Understanding mit einer befreundeten Universität unterschreibt, da dann der Ministerpräsident mit auf dem Bild erscheint. Damals bewunderte ich besonders die geniale Kooperation zwischen der Technischen Universität Braunschweig und der Universität Tongji. Beide haben zusätzlich sehr intensive Forschungskooperationen jeweils vor Ort mit VW. Bemerkenswert ist auch die verhältnismäßig kleine Technische Universität Clausthal mit ihrem strategisch bewusst aufgebauten höchsten Anteil ausländischer Studierender in Niedersachsen. Chinesische Studierende spielen dabei eine besondere Rolle. Mehr als 25 Rektoren chinesischer Universitäten studierten einstmals in Clausthal, und auch der derzeitige Wissenschaftsminister von China, Wang Gang, gehört zum Kreis der Alumni. Er lud den Rektor seiner ehemaligen Alma Mater und den Ministerpräsidenten zu einer Privataudienz ein.

Im nächsten Jahr ging es mit dem Ministerpräsidenten nach Qatar. Geplant war eigentlich auch eine weitere Reise nach Saudi-Arabien, für die ich ein nur für Geschäftsreisen vergebenes Einreisevisum mühsam beantragt hatte – mühsam auch deshalb, weil ich als Frau ohne Begleitung meines Ehemannes oder eines anderen männlichen Verwandten reisen wollte. Aufgrund des Tods des saudischen Königs musste dieser Teil der Reise am Vorabend des Antritts abgesagt werden. Die Reise nach Qatar war daher kurz. Ich lernte aus beiden Reisen, dass außer der Unterzeichnung von Goodwill-Erklärungen (Memorandum of Understanding, MOU) für den Wissenschaftsaustausch nicht viel zu erwarten ist. Aber immerhin begrüßt mich seitdem der Ministerpräsident bei Events freudestrahlend persönlich, wobei er durchaus auch einmal andere übersieht. Und das kann für die Arbeit sehr wertvoll sein.

Eine etwas andere Delegationsreise war die mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) nach Spanien im März 2015. Besucht wurden verschiedene Universitäten. Dabei fand ich das Konzept eines Forschungsinstituts in Barcelona besonders spannend, in dem unterschiedliche Institutionen unter einem Dach gemeinsam arbeiten. Die Laborräume werden nach wechselndem Bedarf vergeben und Geräte gemeinschaftlich genutzt. Man spürte im Haus eine lebhafte Atmosphäre. Nachahmenswert!

In einem etwas kleineren Kreis unter Beteiligung von Universitätspräsidenten aus Spanien und Dänemark, einem Internationalisierungsvertreter der Universität Groningen und einem EU-Netzwerker aus Mailand diskutierte ich mit interessierten Kolleginnen und Kollegen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unserer Universität in einem Workshop über das Thema „European Universities of the 21st Century“ die unterschiedlichen europäischen Internationalisierungsstrategien am 26. Juni 2015. Während die Universitad Autónoma de Madrid darauf baut, European Research Council (ERC) Grant Träger, die im europäischen Wettbewerb Eliteförderung erhalten haben, in Schwerpunktbereichen aus ganz Europa zu attrahieren (z. B. acht in der Mathematik), hat die Syddansk Universitet für alle Studierenden ein obligatorisches Auslandssemester eingeführt. Diejenigen, die Odense nicht verlassen möchten, müssen stattdessen Kurse auf Englisch besuchen. Wie man einen europäischen Doktortitel erlangt, davon berichtete der Leiter eines dafür gegründeten EU-Netzwerkes von der Università degli Studi di Milano-Bicocca, an dem ich als Wissenschaftlerin selber beteiligt bin. Radikal vorangetrieben hat die Internationalisierung die Rijksuniversiteit Groningen. Mit stringenten Fünfjahresplänen hat sie sich vor etwas mehr als zehn Jahren auf den Weg gemacht, sich von einer Provinzuniversität zum Global Player zu entwickeln. In den internationalen Rankings ist die Universität bereits unter den Top 100 weltweit. Zurzeit eröffnet sie eine Dependance von einem Drittel ihrer Größe in China.

Wechsel in der Region und in der Universität

In meine Amtszeit fiel der Wechsel einiger Führungspersönlichkeiten der Region. Für den nicht wieder kandidierenden Oberbürgermeister Prof. Dr. Gerd Schwandner wurde Jürgen Krogmann gewählt. Am Vorabend seiner ersten Wahlrunde schlenderte er mit mir über den Kramermarkt, und wir fuhren zusammen Geisterbahn. Dies wurde später zum Running Gag zwischen uns. Nach seiner Wahl pflegte er von Anfang an die Kontakte zur Universität, die er – wie seine Vorgänger auch – als einen der Grundpfeiler für die sehr gute Entwicklung Oldenburgs in den letzten Jahren wahrnimmt.

Einer der ausscheidenden Führungspersönlichkeiten aus der Wirtschaft hat sich besonders um die Universität verdient gemacht: Dr. Werner Brinker (EWE AG) war jahrelang erster Vorsitzender unseres Hochschulrats gewesen. Zur Ehrung und Würdigung seiner besonderen Verdienste, aber auch um seine ausgezeichnete Expertise in die Universität zu tragen, ernannte die Universität ihn am Ende meiner Präsidiumszeit zum Honorarprofessor. Mit Persönlichkeiten wie ihm, die zur Prägung der Stadt Oldenburg maßgeblich beigetragen haben, endet sicher eine Ära. Es bleibt zu hoffen, dass die Nachfolger ebenso begreifen, dass man sehr gute Arbeitskräfte und ihre Familien nur gewinnen und halten kann, wenn die Stadt über eine hervorragende Infrastruktur und ein großes Bildungs- und Kulturangebot verfügt.

Inzwischen ging die Suche nach einer neuen Präsidentin / nach einem neuen Präsidenten langsam voran. Ich selber hatte frühzeitig signalisiert, dass ich für dieses Amt nicht zur Verfügung stünde. Ich war zu diesem Zeitpunkt noch zu sehr Vollblutwissenschaftlerin und konnte mir nicht vorstellen, in meinen Forschungsgebieten nicht mehr zu arbeiten. Das Verfahren lief, wie es an einer Universität üblich ist: Bildung einer Findungskommission durch den Senat, Ausschreibung der Stelle, Sichtung der Bewerbungen und vertrauliche Diskussionen innerhalb der Kommission. Dann kam der 17. September 2014. Die Nordwest-Zeitung, die kein Verständnis dafür hatte, dass universitäre Prozesse komplexer und deshalb langsamer verlaufen als in der freien Wirtschaft, hatte auf nicht zu klärenden Wegen Details über das Verfahren herausgefunden, die nicht an die Öffentlichkeit hätten dringen dürfen. Sie publizierte einen Artikel unter Nennung einiger im Verfahren befindlicher Personen. Damit war das Verfahren geschädigt. Der Senat beschloss den Neustart. Ein schnelles Ende war so nicht in Sicht.

Der neue Präsident Prof. Dr. Dr. Hans Michael Piper wurde in der Senatssitzung am 11. März 2015 gewählt und vom Hochschulrat bestätigt, nachdem er sich am 27. Februar als einziger von der Kommission ausgesuchter Kandidat der Hochschulöffentlichkeit gestellt und die Universität für sich breit eingenommen hatte. Die Umsetzung als Landesbeamter von Nordrhein-Westfalen nach Niedersachsen gestaltete sich jedoch sehr schwierig, sodass er sein Amt erst am 1. August antreten konnte. In dieser quälend langen Zeit merkte ich, dass sich eine Reihe von Personen bereits auf den neuen Chef geistig eingestellt hatten.

Bilanz

Auch wenn ich sehr stark über Forschung geprägt war, lag mir Lehre genauso am Herzen. Als Mutter von zwei Kindern beobachtet man, dass die Jugend mit Medien ganz anders aufwächst als meine Generation. Sind wir als Universität darauf eigentlich vorbereitet? Am Ende meiner Amtszeit hatte ich daher als Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaft Leopoldina gemeinsam mit der VolkswagenStiftung im Schloss Herrenhausen zu einem Symposium am 19. Mai 2015 geladen, auf dem in hochkarätig besetzen Podiumsrunden zum Thema Bildung diskutiert wurde. Neben bekannten Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft konnte ich Führungspersönlichkeiten gewinnen – darunter die Rektoren der Universitäten Siegen und Duisburg, Prof. Dr. Holger Burckhart und Prof. Dr. Ulrich Radtke, den Generalsekretär der VolkswagenStiftung, Dr. Wilhelm Krull und den Wissenschaftsratsvorsitzenden Prof. Dr. Manfred Prenzel sowie den Wissenschaftslandschaftsgestalter Prof. Dr. Jürgen Zöllner und den Präsidenten der Leibniz-Gemeinschaft Prof. Dr. Matthias Kleiner. In drei Runden wurde zunächst ein moderner Bildungsbegriff vor dem Hintergrund der in die Universitäten kommenden „digital native“ Generationen, dann Bildung in der Institution Universität und schließlich Bildung im Wandel der Wissenschaftslandschaft im Kontext der Exzellenzinitiative diskutiert und später in einem Buch unter Mitwirkung von Marita Hillmer editiert. Geäußert wurde, dass die Grundfinanzierung der Universitäten den gewachsenen Studierendenzahlen angepasst werden muss, um einen Bildungsstandard garantieren und im internationalen Wettbewerb an die großen Exzellenzuniversitäten heranreichen zu können. Gleichzeitig müssen der demographische Wandel und die zunehmende Heterogenität der Studierenden berücksichtigt werden. Die Universität von morgen muss die historische Segmentierung von beruflicher Bildung, Hochschulbildung und Weiterbildung, zunehmend aufeinander abstimmen und die Übergänge fließend und lebensabschnittsgerecht gestalten. Sie muss zudem der Tatsache Rechnung tragen, dass die Technologieentwicklung immer schneller wird und sich die Gesellschaft inzwischen rasanter verändert, als eine Generation Hochschullehrender an der Universität ist. Dies gilt insbesondere für die neuen Medien. Im Kontext mit der Exzellenzinitiative müssen sich die großen Wissenschaftsorganisationen und die Universitäten stärker verzahnen, um ein noch leistungsstärkeres Wissenschaftssystem zu schaffen.

Am 31. Dezember 2015 endete meine Amtszeit im Präsidium. Ich hatte dort mehr Zeit verbracht – zunächst als Vizepräsidentin für Forschung und Transfer und dann als Interimspräsidentin – als die drei letzten Präsidentinnen und Präsidenten davor. Die Universität hatte sich in dieser Gesamtzeit enorm entwickelt. Zu Beginn meiner Amtszeit als Vizepräsidentin gab es drei Trans-Regio Sonderforschungsbereiche und ein wenige Monate vorher eingeworbenes, von der DFG gefördertes, Graduiertenkolleg sowie ein Landespromotionsprogramm. Fünf Jahre später waren diese SFB erfolgreich verlängert worden, ein Exzellenzcluster etabliert, und wir hatten drei weitere unabhängige DFG-Graduiertenkollegs eingeworben. Dazu kamen sieben Landesgraduiertenprogramme (kurz nach meinem Ausscheiden kam die Zusage für nochmals drei dazu), ein von einer Stiftung gefördertes Graduiertenprogramm, drei intern finanzierte Kollegs, mehrere Spitzenforschungscluster (finanziert vom Land), zwei Forschergruppen, ein erstes von einer Akademie langfristig gefördertes Projekt und mehrere erfolgreiche Einwerbungen von Nachwuchsgruppen (European Research Council, Lichtenberg, Emmy-Noether, BMBF). Auch in der Lehrerbildung und für die Lehre konnten größere Drittmittel erfolgreich eingeworben werden. Ebenso hat die Universität auf EU-Ebene zugelegt. Kollegen leiten mehrere größere Projekte und haben ein Jean Monnet Centre of Excellence eingerichtet. Daneben wurde der Aufbau einer medizinischen Fakultät in Angriff genommen. Weiterhin ist die Universität eine der drei ersten deutschen Gründerinnen- und Gründer-Hochschulen geworden. Als Interimspräsidentin durfte ich zwei neue Gebäude einweihen (Forschungsbau NeSSy, Forschungsbau für das Exzellenzcluster und die Forschungszentren Neurosensorik und Sicherheitskritische Systeme und das StudierendenServiceCenter) sowie das Richtfest für einen weiteren Forschungsbau für die Windenergieforschung mitfeiern. Dennoch platzt unsere Universität aus allen Nähten.

Meine Vorgängerin intensivierte die 2005 begonnenen Gespräche des Präsidiums mit außeruniversitären Forschungsorganisationen – mit dem Ziel, langfristig Fraunhofer-, Helmholtz-, Leibniz- und DLR-Institute in Oldenburg zu etablieren, die über das hinausreichen sollen, was es jetzt schon an Arbeitsgruppen und Brückenprofessuren aus diesen Bereichen bei uns gibt. Die Kommunikation fortzusetzen empfand auch ich als eine besonders wichtige Aufgabe. Ob sie Früchte tragen wird, muss sich zeigen. Chancen haben wir. Im ungünstigsten Fall bleibt es beim Status quo. Auf alle Fälle ist unsere Universität selbstbewusst auf dem Weg, „die Universität Konstanz des Nordens“ zu werden. Bezüglich Studierendenzahlen haben wir Konstanz bereits deutlich überholt …

Mein Wechsel zurück in die Wissenschaft war schmucklos. Zunächst arbeitete ich noch ein paar Monate als Vizepräsidentin für Forschung und Transfer und konnte dem neuen Präsidenten bei seiner Einarbeitung behilflich sein, bevor ich zum 1. Januar 2016 wieder in meinen Arbeitskreis wechselte. Eine besonders nette Geste: Herr Piper verlieh jedem ehrenamtlichen Präsidiumsmitglied der Übergangszeit als Würdigung ihrer/seiner Arbeit im Rahmen seiner offiziellen Amtseinführung die Ehrenplakette, die er dafür neu ins Leben gerufen hatte.

Zurück in der Wissenschaft saß ich zunächst wie Pik Sieben in meinem Zimmer. Der Kalender war gähnend leer im Vergleich zu früher. Meine früheren, regelmäßigen Drittmitteleinwerbungen waren praktisch auf null gesunken. Ich musste mich wieder mit wissenschaftlichen Fragen in die Tiefe gehend befassen und wurde nicht permanent mit mir zugearbeiteten Unterlagen vorbereitet. Mit so viel Freiheit musste ich zunächst wieder umgehen lernen. Vorteil war, dass ich plötzlich viel schärfer die Zusammenhänge in den wissenschaftlichen Fragestellungen erkannte, weil ich Zeit ganz anders wahrnehmen und einsetzen konnte.

Was bleibt am Ende? Ich habe viele interessante Momente erlebt und nicht nur gelernt, Führungsaufgaben zu übernehmen. Ich habe Einblicke in Bereiche erhalten, die man sonst nicht zu sehen bekommt. Sicher habe ich ungewöhnliche Persönlichkeiten kennengelernt, doch die gibt es auch bei meinen wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Eins habe ich auch gelernt: Wer dort oben im Präsidium sitzt, wird an der Basis von denen, die nicht hochschulpolitisch interessiert sind, kaum wahrgenommen. Dies wurde mir nach Ende meiner Amtszeit sehr deutlich gemacht. An der Kasse in der Mensa am Uhlhornsweg wurde ich von einer Kassiererin angesehen und freundlich gefragt, ob ich Gast oder Angestellte der Universität sei … Memento moriendum esse!

[1] Gerhard Harms und Peter Waskönig (Hrsg.), „Mehr Lust als Last?“ Der Gründungsrektor sowie die Präsidentinnen und Präsidenten der Carl von Ossietzky Universität über ihre Herausforderungen und Erfolge 1974-2015, Oldenburg 2017, BIS-Verlag.

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